Die Stellungnahme der Leipziger Hostel-Betreiber und der Offene Brief an Finanzbürgermeister Torsten Bonew am Montag, 6. August, zu den Ungleichgewichten in seinem Entwurf für die Leipziger Gästetaxe, zeigen Wirkung. Dass die Fraktionen von SPD und Die Linke eine Differenzierung der Gästetaxe gerade für Reisende mit kleinem Geldbeutel fordern, finden der Gastwirteverband DEHOGA und die Leipziger IHK nur logisch und stimmen dem Anliegen zu.

Sie waren ja beide in die Erarbeitung der Ausgestaltung der Gäsetaxe mit eingebunden. Beide betonen aber auch, dass sie den Schwerpunkt ihrer Arbeit auf etwas anderes gelegt hatten: „Im Gegensatz zu einer über mehrere Jahre diskutierten Bettensteuer werden die Einnahmen der Gästetaxe zweckgebunden für die Finanzierung der touristischen Infrastruktur in der Stadt Leipzig verwendet. Damit kommt sie indirekt auch allen Unternehmen zugute, die vom Tourismusgeschäft partizipieren. Mit Blick auf diese Vorteile der Gästetaxe gegenüber einer Bettensteuer sprechen sich sowohl die IHK zu Leipzig als auch der DEHOGA Regionalverband Leipzig für die Einführung einer Gästetaxe aus.“

Besonders wichtig war beiden Interessenvertretern, dass die Hotelbetreiber, wenn sie die Gästetaxi schon kassieren sollen, auch mitreden können, wenn es darum geht zu klären, für welche tourismusrelevanten Aufgaben das Geld dann auch ausgegeben wird. Deswegen heißt es im Entwurf nun auch, dass Unternehmen und ihre Interessenvertreter im „Forum Gästetaxe“ ein Mitspracherecht bei der Auswahl von touristischen Projekten, die aus Einnahmen der Gästetaxe finanziert werden sollen, bekommen sollen. Insofern sind aus ihrer Sicht wesentliche Forderungen der Wirtschaft in die Ratsvorlage eingeflossen.

Wer die Vorlage liest, sieht auch, dass die Kalkulation von 3 Euro pro Übernachtung sehr summarisch ist. Eine Ausdifferenzierung auch nach den unterschiedlichen Reisendengruppen fehlt noch.

Das muss auch aus Sicht von IHK und DEHOGA unbedingt noch geändert werden.

„Mit 3 Euro pro Übernachtung würde Leipzig einen deutschlandweiten Spitzenplatz einnehmen“, erklärt dazu Rita Fleischer, Stellvertretende Hauptgeschäftsführerin der IHK zu Leipzig. „Die seitens der Verwaltung vorgegebene Höhe der Abgabe wurde leider bislang nur an der Höhe der erzielbaren Gesamteinnahmen gemessen. Die zu erwartenden Auswirkungen auf Reisende mit einem schmaleren Geldbeutel wurden vernachlässigt. Deshalb begrüßen wir ausdrücklich den Vorstoß aus dem Stadtrat, Kinder und Jugendliche von der Gästetaxe zu befreien.“

Detlef Knaack und Holm Retsch vom DEHOGA Regionalverband Leipzig betonen ihrerseits, dass aufgrund der unterschiedlich strukturierten Beherbergungsbetriebe und deren preislicher Angebote die Gästetaxe zwingend zu differenzieren ist.

Jetzt kann man gespannt sein, ob Finanzbürgermeister Torsten Bonew seine Vorlage noch einmal konkretisiert oder ob im Stadtrat einfach der Antrag von SPD und Linke angenommen wird.

Linke und SPD beantragen klare Ausnahmeregelungen für alle Gästegruppen, die es nicht so dicke haben

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Es gibt 3 Kommentare

Ich war dieses Jahr an der Nordsee, Ostfriesland. Da zahlt man 3,50 Kurtaxe. Es sind dort allesamt Luftkurorte, ich nehme an, die Luft ist auch deutlich besser, und wenn man konsequent irgendwelche Angebote der Öffentlichen Einrichtigungen oder einiger Unternehmen in Anspruch nimmt, könnte man sogar was sparen. Mir Kurkarte gibt es nämlich Rabatt.
Und hier bekommt man für 3 Euro dann was?

Für besonders überdenkenswert halte ich die Zweckbestimmung der geplanten Gästetaxe. Mit einer konkreten Zielstellung – z. B. für den ÖPNV in der Stadt – wäre die Sache plausbler. Ich könnte mir vorstellen, dass Hotels, Pansionen u. Ä. keine Gästetaxe an die Stadt zahlen müssen, wenn sie belegen, dass sie in Höhe des geforderten Betrages Tages- bzw. Wochenkarten bei den LVB geordert haben. Wie sie diese an ihre Gäste bringen, wäre ihnen übrlassen und könnte ein eigenes Werbeargument darstellen.

Wer sich die Tourismusabgaben in Deutschland oder jene in richtig guten Urlaubsgebieten ansieht, wird schnell feststellen, dass die avisierten 3 Euro völlig daneben geschossen sind. Hier standen wohl einigen die Dollarzeichen in den Augen, als sie dieses Thema vorantrieben.
Im nationalen / internationalen Vergleich halte ich max. 1 Euro (pro Tag und Person!) für realistisch; alles andere wird den Ruf Leipzig schädigen und eher abschreckend wirken.

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