Im Juli brütete auch die Stadt Leipzig unter tropischen Temperaturen, der Regen blieb aus. Die Stadt erlebte wohl genau das, was beim aktuellen Klimawandel auf Städte wie Leipzig künftig immer wieder zukommt. Und selbst die Straßenbäume litten, ein Thema, das die Piraten-Stadträtin Ute Elisabeth Gabelmann beschäftigte. Auf ihre Anfrage hat jetzt das zuständige Umweltdezernat geantwortet.

Denn natürlich macht sich auch eine politikinteressierte Spaziergängerin Gedanken darüber, ob in Leipzig die richtigen Bäume stehen. Gerade jetzt, wo sie Hitze- und Dürrestress aushalten müssen. Haben sich Leipzigs Bäumepflanzer darüber Gedanken gemacht?

Oder mit den Worten von Ute Elisabeth Gabelmann: „Unter welchen Aspekten der Auswirkungen auf das Stadtklima werden Baumsetzlinge ausgesucht (z. B. Wuchshöhe, Schattenwurf etc.)? Falls insbesondere Schattenwurf eine Rolle spielt: wie viel Prozent der Straßen in Leipzig sind vollständig ganztägig beschattet? Welcher Wert wird hier künftig angestrebt?“

Die Antwort kommt, wie üblich, von einem Fachmann oder einer Fachfrau, die sich im zuständigen Amt für Grünflächen und Gewässer mit dieser Frage beschäftigen müssen.

Das klingt dann so: „Eine Auswahl von Arten und Sorten bei Straßenbäumen erfolgt hinsichtlich der allgemeinen Toleranz bezüglich der mit dem Klimawandel erwarteten Auswirkungen. Als Orientierungshilfe hierzu dienen z. B. Klimamatrizen aus der Fachliteratur und den Fachverbänden. Die Kriterien Wuchshöhe und Schattenwurf stellen kein klassisches Auswahlkriterium dar. Die Auswahl der Baumarten muss regelmäßig auf Grundlage der baulichen und räumlichen Rahmenbedingungen der geplanten Standorte geprüft werden.“

Das beruhigt ja: Man achtet schon darauf, dass die Bäume eine gewisse Klima-Toleranz aufweisen. Und wie ist es mit der hilfreichen Wirkung für die Stadtbewohner?

Ute Elisabeth Gabelmann: „Welche Abwägungen werden beim Baumschnitt zwischen klimatischen Aspekten (z. B. möglichst großer Schattenwurf und viel Grün) und Aspekten des Straßenverkehrs getroffen?“

„Eine Auswahl der Gehölze erfolgt anhand der real bestehenden Raumstruktur. Sofern ein angemessener Raum zur Entfaltung der Kronen bereitgestellt werden kann, wird auf eine größere, dem Raum entsprechende Baumart abgestellt. Die Aspekte des Straßenverkehrs werden regelmäßig geprüft. Dabei können kleinkronige Bäume nur bedingt, z. B. in Fußgängerzonen, eingesetzt werden. In Bereichen mit angrenzender Straßenbahn sind hingegen Bäume einzusetzen, bei welchen das Lichtraumprofil über das geforderte Maß von 4,50 m über der Fahrbahn entwickelt werden kann.“

Und dann wird sie ganz konkret. Denn wenn die Stadtgärtner so überzeugt sind, dass sie auch die richtigen Bäume pflanzen – überprüfen sie das dann auch? Messen sie zum Beispiel die Wirkung der Bäume?

Oder mit Gabelmanns Worten: „Werden Vergleichsmessungen (z. B. Temperatur, Feinstaub) zwischen begrünten/beschatteten Straßen und unbeschatteten/unbegrünten Straßen vorgenommen, wie sie beispielsweise in Wien erhoben werden? Falls ja: Welche konkreten Werte werden erhoben? Welche Temperaturunterschiede werden gemessen? Welche Unterschiede bei den Feinstaubwerten ergeben sich?“

Nun, das passiert so (leider) nicht, teilt das Umweltdezernat mit: „Messungen zur Darstellung der unterschiedlichen Temperatursituationen oder unterschiedlicher Feinstaubbelastungen in unbegrünten und begrünten Straßenabschnitten werden seitens der Stadt Leipzig nicht durchgeführt. Der Stadt fehlen geeignete Messgeräte und personelle Kapazitäten, um längerfristig Messdaten zu erheben.“

Da hat man also die gleiche Situation wie beim Straßenlärm, bei Feinstaub- und Stickoxid-Belastung: Das alles modelliert die Stadtverwaltung nur. Für regelmäßige flächendeckende Messungen fehlen ihr die Kapazitäten.

Aber zum Glück gab es ja vor drei Jahren das gemeinsame Forschungsprojekt mit dem Deutschen Wetterdienst, das zumindest einige Vermutungen zum Leipziger Stadtklima auch messtechnisch bestätigt hat.

Das Umweltdezernat: „Jedoch zeigen aktuelle modellgestützte gesamtstädtische Untersuchungen zum Stadtklima einen erheblichen positiven Einfluss von Schatten insbesondere auch von Bäumen auf den bioklimatischen Komfort im Straßenraum. Abhängig von der Anzahl, Größe und Verteilung der Bäume zeigen sich die Effekte im gesamten Straßenraum oder direkt unter dem Kronenbereich der Bäume.

Ebenso zeigt die in den Jahren 2014-2015 stattgefundene Stadtklimauntersuchung des DWD, die u. a. Profilmessfahrten durch verschiedene Bereiche der Stadt zu verschiedenen Tageszeiten umfasste, ein ganz ähnliches Bild. Insbesondere durch Bäume und Gebäude beschattete Bereiche waren während der nachmittäglichen Messfahrt deutlich kühler als besonnte Bereiche. Die größten Unterschiede zeigten sich in einer Abendfahrt zwischen stark verdichteter Innenstadt und Auenniederung mit ca. 11 K.“

Ute Elisabeth Gabelmann hat dann noch gefragt, wie das mit dem Gießen oder Nicht-Gießen der Straßenbäume ist. Aber da war auch die Antwort des Umweltdezernats eindeutig: Wenn der Regen so lange ausbleibt, brauchen gerade junge Bäume im Stadtraum dringend Wasserhilfe durch die Anwohner. Sonst gehen sie einfach kaputt.

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