Seit 2018 setzen Trockenheit und Hitze den Leipziger Straßenbäumen heftig zu. Das erhöht nicht nur das Wasseraufkommen zum Gießen des Baumbestandes. Das erhöht auch die Gefahr absterbender Bäume und abbrechender Äste. Also muss öfter kontrolliert und eingegriffen werden, was die Kosten für die Verkehrssicherungspflicht beim Amt für Stadtgrün und Gewässer 2022 um über 1 Million Euro erhöht.

In der Ratsversammlung am 9. November werden die Fraktionen über die entsprechende Vorlage zum Mehrbedarf im Amt für Stadtgrün und Gewässer abstimmen müssen. Aber sie werden den Posten schlicht nicht ignorieren können. Denn Sicherheit geht vor, auch und gerade weil die Leipziger um jeden Baum im Stadtgebiet kämpfen.

„Aufgrund der hohen Anzahl notwendiger Pflege- und Fällmaßnahmen in 2022 am Baumbestand (Straßenbäume, Park- und Grünanlagenbäume sowie Bäumen auf C-Flächen in Kleingartenanlagen) der Stadt Leipzig zur Wiederherstellung der Verkehrssicherheit wurden bis zum 14. September bereits Maßnahmen in Höhe von 935.000 Euro durchgeführt und abgerechnet. Weitere Maßnahmen mit einem Gesamtvolumen in Höhe von 918.000 Euro sind beauftragt“, stellt das Amt für Stadtgrün und Gewässer in seine Vorlage fest.

Zur Verfügung standen aber im Haushalt 2022 nur 1.299.650 Euro, ein Ansatz, der damit bereits um 554.020,72 Euro überzogen wurde. „Für weitere Aufträge für Baumpflege- und Fällmaßnahmen zur Aufrechterhaltung der Verkehrssicherheit entstehen überplanmäßige Aufwendungen nach § 79 SächsGemO in Höhe von 1.065.000 Euro.“

Diese 1,065 Millionen Euro müsste die Ratsversammlung jetzt noch für 2022 bewilligen.

Fünf Jahre Dauerstress für Leipzigs Bäume

„Die Hitze- und Trockenjahre seit 2018 haben gravierende Auswirkungen auf den Baumbestand der Stadt Leipzig. Mit zeitlicher Verzögerung treten Schädigungen an den Bäumen auf, die sich in einer verstärkten Bildung von Totholz, abgestorbenen Kronenteilen, geschwächten und abgestorbenen Bäumen äußern. Dies führte zu einer Erhöhung notwendiger Pflege- und Fällmaßnahmen an Bäumen zur Gewährleistung der Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger sowie der Gäste der Stadt Leipzig“, schildert das Amt für Stadtgrün und Gewässer das Problem, das sich mit jedem Jahr starker Hitzebelastung und langer Trockenphasen verstärkt.

Und da die Bäume im öffentlichen Rau stehen, ist die Stadt in der Pflicht, die darunter laufenden und fahrenden Bürger vor abbrechenden Ästen oder gar umstürzenden Bäumen zu bewahren. Bei problematischen Bäumen geht es da nicht ohne Ausästungen oder gar Fällungen.

„Die Maßnahmen sind mit Bearbeitungsfrist festgelegt und dokumentiert. Die Maßnahmen müssen bis zur Fristsetzung durchgeführt werden, um etwaige Schadensersatzansprüche nach den §§ 823 ff. BGB zu verhindern“, betont das Amt für Stadtgrün und Gewässer.

„Der Verzug festgelegter Fristen zur Ausführung entsprechender Maßnahmen würde zudem die Sperrung von Straßenzügen sowie Park- und Grünanlagen nach sich ziehen, da die Verkehrssicherheit im Umfeld von Bäumen mit festgelegten Pflege- oder Fällmaßnahmen dann nicht mehr garantiert werden kann. Die Folgen sind zusätzliche Kosten für die Sperrung der genannten Bereiche.“

Welcher Aufwand selbst hinter den nötigen Kontrollen steckt, zeigen schon die blanken Zahlen: 57.000 Bäume stehen allein an Leipzigs Straßen. Mit den Bäumen in Parks und Grünanlagen sind insgesamt 114.000 Bäume im Leipziger Straßenbaumkataster registriert.

Und es sind noch nicht einmal alle erfasst, stellt das ASG fest: „Neben dem bereits digitalisierten Baumbestand müssen weitere Bäume ersterfasst und einer Regelkontrolle unterzogen werden. Aufgrund der langen Pflegerückstände dieser Bäume fallen hier erfahrungsgemäß mehr Maßnahmen an, als bei regulären Regelkontrollen bereits erfasster Bäume.“

Sodass auch die Kontrollen finanziell stärker ins Gewicht fallen. Allein dafür fallen 2022 zusätzliche 22.000 Euro an. Die Pflegearbeiten an 5.691 Bäumen, die schon beauftragt sind, kosten rund 640.000 Euro und die Fällungen von 639 Bäumen plus rund 400 Stubbenfräsungen und Standortsicherungen fallen noch einmal mit rund 400.000 Euro ins Gewicht.

Im Grunde erzählt die Vorlage davon, dass das Wettrennen um die Rettung Leipziger (Straßen-)Bäume längst begonnen hat. Sie leiden unter massivem Stress. Und das könnte sich, wenn es immer mehr Dürrejahre gibt, noch weiter verschärfen.

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