Im Juni war es wahrscheinlich auch schon heiß. Man kommt ja ganz durcheinander, wenn ein Hitzemonat dem anderen gleicht. Aber im Juni tagte der Petitionsausschuss zwei Mal mit der Petitionsvorlage „Biodiversität durch naturbelassene Feldraine verbessern“ auf dem Tisch. Und dazu die Stellungnahme aus dem Umweltdezernat, die wortreich erklärte, warum man sich um die Petition nicht kümmern müsste. Man kümmere sich ja schon höchstambitioniert um die Feldraine.

Über die Stellungnahme des Umweltdezernats haben wir damals schon berichtet und uns über die Leere darin gewundert. In einem Jahr, in dem die Themen Insektensterben und Klimawandel so offenkundig erlebbar sind, kann man über eine solche Petition nicht einfach hinweggehen, ohne wirklich zu erklären, was die Stadt Leipzig wirklich tut, um Feldraine zu erhalten oder gar zu erweitern. Denn hier und dort ein Feldrain nutzen ja nichts, wenn die Insekten dann trotzdem weite Strecken ohne Nahrungsangebot und Brutplätze überwinden müssen.

Das hat ja der Insektenforscher Andreas H. Segerer in seinem Buch zum Insektensterben sehr anschaulich beschrieben. Und man hätte in einer Stellungnahme der Verwaltung zumindest erwartet, dass auf die Zusammenhänge eingegangen wird und irgendwo das Handlungsgerüst skizziert wird, innerhalb dessen Leipzigs Umweltverantwortliche dabei handeln.

Aber augenscheinlich hat sich der Petitionsausschuss von der wortreichen Stellungnahme aus dem Umweltdezernat blenden lasen, obwohl wirklich nichts darin steht, was die Stadt tastsächlich tut, um die Feldraine im eigenen Stadtgebiet zu sichern oder (was wahrscheinlich viel notwendiger wäre) auszubauen. Das einzige Projekt, das dazu stattfindet, ist das Forschungsprojekt „stadt PARTHE land“.

Und so reduziert sich die Aussage der Verwaltung zu dem, was in Leipzig tatsächlich passiert, auf diesen Abschnitt: „Der Beitrag der Stadt Leipzig wird vorrangig in der Möglichkeit gesehen, entsprechende Landschaftselemente im Rahmen der Kompensation von Eingriffen in den Naturraum durch den Vorhabenträger entstehen zu lassen. In diesem Zusammenhang wird auf das Forschungsprojekt ‚stadt PARTHE land‘ verwiesen, in welchem Produktionsintegrierte Kompensationsmaßnahmen (PIK), unter Mitwirkung eines Hauptpächters landwirtschaftlicher Flächen im Eigentum der Stadt Leipzig, untersucht werden.

Dabei sollen Kompensationsmaßnahmen in den laufenden Produktionsablauf eines Unternehmens eingebunden werden, wodurch ein Flächenentzug verhindert wird und eine Bewirtschaftung auch weiterhin, z. B. durch extensive Bewirtschaftung, Anlage von Lärchenfenstern, Anlage von Blühstreifen u. ä. sichergestellt wird.“

Ein Forschungsprojekt. Mehr nicht. Keine Handlungsstrategie, kein Sicherungsprogramm.

Da verblüfft schon, dass der Petitionsausschuss dann als Beschlussempfehlung formulierte: „Die Petition wird als erledigt angesehen, da ihr bereits durch verschiedene Maßnahmen entsprochen wird. Der Schutz und die Förderung von Feldrainen ist in vielen Bereichen Gegenstand von aktuellem Verwaltungshandeln und wird auf Grundlage der gesetzlichen Vorgaben umgesetzt und berücksichtigt.“

Genau das ist aber weder aus der Stellungnahme der Verwaltung noch aus den Informationsangeboten im Internet zu entnehmen.

Aber vielleicht war die Hitze schuld. Sie ermutigt ja nicht wirklich zu einer Zurückweisung einer Stellungnahme, die so bissfest ist wie ein nassgewordenes Brötchen.

Was tut Leipzig wirklich zum Erhalt der wertvollen Feldraine in seiner Flur?

Was tut Leipzig wirklich zum Erhalt der wertvollen Feldraine in seiner Flur?

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