Es waren zwei Faktoren, die 2020 dazu geführt haben, dass Leipzig zum ersten Mal seit 15 Jahren zwei von der WHO gesetzte Grenzwerte für die Luftschadstoffbelastung unterschritten hat. Und einer dieser Faktoren war eindeutig der durch Corona geminderte Verkehr. Kein Grund, die Bemühungen zu vermindern, auch wenn der Trend für Leipzig spricht.

Berichtet haben wir über diese positive Entwicklung schon am 24. Januar, denn der „Quartalsbericht 2/3“ für das Jahr 2020 zeigte schon die Entwicklung bis zum September. Aber im letzten Quartal gab es ja noch einmal einen großen Lockdown. Der hat den Trend nur noch verstärkt. Leipzigs Feinstaubbelastung hat aktuell den niedrigsten Wert seit dem Wirksamwerden des Grenzwertes im Jahr 2005 erreicht. Darüber informierte am Mittwoch, 3. Februar, das Amt für Umweltschutz der Stadt Leipzig.„Die jahresmittlere Konzentration ist an den verkehrsnahen Messstellen und im städtischen Hintergrund erheblich gesunken“, konstatiert Leipzigs Umweltbürgermeister Heiko Rosenthal.

Bei Feinstaub (PM10) wurde 2020 erstmals auch der vom Stadtrat im Jahr 2003 beschlossene Zielwert und die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO) vorgeschlagene maximal zulässige jahresgemittelte Konzentration in Höhe von 20 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft erreicht bzw. unterschritten. Auch die Belastung der Luft mit Stickstoffdioxid erreichte 2020 den niedrigsten Wert seit 2010, als der aktuell geltende Grenzwert wirksam wurde.

Aus Sicht von Peter Wasem, der das Amt für Umweltschutz seit 2019 leitet, sind mehrere Faktoren ausschlaggebend: „Der Rückgang der Luftschadstoffbelastung ist unter anderem das Ergebnis gesetzlicher Emissionsverschärfungen und der Maßnahmen zur Verbesserung der Luftqualität, die auf unterschiedlichen administrativen Ebenen umgesetzt wurden. Auch die Meteorologie wirkte sich gerade in den letzten Jahren auf eine geringere Feinstaubbelastung begünstigend aus.“

So klingt das in herrlichstem Amtsdeutsche. In die raue Wirklichkeit übersetzt, ist das aber kein so ruhmreiches Bündel. Denn hinter dem Wort Meteorologie verbergen sich drei viel zu warme Winter, die logischerweise das Betreiben von Öfen und Essen in Leipzig drastisch reduzierten. Weniger Verbrennung aber bedeutet eben auch weniger Ruß, sprich: Feinstaub.

Und da geht es nicht nur um Leipzig, denn die Grundlast an Feinstaub wird nach Leipzig eingetragen. Gerade bei Ostwind bekommt auch Leipzig zu spüren, was aus osteuropäischen Schornsteinen in die Luft geblasen wurde. Und Polen ist noch lange nicht so weit, einen belastbaren Kohleausstiegsplan vorzulegen.

Positiv ist natürlich die Entwicklung im Kfz-Verkehr. Denn hier wirkt sich langfristig die 2011 eingeführte Umweltzone aus, die zunehmend nur noch emissionsärmere Fahrzeuge ins Stadtgebiet lässt. Parallel dazu wurde auch die Flotte der Fahrzeuge Jahr um Jahr abgebaut, die noch mit Ausnahmegenehmigung im Stadtgebiet unterwegs sein durften. Damals waren es noch 6.856, die mittlerweile sämtlich ersetzt wurden – jedenfalls wenn man die Meldungen der Stadt dazu betrachtet.

Wesentlichen Einfluss auf die Luftqualität hat aber der motorisierte Straßenverkehr auch dann, wenn er zahlenmäßig reduziert wird. Wie das Amt für Umweltschutz berichtet, führte der durch Corona bedingte Lockdown im letzten Frühjahr zu einer Abnahme des Verkehrsaufkommens um durchschnittlich 47 Prozent an der Luftmessstation Leipzig Mitte. Dies ließ nach einer ersten Auswertung die dortige Stickstoffdioxidbelastung während des Lockdowns um etwa 30 bis 40 Prozent sinken.

Aufgrund des Verkaufsverbots für Pyrotechnik und der verhangenen Ausgangsbeschränkungen wurde zum Jahreswechsel 2020/2021 die Umwelt sehr viel weniger mit Luftschadstoffen insbesondere mit Feinstaub belastet. So stehen am Neujahrstag gemessene PM10-Spitzenkonzentrationen im Stundenmittel von knapp über 100 Mikrogramm, Spitzenkonzentrationen von mehr als 1.000 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft im Jahr zuvor gegenüber.

Auch das, was vom Feuerwerk nach dem Zünden als Abfall zurückbleibt, fiel stadtweit mengenmäßig deutlich geringer aus als in früheren Jahren. Im Stadtzentrum fiel gar kein Müll an. In den Jahren zuvor mussten alleine hier bis zu 10 Tonnen beräumt werden.

Darüber konnten wir schon am 25. Januar berichten.

„Alles in allem ein Gewinn für die Umwelt und letztendlich für uns Menschen“, meint Amtsleiter Peter Wasem. „Ich wünsche mir einen Fortgang dieser Entwicklung für die kommenden Jahre – auch ohne durch Corona bedingte Zwangsmaßnahmen.“

Hinweis der Redaktion in eigener Sache

Seit der „Coronakrise“ haben wir unser Archiv für alle Leser geöffnet. Es gibt also seither auch für Nichtabonnenten alle Artikel der letzten Jahre auf L-IZ.de zu entdecken. Über die tagesaktuellen Berichte hinaus ganz ohne Paywall.

Unterstützen Sie lokalen/regionalen Journalismus und so unsere tägliche Arbeit vor Ort in Leipzig. Mit dem Abschluss eines Freikäufer-Abonnements (zur Abonnentenseite) sichern Sie den täglichen, frei verfügbaren Zugang zu wichtigen Informationen in Leipzig und unsere Arbeit für Sie.

Vielen Dank dafür.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 2 Kommentare

Schreiben Sie einen Kommentar