Immer wieder wurde der Widerstand gegen den Faschismus in der Ratsversammlung in der letzten Zeit zum Thema. Zuletzt war es die Würdigung der Leipziger Meuten, die hier debattiert wurde. Am 17. Dezember gab es nun etwas eher Seltenes zu erleben: Der Petitionsausschuss selbst hatte einen Antrag gestellt. Normalerweise schreibt er nur Beschlussvorschläge, wie mit den Petitionen der Leipziger umgegangen werden soll.

Auch in diesem Fall war eine Petition der Auslöser, auch wenn der Petent seine Petition wieder zurückgezogen hat. Er hatte sich neben dem Goerdeler-Denkmal am Neuen Rathaus auch ein Denkmal für William Zipperer (1884 bis 1945) gewünscht.

Das Anliegen aber fanden die Mitglieder des Petitionsausschusses richtig. Und es sei gerade wieder hochaktuell, wie Beate Ehms, Linke-Stadträtin und Vorsitzende des Petitionsausschusses, in der Ratsversammlung am 17. Dezember betonte. Man könne gar nicht genug darauf verweisen, wie wichtig der Kampf gegen den Faschismus sei.

Und William Zipperer gehört zu einer Widerstandsgruppe, die ihren Kampf am Ende mit dem Leben bezahlte. Am 12. Januar 1945, wenige Monate vor dem Kriegsende in Europa und dem Sturz des NS-Regimes, wurde Zipperer als Mitglied der Gruppe um Georg Schumann in Dresden hingerichtet. Mehrere Straßen in Leipzig sind nach Mitgliedern der Gruppe benannt. Auch Zipperer wird mit einer solchen Straßenbenennung geehrt.

„Bereits in der DDR wurden Straßen in Leipzig nach Mitgliedern des Nationalkomitees Freies Deutschland benannt – so auch nach dem im Januar 1945 hingerichteten William Zipperer, dessen Leipziger Widerstandsgruppe sich am Nationalkomitee orientierte. Darüber hinaus erinnern heute eine Gedenktafel sowie ein Stolperstein an seinem ehemaligen Wohnhaus an sein Leben und Wirken.

Die im Zuge der Sanierung seines früheren Wohnhauses gefundenen Bücher aus Zipperers Besitz wurden in die Sammlung des Stadtgeschichtlichen Museums aufgenommen und werden gegenwärtig im Alten Rathaus gezeigt“, begründeten die Mitglieder des Petitionsausaschusses ihren Antrag.

„Vor diesem Hintergrund sieht die Stadt Leipzig von der Errichtung eines zusätzlichen Denkmals ab. Stattdessen erscheint es zielführend, die noch aus der DDR-Zeit stammende bestehende Gedenktafel zu erneuern und mit einem digitalen Angebot – etwa einer thematischen Webseite – zu ergänzen.

So kann nicht nur der Name William Zipperer stärker ins öffentliche Bewusstsein gerückt werden, sondern auch aktuelle Forschungsergebnisse zu seiner Biografie, seiner kritischen Haltung zur stalinistisch dominierten KPD in den späteren 1920er Jahren, seiner Rolle im Widerstand sowie zu seinen Weggefährt/-innen zugänglich gemacht werden.“

Eine Route zu den Orten des Widerstands

Und noch etwas konnten sich die Mitglieder des Petitionsausschusses vorstellen: „Zusätzlich soll über die städtische digitale Plattform Erinnerungskultur eine thematische Route entwickelt werden, die Orte des Widerstands gegen das NS-Regime in Leipzig verbindet – einschließlich des Wohnorts von William Zipperer. Diese Route kann interessierten Bürger/-innen sowie Schulen und anderen Bildungseinrichtungen als Grundlage für eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Thema dienen.“

Also quasi eine Route des Widerstands.

Frau Anne Vollerthun (Bündnis 90/Die Grünen) im Leipziger Stadtrat am 17.12.2025. Foto: Jan Kaefer
Anne Vollerthun (Bündnis 90/Die Grünen) im Leipziger Stadtrat am 17.12.2025. Foto: Jan Kaefer

In eine ähnliche Richtung zielte dann auch ein Änderungsantrag der Grünen-Fraktion, der von Anne Vollerthun vorgestellt wurde. Hier stand die Schumann-Engert-Kresse-Gruppe besonders im Fokus, die in Form einer digitalen und physischen Ehrung besonders gewürdigt werden soll.

„Eine angemessene Ehrung dieser Widerstandsgruppe ist nicht nur ein Akt der historischen Gerechtigkeit, sondern auch ein wichtiges Signal für die Gegenwart. In Zeiten, in denen demokratische Werte wieder zunehmend unter Druck geraten und rechtsextreme Tendenzen erstarken, ist die Erinnerung an den Widerstand gegen den Nationalsozialismus von besonderer Bedeutung.“

Der Grünen-Antrag fand mit 38:12 Stimmen bei elf Enthaltungen auch die nötige Mehrheit.

Noch deutlicher war das Ergebnis für den Antrag aus dem Petitionsausschuss mit 50:0 Stimmen bei 12 Enthaltungen. Sodass die Stadt jetzt auf jeden Fall den Auftrag hat, die Gedenktafel am Wohnhaus von William Zipperer zu erneuern und sich (digitale) Formen der Würdigung für die Schumann-Engert-Kresse-Gruppe auszudenken, vielleicht sogar – wie im Antrag des Petitionsausschusses im Weiteren formuliert – eine thematische Route zu entwickeln, die Orte des Widerstands gegen das NS-Regime in Leipzig verbindet.

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