Der 1. FC Lok Leipzig hat nach sechs Wochen wieder einen Sieg in der Regionalliga eingefahren. Vor 2.071 Zuschauern im Bruno-Plache-Stadion besiegte der Tabellen-Fünfte den Gast aus Halberstadt mit 2:1 (1:0). Djamal Ziane traf im Dauer-Sprühregen zur Führung, ehe Schinke das vermeintlich vorentscheidende 2:0 besorgte. Halberstadt kam nur 90 Sekunden später zum Anschluss und wehrte sich bis zum Ende in einem kampfbetonten Regionalliga-Spiel, das einem Schiedsrichter-Assistenten eine Lok-Dauerkarte einbrachte. Oder nicht?

„Der kriegt nach dem Spiel ‘ne Lok-Dauerkarte“, rüpelte Halberstadts Trainer Andreas Petersen nach dem Schlusspfiff gegenüber Schiedsrichter-Assistent Daniel Köppen. Der Brandenburger hatte nach einem Lok-Freistoß Elfmeter für die Hausherren signalisiert. Zickert war gefallen, Patrik Twardzik, Sohn der Leutzscher Torwartlegende René, hatte den Arm zu fest an Zickerts Oberkörper angelegt. Der emsige Schinke traf im Nachfassen zum 2:0. „Ich finde es schade, dass die Schiedsrichter-Assistenten sich so wichtig nehmen, dass sie ein Spiel entscheiden müssen“, ereiferte sich Petersen nach seiner langen Spielanalyse.

Heiko Scholz entgegnete lapidar: „Dafür war euer Elfmeter auch keiner.“ Noch in die Toransprache von Stadionsprecher Mirko Linke pfiff Schiedsrichter Felix Burghardt auf der Gegenseite Elfmeter. Diesmal soll Zickert Blume gefoult haben. Oschmann verwandelte keine 90 Sekunden nach Schinkes Treffer sicher und eröffnete spannende letzte 20 Minuten. Ansonsten hielten sich die drei Offiziellen lange Zeit raus, ohne in einem kampfbetonten – aber nicht unfairen – Spiel die Kontrolle zu verlieren.

Marcel Trojandt wehrt sich am Boden gegen den Halberstädter Hendrik Hofgärtner. Foto: Jan Kaefer
Marcel Trojandt wehrt sich am Boden gegen den Halberstädter Hendrik Hofgärtner. Foto: Jan Kaefer

Spielerische Höhepunkte waren in Probstheida bei elf Grad und Dauer-Sprühregen lange Zeit rar, auch wenn Petersen „zwei, drei geile Aktionen in der 1. Halbzeit“ gesehen haben will. Kirsten konnte einem Fernschuss von Luigi Campagna mit Ruhepuls 35 hinterher schauen und ließ eine scharfe Eingabe passieren, die Germania nicht verwerten konnte. Mehr kam von den auswärts bis dato noch ungeschlagenen Gästen erstmal nicht.

Die Hausherren kamen nach der Pokal-Enttäuschung vom Mittwoch nur schwer in Tritt. Heiko Scholz bemerkte zwar, dass es in der Mannschaft „keinen Krieg“ gegeben habe, aber sorgenfrei war seine Elf logischerweise nicht und suchte lange die Hausschlüssel für die Offensive. Erst nach 30 Minuten war der Schlüssel im Schloss, auch weil der Gast Räume bot, die Lok mit schnellen Passagen anspielte.

Hiromu Watahiki (Lok) gewinnt das Kopfballduell gegen Hendrik Hofgärtner. Foto: Jan Kaefer
Hiromu Watahiki (Lok) gewinnt das Kopfballduell gegen Hendrik Hofgärtner. Foto: Jan Kaefer

So marschierte Berger gleich mehrmals lange unbedrängt über seine rechte Seite, hatte aber das Visier noch zu hoch eingestellt, seine Flanken kamen zunächst nicht an. Als er es dann einmal mit einem Torschuss versuchte, klingelte es. Der gute Gäste-Hüter Fabian Guderitz lenkte die Pille an den Pfosten, Djamal Ziane staubte per Kopf ab und jubelte vielsagend Richtung Fanblock. Der Stürmer zeigte an, dass nicht mehr so viel gelabert werden sollte.

„Bautzen war sicher enttäuschend, aber wir haben 13 Spiele diese Saison gut gespielt, und das war das einzige Scheiß-Spiel in dieser Saison. Da muss man auch mal die Kirche im Dorf lassen“, forderte sein Trainer Scholz, der erneut ohne echten Zehner auskommen musste. Maurer improvisierte als hängende Spitze, die letzte Viertelstunde kam Gottschick.

Paul Schinke machte mit seinem Treffer den Lok-Sieg perfekt. Foto: Jan Kaefer
Paul Schinke machte mit seinem Treffer den Lok-Sieg perfekt. Foto: Jan Kaefer

Sascha Pfeffer wird womöglich noch dieses Jahr zurückkehren, Jungspund Max Pommer muss bis zur Rückrundenvorbereitung seinen Rücken auf Vordermann bringen. Die Muskulatur ist nach einer Rückenverletzung vor anderthalb Jahren nicht gleichmäßig gewachsen, die Folge: Dysbalancen und Schmerzen.

Gottschick hatte noch ein paar gute Aktionen, musste allerdings viel auf Bälle lauern. Die Sachsen-Anhalter hielten Lok die letzten Minuten im Schwitzkasten, wurden aber nur noch einmal gefährlich. Kirsten hielt am Ende den ersten Regionalliga-Sieg seit dem 22. September (3:0 zu Hause gegen Neugersdorf) fest. „Wir freuen uns, dass wir nun Fünfter sind und sogar den BFC vom Zweiten verdrängen können“, so Scholz. Zum DDR-Serienmeister geht es als nächstes, am 19. November. Von einem Dauerkarten-Geschenk an Köppen wusste übrigens niemand etwas…

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