In Nordhausen brennt der Baum. Den Verein drücken Schulden, die das Insolvenz-Gespenst durch die Doppelkorn-Stadt geistern lassen. Im Spiel am Sonntag bei der BSG Chemie zeigten die Thüringer dennoch Charakter. Die Partie endete nach Traumtor von Joy-Lance Mickels sowie dem Ausgleich von Alexander Bury mit 1:1 (0:0). Ebenfalls Unentschieden endete auf den Rängen der Wettkampf "Verbrennen von Fan-Devotionalien". Dafür allerdings gab es keine Punkte.

Die erste Halbzeit gehörte den Gästen aus Nordhausen, die sichtbar die technisch feinere Klinge schlugen – sofern es das stetig tiefer werdende Geläuf im Alfred-Kunze-Sportpark zuließ. Gleich zu Beginn hatte Ex-RBL-Knipser Carsten Kammlott die Führung auf dem Fuß, doch jagde er das Leder nach einem Eckball quasi vom Elfmeterpunkt ganz knapp am rechten Pfosten vorbei.

Aber auch die Chemiker hatten vor 2.722 Zuschauern im ersten Durchgang zwei verheißungsvolle Möglichkeiten. Zunächst verfehlte Max Keßler das leere Tor, nachdem Kollege Florian Kirstein den Nordhäuser Keeper Fabian Guderitz in Bedrängnis brachte und einen unkontrollierten Pass provozierte, der vor den Füßen des 20-Jährigen gelandetet war.

Chemie-Kapitän Stefan Karau vor dem Tor der Gäste. Foto: Jan Kaefer
Chemie-Kapitän Stefan Karau vor dem Tor der Gäste. Foto: Jan Kaefer

Dann war es Kirstein selbst, der für Torgefahr sorgte. Eine mustergültige Flanke von Benjamin Boltze köpfte er mit Schmackes um Haaresbreite am rechten Pfosten vorbei. Somit blieb es beim Halbzeitstand von 0:0. Standard, sollte man denken, denn in den drei bisherigen Duellen gegeneinander war ebenfalls kein einziges Tor gefallen.

Das sollte sich kurz nach Wiederbeginn ändern. Es waren noch keine zwei Minuten gespielt, als Joy-Lance Mickels aus rund 20 Metern einfach mal draufhielt. Sein Linksschuss flatterte mit sehenswerter Flugkurve passgenau ins linke Dreiangel. Chemie-Keeper Benjamin Bellot streckte sich vergebens – 0:1 für Nordhausen.

Beim Kopfball von Florian Kirstein fehlte nicht viel. Foto: Jan Kaefer
Beim Kopfball von Florian Kirstein fehlte nicht viel. Foto: Jan Kaefer

Aber Chemie ist ein Mentalitätsmonster und verstärkte den Druck auf den Kasten der Gäste. In der 66. Minute wurde dieses Engagement belohnt. Der eingewechselte Alexander Bury kam im Strafraum an den Ball, tankte sich bis zum rechten Torraum-Eck durch – und ballerte die Kugel entschlossen in die Maschen. Ausgleich!

Der Torschütze hätte sogar zum Matchwinner werden können, als er später von Keßler in Szene gesetzt wurde und – etwas überhastet – völlig freistehend aus zehn Metern draufhielt. Diesmal blieb Torhüter Guderitz der Sieger, und das Spiel endete remis.

Benjamin Boltze schüttelt Verfolger Gino Dörnte ab. Foto: Jan Kaefer
Benjamin Boltze schüttelt Verfolger Gino Dörnte ab. Foto: Jan Kaefer

Chemie-Coach Miroslav Jagatic freute sich in der anschließenden Pressekonferenz sehr über den starken Auftritt von Bury, da dessen Einsatz lange fraglich war. “Alex hatte erst Probleme mit dem Knie und lag danach noch mit Grippe flach. Wir haben kurzfristig entschieden, dass er heute doch dabei ist. Er hat gesagt: ‘Trainer, es wird gehen.’ – aber wie weit, wusste niemand. Ich bin froh, dass er sich in den Dienst der Mannschaft gestellt hat. Er ist Chemiker durch und durch.”

Feuer und Flamme für seinen Verein zu sein, haben einige Zuschauer wohl falsch interpretiert. Kurz vor Spielbeginn raubte ein Chemiker eine Zaunfahne vom Gästefanblock und entkam damit unbeschadet. Kurz darauf brannte diese Textilie auf dem Norddamm. Nordhausen revanchierte sich später mit dem Entzünden eines Chemie-Schals. Sicherheitskräfte waren bei all diesem Tun nur sehr vereinzelt wahrzunehmen. Keine Sternstunde für das Sicherheitskonzept der Leutzscher

Die Statistik zum Spiel:
http://www.fussball.de/spiel/bsg-chemie-leipzig-fsv-wacker-nordhausen/…

Die Woche: Hektische Vorweihnacht in Fußballsachsen

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