Viel Zeit zur vorweihnachtlichen Besinnung blieb diese Woche im sächsischen Fußball nicht. Hektik prägte das Geschäft in Dresden. Nach dem Absturz auf den letzten Tabellenplatz in der 2. Liga verabschiedete die SG Dynamo am Montag Trainer und Identifikationsfigur Christian Fiel und präsentierte zur Überraschung vieler in der Fußballszene, nicht zuletzt der eigenen Fans, Ex-Lok-Trainer Heiko Scholz als Interimslösung.

Der Kniff mit dem Trainerwechsel von Christian Fiel hin zu Heiko Scholz bescherte den „Dynamischen“ allerdings an diesem Sonntag noch keinen Befreiungsschlag. Sie schafften vor über 26.000 Zuschauern im heimischen Dynamo-Stadion nur ein 1:1 gegen den SV Sandhausen. Scholz war einst der erste Millionentransfer in der Geschichte der DDR-Oberliga, als er 1990 von Lok Leipzig zu Dynamo Dresden wechselte.

Bei Lok hatte er zwischen 2013 und 2018 die Zügel als Trainer in der Hand, wurde aber nach einem schwachen Saisonstart letztlich verabschiedet.

Scholz hatte sich quasi im Gehen über die zunehmende Kritik beklagt und tauchte wenig später bei Wacker Nordhausen auf, wo er am vergangenen Montag freiwillig seine Sachen packte. Scholz, das Glückskind: Während Wacker angeblich Schulden in Millionen-Höhe drücken und der Klub kurz vor der Insolvenz steht, schaffte er nun unverhofft den Aufstieg in die 2. Liga.

Fahne geklaut und den Affen gemacht?

Sein Ex-Klub gastierte am Sonntag bei der BSG Chemie in Leutzsch, wo es für die Wacker-Fans schon vor dem Spiel dramatisch weiterging. Ein als Ordner verkleideter Chemie-Fan soll den Wacker-Ultras die Fahne geklaut haben, die noch im Stadion auf dem Norddamm verbrannt wurde.

Am Ende trennten sich beide Klubs ebenfalls 1:1. Eigentlich zu wenig für Chemie, die auf einen angeschlagenen Gegner, der zwei Monate kein Gehalt gesehen hat und zwei Interimstrainer an der Seitenlinie hatte, traf. Aber Wacker ließ sich von den Problemen nichts anmerken und feierte den Führungstreffer durch Mickels euphorisch.

Die Fehlleistung der Diablos Leutzsch war nicht die einzige in der Leipziger Fußballszene an diesem Wochenende. Beim Spiel Hertha II gegen Lok Leipzig warf Hertha-Stürmer Jessic Ngankam Lok-Verteidiger David Urban vor, ihn als „Affe“ bezeichnet und das auch rassistisch gemeint zu haben. Ngankam wollte sogar das Spielfeld verlassen, weil er auch von Personen aus dem Lok-Fanblock mit Affenrufen bedacht wurde.

Schiedsrichter Daniel Köppen beruhigte die Gemüter, Hertha-Trainer Andreas „Zecke“ Neuendorf wollte die Sache am Ende nicht zu hoch hängen. Grund zur Freude gab es bei Lok nicht nur aufgrund des 2:1-Siegs in Berlin und der Kletterpartie auf Tabellenrang zwei der Regionalliga Nordost, sondern auch weil Interimstrainer Wolfgang Wolf (genau: der dritte, den wir hier erwähnen), bis Sommer auch Cheftrainer sein möchte.

Der ehemalige Bundesliga-Trainer wird zudem weiterhin als Sportdirektor fungieren und könnte damit in Doppelfunktion die „Vision 2020“, also den Aufstieg in die 3. Liga, am Ende der Saison verwirklichen.

Pyro-Ärger und medialer Nachklapp bei RB Leipzig

Video: RB Leipzig Youtube-Channel

Keinen Interimstrainer gibt es bei RB Leipzig, aber in der „Fanszene“ ebenfalls Auffälligkeiten. So gesehen war auch hier nichts mit vorweihnachtlicher Besinnung. Nach erstmaligem Einsatz von Pyrotechnik im Fanblock von RB Leipzig zum Spiel beim SC Paderborn schlug der selbsternannte Verteidiger der guten Sitten, LVZ-RB-Begleiter Guido Schäfer, zurück, bezeichnet die Missetäter als „Brunnenvergifter“. Und machte sich dabei selbst unmöglich.

In Zeiten verstärkt patroullierender Sprachpolizeien hatte der ehemalige Fußballspieler übersehen, dass dieses Wort einen eindeutig antisemitischen Bezug hat.

Klares Foulspiel, wenn man selbst ergiebig und ausdauernd den Fußballverein neuen Typus verteidigt, indem ein Zwinkern mit dem falschen Auge schon drakonische Strafen nach sich ziehen kann. Dass quasi entschuldigend erwähnt wurde, dass Fans im Block gepfiffen haben, wird die öffentliche Meinung und die Sportgerichtsbarkeit genauso wenig interessieren wie Gegenreaktionen in anderen Fanszenen bei Missetaten.

SC DhfK mit vier Handballern in der Nationalmannschaft

Für ein paar Handballer des SC DHfK gab es Grund zur vorweihnachtlichen Vorfreude. Bundestrainer Christian Prokop, früher ebenfalls Trainer des SC DHfK, berief Franz Semper, Philipp Weber, Luca Witzke und Maximilian Janke in das vorläufige 28-köpfige Aufgebot der deutschen Handball-Nationalmannschaft für die Handball-EM im Januar.

Ob die vier Spieler letztlich das Turnier, was in Norwegen, Österreich und Schweden ausgetragen wird, bestreiten werden, wird sich noch vor Weihnachten herausstellen. Blöderweise verloren die Semper und Co am Sonntag ihr Auswärtsspiel beim HC Erlangen mit 22:25.

Endgültig vorbei ist es wohl auf absehbare Zeit mit den Olympia-Idee für Sachsen, Thüringen und Bayern. Für die von einer Privatinitiative vorgebrachte Idee 2030 die olympischen Spiele in die drei Bundesländer zu holen, sah der DOSB “keine Perspektive”. Die Nutzung von Olympia-Logos ist der Initiative laut MDR mittlerweile untersagt.

Hertha BSC U23 vs. 1. FC Lok Leipzig 1:2 – Lok mit Energieleistung zum Sieg

Hertha BSC U23 vs. 1. FC Lok Leipzig 1:2 – Lok mit Energieleistung zum Sieg

Pyrotechnik bei RBL und Antisemitismus in der LVZ

Pyrotechnik bei RBL und Antisemitismus in der LVZ

Hinweis der Redaktion in eigener Sache (Stand 1. November 2019): Eine steigende Zahl von Artikeln auf unserer L-IZ.de ist leider nicht mehr für alle Leser frei verfügbar. Trotz der hohen Relevanz vieler unter dem Label „Freikäufer“ erscheinender Artikel, Interviews und Betrachtungen in unserem „Leserclub“ (also durch eine Paywall geschützt) können wir diese leider nicht allen online zugänglich machen.

Trotz aller Bemühungen seit nun 15 Jahren und seit 2015 verstärkt haben sich im Rahmen der „Freikäufer“-Kampagne der L-IZ.de nicht genügend Abonnenten gefunden, welche lokalen/regionalen Journalismus und somit auch diese aufwendig vor Ort und meist bei Privatpersonen, Angehörigen, Vereinen, Behörden und in Rechtstexten sowie Statistiken recherchierten Geschichten finanziell unterstützen und ein Freikäufer-Abonnement abschließen.

Wir bitten demnach darum, uns weiterhin bei der Erreichung einer nicht-prekären Situation unserer Arbeit zu unterstützen. Und weitere Bekannte und Freunde anzusprechen, es ebenfalls zu tun. Denn eigentlich wollen wir keine „Paywall“, bemühen uns also im Interesse aller, diese zu vermeiden (wieder abzustellen). Auch für diejenigen, die sich einen Beitrag zu unserer Arbeit nicht leisten können und dennoch mehr als Fakenews und Nachrichten-Fastfood über Leipzig und Sachsen im Netz erhalten sollten.

Vielen Dank dafür und in der Hoffnung, dass unser Modell, bei Erreichen von 1.500 Abonnenten oder Abonnentenvereinigungen (ein Zugang/Login ist von mehreren Menschen nutzbar) zu 99 Euro jährlich (8,25 Euro im Monat) allen Lesern frei verfügbare Texte zu präsentieren, aufgehen wird. Von diesem Ziel trennen uns aktuell 400 Abonnenten.

Alle Artikel & Erklärungen zur Aktion Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar