Der 1. FC Lok verspielt erneut gegen einen Drittliga-Absteiger eine Führung. Im Gegensatz zum 1:1 bei Carl Zeiss Jena, kam das 1:1 (1:0) gegen den Chemnitzer FC allerdings kurios zustande. Chemnitz' Bickel schoss den Ball bei einem Freistoß ins Tor während Lok-Torhüter Tasche noch die Mauer richtete. Schiedsrichter Rasmus Jessen hatte den Ball ohne Wissen der Hausherren freigegeben. Die Diskussionen danach änderten nichts, auch nicht die wütenden Pfiffe der 2.083 Fans. Erstmals waren wieder mehr als 1.000 Zuschauer zugelassen gewesen.

Schiedsrichter Rasmus Jessen hatte schon einige Erlebnisse mit dem 1. FC Lok. Vor zwei Jahren pfiff er bereits das Lok-Gastspiel in Chemnitz (1:3), das erste Spiel der Ära nach Heiko Scholz, vor fünf Jahren brach er das Spiel des 1. FC Lok bei RW Erfurt II ab. Der nicht gerade innigen Beziehung zwischen Lok und dem Berliner Jessen wurde nun ein drittes Kapitel hinzugefügt.

Nach 71 Minuten entschied der Schiedsrichter korrekterweise nach Foul am Chemnitzer Ogbidi auf Freistoß. 23 Meter vor dem Tor legte sich Bickel den Ball zurecht, während Lok-Torhüter Jannes Tasche seine Mauer stellt. Was die Lok-Spieler nicht bekommen: CFC-Spieler Kurt fragt Jessen, ob der Freistoß ohne angepfiffen zu werden, ausgeführt werden darf. Jessen bejaht, Kurt flüstert es Bickel, Bickel schießt, Tasche hechtet von einer Ecke in die andere und ist zu spät. Mit dem zweiten ernsthaften Torschuss gleicht der CFC die 1:0-Führung des 1. FC Lok aus.

Lok-Keeper Jannes Tasche pflückt den Ball herunter. Foto: Jan Kaefer
Lok-Keeper Jannes Tasche pflückt den Ball herunter. Foto: Jan Kaefer

Nach dem Spiel beklagt Lok-Mittelfeldspieler Maik Salewski: „Zuvor wollte er jeden Freistoß immer unbedingt freigeben und da macht er plötzlich eine Ausnahme.“ Die Frage ist: Wie kann die verteidigende Mannschaft einen derartigen Einschlag verhindern? Den Ball zu blockieren ist nicht erlaubt, eine Mauer sollte aber ab einer gewissen Distanz zum Tor gestellt werden. Während also Torhüter eine Mauer stellen, können Schützen in diesen Fällen den Ball versenken. Die Machtposition des Schiedsrichters missbraucht? Die Chemnitzer jubeln, die Lok-Spieler diskutieren.

Das Schiedsrichter-Gespann hatte zuvor schon die Aufmerksamkeit auf sich gezogen, Jessen korrigiert auf den Millimeter genau Einwürfe und Freistöße, zeigt wegen Meckerns Gelb und trifft mitunter unverständliche Freistoßentscheidungen auf beiden Seiten. Nach dem Chemnitzer Ausgleich lässt er gleich mehrere Lok-Zweikämpfe, die mindestens am Rande der Legalität waren (Ziehen, Halten) laufen. Die größte Diskussion ruft ein Zweikampf zwischen Ziane und Campulka hervor.

Der Lok-Sturmtank erlief einen weiten Ball von Urban, ist am zu langsamen Gegenspieler vorbei und fällt. Jessen entscheidet auf Stürmerfoul. Pikante Vorgeschichte: Jessen stellte Ziane 2015 in Erfurt wegen angeblicher Schiedsrichter-Beleidigung vom Platz. Ziane beteuert bis heute, nichts gesagt zu haben.

Leon Heynke (rechts) im Duell mit dem Chemnitzer Tobias Müller. Foto: Jan Kaefer
Leon Heynke (rechts) im Duell mit dem Chemnitzer Tobias Müller. Foto: Jan Kaefer

Durch den kuriosen Chemnitzer Freistoß-Treffer, der in dieser Art schon 2008 beim bisher letzten Landesliga-Spiel des 1. FC Lok, dem 4:2 gegen den SV Bannewitz gefallen war (damaliger Torschütze Wecker, der Lok-Torhüter hieß Evers, der Schiedsrichter Dirk Honnef), holte sich Chemnitz einen glücklichen Punkt.

Der Drittliga-Absteiger präsentierte sich nur in den ersten zehn Minuten gut, hatte durch Breitfelder nach neun Minuten eine tolle Einschussmöglichkeit, die Jannes Tasche im 1-gegen-1-Duell vereitelte.

Der eingewechselte Gabriel Boakye (rechts) in Aktion. Foto: Jan Kaefer
Der eingewechselte Gabriel Boakye (rechts) in Aktion. Foto: Jan Kaefer

In einem verteilten Spiel zwischen den Strafraum erspielte sich Lok die Führung. Einen von Schinke eingeleiteten Konter veredelte Salewski nach Traumpass von Pfeffer in der 29. Minute. Ziane verpasste wenig später eine große Gelegenheit als Hoheneder eine Flanke unterlief. Pfeffer konnte ein Missverständnis zwischen Torhüter Jakubov und Hohenender in der 66. Minute nicht nutzen. Lok kontrollierte im zweiten Spielabschnitt das Duell.

Nach dem Ausgleich schoss Chemnitz noch einmal aufs Tor, Lok rannte angetrieben vom enorm beweglichen Farid Abderrahmane immer wieder an, fand aber keine Lücke mehr. Neuzugang Nils Stendera konnte noch keine Akzente setzen, Salewski und Pfeffer verdienten sich genauso wie Mehmedovic die besten Noten durch intensive Laufarbeit. Technisch war Lok erneut besser als der Gegner, vor dem Tor allerdings auch nicht sonderlich präsent. Freistoß-Fauxpas hin oder her.

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