Als am Sonntagnachmittag der Schlusspfiff durch den Alfred-Kunze-Sportpark trillerte, fielen sich die Fußballerinnen der BSG Chemie Leipzig freudig in die Arme. Alle hatten ein begeistertes Lächeln im Gesicht. Und das Publikum feierte die Mannschaft. Dabei waren die Chemikerinnen soeben mit einer 0:5-Niederlage aus dem DFB-Pokal ausgeschieden. Verkehrte Welt in Leutzsch?

Jein. Denn bekanntlich ist alles relativ. So war es für die Chemie-Frauen bereits ein herausragender Erfolg, sich überhaupt für die 1. Runde des DFB-Pokals qualifiziert zu haben. Das war dem Landesliga-Team Mitte August durch einen dramatischen 3:2-Playoff-Sieg gegen den FC Freiburg-St. Georgen gelungen.

Im Lostopf zur ersten Hauptrunde war die BSG unter den 32 Teams zudem der einzige Viertligist. Und sie bekamen als Gegnerinnen zugelost: die Bundesligistinnen des FC Carl Zeiss Jena! Mehr Underdog geht kaum. Es konnte daher für die Grün-Weißen eigentlich nur darum gehen, mit leidenschaftlichem Einsatz alles auf dem Platz zu lassen und vom haushohen Favoriten nicht überrollt zu werden.

Karla Wienecke (8, Chemie Leipzig) vor Anna Margraf (18, Carl Zeiss Jena). Foto: Jan Kaefer

Genau das setzten die Chemikerinnen vor knapp 1.200 Zuschauern eindrucksvoll in die Tat um. Eine halbe Stunde lang hielten sie ihren Kasten sauber. Dann musste ein direkt verwandelter Freistoß von der Strafraumgrenzen herhalten, um Jena durch Isabella Jaron in Führung zu bringen. Zehn Minuten später legte Anna Margraf das 0:2 nach. Aber mit diesem Halbzeitstand „kann man absolut zufrieden sein“, bestätigte BSG-Trainer Ingo Steeb.

In der zweiten Hälfte sorgten Nike Andersson (51.), Elena Mühlemann (68.) und Noemi Gentile (75.) für den 0:5-Endstand – ein Resultat, dass zwar klar, aber mit Blick auf den Drei-Klassen-Unterschied in respektablem Rahmen ausfiel. Und das feierten die Leipzigerinnen anschließend völlig zu Recht.

Trainer Ingo Steeb (Chemie Leipzig) applaudiert. Foto: Jan Kaefer

„Wir hätten es uns nicht besser ausmalen können“, freute sich Coach Steeb. „Wir haben einen Plan entwickelt und die Mädels haben das herausragend gut gemacht. Uns war natürlich klar, dass wir nicht so oft den Ball haben werden, aber man darf ja nicht vergessen, gegen wen man hier gespielt hat.“

„Absolut positiv!“, lautete auch das Fazit von Chemie-Kapitänin Fenja Schönball. „Wir haben 90 Minuten das umgesetzt, was wir wollten, haben es Jena unfassbar schwer gemacht. Sie haben uns bis zum Ende nicht auseinandergespielt. Natürlich schwinden am Ende die Kräfte, aber ich glaube, wir haben uns hier extrem gut verkauft.“

Kapitänin Fenja Schönball (24, Chemie Leipzig) rettet kurz vor der Torlinie. Foto: Jan Kaefer

Das sahen auch die Fans so, welche den Spielerinnen noch lange nach Abpfiff applaudierten. Nun heißt es für die BSG, dieses Positiv-Erlebnis möglichst direkt mit in die Landesliga-Saison zu nehmen. Hier war der Start mit nur einem knappen Sieg und zwei Niederlagen nicht ideal verlaufen. Ein Sieg am kommenden Sonntag bei Fortuna Dresden II würde daher erneut ein Lächeln in die Gesichter der Chemikerinnen zaubern.

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