Sie waren gestartet, um die unendlichen Weiten der Champions League zu erobern. Mit einer Turbozündung ließen sie auch gleich das Pariser Raumschiff Issy liegen und mussten nun noch unbeschadet den Stern Swenigorod passieren, um in die Galaxis des Erfolges vorzustoßen. Doch der Stern war zu groß, und der Stern war zu heiß, und der Treibstoff wurde knapp. Das Leipziger Shuttle verglühte - kurz vor dem Ziel.

Schade, die Sensation war so nah. Ganze 43 Minuten lang hatten die Leipziger Handballerinnen den Favoriten von Swesda (deutsch: Stern) Swenigorod an den Rand einer Niederlage drängen können. Doch dann ließen die Kräfte nach, während die baumhohen Russinnen reihenweise frische Weltklasse-Spielerinnen von der Bank bringen konnten. Mit 21:26 musste sich der HCL schließlich geschlagen geben und hat nun nur noch theoretische Chancen auf den Einzug in die Hauptrunde der Champions League.
Noch zur Halbzeit war alles offen gewesen. 12:12 stand es da nach einer exzellenten Abwehrleistung der Madsen-Sieben. Es wäre zu diesem Zeitpunkt sogar eine Führung verdient gewesen, aber leider konnte ein zweimaliger Zwei-Tore-Vorsprung (11:9/25. und 12:10/28.) nicht in die Pause gerettet werden. Aber auch nach Wiederbeginn blieb Leipzig präsent, bot dem Top-Team aus der Nähe von Moskau eindrucksvoll Paroli. Nach 38 Minuten zog man sogar erneut auf plus zwei davon (16:14). Der Knacks kam in der 43. Minute: Swenigorod gelang der Ausgleich zum 18:18 und gerade jetzt wurde Maura Visser – die am Ende mit 6 Toren erfolgreichste Werferin der Partie – mit zwei Minuten Auszeit bestraft. Leipzig in Unterzahl und mit nachlassenden Kräften geriet nun ins Trudeln oder um in der einleitenden Sybolik zu bleiben: Der Wärmeschutzschild der HCL-Rakete bekam jetzt spürbare Risse. Denn gleich darauf gingen die Sterne in Führung (18:19). Der HCL hielt zunächst noch den Anschluss (20:21/47.), musste dann aber abreißen lassen.
Der deutliche Endstand von 21:26 täuscht deshalb über die knappe und umkämpfte Partie hinweg. Das sah auch HCL-Manager Kay-Sven Hähner so. Seine Enttäuschung über das sehr wahrscheinliche Ausscheiden in dieser Champions-League-Qualifikation hielt sich deshalb bei ihm in Grenzen. “Wir haben gegen eine Weltklasse-Mannschaft 50 Minuten lang grandiosen Handball gespielt”, lobte er seine Leipzigerinnen für ihren eindrucksvollen Auftritt in dieser Quali-Runde. “Wir haben ein sehr gutes Turnier gespielt und allen gezeigt, was wir können”. Ein klitzekleiner Funke der Hoffnung schwebt dennoch durchs All. Am heutigen Sonntag nämlich muss Swesda Swenigorod gegen die Gastgeberinnen von Issy Paris auf’s Parkett. Diese hatte der HCL bereits am Freitag mit 21:16 besiegen können. Gewänne nun Paris mit genau fünf Toren Differenz – und nicht höher als 20:15 – gegen die Russinnen, wäre Leipzig aufgrund der mehr erzielten Tore der lachende Turniersieger und damit Teilnehmer der Champions-League-Hauptrunde. Doch diesen Gedankenspielen gibt sich Realist Hähner nicht wirklich hin. “Ich glaube nicht, dass sie sich das noch nehmen lassen”, verweist der HCL-Manager auf die Stärke seiner Bezwinger – und hat für die Sterne (“Absolutes Weltniveau!”) dabei durchaus Bewunderung in der Stimme.

Für Leipzig bleibt als Trost ein Startplatz im Cupwinners Cup reserviert – dem nach der Champions League zweithöchsten europäischen Teamwettbewerb.
Austragungsort: Issy-Les-Moulineaux (Frankreich)

Freitag, 21.09.2012
HC Leipzig vs. Issy Paris 21:16 (14:10)

HC Leipzig: Schülke, Plöger – Augsburg 5, Kudlacz 6, Visser 2, Hubinger 3, Bont 1, Müller 1, Schulze 2, Lang, Mazzucco, Kramer 1, Reiche, Windisch.
Schiedsrichter: Brunovsky/ Canda (beide Slovakei), Siebenmeter: Leipzig 2/0, Paris 1/1, Zwei-Minuten-Strafen: Leipzig 3x (Visser 2x, Müller), Paris 3x, Zuschauer: 650.

Samstag, 22.09.2012
Swesda Swenigorod vs. HC Leipzig 26:21 (12:12)

HC Leipzig: Schülke, Plöger – Augsburg 2, Kudlacz 2, Visser 6, Hubinger 4, Bont 1, Müller 3, Schulze 1, Lang 1, Mazzucco 1, Kramer, Reiche, Windisch.
Schiedsrichter: Brunovsky/ Canda (beide Slovakei), Siebenmeter: Swenigorod 1/1, Leipzig 3/2, Zwei-Minuten-Strafen: Swenigorod 2x, Leipzig 3x (Visser, Schulze, Kramer). Zuschauer: 400.

Sonntag, 23.09.2012
Issy Paris vs. Swesda Swenigorod 20:26 (7:11)

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