Der bereits im letzten L-IZ-Spielbericht verwendete Einstiegssatz: "Den Start ins neue Handballjahr hat sich der HC Leipzig sicherlich anders vorgestellt." bleibt auch nach dem Mittwoch-Heimspiel gegen DJK/MJC Trier gültig. Mini-Trost: Diesmal sprang wenigstens ein Pünktchen dabei heraus. Vom erhofften Befreiungsschlag war die im "Ersatz-Wohnzimmer" Ernst-Grube-Halle ausgetragene Partie jedoch weit entfernt.

Gegen den Tabellenvorletzten hatte HCL-Trainer Stefan Madsen im Vorfeld Wiedergutmachung angekündigt. “Wir werden auf jeden Fall von der ersten bis zur letzten Sekunde Gas geben!”, zitierte ihn das Programmheft. Und in der Tat ließ sich die Partie aus Leipziger Sicht gefällig an. Ein 6:2 nach nur sieben Minuten deutete nicht darauf hin, dass das Wörtchen “knapp” an diesem Abend noch einmal mächtig an Bedeutung gewinnen würde. Zumal der HCL weiter draufpackte: 8:3 (10.), 10:4 (13.).

Doch nach der ersten Viertelstunde – keiner hatte ihn reinkommen sehen – schlich sich ein dezenter Schlendrian ins Spiel der Leipziger Handballerinnen. Chancen wurden ausgelassen, Gegentore fielen zu einfach. Etwas musste den HCL aus seinem Schlummer reißen. Das schaffte Torfrau Katja Schülke – zumindest kurzzeitig. Sie hielt beim Stand von 12:9 einen wichtigen Siebenmeter und im Gegenzug erhöhte Maura Visser auf 13:9 (20.). Aber das Aufbruchsignal verhallte schnell, Trier blieb dran und hatte zur Halbzeit beim 15:13 noch besten Blickkontakt zum Favoriten.
Dann wiederholte sich das Strickmuster der ersten Spielhälfte auch in der zweiten Hälfte. Der HCL zunächst wieder stark. Schülke fing erneut einen Siebenmeter weg, der Vorsprung wuchs spürbar an. Mit einem standesgemäßen 26:20 führten die Gastgeberinnen nach knapp 47 Minuten – und gerieten doch noch ins Taumeln. Erst gestattete man Trier, mit einer Dreier-Serie auf 26:23 (51.) zu verkürzen, um kurz darauf noch eine Vierer-Serie um die Ohren gehauen zu bekommen und den 28:28 (58.)-Ausgleich zu kassieren.

Leipzig nun hektisch und kopflos – auch die erneute Führung durch Anne Hubinger sorgte nicht für Sicherheit. So ist es schon fast als verdient zu bezeichnen, dass den sich nie aufgebenden Trierer Miezen erneut der Ausgleich gelang. Den Zuschauern, denen das Geschehen auf dem Feld bereits die Sprache verschlagen hatte, stockte dann auch noch der Atem. In ihrem verzweifelten Versuch, in letzter Sekunde doch noch einmal die Trierer Abwehreihe zu überwinden, war plötzlich Maura Visser zu Boden gegangen. Vom Schmerz gepeinigt, wälzte sie sich in alle Richtungen. Schlimmes war zu befürchten. Doch Glück im Unglück: Es war “nur” ein heftiger Krampf.

Krampf – diese Bezeichnung passt auch treffend auf die dargebotene Partie des HCL, die mit 29:29 zu Ende ging. Jessy Kramer sprach nach dem Abpfiff aus, was alle dachten, wir hier aber nicht in voller Pracht wiedergeben wollen: “Das Unentschieden ist natürlich Sch****!”. Und sie ergänzt: “wir waren eigentlich viel besser, aber wir haben die Chancen nicht genutzt. Trier ist eine Mannschaft, die kämpft, und wenn man ihr die Chance gibt dranzubleiben, dann bleiben die auch im Spiel. Jetzt haben wir einen Punkt verloren.”

In der Tabelle rutscht der HC Leipzig aktuell zwar auf Platz 4 herunter, hat aber noch ein Nachholespiel gegen den Frankfurter HC im Ärmel, dessen siegreiche Gestaltung die Messestädterinnen wieder auf Platz 2 hieven könnte. Doch vorher geht die Reise am Sonntag zur HSG Blomberg-Lippe – wieder ein Team aus der unteren Tabellenhälfte…
HC Leipzig vs. DJK/MJC Trier 29:29 (15:13)

HC Leipzig: Schülke, Plöger, Visser (6/2), Augsburg (8), Müller (2), Reiche, Kramer, Bont (4), Schulze (3), Lang (2), Hubinger (4). Trainer: Stefan Madsen.
DJK/MJC Trier: Flöck, Kockler, Zelmel (4), Czanik (2), Schmele (6), Vallet (6), Adeberg (4), Derbach (3/3), Jelicic (2), Cabeza Gutierrez (2). Trainer: Jörn Ilper.

Schiedsrichter: Nils Blümel/ Jörg Loppaschewski. Zwei-Minuten-Strafen: HC Leipzig 3x (Kramer, Bont, Schulze), Trier 3x (Czanik, Adeberg 2x). Siebenmeter: HC Leipzig 2 (Visser 2/2), Trier 5 (Adeberg 0/1, Derbach 3/3, Jelicic 0/1). Zuschauer: 1.386 in der Ernst-Grube-Halle, Leipzig.
HSG Bad Wildungen – Koblenz/ Weibern 24:25
Buxtehuder SV – Frisch Auf Göppingen 22:21
VfL Oldenburg – FHC Frankfurt/Oder 35:30
Thüringer HC – Bayer Leverkusen 27:30
HC Leipzig – DJK/MJC Trier 29:29
TuS Metzingen – HSG Blomberg-Lippe (am 9.März)1.) Buxtehuder SV (13 Spiele/ 23 Punkte/ +74 Tore)
2.) Thüringer HC (13/ 19/ +81)
3.) VfL Oldenburg (13/ 19/ +50)
4.) HC Leipzig (12/ 18/ +47 Tore)
5.) Bayer Leverkusen (13/ 16/ +25)
6.) Frisch Auf Göppingen (13/ 13/ 14)
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Das nächste Spiel:
Sonntag, 13. Januar um 16:00 Uhr
HSG Blomberg-Lippe vs. HC Leipzig

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