Nach dem Fehlerfestival vom Dienstagabend, als der HC Leipzig verdient aber völlig unnötig gegen den Buxtehuder SV mit 20:24 verloren hatte, zeigten die Mundwinkel in der Arena mehrheitlich nach unten. Vier Tage später allerdings brachten die HCL-Handballerinnen ihre Fans wieder zum Strahlen. Im ersten Spiel der Champions League Hauptrunde besiegten die Blau-Gelben überraschend, aber ebenfalls verdient, das mazedonische Team von Vardar Skopje mit 26:23.

“Das ist megageil, wir sind selber überrascht. Wir sind unbekümmert ins Spiel gegangen, wussten, dass wir nichts zu verlieren haben.”, so die erste Reaktion von HCL-Kreisläuferin Luisa Schulze nach dem Überraschungserfolg. Ihr Team, das diesmal ohne die erkältete Anne Hubinger auflief, blieb von Anfang an am Favoriten dran. Bis zum 4:4 (9.) glichen die Leipzigerinnen alle Rückstände sofort wieder aus.

Erst als dann sieben Minuten lang kein eigener Treffer gelingen wollte, legte Skopje mit 4:6 (13.) erstmals zwei Treffer vor. Dass es nicht mehr wurden, war vor allem auch ein Verdienst von HCL-Torfrau Katja Schülke, die erneut eine Weltklasseleistung an den Tag legte. Als Karolina Kudlacz in Minute 16 per Siebenmeter die kleine Leipziger Torflaute beendete (5:6), begann sich die Partie zu drehen.

Als letzte Aktion der 1. Halbzeit drischt Andrea Penezic einen Freiwurf in die HCL-Mauer. Foto: Jan Kaefer
Als letzte Aktion der 1. Halbzeit drischt Andrea Penezic einen Freiwurf in die HCL-Mauer. Foto: Jan Kaefer

Alexandra Mazzucco erkonterte wenig später mit dem 8:7 (22.) die erste Leipziger Führung. Von nun an mussten die Gastgeberinnen nie wieder einem Rückstand hinterher rennen. Die Abwehr hielt, Schülke hielt, und der HCL spielte sich in einen kleinen Rausch.

Bestes Beispiel dafür, dass bei den Blau-Gelben jetzt fast alles gelang, war das Tor zum 12:9 (28.) von Alexandra Mazzucco. Mit 1,75 Meter Körpergröße ist die frisch gebackene 22-Jährige für Handballverhältnisse nicht eben hochaufgeschossen. Doch sie fasste sich ein Herz, stieg im Rückraum (!) hoch und knallte den Ball ins Netz. Mit einem Zwischenstand von 13:10 ging es in die Halbzeitpause.

Nach dem Wechsel machte der HCL dort weiter, wo er aufgehört hatte. Luisa Schulze erhöhte per Siebenmeter auf 14:10. Konzentriert und mit dem spürbaren Willen, diese Partie zu gewinnen, verteidigten die Leipzigerinnen ihren Vorsprung. Auf mehr als zwei Tore (18:16/ 20:18/ 21:19) ließen sie Skopje nicht heran.

Nach langem Zupfen und Zerren geht Luisa Schulze zu Boden. Foto: Jan Kaefer
Nach langem Zupfen und Zerren geht Luisa Schulze zu Boden. Foto: Jan Kaefer

Erst vier Minuten vor dem Ende kam noch einmal etwas Dramatik auf. Beim Stand von 24:20 holte sich Helena Hertlein ihre dritte Zeitstrafe der Partie ab – bedeutete Rot für die 22-Jährige. In Unterzahl schlug es nun zweimal im Leipziger Kasten ein. Damit stand es in der 58. Minute nur noch 24:22 für den HCL. Sollte das Happy End doch ausbleiben? Alles ging gut. Mit einem verwandelten Siebenmeter rückte Karolina Kudlacz das Resultat wieder zurecht. Am Ende feierte ihr Team einen 26:23-Erfolg.

“Skopje hatte vom Kader her die stärkere Mannschaft, aber wir haben alles gegeben, haben in der Abwehr gekämpft und nach vorne Tempo gemacht und im Angriff auch die Lücken gefunden.”, analysierte Luisa Schulze. “Wir haben heute einfach versucht, mit Spaß zu spielen und die Champions League zu genießen. Um so besser, wenn dabei auch noch Punkte rausspringen.”

Insgesamt sechs Champions-League-Punkte haben die Leipzigerinnen nun auf ihrem Konto und müssen als nächstes nach Podgorica (Montenegro) reisen, wo sie gegen Tabellenführer ZRK Buducnost erneut krasser Außenseiter sein werden. Die Partie am 8. Februar beginnt um 19 Uhr.

Endlich wieder jubeln! Die HCL-Fans schreien ihre Freude heraus. Foto: Jan Kaefer
Endlich wieder jubeln! Die HCL-Fans schreien ihre Freude heraus. Foto: Jan Kaefer

Die Statistik zum Spiel

HC Leipzig vs. WHC Vardar Skopje  26:23 (13:10)
Champions League, Hauptrunde, Gruppe 1

HC Leipzig: Schülke, Roth – Kudlacz (7/2), Diehl, Lang (5), Hertlein (3), Mazzucco (3), A.Müller (2), Urbicht (1), Schulze (5/3), Ioneac, Reimer, Rösike. Trainer: Norman Rentsch.
Vardar Skopje: Leynaud, Suslina – Lekic (6/2), Penezic (5/2), Dembele (3), Lazovic-Varlec (3), Radicevic (2), Sokac (2), Althaus (1), Ikhneva (1), Chernoivanenko, Klikovac, Mechevska, Nikolic. Trainerin: Indira Kastratovic.

Schiedsrichter: Andrei Gousko/ Siarhei Repkin (Weißrussland). Siebenmeter: HCL 5/6 (Schulze 3/4, Kudlacz 2/2), Skopje 4/4 (Lekic 2/2, Penezic 2/2). Zwei-Minuten-Strafen: HCL 3x (3x Hertlein = Disqualifikation, 57.), Skopje 4x (Lekic, Penezic, Radicevic, Lazovic-Varlec). Zuschauer: 1.977 in der Arena Leipzig.

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