Mit Philipp Weber war ein Ex-Spieler zu Gast, bei dem manch einer traurig über den Abschied nach der Vorsaison war. Philipp Pöter dagegen ist weiter nicht einsatzfähig, sein Ersatz Emil Berggren besetzte die Position im zentralen Rückraum nach seiner Einwechslung ganz gut. Doch die Leipziger hatten die Partie über weite Strecken im Griff und vor 4.019 Zuschauern das bessere Ende für sich.

Rasant legten die Leipziger los, erarbeiteten sich in der ersten Viertelstunde einen Vorsprung von drei bis vier Treffern. Verantwortlich dafür war eine kompakte und dennoch flinke Verteidigung, die mit einigen Ballgewinnen glänzen konnte. Abwehrchef Bastian Roscheck fasste zusammen: „Gerade in der ersten Viertelstunde haben wir super aggressiv gedeckt. Dann ließ es ein wenig nach, weil wir ein paar Fehler in der Abwehr hatten. Wetzlar ist aber auch über die Spieldauer besser geworden.“

Dies erklärte Gäste-Trainer Kai Wandschneider auch mit einer zehntägigen Spielpause. „Ich hatte schon die Befürchtung, dass wir deswegen keinen guten Start in die Partie erwischen. Über die 60 Minuten betrachtet geht der Leipziger Sieg aber in Ordnung“. Eine volle Stunde, die die DHfKler eine geschlossene Mannschaftsleistung auf die Platte brachten. Und das nach einer schweren Woche gegen zwei Spitzenteams und der Belastung der Bundestrainer-Debatte um Christian Prokop, zu der Fragen nach dem Spiel nicht erwünscht waren. „Ich bin aber stolz, dass die Mannschaft so überzeugend weiter für den Erfolg des Vereins gespielt hat“, sagte der Kandidat und Leipziger Trainer.

Schiedsrichter Sascha Wild zeigt dem einstigen Leipziger Philipp Weber (#20, Wetzlar) die gelbe Karte. Foto: Jan Kaefer
Schiedsrichter Sascha Wild zeigt dem einstigen Leipziger Philipp Weber (#20, Wetzlar) die gelbe Karte. Foto: Jan Kaefer

Philipp Weber blieb übrigens torlos in Hälfte eins, die mit 14:10 zu Ende ging. Allerdings spielte er auf Grund von Verletzungen bei den Männern aus Wetzlar eine leicht veränderte Rolle als zu DHfK-Zeiten. Mehr Verantwortung im Spielaufbau ließ ihn seine Abschlussqualitäten nicht wie gewohnt ausspielen, zwei starke Torhüter und besagte Abwehr hatten zusätzlich etwas dagegen. In der 35. Minute trug er sich schließlich auch in die Liste der Torschützen ein, fünf Treffer standen am Ende zu Buche, dabei ein sehenswerter Kempa-Trick von der Kreismitte nach Zuspiel von rechtsaußen.

In dieser Phase gelang es den Gästen den Halbzeit-Rückstand aufzuholen. Doppelt Pech hatten dabei die Hausherren. Nach einem Gerangel am eigenen Kreis gelangte Jannik Kohlbacher an den Ball und versenkte gegen den herausgekommenen Vortmann. Franz Sempers Lattenkracher gleich darauf ermöglichte einen Gegenstoß, da der Ball Kasper Kvist genau in den Lauf prallte. Der resultierende Ausgleich zum 17:17 machte die zweite Hälfte schon ab der 40. Minute zu einer spannenden. Die Partie begann quasi erneut es entwickelte sich ein turbulenter Schlagabtausch.

Andreas Rojewski (DHfK) versucht unter Bedrängins, seinen Kollegen Benjamin Meschke am Kreis zu finden. Foto: Jan Kaefer
Andreas Rojewski (DHfK) versucht unter Bedrängins, seinen Kollegen Benjamin Meschke am Kreis zu finden. Foto: Jan Kaefer

Denn schon seit Beginn der zweiten Hälfte hatten die Gäste einen siebten Feldspieler im Einsatz. Lukas Binder konnte daraus Kapital schlagen und erzielte eines seiner zehn Tore ohne Torhüter mit einem Lupfer aus 10 Metern gegen den letzten Gegenspieler. Dennoch waren die Hessen nun im Spiel, das für Leipzig Milos Putera im Tor beenden durfte. Er führte sich mit einem gehaltenen Siebenmeter glänzend ein und verhinderte in der 56. Minute durch einen Sprint von der Seitenlinie, dass Anton Lindskog noch einmal auf 2 Tore verkürzte.

In der Folge ließen sich die Tabellenfünften vom bisherigen Nachbarn auf dem sechsten Platz nicht mehr das Spiel aus der Hand nehmen. Selbst unter Zeitdruck trafen sie noch, und Lukas Binder erzielte noch kurz vor dem Abpfiff sein zehntes Tor. „Heute hatten wir einen Kapitän, der dem Wort alle Ehre gemacht hat und immer voranging“, so Christian Prokop nach der Partie.

Franz Semper prallt auf die Wetzlaer Mauer aus Stefan Cavor (#77) und Kristian Björnsen (#7). Foto: Jan Kaefer
Franz Semper prallt auf die Wetzlaer Mauer aus Stefan Cavor (#77) und Kristian Björnsen (#7). Foto: Jan Kaefer

Ob der Cheftrainer und Trainer des Jahres nun Bundestrainer wird, liegt an der Entscheidung des DHB und den Verhandlungen mit dem Verein, denn Geschäftsführer Karsten Günther hatte deutlich gemacht, dass es ohne Ablöse für ihn nicht vorstellbar sei, einen der Erfolgsfaktoren des Leipziger Aufschwungs ziehen zu lassen. Prokop selbst hatte nach dem Spiel in Flensburg seinen Willen bekundet, den Posten zu übernehmen. Kapitän Binder traut seinem Coach auch eine Doppelfunktion zu: „In der Vergangenheit ging das nicht so gut, aber Christian kann das glaube ich schaffen.“

In heimischer Halle spielen die Handball-Herren demnächst am 13.12. im DHB-Pokal um den Einzug in das Final-Turnier der besten Vier. Mit Hannover-Burgdorf ist ein Gegner zu Gast, der im Ligaspiel zwei Punkte aus Leipzig entführen konnte. Anwurfzeit ist 19 Uhr.

Geschafft! Die DHfK-Bank jubelt mit ihrem Trainer Christian Prokop. Foto: Jan Kaefer
Geschafft! Die DHfK-Bank jubelt mit ihrem Trainer Christian Prokop. Foto: Jan Kaefer

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar