Das Museum der bildenden Künste (MdbK) zeigt in Kooperation mit der Wüstenrot Stiftung die Arbeiten von Sabrina Asche, Luise Marchand, Heiko Schäfer und Wenzel Stählin. Die vier Fotograf/-innen haben den Dokumentarfotografie-Förderpreis 13 erhalten. Der 1994 ins Leben gerufene Förderpreis gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen dieser Art in Deutschland und gibt jungen Fotograf/-innen die Möglichkeit, ein eigenständiges Projekt innerhalb von anderthalb Jahren zu realisieren.

Die geförderten künstlerischen Positionen richten einen dokumentarischen Blick auf die Welt der Arbeit sowie des menschlichen Körpers. Mit Sabrina Asche, Luise Marchand und Wenzel Stählin sind drei Absolvent/-innen der Hochschule für Grafik und Buchkunst Leipzig unter den Ausgezeichneten.

Sabrina Asche (*1981) beschäftigt sich in ihrer Arbeit „Textilarbeiterinnen fotografieren“ mit der Situation der vielen unsichtbaren Frauen, die in der bengalischen Textilindustrie tätig sind. Ausgangspunkt ihrer Arbeit ist der Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza im Dhaka District in Bangladesch 2013. Das gesammelte Material verwebt die Künstlerin in Siebdrucken und in einem Film zu einer vielschichtigen Bild- und Textcollage.

Die Fotografin Luise Marchand (*1987) spürt in ihrem Projekt „Liquid Company – Flüssige Gesellschaft“ die Übergänge von Work-Life Balance zum Work-Life-Blending nach, indem sie sich als Mitglied eines Kollektivs in Teambuilding-Prozesse einbringt und das Verhalten der Teilnehmer/-innen studiert. Sie reflektiert den Traum von Selbstbestimmung und das Gleichgewicht von Beruf und Privatleben, die durch die Digitalisierung im 21. Jahrhundert zu einer greifbaren Realität werden.

Heiko Schäfer (*1983) richtet den Blick in „Disziplinierte Produktion“ auf sozial-ökonomische Bedingungen der Arbeitswelt. Er dokumentiert die Arbeitsbedingungen an industriellen Produktionsstätten in Nordrhein-Westfalen und untersucht im Austausch mit Angestellten, Hartz-IV-Empfänger/-innen und Aktivist/-innen die gegenwärtige Vorstellung von Arbeit. Dabei versucht er verschiedene visuelle, soziale und kulturelle Habitate abzubilden und setzt diese in Beziehung zueinander.

Im Mittelpunkt von Wenzel Stählins Arbeit „Konstruktionen. Vorschlag für eine Recherche“ stehen die mit dem weißen männlichen Körper verbundenen normativen Vorstellungen und Ideologien. Er untersucht, wie der Mann als Maßstab für die architektonische Gestaltung unserer Lebenswelt dient.

Die vier fotografischen Perspektiven vermitteln einen Einblick in die aktuelle dokumentarische Praxis. Methodisch, formal und technisch loten sie auf unterschiedliche Weise die auslaufenden Grenzen einer fotodokumentarischen Wirklichkeit aus.

Der „Dokumentarfotografie Förderpreis“ der Wüstenrot Stiftung gilt als eine der wichtigsten Auszeichnungen dieser Art in Deutschland. Der Preis richtet sich an Fotograf/-innen, die sich mit Themen der realen Lebenswelt beschäftigen und mit zeitgenössischen Mitteln die Definition des Abbildungscharakters der Fotografie reflektieren. Die Wüstenrot Stiftung vergibt die Auszeichnung seit 1994 alle zwei Jahre in Kooperation mit dem Museum Folkwang in Essen. Die Arbeiten werden in einer Wanderausstellung mit Begleitkatalog in renommierten Institutionen gezeigt.

Öffnungszeiten/Eintritt:
Dienstag und Donnerstag-Sonntag, 10–18 Uhr, Mittwoch 12–20 Uhr
Tagesticket 10 Euro / ermäßigt 5 Euro

Mehr Informationen unter www.mdbk.de.

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