Im MIttelpunkt des kroatischen Filmes SRBENKA stehen die Proben zum Stück „Alexandra Zec“ (2014) des Theaterregisseurs Oliver Frljić, der wie kein anderer Theaterschaffender in Kroatien polarisiert. Es geht um die Ermordung eines zwölfjährigen serbischen Mädchens und ihrer Familie 1991 in Zagreb. Schnell gefunden, wurden die Täter nie verurteilt.

Regisseur Nebojsa Slijepčević begleitet das Theaterstück von den ersten Gruppensitzungen und Recherchearbeiten bis zum Eröffnungsabend. Die Proben bringen verborgene Traumata ans Licht, werden zur kollektiven Psychotherapie. Vor allem die zwölfjährige Hauptdarstellerin Nina fühlt sich, als hätte der Krieg nie geendet. Als Frljić sie bittet, sich vor dem Publikum als Serbin erkennen zu geben, bekommt Nina fürchterliche Angst und weiß nicht, wie sie sich verhalten soll.

Theaterstück wie Filmprojekt zeigen die langen Schatten des Kroatienkrieges Anfang der 1990er Jahre. Das kleine Theaterensemble widerspiegelt den Zwiespalt des ganzen Landes und zeigt, dass Ressentiments, Vorurteile und Traumata die Menschen bis heute beeinflussen und der Konflikt ungebrochen aktuell scheint.

SRBENKA, der 2018 im internationalen Programm des DOK LEIPZIG lief und für den European Film Awards Documentary Selection nominiert war, feierte große Erfolge auf Filmfestivals und erhielt u.a. beim Filmfestival Vision du Réel Nyon die Auszeichung «Buyens-Chagoll». In Kroatien selbst aber wird der Film kaum gezeigt und rezipiert.

Frljić und Slijepčević sind Autoren einer ambitionierten jüngeren Generation in Kroatien, die mit  neuen dokumentarischen und postdramatischen Formen auf sich aufmerksam macht.

Nebojsa Slijepcevic führte Regie bei zahlreichen Dokumentarfilmen, die auf internationalen Festivals gezeigt und mehrfach ausgezeichnet wurden. Für seine TV-Dokumentationen ist er dreimal für den Prix Europa Award nominiert worden. Sein erster abendfüllender Dokumentarfilm „Gangster of Love“ war einer der größten Kinoerfolge Kroatiens. Slijepcevic ist außerdem als Pädagoge, Mentor und Dozent an der Schule für Dokumentarfilm in Zagreb tätig.

Theaterregisseur Oliver Frljić lebt und arbeitet als Regisseur, Autor, Schauspieler und Theoretiker in Kroatien. Für seine Inszenierungen wurde er mehrfach ausgezeichnet und zu internationalen Festivals eingeladen, u.a. 2010 mit „Mrzim istinu!“ (Ich hasse die Wahrheit!) zu den Wiener Festwochen. Seit der Spielzeit 2019/2020 ist Frljić Hausregisseur am Berliner Gorki Theater.

SRBENKA wird in der kroatischen Originalfassung mit deutschen Untertiteln gezeigt.

Tickets: https://www.cineplex.de/film/srbenka/372071/leipzig/

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