Für 39 Doppeltriebwagen der Berliner U-Bahn-Baureihe F76 beginnt jetzt ein zweites Leben. Nach einer Komplettmodernisierung werden sie fit sein für weitere 20 Jahre Einsatzzeit. Am Mittwoch, 9. Juli, hat das von der BVG mit der Ertüchtigung beauftragte Unternehmen Vossloh Kiepe aus der nordrhein-westfälischen Landeshauptstadt Düsseldorf in Leipzig den ersten der "neuen Alten" an die BVG übergeben. Bis Februar 2017 soll das Modernisierungsprogramm abgeschlossen sein.

Nur noch äußerlich gleichen die ertüchtigten Züge ihren Zwillingen, die noch auf ihre Modernisierung warten. Freundliche Farben herrschen im Wageninneren vor, auch die Haltestangen leuchten in Gelb und sind dank der helleren Außenwände nun für Sehbehinderte deutlich besser sichtbar. Die Sitze sind im Nachtliniendekor gehalten und an der Decke sorgen neue Leuchtbänder für helles und angenehmes Licht. Durch den Ausbau einer Sitzbank hat jetzt jeder Doppeltriebwagen ein Mehrzweckabteil für Gepäck, Fahrräder und als Stellfläche für Rollstuhlfahrer. Die grauen Türgriffe wurden durch grüne Drucktaster ersetzt. Per Tastendruck können die Türen jetzt auch einzeln von innen geschlossen werden, die Taster sind mit Brailleschrift beschriftet. Weitestgehend wurden die Wünsche der Fahrgastverbände sowie der Behinderten- und Blindenverbände bei der Modernisierung berücksichtigt.

Die BVG hat Vossloh Kiepe Düsseldorf im März vergangenen Jahres den Großauftrag für die “Runderneuerung” der Berliner U-Bahn-Fahrzeuge erteilt. Das Unternehmen führt an den U-Bahnen die Hauptuntersuchung und die umfangreichen Modernisierungsarbeiten durch.Während Vossloh Kiepe für die elektrischen Arbeiten zuständig ist, wurde IFTEC, ein Tochterunternehmen der Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) GmbH, als Subunternehmer für die mechanischen Umsetzungen bei der Hauptuntersuchung und Modernisierung von Vossloh Kiepe beauftragt. Die Arbeiten für die Modernisierung der Bahnen werden in den Werkhallen der IFTEC in der Bautzner Straße in Leipzig durchgeführt.

“Wir haben uns entschieden, den Auftrag an diese zuverlässigen Partner zu vergeben, um sicherzustellen, dass die Fahrzeuge so schnell wie möglich wieder für unsere Fahrgäste zur Verfügung stehen”, sagt Hans-Christian Kaiser, Bereichsleiter U-Bahn bei der BVG. “Unsere Partner haben in vergleichbaren Projekten eine große Kompetenz bei der Ertüchtigung von Schienenfahrzeugen bewiesen. Dank der Vergabe können sich die BVG-Werkstätten voll und ganz auf ihr Kerngeschäft, die Sicherstellung eines tagtäglich sicheren Linienbetriebs konzentrieren.”Vossloh Kiepe übernimmt den kompletten elektrischen Modernisierungsanteil. Dieser beinhaltet unter anderem Verkabelungsarbeiten, die Demontage, das Aufarbeiten und Montage der elektrischen Komponenten und elektronischen Kommunikationsanlagen, der Antriebsausrüstung und anschließend der kompletten statischen und dynamischen Inbetriebnahme. Dabei wird die Antriebssteuerung und die Bordnetzversorgung sowie die Heizungs- und Belüftungsanlage modernisiert.

IFTEC ist für die mechanische Modernisierung der Triebwagen zuständig. Nach der vollständigen Entkernung des gesamten Innenraumes, werden die herausgelösten Komponenten aufgearbeitet, modernisiert und danach wieder in die Bahn eingebaut.

“Mit bis zu vier Arbeitsständen und einem eigenen Logistikbereich können wir hier einen optimalen Serienumbau einschließlich Materialzuführung gewährleisten”, erklärt Achim Hesselink, Bereichsleiter Modernisierung Schienenfahrzeuge bei der IFTEC.

Vossloh Kiepe Düsseldorf und IFTEC arbeiten bereits seit einigen Jahren im Rahmen einer Service-Allianz zusammen. Dazu Carsten Kossow, Gesamt-Projektleiter von Vossloh Kiepe Düsseldorf: “Es ist nicht der erste Auftrag, den Vossloh Kiepe Düsseldorf und IFTEC zusammen als Konsortialpartner erfüllen. Wir haben 2009 bereits den Auftrag für die Sanierung und Modernisierung von 50 Münchner Straßenbahnen vom Typ R2.2 erhalten. Der Auftrag wurde im Dezember 2013 erfolgreich abgeschlossen.”

Von der neuerlichen Zusammenarbeit werden Fahrgäste der BVG aber nicht nur durch die Modernisierungen im Innenraum profitieren. Auch “unter der Haube” hat die Elektronik Einzug gehalten. Dank ihr können die Züge sanfter anfahren und bremsen, die Beschleunigung ist deutlich verbessert, was sich bei kurzen Taktfolgen im Linienverkehr bewährt.

Auch Wünsche der Fahrerinnen und Fahrer wurden aufgegriffen. Anzeigenelemente und Leuchttaster sind neu, die Heizung schafft jetzt 50 Prozent mehr Leistung, der neue Schwingsitz und elektrische Fensterheber bieten weiteren Komfort für den anstrengenden Fahrdienst im Tunnel.

www.iftec.de

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar