Am 10. März veröffentlichte die Sächsische Energieagentur (SAENA) mal wieder eine kleine Statistik zu den Erneuerbaren Energien in Sachsen. 2015 als Bezugsjahr. Aber die Statistik zu den Erneuerbaren Energien hängt in Sachsen noch viel weiter zurück als andere Statistiken. Eigentlich weiß man derzeit nur, wo man 2013 stand. Alles andere ist nur geschätzt.

Trotzdem zeigen die Zahlen natürlich keine wirklich energische Entwicklung. Und das bringt so langsam auch die SPD-Fraktion im sächsischen Landtag in Wallung. Denn eigentlich wollte man die ganzen Bremsen, die die FDP in ihrer Mit-Regierungszeit 2009 bis 2014 eingebaut hat beim Umbau der Energielandschaft, schon längst beseitigt haben. Es steht ja auch im Koalitionsvertrag. Und anders als es die FDP immer wieder verlautbarte, stehen auch in Sachsen die meisten Menschen hinter der Energiewende. Da könnte man echte Politik mit Rückenwind machen. Und macht sie einfach nicht.

„Die neuesten Zahlen zur Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Sachsen sprechen eine deutliche Sprache: der Ausbau der Erneuerbaren Energien in Sachsen kommt nur schleppend voran“, erklärt denn auch Jörg Vieweg, energiepolitischer Sprecher der SPD-Fraktion im Sächsischen Landtag, zu den Zahlen der Sächsischen Energieagentur (SAENA) zur Entwicklung der Erneuerbaren Energien in Sachsen im Jahr 2015.

Um 1,5 Prozent stieg der Anteil der Erneuerbaren Energien gegenüber dem Vorjahr auf nunmehr 21,4 Prozent im Jahr 2014 und ebenso dann 2015 auf 22,9 Prozent. Aber die SAENA betont extra: Beides ist nur eine Prognose.

Man hat einfach noch keine Zahlen zum wirklich erzeugten Strom oder der eingespeisten Energie.

Grundlage für die Prognose sind die reinen Zubauzahlen. Und da ist 2015 wirklich nicht viel passiert: „Die Erhöhung des Anteils der erneuerbaren Energien beruht auf dem Zubau von 50 MW an Photovoltaikanlagen und von 66 MW bei der Windenergie. Bei der Wasserkraft und der Biomasse hat es im Jahr 2015 faktisch keinen Zubau gegeben.“

Ob es bei Biomasse jemals den gewaltigen Zubau geben wird, den die SAENA noch in ihren Zukunftsszenarien hat, darf bezweifelt werden. Und auch bei der Wasserkraft sind die Speichermöglichkeiten begrenzt.

Dass Sachsen beim Ausbau der Erneuerbaren hinterherkleckert, hat eher mit den noch längst nicht ausgeschöpften Potenzialen beim Ausbau der Photovoltaik zu tun – und natürlich mit dem rapiden Ausbremsen des Baus neuer Windkraftanlagen unter Schwarz-Gelb. Mit einem Anteil von knapp 23 Prozent der Erneuerbaren Energien am Bruttostromverbrauch rangiert Sachsen immer noch auf dem letzten Platz im Vergleich mit allen anderen ostdeutschen Flächenländern.

„Die Zahlen machen klar: Eine dynamische Entwicklung beim Zubau von EE-Anlagen findet in Sachsen nicht statt. Spätestens jetzt macht sich bemerkbar, wie lange die Vorgängerregierung bei der Energiewende auf der Bremse gestanden hat“, stellt denn auch Jörg Vieweg fest.

Durch die Regierungsbeteiligung der SPD habe sich die Koalition zwar auf deutlich ambitioniertere Ziele festgelegt. Bis 2025 sollen 45 Prozent des gesamten Energieverbrauchs, der Wärmeversorgung und der Mobilität im Freistaat aus Erneuerbaren Energiequellen stammen. 2035 sollen es 60 Prozent sein. Aber selbst wenn das von der SAENA errechnete Zuwachspotenzial von 1,5 Prozent pro Jahr ausgeschöpft werden sollte, würden 2020 nicht 45 Prozent dastehen, sondern bloße 34,4 Prozent (28 Prozent im Jahr 2020).

Langfristig setze die SPD aber auf 100 Prozent saubere Energieerzeugung auch im Freistaat. Hauptziel bleibe dabei der Kampf gegen den Klimawandel, betont Vieweg. „Hier muss auch Sachsen seinen Beitrag leisten. Wir haben also noch einen weiten Weg vor uns.“

Er drängt deshalb auf die im Koalitionsvertrag vereinbarte Fortschreibung des Sächsischen Energie- und Klimaprogramms: „Aus dem Energie- und Klimaprogramm muss ein Klimaschutz- und Energieprogramm 2020 werden. Insbesondere beim Ausbau der Windenergie hat Sachsen noch großes Potential. Außerdem bietet die Windkraft zahlreiche Chancen für Gemeinden und Bewohner in den ländlichen Regionen. Gerade durch Bürgerwindkraftanlagen oder Energiegenossenschaften wird ermöglicht, dass viele Menschen direkt von der Energiewende profitieren können. Deshalb wollen wir den Ausbau der Erneuerbaren Energien in Sachsen beschleunigen und die Akzeptanz für die Energiewende weiter steigern, indem die Wertschöpfung möglichst vor Ort erhalten bleibt.“

Was er nicht erwähnt hat: Auch sächsische Windparks werden immer öfter vom Netz genommen, weil die Netze mit der Grundlast aus konventionellen Kraftwerken verstopft sind. So weh das dem braunkohleverliebten Sachsen tun mag, aber der Ausbau der Erneuerbaren macht nur Sinn, wenn gleichzeitig die Kohlekapazitäten zurückgefahren werden.

Die Grafiken zum Bericht der SAENA.

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