Für FreikäuferEs rumpelt noch im Mitteldeutschen S-Bahn-Netz. Nicht nur, weil es noch gar nicht fertig ist. Bis ins Jahr 2022 wird sich die erste Ausbaustufe noch hinziehen, sagt Oliver Mietzsch, Geschäftsführer des Zwecksverbands Nahverkehr Leipzig (ZVNL). Am Dienstag, 5. Dezember, erläuterte er noch einmal ausführlich, was die Deutsche Bahn kurz zuvor recht kurz und knapp vermeldet hatte.

Drei zusätzliche Linien werden zum Fahrplanwechsel am 10. Dezember in Betrieb gehen. Auf anderen gibt es einschneidende Veränderungen. Aber die wichtigste Nachricht betraf ja die Verbindung zwischen Leipzig und Halle. Das ist das Herz des mitteldeutschen S-Bahn-Netzes. Hier fuhren bislang die S3 und die S5, verkürzt bis Flughafen auch die S5X.

Hier sind jeden Tag 16.000 bis 18.000 Menschen unterwegs. Das ist fast die Hälfte der 38.000 Fahrgäste, die im mitteldeutschen S-Bahn-Netz gezählt werden. Hier gab es immer die größten Engpässe. Gerade in den Stoßzeiten.

Der Grund? Sind zu wenige Fahrzeuge im S-Bahn-Netz unterwegs?

Nein, sagt Mietzsch. „51 Fahrzeuge wurden geordert, völlig ausreichend, um alle Bedürfnisse im geplanten Netz abzudecken. Eine Reserve war von vornherein mit eingerechnet“, so Mietzsch. Denn die Fahrzeuge müssen natürlich wie jedes technische Gerät regelmäßig zur Wartung. Es gibt Defekte, auch Vandalismus. Aber so richtig hatte die Deutsche Bahn, die das Netz befährt, nicht kalkuliert. Zeitweilig waren bis zu 20 von den 51 Fahrzeugen nicht verfügbar. Ergebnis war dann das, was gerade Berufspendler zwischen Leipzig und Halle erlebten: Statt der bestellten Doppeltraktion rollte ein einfacher Zug ein – und das Fahrzeug war so voll, dass nicht mal alle mitkamen.

„Aber daran haben wir in den letzten Monaten intensiv gearbeitet“, sagt Mietzsch. Die Ausfallrate konnte auf 10 Prozent gedrückt werden. „Und das macht sich im Netz auch schon positiv bemerkbar.“

Dazu kommt jetzt: Der Umbau der Ostseite des Hauptbahnhofs Halle ist endlich beendet. Das hängt mit der Inbetriebnahme der ICE-Strecke Nürnberg, Erfurt, Leipzig/Halle nach Berlin am 10. Dezember zusammen. Man vergisst es ja beinah, weil man sich an die vielen Baustellen im Leipziger Schienennetz fast gewöhnt hat, dass sich hier zwei Mega-Bauprojekte überschnitten – einerseits der Ausbau der ICE-Verbindung VDE 8, der auch im Hauptbahnhof Leipzig massive Umbauten und Modernisierungen nach sich zog – und der Bau des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes, von dem der 900 Millionen Euro teure City-Tunnel in Leipzig nur ein Teil war. Das Wichtigste: Ohne den Tunnel wäre es gar nicht denkbar gewesen.

„Aber drumherum sind die Anpassungen im Netz noch immer im Gang“, sagt Mietzsch. „Wir bekommen das modernste S-Bahn-Netz Deutschlands.“

Aber dazu mussten viele Gleistrassen komplett erneuert werden. Einige wichtige S-Bahnhaltepunkte sind noch im Bau – so wie an der Essener Straße. Die Station wird im Dezember 2018 ans Netz gehen. Zwei andere langersehnte Stationen – die in Thekla und die an der Mockauer Post – folgen 2019. Deshalb war das, was im Dezember 2013 in Betrieb ging, erst das Kernstück der ersten Ausbaustufe für das Mitteldeutsche S-Bahn-Netz.

Immer dann, wenn wichtige Gleisabschnitte fertig sind, können weitere noch fehlende Teile in Betrieb genommen werden. Und mit der Inbetriebnahme der Ostseite des Hauptbahnhofs Halle wird jetzt ein immer wieder vorgetragener Wunsch der Fahrgäste endlich erfüllt: Neben der S3 und der S5 verkehrt jetzt auch die S5X wieder stündlich zwischen Leipzig und Halle und endet nicht mehr am Flughafen Leipzig/Halle. Und die Umbauten in Halle bringen noch einen Effekt: Die S-Bahn kann beschleunigt werden. Statt 31 Minuten braucht die S5X seit dem 1. Dezember nur noch 23 Minuten. Die S5 braucht 27 Minuten.

Mit der weiter südlich fahrenden S3 („die auch die Dörfer mitnimmt“, so Mietzsch) hat Leipzig jetzt eine Doppellast nach Halle, das Angebot hat sich um 30 Prozent erhöht.

Was Mietzsch auch zu der Anmerkung verleitet, Leipzig habe mittlerweile auch eines der größten S-Bahn-Netze in Deutschland. Und die Strecke nach Halle sei für so eine S-Bahn in Ballungsgebieten typisch. Und für die Politik quasi am Rande gesagt: „Halle und Leipzig, das ist ein richtiges Ballungsgebiet.“

Und damit die Fahrgäste auch etwas haben von diesem „doppelten“ S-Bahn-Angebot, fährt die S3 nun 5 Minuten später von Halle ab und kommt fünf Minuten früher an. Das verbessert auch die zeitliche Verteilung.

Einziger Wehrmutstropfen: Die S3 endet erst einmal in Leipzig-Connewitz und fährt nicht mehr bis nach Geithain. Wer also nach Geithain weiter will, muss in die neue S6 umsteigen. Womit wir schon bei den Neuerungen im Netz sind.

Dazu gleich mehr an dieser Stelle.

Ab 10. Dezember gibt es drei neue Linien im mitteldeutschen S-Bahn-Netz

Ab 10. Dezember gibt es drei neue Linien im mitteldeutschen S-Bahn-Netz

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