Nicht nur die Leipziger SPD-Fraktion wünscht sich wohl so etwas wie eine riesengroße Anzeigetafel an jeder Haltestelle, die sofort meldet, wenn es Probleme auf der Strecke gibt. Viel zu selten erscheinen solche Nachrichten als Banddurchläufer unten auf den Fahrgastanzeigern. Und wenn Bahnen ausfallen, erfahren es die Fahrgäste meistens gar nicht. Nun wird es mal Stadtratsthema.

Und das eigentlich auch nur, weil die SPD-Genossen mit solchen Ausfällen in den letzten Wochen direkt konfrontiert waren. Wenn das gerade passiert, wenn man eh schon unter Zeitdruck steht, hat man in Leipzig tatsächlich ein Problem.

Früher hatten die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) noch das Geld, ihre Informationen über Störungen auch über die L-IZ bekanntzugeben. Man musste nur die Seite aufrufen und bekam alle aktuellen Störungsmeldungen mit.

Aber die LVB sind ja mittlerweile völlig verarmt. Man kann sich so einen Kundenservice nicht mehr leisten.

Und dann steht der LVB-Kunde da, vergleicht den Fahrgastaushang mit dem Fahrgastanzeiger und stellt fest: Da sind einfach mal ein paar Bahnen im Nirwana verschwunden. Noch wilder wird es, wenn die Bahnen zwar angezeigt werden und die Abfahrzeit laut Leuchtziffern immer näher rückt – und dann kommen sie trotzdem nicht und die Anzeige verschwindet.

So richtig klappt das Informationssystem also nicht.

Aber damit die Kritik nicht gleich so heftig aufschlägt, hat sie die SPD-Fraktion in ihrer Stadtratsanfrage mit einem Lob eingeleitet: „Die Leipziger Verkehrsbetriebe (LVB) haben am Wochenende 17./18.03.2018 einen hervorragenden Job erledigt, als die Deutsche Bahn witterungsbedingt den Verkehr im Raum Leipzig für zwei Tage nahezu einstellen musste.“

Es war ein bisschen Schneefall zur Buchmesse, der zwar mit 15 Zentimeter für die Zeit recht ungewöhnlich war. Aber selbst die Hausmeister haben das am Morgen recht schnell fortgeräumt. Und die Straßenbahnen sind im Grunde störungsfrei gefahren. Das ist also ein Lob für einen störungsfreien Betrieb.

Aber da gab es halt noch ein paar andere Tage im LVB-Netz: „Dennoch sind uns in den vergangenen Wochen einige außerplanmäßige Ausfälle von Straßenbahnverbindungen, insbesondere auf den Linien 8 und 14, gemeldet worden. Kritisiert wurde hierbei insbesondere, dass es keinerlei Informationen für die Fahrgäste über die Ausfälle seitens der LVB gab, weder an den Haltestellen noch über die App easy.GO.“

Was die SPD-Fraktion, die sich so langsam des Themenkomplexes LVB etwas ernsthafter annimmt, zu folgenden Fragen animiert hat:

„Worin liegen die Gründe für den Ausfall dieser Straßenbahnverbindungen?

Warum konnten die Fahrgäste der LVB über die Ausfälle nicht informiert werden?

Welche Maßnahmen sollen künftig dafür sorgen, dass die Fahrgäste zumindest besser informiert werden?“

Gerade die dritte Frage könnte interessant sein. Denn Fahrgäste fühlen sich natürlich erst ernst genommen, wenn ihnen auch mitgeteilt wird, wenn es irgendwo im Betrieb klemmt. Und warum. Und zwar auch in den Bahnen. Da hängen zwar große Monitore, aber die Chance, hier über Probleme im Netz zu informieren, nutzen die LVB bislang nicht. Was für alle Fahrgäste, die unterwegs umsteigen müssen, von brennendem Interesse ist. Denn auch wenn die LVB-Planer immer alles auf den Umsteigepunkt Hauptbahnhof fokussieren, haben LVB-Fahrgäste aus guter Erfahrung auch noch die verbliebenen Alternativrouten im Kopf (die anderen wurden mit der vorletzten Netz-Reform abgeschafft), würden also rechtzeitig noch auf einen Bus oder eine Parallellinie umsteigen können – wenn sie nur wüssten, dass sie gerade dabei sind, in einen Verkehrsengpass hineinzufahren.

Irgendwie ein vertrautes Problem in Leipzig. Wann irgendwelche Fußballspiele sind, erfährt man, aber wenn Bahnen ausfallen, steht man bedröppelt im Sonnenschein. Oder wenn man Pech hat im Regen.

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 2 Kommentare

Das ist ja auch wichtig!

Aber ich warte eigentlich noch viel mehr auf die jährlichen Empörungsäußerungen, der Herren Zenker und Oßwald, zur Fahrpreiserhöhung ab August.

Das war doch sonst immer so, inklusive der Floskel, dass es so, nun wirklich nicht weitergehen kann und man sich nun dieses Themas besonders intensiv annehmen werde.

Aber vielleicht sind solche Äußerungen mittlerweile selbst diesen beiden Personen zu peinlich, weil sie genau wissen, dass der nächste August und damit die nächste jährliche Fahrpreiserhöhung bestimmt kommt!

Schreiben Sie einen Kommentar