Das war knapp: Am Jahresende 2021 haben die Leipziger Verkehrsbetriebe doch noch knapp die für sie symbolisch so wichtige Marke von 100 Millionen Fahrgästen geschafft. Genauer: 102,75 Millionen Fahrgäste wurde im Jahresverlauf in Bussen und Bahnen der LVB gezählt, knapp 1,5 Millionen weniger als 2020. Es geht doch wieder aufwärts, auch wenn die Zahl so nicht aussieht.

Heftiger Einbruch im zweiten Quartal 2020

Doch 2020 steckte noch ein beinah normales erstes Quartal in den Zahlen. Wirklich offiziell angekommen ist ja die Pandemie in Leipzig erst im März. Mit der Absage der Buchmesse ging es ja quasi los. Die richtig heftigen Einschränkungen gab es dann ab April.

Was dann die durchschnittlichen Fahrgastzahlen der LVB deutlich absacken ließ. Statt 30 bis 40 Millionen Fahrgästen im Quartal zählten sie nur noch 20 bis 25 Millionen. Was nicht nur daran lag, dass Schulen zeitweilig geschlossen waren und viele Leipziger/-innen vorsichtshalber auf Fahrrad und Pkw umstiegen.

Bündel von Ursachen

Viel heftiger wirkte sich aus, dass große Veranstaltungen fast komplett abgesagt waren und auch die publikumsträchtigen Messen ins Wasser fielen. Dazu kamen die Einschränkungen im Einzelhandel und in der Gastronomie, was gerade den Feierabendverkehr in die City drastisch zurückgehen ließ.

Im Grunde machte der deutliche Rückgang von 153 auf 104 Millionen Fahrgäste deutlich, welchen enormen Anteil die City, die Kultur und die Messen an der Entwicklung und Nutzung des ÖPNV haben. Das Jahr 2021 ging ja mit genau diesen Einschränkungen wieder los und das erste Quartal war dementsprechend schlecht.

Erst im Jahresverlauf stabilisierten sich die Zahlen und setzte auch in vielen gesellschaftlichen Bereichen eine Rückkehr zur Normalität ein, auch wenn Kultur und Gastronomie davon nur träumen konnten.

Stabilisierung und beinahe vor-pandemische Normalität

Dass also 2021 die Zahl der Fahrgäste fast wieder den Wert von 2020 erreichte, erzählt von einer ersten Stabilisierung im ÖPNV. Die Bahnen und Busse fahren wieder dichte Takte, auch wenn beide – zum Glück – noch nicht wieder so überfüllt sind wie vor der Pandemie.

Mal abgesehen von den Fußballspielen eines großen Clubs, der sich seine Zuschauermengen schon lange wieder gesichert hat. Und das sind so viele, dass selbst die LVB ihre Baustellen wieder nach den Fußballspielen ausrichten müssen.

Wiederherstellung der Fahrpläne für 2022 ist in vollem Gange

So wie gerade am Waldplatz passiert, wo die schon 2021 überfällige Instandsetzung der Gleise wieder abgesagt wurde. Wann diese notwendige Baumaßnahme nun stattfinden wird, konnten die LVB noch nicht sagen. Ihnen ist es – wie sie mitteilten – aktuell viel wichtiger, „an der Wiederherstellung der regulären Fahrpläne“ zu arbeiten.

Denn 2022 steht ganz bestimmt nicht mehr die Marke von 100 Millionen Fahrgästen als Ziel, denn mit tiefgreifenden Lockdowns wird nicht mehr zu rechnen sein. Da wird man das Verkehrsunternehmen wieder an seinen zuletzt erreichten Zahlen messen. Was ohne Kultur, Messen und wiederauflebenden Tourismus natürlich ein mehr als herausforderndes Ziel ist.

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