Der Verkehrssektor hat bislang nichts zur CO₂-Reduktion in Deutschland beigetragen. Auch in Leipzig nicht. Obwohl auch er sich radikal ändern muss, wenn Leipzig seine Klimaziele schaffen will. Und zwar genau so, wie es die 2018 vom Stadtrat beschlossene Mobilitätsstrategie vorzeichnet. Aber jetzt, da das Thema so langsam ernst wird, will die CDU-Fraktion nicht mehr mitspielen. Das kündigte CDU-Stadtrat Claus-Uwe Rothkegel schon in der Ratsversammlung am 18. Januar an.

Entweder hat die CDU-Fraktion 2018 geschlafen und nicht mitbekommen, was es heißt, wenn eine Stadt wie Leipzig das Verkehrssystem für ÖPNV und Radverkehr deutlich ausbauen will. Oder sie lebte in der Vorstellung, das ginge auch dann, wenn der seit sieben Jahrzehnten bevorteilte motorisierte Individualverkehr keinen Straßenraum abgeben müsste. So wie an der Prager Straße, wo die Bedingungen für Radfahrer und Fußgänger schon lange nicht mehr zumutbar sind, was ja dann Aufhänger für den Auftritt von Rothkegel war.

Zu viele Autos für begrenzten Platz

Dass dieser individualisierte Verkehr aber überhaupt nicht geeignet ist für eine dicht bebaute Stadt wie Leipzig, ist in sämtlichen Stadtteilen zu besichtigen. Überall sorgt der ruhende Verkehr für massive Verstöße gegen die StVO, für zugeparkte Gehwege und Kreuzungen. Ein Zustand, den ein willfähriges Ordnungsamt über Jahre hat einreißen lassen. Bis zu dem Punkt, an dem Bürgervereine und Initiativen begannen, das Thema massiv auf die Tagesordnung von Verwaltung und Stadtrat zu bringen.

Und in den letzten Monaten kam auch endlich Bewegung in die Sache, kontrollierte und sanktionierte das Ordnungsamt auch verstärkt in Ortsteilen, die vorher systematisch gemieden wurden. Und die Straßenverkehrsbehörde geht zunehmend dazu über, in den Straßen, in denen über Jahre StVO-widrig geparkt wurde, reguläre Parkanordnungen zu treffen und auszuschildern.

Doch das trifft die wunde Stelle einer Fraktion, die sich immer mehr zu einer Verteidigerin dieser alten, nicht zukunftsfähigen Zustände mausert und mit alten Argumenten versucht, der Verwaltung Einhalt zu gebieten. Aufhänger ist eine Ankündigung aus dem Baudezernat der Stadt Leipzig, künftig stärker gegen sogenanntes Gehwegparken vorzugehen.

Eigentlich etwas Selbstverständliches.

Parkanordnung = Verbot?

Doch das sieht die CDU-Fraktion nicht so.

„Es ist die Aufgabe der Stadtverwaltung, den ruhenden Verkehr zu ordnen. Es ist nicht ihre Aufgabe, ihn zu verbieten! Als CDU-Fraktion haben wir Ideen wie etwa Quartiersgaragen eingebracht, die von der Verwaltung einfach abgetan wurden. Eine echte Lösung ist sie aber schuldig geblieben. Einfach zu Verbieten ist jedenfalls keine Antwort“, erklärt der Fraktionsvorsitzende Frank Tornau.

Und holt damit eine ganz alte Kamelle aus der Versenkung. Denn Kommunen sind nirgendwo in Deutschland verpflichtet, Quartiersgaragen zu bauen. Das liegt überall in der Hand privater Investoren. Da helfen Aufforderungen an die Stadt, Quartiersgaragen zu bauen, nicht die Bohne – ganz zu schweigen davon, dass die Stadt ihr Geld in wesentlich drängendere Projekte stecken muss und Quartiersgaragen – siehe die Debatte in Schleußig – von den meisten Autobesitzern gar nicht gewollt sind.

Einen regulären Parkplatz für das Auto zu finden, ist nun aber Aufgabe des Autobesitzers. Und zur Wahrheit gehört auch, dass viele Leipziger sich gar nicht erst ein Auto angeschafft hätten, wenn das StVO-widrige Parken nicht in weiten Teilen des Stadtgebietes jahrelang geduldet worden wäre.

Die Initiativen, die seit Monaten versuchen, das Wildparken in der Stadt zur Anzeige und das Ordnungsamt zum Handeln zu bringen, haben inzwischen 120 Straßenzüge aufgelistet, in denen bislang das Falschparken geduldet wurde. In weiteren 17 Straßenzügen wurde die Duldung inzwischen aufgehoben.

Wohin mit dem Wirtschaftsverkehr?

Besonders verärgert gibt sich Tornau über den Zeitpunkt der Ankündigung durch den zuständigen Baubürgermeister. Aber der Zeitpunkt ist nicht zufällig. Denn dass gleichzeitig auch ein Runder Tisch Wirtschaftsverkehr aufgelegt wurde, ist Ergebnis desselben Prozesses. Denn natürlich sorgen die geparkten Automassen in der Stadt auch dafür, dass der Wirtschaftsverkehr massiv behindert wird. Nur sieht das die CDU-Fraktion nicht so.

„Am Mittwoch wird es, initiiert durch das Wirtschaftsdezernat, einen Runden Tisch zum Wirtschaftsverkehr geben, bei dem auch Parken ein Thema sein wird – schließlich sind auch Lieferanten, Handwerker oder Pflegedienste betroffen“, stellt Frank Tornau zu recht fest.

Meint dann aber: „So geht konstruktive Politik. Baubürgermeister Dienberg dagegen kündigt wenige Tage vor diesem Runden Tisch kurzerhand härteres Durchgreifen beim Gehwegparken an. Von einem Dezernenten, der allein in seinem Büro 21 Mitarbeiter beschäftigt, während andere Dezernate mit sechs oder sieben Stellen auskommen, darf man pragmatischere Lösungen erwarten. Aber dieses Vorgehen zeigt einmal mehr, dass der Baubürgermeister keine Ideen hat, dass er mit dem Thema ruhender Verkehr entweder überfordert oder ignorant ist und dass er einen Teil der Leipziger Stadtgesellschaft, nämlich die, die auf einen PKW angewiesen sind, einfach ausgrenzt.“

Genau das aber ist die Frage. Denn die meisten Autobesitzer sind gar nicht auf den eigenen Pkw angewiesen, könnten problemlos z.B. aufs Carsharing umsteigen oder auf andere umweltgerechte Verkehrsträger. Doch das Umsteigen erfordert ein Umdenken und das Verlassen alter Gewohnheiten. Und auch das Verständnis für eine Stadt, die wesentliche Aufenthaltsqualitäten einbüßt, weil die Straßen mit Autos zugeparkt sind.

Und auch der Runde Tisch Wirtschaftsverkehr wird sich dem Thema stellen müssen. Das braucht kluge Lösungen. Aber ganz bestimmt kein „Alles bleibt beim Alten“. Eher Lösungen unter dem Motto: Wie überzeugt man die Leipziger, jetzt auf den Umweltverbund umzusteigen und auf das alte Muster vom eigenen Automobil vorm Haus zu verzichten? Sodass auch die Autos der Handwerker, Hausmeister, Pflegedienste und Paketboten wieder Platz zum Parken haben.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Es gibt 67 Kommentare

Hier wird ja ganz schön abgeschweift. Dabei ist es ganz einfach, die geltende Parkordnung ist durchzusetzen. MIV als das absolut böse darzustellen bringt Garnichts, wir leben in einer freiheitlichen demokratischen Rechtsstaat und wer sich innerhalb der Gesetze mit dem eigenen Auto bewegt, der darf das auch machen. Punkt.

@Urs
Nun, mit “Wir” – sind wir alle gemeint, die auf/in diesem ‘Boot Erde’ sitzen. Letztlich ist es unerheblich, wer gerade welche Funktion innehat, ob Kapitän, Steuermann oder auch nur Reisender. Aber: es betrifft nachher alle. Sie, ich und wir alle haben sicher unterschiedliche Meinungen, wo wir in diesem Boot sitzen und was wir zur erfolgreichen Fahrt beitragen können.
Fakt ist, wenn der Kapitän Fehler begeht, obwohl bspw. Warnungen, Hinweise existieren oder gar einige aus der Bootsbesatzung auf Probleme hinweisen – die Entscheidung ist dann eine “sehenden Auges”; vorsätzlich könnte man auch sagen, wenn man um die möglichen Konsequenzen und die Verantwortung einer solchen Position weiß.
Dabei müssen wir nun im Angesicht eines drohenden Kenterns nicht auch noch – ‘mit Ihrem Schwert’ – selber Löcher in den Rumpf schlagen.
Ich würde versuchen, ein Unglück abzuwenden, auch wenn alle Reisenden murrend mithelfen müssten.
Man kann natürlich auch mit Vollgas weiterfahren und die Kapelle bis zum Schluss spielen lassen.
Der Kampf zwischen diesen Möglichkeiten, den erleben wir – nach langen Zeiten der Geduld – gerade. Ob nun Klimakleber oder “im Kleinen” das Thema Mobilität. Immer mehr Menschen werden auf das Schlingern des Bootes aufmerksam.

@Ralf
“Den wenigsten Autofahrern ist bewusst, dass sie Fahrradfahrer nicht mehr überholen dürfen, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann”.
Das finde ich auch eine sehr bedenkliche Beobachtung. In jeder Fahrschule bekommt das der Anwärter eigentlich erklärt. Und es gehört zu den Grundzügen der Rücksicht, die vielen verloren gegangen ist. Ebenso wie der Respekt anderen gegenüber.
Und ich – als Auto- und Radfahrer – kann Ihre Gefühle, die Sie bewegen, nachvollziehen.
Ich kann mir das ebenfalls nur damit erklären, dass viele Autofahrer denken, das Auto sei DIE Art der Mobilität schlechthin und eines jeden Recht, was auf Teufel komm raus zu schützen gilt.
Und alles andere muss sich unterordnen oder ist risikofreudig.

Dabei denke ich auch an das klaffende Auseinanderdriften des Wirtschaftswachstums und des Wohlstands.
U.a. mit der “notwendigen Mobilität” rechtfertigt ein Großteil der Gesellschaft dessen Vorantreiben und dessen Priorität (Wachstum).
Nur, dass damit mehr Probleme, anstatt effiziente Vorteile geschaffen werden. Wunderbar sichtbar beim LKW-Verkehr und dem bekannten Joghurt, was quer durch die Republik gefahren wird.
Und im Kleinen ist es die Bequemlichkeit, kleine Strecken mit dem eigenen Auto zurückzulegen, weil wir es (noch) können.

Ich mag jetzt nicht nochmal betonen dass ich gegenseitige Rücksichtnahme als hohes Gut erachte. Nur erwähnen, dass in einigen oberbayerischen Dialekten Rücksicht „gegeben“ wird. Finde ich schön.

Ihren Zeilen, Urs, „Es hilft uns nichts, außer guter Wille und Geduld. Auch beim Beachten oder Nichtbeachten der StVO: die 1,5m Abstand von Kfz zu Velos sind oft genug praxisfremd“ stimme ich zu.

Nur halte ich diese Praxisferne für ein echtes Problem, besonders in Kombination mit falschem Parken.

Den wenigsten Autofahrern ist bewusst, dass sie Fahrradfahrer nicht mehr überholen dürfen, wenn der Sicherheitsabstand nicht eingehalten werden kann. Sie müssen dann hinter dem Fahrrad bleiben, bis die Gegebenheiten für ein Überholmanöver vorhanden sind.

Meiner Meinung nach kratzt es schlicht am durch Werbung und dem eigenen teuer bezahltem Geld aufgepumpten Selbstbild vieler Autofahrer, jetzt hinter einer ollen Möhre rumzuckeln zu müssen. Dabei hat sich der Gesetzgeber schon etwas dabei gedacht: Auf einer durchschnittlichen Stadtstrasse wird auf beiden Seiten geparkt. Das unerwartete Öffnen einer Autotür („Dooring“), zwischen den parkenden Autos vortretende Fussgänger, spielende Kinder- dass alles kann zu einem Verreißen des Lenkers führen. Genau wie ein schlechter Straßenzustand, also Spurrillen, tiefliegende Gullideckel oder Müll. Von eigenen Fehlern gar nicht zu sprechen. Vielleicht empfinden Sie dass als weit hergeholt- als ehemaliger Fahrradkurier und Rikschafahrer kann ich Ihnen aber versichern: genau so sieht’s auf der Straße aus. Ich war früher locker mit 35 km/h unterwegs, und durfte mir dann von Autofahrern anhören, wie gefährlich das doch sei. Warum auf einer an sich breiten deutschen Straße, links und rechts beparkt, vor und hinter mir Autos, ich als Fahrradfahrer nicht das Recht haben soll schnell zu fahren, ständig ausgebremst werde, die Lungen voller Abgase: Daher kommt wohl meine Wut. An der ich arbeite. „Schwarzparken“ ist ein Kampfbegriff, ich werde ihn nicht mehr verwenden.

Mehr Radwege, mehr Bäume, weniger MIV- da bleibe ich mir treu.

Hmm, lieber User “Christian”, die Frage “Was ist, wenn wir – im Gegensatz zu Ihrer Ansicht – KEINE Zeit mehr haben, weil wir den rechtzeitigen Beginn einer Transformation vorsätzlich verpasst haben?” kann ich nachvollziehen, eigentlich auch verstehen, allerdings springt mich das Wort “vorsätzlich” an. Vermutlich ist ja “sehenden Auges” gemeint, ok., aber wer ist “wir”? Es mag fatalistisch klingen, aber es gibt kein “wir”. Wenigstens kein gefestigtes “wir”. Und weiß auch nicht, wie das zustandekommen könnte. Die “Critical Mass”-Leute glauben an eine Kettenreaktion. Brecht wußte, daß erst “das Fressen” käme, “und dann die Moral”. Und für eben das Fressen erwies sich nun schon seit Menschengedenken, daß man Mobilität einsetzen kann, soll und letztlich muß. Und Mobilität wird allüberall vorausgesetzt, vielleicht nicht mehr anwachsend, aber markant in jedem Falle. Spätestens an dem Punkt, als Mobilität als Wert an sich aufgefaßt wurde, war die Weiche gestellt. Wir kommen davon nicht abrupt weg. Da können wir uns heute auf den Kopf stellen! Man könnte als sagen, daß wir eben nicht sehenden Auges den Beginn einer Transformation verpaßt haben, denn unsere Vorfahren waren außerstande (vielleicht zu doof, vielleicht bösartig, vielleicht kenntnislos oder eben ohne passende Erfahrung), zu sehen, sozusagen. Das ist vielleicht tragisch, aber sollen wir uns heute nun ins Schwert stürzen oder uns, wie ich es mehrfach schrieb, das Leben zur Hölle machen deswegen?

Zum Beispiel denke ich, daß noch im 20. Jahrhundert unsere Vorfahren nicht genug Weitsicht etwa für Wasserbau hatten, wenn man mal an das Elsterbecken denkt und die Neue Luppe. Die glaubten damals an den Weihnachtsmann, der einerseits die Sedimentierung verhindert, und andererseits das Eingraben hinter dem Luppewehr (die Hauptursache der Austrocknung des nördlichen Auwalds). Und irgendwie war man – durch einige Hochwasser, etwa 1909, geschädigt – zu allem Möglichen entschlossen. Und hatte Protzgehabe war auch dabei.

Es sind derart viele Aspekte und Einflußgrößen auf Natur, Umwelt, Kima, wobei offensichtliche Verschwendung selbstredend bekloppt und tatsächlich böse und eigentlich leicht zu verhindern sein sollte. Hmm, und nun denke ich mit Wehmut an die dieses Jahr nicht mit der Begründung “Corona”, sondern mit “Energiesparen” erneut ausgefallene Kunsteisbahn vor der Oper. Da war ich in den paar Jahren davor regelmäßig (obwohl die Betreiber teils lausig agierten) und bin flott auf Schlittschuhen unterwegs gewesen. Die Frage ist eben, in welchem Verhältnis ein Energieverbrauch einer solchen kleinen Eisbahn zum sonstigen öffentlichen oder Sport-bezogenen Verbrauch steht (Kostenaspekte klammere ich hier aus).

Und, ich will auch nicht wieder episch lang schreiben, das Neuneuroticket zeigte ja ambivalente Effekte: erstens lebe ich in der Vorstellung, daß es eine in der Schublade der Bundesregierung vorhandene, unspezifische Aktion war, die Bevölkerung milde zu stimmen. Und nun kamen zweitens logischerweise etliche auf die Idee, mit Regionalzügen zu fahren (ich saß damals mal in einem nach Jena, das war unerträglich, ich mußte mit meiner Nachbarin abwechselnd atmen, aus schierem Platzmangel). So schön das u.a. für die real existierenden gesellschaftlich Abgehängten war: die Eisenbahnen sind nicht für derlei viele Fahrgäste ausgelegt, man müßte die Linien ertüchtigen, und sage mir niemand, daß das schnell ginge.

Es hilft uns nichts, außer guter Wille und Geduld. Auch beim Beachten oder Nichtbeachten der StVO: die 1,5m Abstand von Kfz zu Velos sind oft genug praxisfremd (ich erinnere mich gut an das LVZ-Bild mit Mark Daniel in der Elsterstraße und einer “Schmieche”, also einem sog. Gliedermaßstab, den er vom Gepäckträger aus nach links ausgebreitet hatte), und es bleiben uns gute Nerven, Rücksichtnahme, Verzicht auf Geifer. Und lehren unseren Kindern nicht, daß Autofahrer per se böse sind.

Ich möchte mal auf den Begriff „Schwarzparken“ eingehen.

Mir ist im Bekannten- und Familienkreis häufig aufgefallen, dass die Sprache recht verdruckst wird, wenn es z. B. um im Kreuzungsbereich abgestellte Autos geht. „Illegales Parken“ taucht dann als Beschreibung oft als erstes auf, ist vielen aber schon zu hart, genau wie „Schwarzparken“. Bei „ordnungswidrig abgestellten Fahrzeugen“ schaut niemand so richtig glücklich aus. Auf „Falschparken“ kann man sich meistens einigen, ist aber den Wenigsten geläufig.

Interessant daran finde ich, dass beim Straßenbahnfahren ohne Fahrschein der Volksmund ganz selbstverständlich vom „Schwarzfahren“ spricht. Jetzt ist der Begriff natürlich auch zurecht umstritten, auf Wikipedia unter „Schwarzfahren“ wird das gut erklärt. Und fahren ohne Fahrschein ist rechtlich eine Straftat (Leistungserschleichung), keine Ordnungswidrigkeit mehr, dass muss man hier fairerweise auch erwähnen.

„Falschparken“ ist umgangssprachlich also wohl als Begriff ein guter Kompromiss, der Autor des Artikels, unter dem wir uns hier versammeln, benutzt ihn. Auch wenn ich (Achtung: Humor!) bei der Vorstellung einer sprachlichen Welt voller „Falschfahrer“ und „Schwarzparker“ schmunzeln muss.

Irgendwie erfrischend fände ich auch mal folgende Erweiterung der üblichen Verkehrsmeldungen und insbesondere der Blitzerwarnungen im Radio:

„Und jetzt zu euch, liebe Leistungserschleicher und Freundinnen des gepflegten Adrenalinrausches! Kauft euch an diesem herrlichen Novembertag doch auf den Linien 8 und 15 heute ausnahmsweise mal eine Fahrkarte! Die Kontrolleure sind da! Morgen sieht es schon wieder entspannter aus, wir halten euch wie immer auf dem Laufenden!“

@Urs
Gern geschehen 🙂

“Kinderlosigkeit” war ein Versuch der Erklärung für eine egoistische, sorglose Weltsicht, Ressourcen unüberlegt zu ver(sch)wenden, ohne darauf zu achten, wie künftige Generationen mit den Konsequenzen unseres Handels klarkommen können. Da ist der Bezug zum eigenen Nachwuchs nicht weit. Das heißt aber bitte nicht, dass alle Kinderlose so denken…!

“Wenn man Zeit nicht einräumt, könnten Schockstrategien verlockend sein.”
Im angesprochenen TAZ-Artikel über den Fußabdruck können Sie auch das hier lesen:
‘Das zeigt: Für die Bekämpfung der Klimakrise ist eine Revolution nötig, in der Wirtschaft, der Mobilität, der Landwirtschaft.’
Was ist, wenn wir – im Gegensatz zu Ihrer Ansicht – KEINE Zeit mehr haben, weil wir den rechtzeitigen Beginn einer Transformation vorsätzlich verpasst haben?

Ich fahre mein Auto im Übrigen genauso wie Sie.
Und in “Nullkommanix einen Moduswechsel hinbekommen” halte auch ich für unrealistisch. Aber könnte man nicht endlich mal überflüssigen Ressourcenverbrauch beenden? z.B. bequeme MIV-Fahrten durch Sharing-Modelle ersetzen? Anreize für permanente Autoerneuerungen abschaffen?
Nicht noch mehr Infrastruktur für Verkehrsmittel zur Verfügung stellen, die wir mittelfristig reduzieren wollen?
-> zum eigentlichen Thema:
Wenn wir “überflüssige PKW” reduzieren könnten, wäre auch die Parkproblematik keine mehr!

@Sebastian
Der “ökologische Fußabdruck” ist ein Versuch, den Ressourcenverbrauch eines jeden Menschen in Zahlen zu fassen. Dass BP dies für sich kreativ ausgenutzt hat, spielt für mich weniger eine Rolle. Der Gedanke / die Idee zählt. Und die finde ich gut.

“Vorbilder”.
Konkret hatte ich niemanden im Sinn. Aber den kontraproduktiven Gedanken, dass Vorreiter von der eigenen Gesellschaft ausgebremst werden mit der Argumentation, zuallererst müssten “die Großen” oder Andere mit einer Veränderung beginnen.
Indien rangiert übrigens auf dem CCPI-Index vor Deutschland 😉
Da war ich überrascht.

Hier ist ja inzwischen viel passiert!

User “Christian” schrieb “Es ist für mich erstaunlich, was für Bedürfnisse sich die jetzige Generation gönnt, ohne darauf zu achten, wie die Auswirkungen auf künftige Generationen sein werden. Das kann ich mir nur noch mit Kinderlosigkeit erklären.” – Das klingt ein bißchen wie “OK Boomer”, eine Floskel, die ich zwar nie hörte, mir aber angelesen habe. Nun, ich bin nicht kinderlos, schon gar nicht sorglos, was künftige Generationen betrifft.

Ich hatte, man halte sich fest, bis vor ca. 10 Jahren einen rüstigen “PKW Trabant 601S”, wofür meine Oma 1971 in der Walter-Heinze-Straße mit fast 74 Jahren eine Stiege hochkraxelte, wo das Bestellbüro vom IFA-Vertrieb war. 1980 ereilte meine Mutter eine Art Lieferankündigung, am 8.10.1980 war es soweit, in der Theresienstraße erfolgte die Auslieferung, und um es kurz zu machen, ich hing auch noch nach 1990 eben sehr lange am putzigen Wägelchen mit seinen 594,5 Kubikzentimetern. Selbstverständlich unternahm ich damit keine Weltreisen, als ich das Auto an einen Enthusiasten abgab, waren keine Hundertausend Kilometer aufgelaufen – in 32,5 Jahren. Dennoch hatte es für meine Familie seinen Nutzen erfüllt, nicht zuletzt einen sentimentalen. Und die meiste Zeit hatte es rumgestanden, den Großteil am Straßenrand. Nach dem Trabi kam ich an einen drolligen Ford Fiesta mit kleinem Motor, den ich heute noch habe und der am 1.2.2000 in Köln gebaut worden war. Das Auto lasse ich von Leuten warten, die ich seit 1984 kenne. Auch dieses Auto werde ich hoffentlich noch lange behalten können, und auch damit mache ich keine Weltreisen. Stattdessen fahre ich mit der Eisenbahn, letzthin fuhr ich mit dem Frecciarossa (dem “roten Pfeil”, der ist ab und zu mit 300km/h zugange) in einem Ritt von Mailand bis nach Süditalien (das geht gut mit Interrail, ich fahre die Strecke öfter). Nun wird man einwenden wollen, wieso ich nicht längst bei Carsharing gelandet bin? Ganz einfach, weil es in meinem vorliegenden Falle besser ist, ein Auto, was es schon gab, nicht etwa zu verschrotten, sondern – meist moderat – zu nutzen, und das möglichst lange.

Im Gegensatz dazu eine kontrastreiche Anekdote: meine mexikanischen Freunde (2 Erwachsene, und vier inzwischen längst erwachsene Nachkommen), mußten vor 10 Jahren in Mexiko-Stadt umziehen, weil sie am bisherigen Mietshaus nur vier Stellplätze für sich hatten, aber als dann allen Ernstes 6 Autos erforderlich wurden, mußten sie nochmal umziehen, eben weil damals die Kindern in ihren frühen Zwanzigern dort alle auch ein Auto brauchten. DAS ist im Vergleich der Irrsinn. ICH bin dagegen ein Waisenknabe, was meine eigene Familie gleich mit einschließt.

Und weil ich weiß, wie es viel viel irrer sein kann, halte ich die verschiedenen, oft kleinlichen Attacken auf Schwarzparker oder Wildparker (Kampfbegriffe, oder?) im Kopf nicht aus. Oft sind heutzutage nur noch kleine Lücken zwischen den Autos am Straßenrand, ja. Meine Mutter, Gott hab’ sie selig, hörte in den mittleren Neunziger Jahren auf mit Autofahren, es war einfach zu irre geworden auf den hiesigen Straßen, und niemals hätte sie eine Auto in eine der heutigen Parklücken bekommen, naja.

Aber so sehr der ruhende Verkehr auch das Straßenbild dominiert, wir haben als Gesellschaft andere Probleme. Und ich möchte wagen zu sagen, daß zwar die vielen Autos (übrigens kam hier noch niemand auf die Idee auch Töffs – ich hoffe, sie haben Freude an diesem weiteren Helvetismus – anzuprangern) als Sinnbild materiellen Wohlstands aufgefaßt werden können, aber all der zu Teilen markante Geifer (pardon, ich meine das nicht polemisch) gegen den MIV und dergleichen irgendwie als Kehrseite genau dieses materiellen Wohlstands gesehen werden kann: man nimmt nur noch einen sehr eingeschränkten Bereich des gesellschaftlichen Lebens wahr und beginnt zu glauben, daß die Gesellschaft in Nullkommanix einen Moduswechsel hinbekommt, etwa mit massenhaftem Lastenräderbetrieb, oder so. Das kann man im kleinen für sich machen, worüber ich mich ausdrücklich nicht lustig mache, aber nun zu glauben, eine Kettenreaktion können erwachsen, wenn man als “Critical Mass” im Pulk mit Ghettoblaster (ich sah zufällig eine solche Gruppe vor wenigen Wochen) durch Leipzigs Straßen kurvt, ist – finde ich – wenigstens unfreiwillig komisch.

Bitte, möge sich niemand angegriffen fühlen, es geht mir auch darum, zu verstehen, und wenn ich lese, es müsse zu meinen und ähnlichen Sichten um Kinderlosigkeit handeln, dann verstehe ich etwas überrascht eine andere Sicht, auf die ich nicht gekommen wäre. Puh.

Hallo Ralf,
Der Fehler lag sicher bei mir. Ich dachte, das die drei Punkte hinter “vom individuellen Verhalten hängt doch in Wahrheit nichts ab” Hinweis genug auf die Ironie wäre.

Hi Sebastian,
Ihren Satz „ Ich hab auch keinen Schimmer, warum die einzelnen Leute von ihrer Verantwortung entlastet werden sollten, durch solche Artikel, in denen großen Konzernen die Schuld am (falschen?) Konzept des ökologischen Fußabdrucks gegeben wird, oder warum es die pöhse Autoindustrie und ihre Lobby wäre, die uns als hirnloses Kaufvieh missbraucht und ins Verderben schickt.“ kriege ich ehrlich nicht mit Ihren Zeilen „ Das mit dem ökologischen Fußabdruck ist nur eine Erfindung der Industrie, der wir auf den Leim gegangen sind! Vom individuellen Verhalten hängt doch in Wahrheit nichts ab…“ zusammen.

Vielleicht verstehe ich nur was falsch, aber ich finde das widersprüchlich.

Die großen Ölfirmen wussten aufgrund eigener Forschungen spätestens Ende der 80er Jahre über den Klimawandel und die eigene unrühmliche Beteiligung bescheid, hielten ihr Wissen aber geheim und investierten Unsummen in Klimawandelleugnung und geschickte Strategien (siehe Spiegelartikel „ Wie ein Ölkonzern sein Wissen über den Klimawandel geheim hielt“). Das Konzept vom „ökologischen Fußabdruck“, ein ursprünglich unschuldiges wissenschaftliches Projekt um schwer fassbare Zusammenhänge für die Öffentlichkeit etwas leichter zugänglich zu machen, wurde von BP geschickt benutzt (missbraucht?) um von der Ölindustrie (Stichwort große Emittenten) abzulenken. Frühes Greenwashing gewissermaßen. Nach dem Motto „frag nicht welche Rolle BP beim Umweltschutz spielt, kümmer Dich um Deinen Kram.“

Ich halte auch nichts von pauschalem Bashing gegen Autoindustrie und Co, aber ein echter Verbrecher muss auch als solcher benannt werden. BP ist einer, seit Jahrzehnten. Kurz und knackig zusammengefasst gibt es Infos dazu bei Greenpeace UK, „3 reasons why it’s right to call BP a climate change criminal“.

Viele Umweltschutzinteressierte orientieren sich heute übrigens eher am „Erdüberlastungstag“ als am „ökologischen Fußabdruck“.

Hallo Christian,
“Ökologischer Fußabdruck bzw. nachhaltiger Umgang mit Umwelt und begrenzten Ressourcen sind nur eine Finte der Industrie, um uns zu gängeln”
Ich hab mir den Quatsch nicht ausgedacht, Ralf hat den Finger drauf.

“Also parken wir, wo wir wollen und möchten, weil das ist ja nur Kleinkrieg.”
Ich hatte an verschiedenen Stellen zwar das Gegenteil gesagt, aber das Spiel soweit zu treiben, dass man in der Social – media – Krabbelgruppe so einen Kram wie “Heiko lügt” durchs Dorf jagd, und die Leute in den Ämtern neben ihrer eigentlichen Arbeit pro Woche mehrere Dutzend Anwohner”anfragen” bearbeiten müssen) neben denen, die ich ohne Anführungszeichen schreiben würde), finde ich tatsächlich komplett zeitgeistig. Ich freue mich sehr, dass der Erfolg offenbar sehr bescheiden ist.

“Nach den letzten Kommentaren fällt mir nichts mehr ein, was nicht bereits schon gesagt wurde.”
Zusammen schaffen wir es, das wir auch hier zur “100” kommen… 😉
Und zu den Vorbildern, die wir Deutsche sein könnten: da haben Sie die USA, Indien, China, Brasilien und Rußland vor Augen? Sehe ich das richtig?

Hallo Ralf,
“Aber als Einzelpersonen sind wir eben auch nicht ohne Einfluss.”
Ganz sicher nicht. Ich hab auch keinen Schimmer, warum die einzelnen Leute von ihrer Verantwortung entlastet werden sollten, durch solche Artikel, in denen großen Konzernen die Schuld am (falschen?) Konzept des ökologischen Fußabdrucks gegeben wird, oder warum es die pöhse Autoindustrie und ihre Lobby wäre, die uns als hirnloses Kaufvieh missbraucht und ins Verderben schickt. Finde ich falsch und kontraproduktiv, solche Artikel.

Zum Thema „ökologischer Fußabdruck“ gibt es einen guten Artikel bei der taz mit dem Titel: „Wir haben uns verrechnet.“ Hier ein Satz daraus:

„Der Fußabdruck, das ist doch eine Erfindung von BP, um uns die Schuld für die Klimakrise zu geben“ – das ist die Kurzform dieser Geschichte, die heute Tweet um Tweet im Internet herumgereicht wird. Es steckt ein wahrer Kern drin, aber so einfach ist es auch nicht.“

Sie machen es sich einfach, Sebastian, in dem Sie auf die großen Emittenten verweisen. Klar sind die der entscheidende Faktor. Aber als Einzelpersonen sind wir eben auch nicht ohne Einfluss.

Dass Sie von denjenigen, die sich versuchen zu organisieren, die etwas positives auf die Beine stellen wollen, durchgehend als die „Engagierten“ reden, empfinde ich als Kompliment.
Ohne Graswurzelbewegungen oder z.B. Greenpeace und die ein oder andere dort entstehende Idee werden die gigantischen Umwälzungen der kommenden Jahrzehnte kaum zu stämmen sein, meinen Sie nicht?

Mit knapp 60 Millionen zugelassenen KFZ in Deutschland (Quelle: statista)
sind wir jedenfalls nicht gerade auf der ökologischen Überholspur.

Besserwisserei und Spalterei stehen niemanden gut zu Gesicht. Auch das Eis auf dem Sie stehen wird dünner.

Nach den letzten Kommentaren fällt mir nichts mehr ein, was nicht bereits schon gesagt wurde.

Die Quintessenz der jetzigen Diskussion könnte man so zusammenfassen:

Der Zeitgeist ist an allem schuld.
Ökologischer Fußabdruck bzw. nachhaltiger Umgang mit Umwelt und begrenzten Ressourcen sind nur eine Finte der Industrie, um uns zu gängeln.
Das individuelle Verhalten spielt keine Rolle.
Der Zug ist abgefahren und der Klimawandel kommt nun sowieso, also erwartet man eine Politik, die uns umsorgt und – wie auch immer – vor dem Klimawandel schützt, statt nachhaltige nervige Einschränkungen zu treffen.
Wir haben schon genug getan.
Solange andere Länder nichts für die Umwelt tun, müssen wir auch nichts machen.
Vorbilder gibt’s nur im Märchen.

Es ist für mich erstaunlich, was für Bedürfnisse sich die jetzige Generation gönnt, ohne darauf zu achten, wie die Auswirkungen auf künftige Generationen sein werden. Das kann ich mir nur noch mit Kinderlosigkeit erklären.

Also parken wir, wo wir wollen und möchten, weil das ist ja nur Kleinkrieg.
🙂

@Sebastian:
“Der Zug ist abgefahren, dass man noch groß etwas ändern könnte am Klimawandel. ”
Da haben Sie vollkommend Recht und den letzten Rest von Eingriffsmöglichkeit haben wir auf dem Altar des Kriegsgottes geopfert.

Hallo Christian,
Das mit dem ökologischen Fußabdruck ist nur eine Erfindung der Industrie, der wir auf den Leim gegangen sind! Vom individuellen Verhalten hängt doch in Wahrheit nichts ab…

Ich befinde mich am Ende eines mehrwöchigen USA Aufenthaltes. Ich war auch mehrmals dienstlich in China. Der Zug ist abgefahren, dass man noch groß etwas ändern könnte am Klimawandel. Bevor die großen Emittenten nicht umsteuern wird sich nichts ändern. Und bis dahin werde ich keinem Engagierten auf dem Leim gehen der behauptet, ohne gravierende Einschränkungen und gegenseitiges Generve hierzulande würde die Welt untergehen.
Ich hab die Förderprogramme für Solar und Wind sehr gut gefunden, und allein weil Gas und Kohle irgendwann alle sind. Außerdem sollte man nicht das ganze Land umgraben, damit man Strom hat, wenn es anders auch geht.

Wir sollten sicher keine noch breiteren Parkplätze bauen, noch 20 weitere Autobahnen im Land erschaffen oder die Radwege für Autos zurückbauen.
Aber in Anbetracht des definitiv kommenden Klimawandels möchte ich eine Politik sehen, die uns dagegen nach Möglichkeit wappnet und robuster macht, und nicht dieses kleinteilige, mitunter besserwisserische und bürgerwehrartige Spalten innerhalb der Gesellschaft.
Und dazu ist ab und zu nötig den Mund auf zu machen, und die ein oder andere Verhältnismäßigkeit in den Darstellungen wiederherzustellen.

Lieber User „Urs“,
wie oft eine differenzierte Betrachtung. Vieles erlebe ich ähnlich.

Dem guten alten Zeitgeist würde ich hier aber gerne mal etwas Erholung gönnen. Mir erzählt er immer was von Greenwashing und jahrzehntelanger Prokrastination beim Umweltschutz. Wahrscheinlich weil ich dass hören will. So richtig leuchten seine Augen aber nur bei den aktuellsten TikTok-Trends…

Mal im Ernst, ich finde den Begriff in der Debatte mindestens so nebulös wie Sie Begriffe wie „Aufenthaltsqualität“.

Ordnungswidrigkeiten wie Fahrradfahren ohne Licht im Dunklen, Schwarzparken im Kreuzungsbereich, auf dem Bürgersteig, der Wiese müssen sanktioniert werden. Natürlich gilt auch hier „Leben und leben lassen“, deswegen haben Ordnungsamt und Polizei ja auch aus gutem Grund einen Ermessensspielraum.

Wenn aber bereits auf meinem Weg zum Einkaufen an den immer selben Stellen schon fast auf der Kreuzung geparkt wird und eine kleine Grünanlage mit angelegten Gehwegen und abgesenkten Bordsteinen beinahe hermetisch von parkenden Autos umgeben ist, so dass routinierte Gehbehinderte oder Kinderwagenkapitäne lieber gleich um den Park herum laufen, dann haut doch schon was nicht hin. Parkplatz oder Park für alle?

Und wenn ich als regelmäßiger Radfahrer trotz Abstandsgebots von 1,5m haarscharf eng überholt werde, dabei durch die beim Radeln entstehende höhere Atemfrequenz und tieferes Einatmen ordentlich frische Abgase und Feinstaub einatme, dann finde ich habe ich meinen konsensualen Bürgerpflichten allmählich Genüge getan.

Vom Winterdienst gerne mal vergessen, dafür an einigen großen Kreuzungen mit einer zusätzlichen Ampelphase gegenüber dem MIV belohnt.

Auch das ist Leipzig.

Meines Wissens nach erfüllt weder Deutschland noch die Stadt Leipzig im Verkehrssektor die gesetzten umweltpolitischen Ziele. Seit spätestens den 1970er Jahren schlagen Wissenschaftler-innen Alarm.

Wie soll Ihrer Meinung nach zukunftsfähige -gerne auch bequeme- Mobilität gelingen, ohne dem MIV etwas zu nehmen? Ohne die Probleme auch klar zu kommunizieren?

Nein, lieber User “Christian”, der Zeitgeist treibt sein Unwesen anders:

er infiziert Leute damit, sich besser zu fühlen als andere, auf andere mit Bequemlichkeitsvorwurf zu zeigen, “Seht her ich bin Fußgänger” zu rufen, niedrighängende Früchte durch gezielten Parkdruck ernten zu wollen, anderen abgrundtiefe Verachtung von Menschheitsinteressen vorzuhalten, Verwaltungen Willfährigkeit zu unterstellen, mehr Kontrollen zu verlangen, sich nur noch Anreizsysteme vorstellen zu können, und mit dergleichem mehr.

Das Weltklima hat eine große Zeitkonstante. Es reagiert langsam auf Änderungen der Eingangsgrößen und beeinflußt diese selbst. Selbstverständlich ist es schon lange angezeigt, erheblich weniger fossile Energieträger zu nutzen. (Die Luftfahrt und das Internet sind übrigens auch markante Energiesenken.) Wenn ich ab heute in ein Kloster ginge und fortan meditierte und gelegentlich mit einen Schluck Wasser eine Pfefferminztablette einnähme, wäre jedoch fürs Weltklima wenig gewonnen, allenfalls für mich selbst. Diese Übertreibung bedeutet im Umkehrschluß eben nicht, daß ich sagen will, man möge mit allem zivilisatorischen Prassen fortfahren.

Aber ich weiß eins: konsensuale Veränderungen brauchen Zeit. Wenn man Zeit nicht einräumt, könnten Schockstrategien verlockend sein. Letztere sind von vornherein gefährlich, schädlich, manipulativ, und einiges mehr. Wenn es Common Sense werden sollte, daß nur noch Schockstrategien brauchbar sind, dann sind wir verloren. Wir werden uns gegenseitig versuchen den Schädel zu spalten, wenigstens uns aber die Staatsmacht wechselseitig auf den Hals hetzen, uns politisch denunzieren (was meinten Sie eigentlich mit dem “Ring”?), wir werden viele irre irrationale Sachen machen. Jetzt schon, um ein etwas anderes Thema zu streifen, mißverstehen Zeitgenossen Naturschutz insofern, daß man den Waschbär, der leider nicht nur possierlich ist und sich erheblich ausgebreitet hat, nicht jagen dürfe. Dann kommt es leider dazu, daß etwa die Schwalben veschwinden. Das ist nicht schön.

Nachvollziehbar, aber leider irrational ist es, uns als Einwohner Leipzigs die Hölle gegenseitig mit dem Parkplatzthema heiß zu machen. Und es ist zwar naheliegend, auf die “Mobilitätsstrategie” und weitere Papiere zu verweisen, es ist leider aber weithin konfrontativ und tatsächlich destruktiver, als sich das die – bestimmt wohlmeinenden – Aktivisten klarmachen: vor allem gesellschaftlich, aber auch kulturell und wirtschaftlich.

Der ökologische Fußabdruck, letztlich ein Flächenmaßäquivalent in Hektaren, ist sicher nicht unwichtig. Oft genug, etwa mit Elektroautos, wird der Schinken nach der Wurst geworfen, etwa wenn Dieselmotoren inkriminiert werden, oder wenn sich die seltsamen E-Trottinette endemisch ausbreiten.

Und immer, wenn ich ein Velo sehe mit einem Sticker “Ein Auto weniger” greife ich mir ans Hirn und denke an den o.g. Zeitgeist, vor dem mir bange ist.

Hallo Sebastian,

das Jaulen stand eindeutig im Kontext zum Parkproblem.

Durch den Klimawandel resultierende notwendige Veränderungen bzw. nachhaltiges Leben auf diesem Planeten sind also dem Zeitgeist zuzuordnen?
Der ökologische Fußabdruck eines jeden Menschen ist nur eine Modeerscheinung?

Da ich gerade in NRW mich befinde und die Freuden eines Streiks im ÖPNV seit 2 Tagen genießen kann, versuche ich es mir vorzustellen wie es ist wenn die Mehrzahl kein Auto mehr hat. Keine Anmerkung am Rande, laut interessanter Beitrag im Radio ist der Arbeitgeber nicht verpflichtet den Streik bei der Anwesenheitspflicht seiner Mitarbeiter zu berücksichtigen.

Die Stadt ist absolut lebenswert! Viel grüner als andere Städte, und schon 2009 wesentlich radfahrfreundlicher als zum Beispiel Dresden. Absolut nichts zu “jaulen”, wie Sie vermutlich aus dem Englischen entlehnt haben.
Naja, “absolut nichts” wäre zu absolut, mir fiele schon manches ein. Aber bezüglich Rad und dem sehr allgemeinen Punkt “lebensfreundlich” gibt’s keine großen Probleme. Es ist lediglich der Zeitgeist, der Probleme erzeugt oder sie definiert. Irgendwo ein normaler Prozess in der Gesellschaftsentwicklung, im aktuellen Diskussionslevel aber sehr überheizt.

Hallo Urs,

vergossen soll die Milch nicht sein; Einsicht und Verständnis steht ja meist am Anfang eines Prozesses. Oder sollte es zumindest.
Natürlich schaue ich auch nach vorn. Mein Auto z.B. ist eher “alt” und der ökologische Abdruck besser als manch neues motorisierte Mobil. Den größten Teil radle ich.
Die jetzige Gesellschaft wird es ohne Verständnis nicht einsehen, warum “ihr das Auto weggenommen werden soll”. Bewusst oder unbewusst die Früchte einer autogerechten Stadtpolitik erntend, jault natürlich jeder herum, wenn er nun für ‘sein verdientes Auto’ keinen Stellplatz findet.
Für neue Konzepte bin ich offen – aber sind es auch eine kritische Masse, damit etwas angenommen wird?
Man könnte doch immer für je 10 PKW einer Straße zwei oder drei Sharing-Mobile vor Ort platzieren, damit Platz gespart und trotzdem versorgt wird. Verbindlich natürlich.
Oder subventionierten Strom aus Ladesäulen in einer Straße anbieten, um potentielle Käufer eines E-Autos zu locken.
Es wird nicht ohne Anreize funktionieren. Bei Zwängen oder Verboten steht das Volk ja auch wieder auf der Straße, oder womöglich auf dem Ring…

Die von Ihnen angeführten kritisierten Argumente sind aber trotzdem legitim.
Denn eine attraktive und lebenswerte Stadt möchte auch jeder vor der Haustür haben.

So einleuchtend, lieber User “Christian” es klingt, daß die Parkplatznot ein Problem einer “fehlgeleiteten (Bundes- und lokalen) Mobilitätspolitik” ist, das ist vergossene Milch. Der Gedanke, es hätte mehr Anreize geben müssen für den, wenn überhaupt, Kauf von Kleinwagen, ist zudem nicht besonders originell, denn es ist ja üblicherweise längst so, daß kleine Autos einen kleinenen Preis in Anschaffung und Betrieb haben. Und dann war es irgendwann so, daß die Autos aus dem Leim gingen, weil es Konsens wurde, allerei Armierung (Aufprallschutz und dergleichen) hinzuzubauen. Lustig ist heutzutage die Hinterfront von Autos der Marke “Volvo”, oben sind die langezogenen Rücklichter etwa in der lichten Weite von früher, und dann nach unten zu kommt je ein Knick nach außen, und die beeindruckend bullige Breite von heute wird betont. Jedenfalls halte ich den Wunsch nach mehr Anreizsystemen für was auch immer eigentlich nicht für tauglich, zumal wir sowieso von einem Anreizsystem ins andere taumeln. Autos, die jetzt da sind, aus der Stadt zu kehren, begründet mit den wohlmeinendsten Argumenten, ist – gesamthaft gesehen – weithin Kosmetik. Überlegen wir lieber, wie wir weniger Fahrleistung und viel längere Nutzungsdauern der vorhandenen Karren realisieren. Und verzichten wir auf die Anschaffung von Elektroautos als “Seht her, ich bin ökologisch”-Zweitwagen. Aber unterlassen wir wohlfeile Nörgelei an heute vollen Straßenrändern. Zwängelei und Rufe wie “Überall Blech!” und “Meine Freiheit ist nicht gewahrt!” und “Brecht das jahrzehntelange Primat des Automobils!” kann ich nachvollziehen, aber nicht verstehen.

@Claudia
PKWs werden immer größer und sind auch gefragt.
Einerseits besagt bereits die Statistik, das sich die durchschnittliche Größe der PKW in den letzten ca. 50 Jahren in der Länge von 4m auf 4.6m, in der Breite von 1.6m auf 1.9m und in der Höhe von 1.35m auf 1.55m erhöht hat.
Weiterhin stellen bspw. SUV unter den neu zugelassenen Autos den größten Anteil dar.
Und das könnte ich durch eigene Beobachtungen in Leipzig auch noch untermauern.

Ihre Idee des Parkausweises, den ich im Übrigen in Ordnung finde, schafft aber keinen zusätzlichen Parkraum!
Hier werden nur ortsfremde PKW-Besitzer “vertrieben”.
Quer zur Fahrbahn parken reduziert die Durchfahrtsbreite meist unter das gesetzlich notwendige und auch sinnvolle Maß hinaus.

Ich bin ja bei Ihnen, dass man ‘sinnvoll miteinander’ agiert.
Sie möchten gern mehr Parkraum, weil der verfügbare Platz einfach ausgereizt ist.
Aber den können nur noch mit Stapeln besser ausnutzen…
Dieses Problem wird die Stadt nicht für die klagenden Bürger lösen können, daher auch Ihre Feststellung der Hilflosigkeit.
Und es ist nur ein Teil der Gesamtlage. Siehe Beitrag von Ralf:

“Benachteiligungen der anderen Verkehrsformen, finanzielle Ungleichgewichte, Aufenthaltsqualität, Gesundheit, Aufteilung des öffentlichen Raumes, Umweltschutz, die Straßenverkehrsordnung: mindestens diese Faktoren sollten meines Erachtens nach in einer Problemanalyse auch abgebildet werden.”
Alle diese Gesichtspunkte gehören besser beleuchtet, abgewogen und realisiert.

Die Parkplatznot (durch private PKW) ist zum großen Teil ein “Wohlstandsproblem.”
Und eins einer fehlgeleiteten (Bundes- und lokalen) Mobilitätspolitik. Diese hätte für viel mehr Anreize an kleineren PKW sorgen müssen, anstatt sich von der Automobillobby ständig treiben zu lassen. Für viele – argumentierte – Fahrten reicht bspw. ein Gefährt in Größe eines Smarts völlig aus.

Andere Straßenseite, lieber User “Ralf”? Ich glaube nicht, daß wir völlig konträrer Meinung sind. Und selbstverständlich müssen Naturschutzgebiete vor Mißbrauch bewahrt werden. Ich bitte auch um Nachsicht, wenn ich ab und zu Übertreibungen einsetze; sie sind stilistisches Mittel und sollten als Übertreibungen erkannt werden können. Polemik kommt übrigens von polemos, das ist auf Altgriechisch der Krieg. Ich bin vom Krieg hoffentlich weit entfernt. Und ich möchte selbst verstehen können. Und z.B. das oft verwandte Argument “Aufenthaltsqualität” überzeugt mich kaum. Ich kann mir vorstellen, wie man darauf kommt, aber es kann alles und nichts bedeuten, finde ich. “Schöner unsere Städte und Gemeinden”, ein Motto an das sich die Älteren erinnere werden, wäre auch heute noch konsensual, irgendwie geerdet. Bei “Aufenthaltsqualität” denke ich an das endemische Ausbreiten von Freisitzflächen, die sich inzwischen auch gegen Radwege durchsetzen. Das halte ich für falsch.

Hallo Urs,
so richtig glücklich bin ich mit meinen letzten Zeilen nicht. Ich wollte Sie nicht angehen. Mir fehlt bei Ihnen nur manchmal etwas Mitgefühl für meine Seite der Straße. Nichts für ungut und Ihnen einen schönen Sonntag.

Hallo Urs,
ich teile Ihre Ängste was Herz und Verstand betrifft. Toleranz, leben und leben lassen, jeder nach seiner Fasson, kein Bespitzeln und Anschwärzen.
Darauf können wir uns wohl einigen.

Aber bereits Ihren folgenden Satz finde ich schwierig: „ Selbstverständlich teile ich Teile der sowohl hier als auch in dem genannten Blog angebrachte oder wenigstens angedeutete Problemanalyse: es sind, ich beziehe mich jetzt auf Leipzig, größenordnungsmäßig mehr Kfz vorhanden, als z.B. vor einem halben Jahrhundert.“

Das es heute mehr Autos gibt, ist erstmal eine unschuldige Feststellung – keine Problemanalyse. Benachteiligungen der anderen Verkehrsformen, finanzielle Ungleichgewichte, Aufenthaltsqualität, Gesundheit, Aufteilung des öffentlichen Raumes, Umweltschutz, die Straßenverkehrsordnung: mindestens diese Faktoren sollten meines Erachtens nach in einer Problemanalyse auch abgebildet werden.

„ Was mir Angst macht, sind die vielfältigen ordnungspolitischen Ansätze und Konzepte, die doch recht beachtlich ausgefeilt daherkommen, um den innerstädtischen MIV zum Teufel zu jagen.“

Das ist eine Unterstellung.

„ Und nicht zuletzt: “Aufpasser” für Polizei sind eine sehr zweischneidige Angelegenheit. Sie mögen finden, daß diese geholfen hätten, die Polizei zum Jagen zu tragen und das für einen Erfolg halten. Sehen Sie auch die Grenzen dieses Vorgehens?“

Den Ökolöwen geht es um teilweise unter Naturschutz stehende Flächen.

Auch die Grenzen Ihres Vorgehens sind deutlich zu erkennen.

User “C.” fragte mich kürzlich “Was macht Ihnen Angst? Und warum?”

Ich hatte mich mit meiner Äußerung “Vieles aber macht mir Angst.” auf einen von mir zur Lektüre empfohlenen älteren Blog-Text “Durchsetzung von Verkehrsregeln” eines gewissen Martin Randelhoff bezogen. Das hatte ich gemacht, weil ich viele Bezüge zum Kern des hier thematisierten Parkordnungsthemas sah.

Selbstverständlich teile ich Teile der sowohl hier als auch in dem genannten Blog angebrachte oder wenigstens angedeutete Problemanalyse: es sind, ich beziehe mich jetzt auf Leipzig, größenordnungsmäßig mehr Kfz vorhanden, als z.B. vor einem halben Jahrhundert. Das hat vielfältige Gründe, ich hier nicht aufzählen kann. Aber ich möchte doch davor warnen, sich einfach über einen dazu zu zählenden, nämlich den oft genannten Grund “reine Bequemlichkeit” moralisch zu erheben. Ich finde, darüber möge jede/jeder einmal nachdenken.

Was mir Angst macht, sind die vielfältigen ordnungspolitischen Ansätze und Konzepte, die doch recht beachtlich ausgefeilt daherkommen, um den innerstädtischen MIV zum Teufel zu jagen. Das wenigstens anstreben zu müssen, dafür liegen offenbar alle Argumente derart klar auf dem Tisch, daß noch jedes Bedenken gegen den Weg und die erkennbare Verabsolutierung nur Ewiggestrigkeit ausdrücken kann. Dem ist aber nicht so.

Wenn die guten Absichten in Wörtern wie “konsequent” und “flächendeckend” als Attribute von “Ahndung” und “Durchsetzung” und “Verfolgung” daherkommen, werde ich ratlos, weil ich in meinem Alter weiß, daß darin, um es in den Worten meiner Vorfahren zu sagen, kein Segen liegt.

Nun wird man einwenden, daß doch die o.g. Offensichtlichkeit ein schnelles und weitreichendes Handeln erfordert. Wenn uns aber nur der ordnungspolitische Weg einfällt, wird es gruusig, um mal einen Helvetismus einzustreuen.

In meinem Buchregal stehen zwei ältere Bände “Das Wörterbuch des Gutmenschen – Zur Kritik von Plapperjargon und Gesinnungssprache” von Mitte der Neunziger Jahre. Bevor jemand jetzt Schnappatmung bekommt: mir mußte vor vielleicht fünf Jahren auch erst einer der damaligen Herausgeber persönlich erklären, was es damit auf sich hat. Er, Meister des ersten Satzes, begann einen seiner darin enthaltenen Texte mit “Wenn der Verstand schlafen geht, galoppiert das Gutmenschentum.”

Um es also so zu sagen: ich habe wenigstens Angst vorm Verlust des Verstandes. Vom Verlust des Herzens sowieso. Und das alles, man halte sich fest, auch und gerade beim Thema “Mobilitätswende in Leipzig: CDU-Fraktion sträubt sich gegen Durchsetzung einer regulären Parkordnung”.

Ich möchte noch etwas auf “TLpz” antworten, dessen Gedanken ich aufmerksam gelesen habe:

Tatsächlich betrachtet der obige Artikel neuere Ausführungen von Exponenten der CDU im Stadtrat. Wenn der CDU nachgesagt werden kann, sonst ordnungspolitische Strenge an den Tag zu legen, könnte man sich mit der CDU aber auch annähern, von denen insgesamt mehr ordnungspolitische Milde zu erbitten.

Daß Autoverkehr überproportional Fläche nimmt, könnte zutreffen, aber was ist die geeignete Bezugsgröße? Personenkilometer? Jeweilige Fahrzeugzahl? Was wäre mit Proportionalität gewonnen? Gerechtigkeit? Klingt naiv, aber ich frage dennoch.

Wenn ich einen anderen dieser Tage hier erschienen Artikel richtig in Erinnerung habe sind die gezählten Fahrzeuge an Meßstellen in den letzten sechs oder sieben Jahren nicht unbeträchtlich zurückgegangen. Das ist doch nicht unerfreulich. Demgegenüber weist die Stadtverwaltung aber mehr hier zugelassene Kfz aus. Macht das die vorgenannte Erfreulichkeit ganz zunichte?

Tatsächlich sieht man in den alten Filmen nur wenige Autos. Aber es gab sie. Mein Opa mütterlicherseits fuhr in den 1930er Jahren einen sechssitzigen NSU. Mein Opa väterlicherseits hingegen saß zur selben Zeit auf dem Kutschbock oder war hoch zu Roß unterwegs. Wir können uns diese Zeiten nicht wieder herbeizaubern. Wir kommen schon gar nicht mit Repression wieder dahin.

Den Slogan “Wer Straßen sät, wird Stau ernten.” kritisiere ich deshalb, weil er im Zusammenhang mit den Stadionparkplätzen herausgekramt wurde. Wo sollen Straßen gesät werden? Mal abgesehen, daß es da einen Streit von Rasenball, mit denen mich nichts verbindet, und Stadtbehörden um nicht gebaute, aber zugesagte Parkplätze gegeben haben soll: es gibt die vorhandenen Straßen mit Fahrbahnen gerade auch im Stadionumfeld, es gibt Parkplätze, es gab zum Parken zugelassene Straßenränder, und von letzteren gibt es gerade am Cottaweg immer nur dann keine Verbotsschilder, wenn keine Veranstaltungen sind.

Ich geriet in einem gemieteten Transporter im Herbst mal auf der Zeppelinbrücke in einen Stau, der sich sehr zäh bis Marschnerstraße bzw. Am Sportforum hinzog. Es war kurz nach Anpfiff eines Fußballspiels. Als ich mit Ziel Gohlis-Süd dann endlich nach ca. 30min am Parkplatz P4 gleich neben der Mehrzweckhalle “Arena” vorbeikam, stellte sich heraus, daß der gesamte Stau zustandegekommen war, weil dort jedes Fahrzeug quasi handverlesen eingelassen wurde. Ob das immer so ist, weiß ich nicht, es war aber seltsam zu sehen. Hätte man dort die Fahrzeuge zügig reinfahren lassen, hätte es keinen Stau gegeben. Die, die bei sowas dann rechts in die Marschnerstraße einbiegen und im dümmsten Fall in der Mainzer Straße landen, waren vielleicht so überhaupt dazu gekommen. Und machen wir uns nichts vor, der Parkplatz P4 ist vor vielen Jahren dort hingepflanzt worden, wo m.E. vor 20 Jahren noch ein Freibad gleich neben dem damals schon verwaisten und dann abgerissenen Schwimmstadion lag (der Abriß ist eimmer noch bedauerlich). Der Parkplatz ist also da. Müssen wir den Parkplatz als Ärgernis auffassen? Weil mit noch mehr sog. Parkdruck weit weniger angefahren kämen? Ich mag mich täuschen, das Schwimmstadion, sicher stark sanierungsbedürftig, mußte meiner Erinnerung nach weg, weil damals irgend eine heilige Kenngröße an Platz für Parkplätze sonst gar nicht zu erreichen gewesen wäre. Sollen jetzt Blumenkübel auf die Parkplätze?

Und nicht zuletzt: “Aufpasser” für Polizei sind eine sehr zweischneidige Angelegenheit. Sie mögen finden, daß diese geholfen hätten, die Polizei zum Jagen zu tragen und das für einen Erfolg halten. Sehen Sie auch die Grenzen dieses Vorgehens?

> Wollen wir weiterhin alles auf das Auto und den MIV ausrichten
Das wird nicht getan. Die Realität ist, dass es alle Verkehrsarten gibt und auch für alle Geld ausgegeben wird. Dass es dabei je nach persönlicher Ansicht Missstände gibt ist klar, für mich wird zum Beispiel zu wenig für die Instandsetzung der Fußwege und für die Pflege des ÖPNV getan, aus finanzieller Sicht.
Es ist aber keinesfalls so, dass “alles” für das Auto getan würde.

> Niemand hat etwas gegen das Parken auf offiziellen Parkplätzen
Im Spektrum der Leute, die ich jetzt mal stark vereinfachend als “Autogegner” zusammenfasse, gibt es die absolut. Ein einfaches Beispiel wäre der Autor Michael Freitag, der sich über die vielen Autos negativ äußerte, die nach dem Konzert/Spiel letztens über die Jahnallee fuhren. Dazu noch die Leute, die Begriffe wie “zugeparkt” benutzen für Straßen, wo Autos regulär am Rand stehen, zum Beispiel die Fahrradstraße an der Thomaskirche zum neuen Rathaus, die es schon so lange gibt.
Und das ist ja grad die Krux an der “Grundsatzfrage”. Sie ist aktuell sehr oft nicht “wollen wir es schön für Alle haben?”, sondern “wie bekommen wir sie am besten Alle umerzogen?”.
Das ganze dann mit Konzepten, die oft genug untauglich sind.

@Claudia
“Die politische Führung der Stadt Leipzig hat sich doch den Zuwachs von Menschen in Leipzig gewünscht – unsere Stadt soll wachsen und immer mehr Menschen Platz geben. Dabei ist offensichtlich außer Acht gelassen worden, dass mehr Menschen auch mehr Autos bedeuten.”
Warum? Ist das zwangsläufig so? Oder wollen wir nicht vielmehr erreichen, dass es jedem Bürger der Stadt möglich ist, auch ohne Auto gut zu leben?

@Urs
“Vieles macht mir Angst.”
Was macht Ihnen Angst? Und warum?

Mir fehlt in dieser Diskussion ein bisschen die Metaebene. Die Grundfrage sollte doch lauten: in was für einer Stadt wollen wir leben? Wollen wir weiterhin alles auf das Auto und den MIV ausrichten (mit allen damit verbundenen Folgen), oder können wir uns ein anderes Miteinander und eine Stadt, die sich am Menschen und dessen Maß statt am Auto ausrichtet, vorstellen?
Sich aus der Abhängigkeit vom Auto zu befreien, sowohl individuell als auch gesellschaftlich, macht vielleicht zunächst Angst. Bietet aber auch Perspektiven.

@Urs
Die erste Hälfte Ihres Posts enthält viel Wahres. Leider flacht es in der 2. Hälfte mit sehr viel Polemik ab. Grundsätzlich geht es im Artikel erstmal darum, das eine Partei sich gegen die Durchsetzung von Recht und Ordnung sträubt. Es gibt bestimmt genügend Beispiele aus anderen Bereichen unseres Lebens, wo genau diese Partei FÜR die konsequente Durchsetzung von Recht und Ordnung ist. Das ist meines Erachtens ein Unding! Die andere Seite ist, warum Autofahrer oftmals solche Parkverstöße machen. Ist es Faulheit/Bequemlichkeit? Oder gibt es in einem Gebiet zu viele Autos für die vorgesehene Anzahl an Stellflächen? Dafür muss man Lösungen suchen. Noch mehr kostenfreien Parkraum im öffentlichen Raum zu schaffen, kann m.E. jedoch keine Lösung sein. Denn das wäre dann kein sinnvolles Miteinander mehr, a dem Autoverkehr bereits überproportional viel Fläche zur Verfügung steht.

> Wir müssen nicht so tun, als würde das Radfahren noch viel zu wenig populär sein. Es ist vermutlich populärer denn je, und es ist auch schon sehr lange populär. Man gucke sich die alten Filme aus der Fahrerkabine der Leipziger Straßenbahn von anno dazumal an. Dauernd kreuzen, zum Teil wild, Radfahrer die Gleise

Keiner tut das. Aber wenn Radfahren populär ist (was es nach Ihrer Aussage ja bereits zu sein scheint), dann benötigt Radfahen eben auch die entsprechenden Verkehrsflächen. In den alten Filmen von anno dazumal sieht man nämlich eins nicht: Autos. Zumindest nicht in der schieren Menge wie sie heute in unserer Stadt verkehren. Radfahrer hatten demzufolge ihre Verkehrsfläche.

> Sich zudem hinzustellen und ein alttestamentarisches Bibelzitat in “Wer Straßen sät, wird Stau ernten.” zu verballhornen (um gegen vereinbarte Parkplätze für Fußballspielbesucher zu polemisieren), ist eigentlich – tja – lächerlich. P+R könnte zwar besser laufen, aber mal so gefragt: Gibt es eigentlich Extrafahrten von den P+R-Plätzen zum Stadion? Jedenfalls wird es immer wieder Leute geben, die mit dem Auto von sonstwoher (zum Beispiel vom verkehrstechnisch abgehängten Dorf) kommend parkplatzsuchend in der Jahnallee aufkreuzen

Das abgewandelte Bibelzitat ist nicht verballhornt sondern das Ergebnis vieler Verkehrsuntersuchungen. In den USA gibt es Autobahnen mit 8-9 Spuren pro Richtung, auf denen es sich trotzdem staut. P+R ist m.E. auch nicht optimal, die Standorte/Ausstattung, die Erreichbarkeit und die Anbindung der Plätze ist verbesserungswürdig. Extrafahrten zum Stadion gibt es bei großen Veranstaltungen sehr wohl. Und das beste: Der Fahrpreis ist in der Eintrittskarte bereits enthalten. Es gibt im Umkreis von Leipzig keine so sehr abgehängten Dörfer, dass man parkplatzsuchend in der Jahnallee aufkreuzen muss. Die Fahrt bis zu einer S-Bahn- Station oder einem P+R- Platz ist auch von den entlegensten Dörfern möglich, wird meist aus Bequemlichkeitsgründen unterlassen. Und weil man es bisher vom Leipziger Ordnungsamt gewohnt war, gegen Parkverstöße im Stadionumfeld nicht vorzugehen. Die Lösung ist wirklich ganz einfach: Keine Parkplätze im Stadionumfeld anbieten und das auch so kommunizieren! Alles andere erzeugt Parksuchverkehr in Sadionnähe, i.d.R. aus Bequemlichkeit. Und dieser behindert so ganz nebenbei den Massentransport zu und von solchen Veranstaltungen. Alternativ könnte man vielleicht noch Parktickets im Vorfeld online verkaufen…

Die Mainzer Straße ist tatsächlich kein besonders geeigneter Parkplatz für Großereignisse im Stadion, dennoch sympathisiere ich nicht mit denen, die dort als Aufpasser die Polizei auf die Probe stellen. Und nein, ich möchte auch keine Fußballspielbesucherautos direkt in den parkähnlichen Anlagen sehen.

Die “Aufpasser” verhindern doch genau das, was Sie auch nicht möchten! Das Parken in Parkanlagen. Niemand hat etwas gegen das Parken auf offiziellen Parkplätzen. Aber scheinbar ist es eben erforderlich, dort gegen die ausufernde Inanspruchnahme der Fläche durch die Autofahrer vorzugehen.

Ich erlaube mir, hier ein vor fünf Jahren professionell erarbeitetes Konzept zur “Durchsetzung von Verkehrsregeln” https://www.zukunft-mobilitaet.net/166286/verkehrssicherheit/durchsetzung-von-verkehrsregeln zur Lektüre zu empfehlen. Es scheint mir eine Anleitung für systematische Reduktion des MIV im städtischen Bereich zu sein. Gut gefällt mir der Satz “Das kommunale Kontrollpersonal besitzt grundsätzlich erst einmal freie Hand bei der Auslegung des Überwachungsspielraums.” Vieles aber macht mir Angst. Der Hamburger Autor Martin Randelhoff glaubt, daß Umdenken mit adminstrativem Druck gelingen kann. Ich glaube das nicht.

“Ich verlange ein sinnvolles Miteinander.” mag anmaßend klingen, ist es aber nicht, danke!

Den sog. ruhenden Verkehr in der Großstadt anzuschauen und dabei Verstöße gegen Regularien festzustellen, wegen mir auch anhaltende oder gar anwachsende, ist keine Kunst. Die Kunst hingegen wäre es, einen modus vinvendi zu finden. Und das wird mit, sagen wir, Sendungsbewußtsein, nicht klappen. Daß “zu viele Eier [..] gar nicht gesund [sind]” wissen wir. Aber unsere Aufgabe ist es, in der Großstadt miteinander auszukommen. Wir müssen nicht so tun, als würde das Radfahren noch viel zu wenig populär sein. Es ist vermutlich populärer denn je, und es ist auch schon sehr lange populär. Man gucke sich die alten Filme aus der Fahrerkabine der Leipziger Straßenbahn von anno dazumal an. Dauernd kreuzen, zum Teil wild, Radfahrer die Gleise, auf denen die Bahnen übrigens in oftmals dichteren Takten fuhren, als heute vorstellbar ist (die Wagenzüge waren kürzer). Den Geist der umfassenden Automobilität wieder in die Flasche zu bekommen, ist ein schwieriges Anliegen. Sich dabei in der Großstadt das Leben zur Hölle zu machen, etwa auch mit dem Argument, daß nun Schluß sein müsse mit der jahrzehntelangen Bevorteilung des MIV, ist keine erfolgsversprechender Ansatz, bei dem das Miteinander Bestand behalten würde. Und außerdem: wenn ein konkretes Auto aus der Stadt komplimentiert sein wird, wird es vermutlich mit anderen Haltern weit mehr Strecke machen. Aus den Augen – aus dem Sinn?

Sich zudem hinzustellen und ein alttestamentarisches Bibelzitat in “Wer Straßen sät, wird Stau ernten.” zu verballhornen (um gegen vereinbarte Parkplätze für Fußballspielbesucher zu polemisieren), ist eigentlich – tja – lächerlich. P+R könnte zwar besser laufen, aber mal so gefragt: Gibt es eigentlich Extrafahrten von den P+R-Plätzen zum Stadion? Jedenfalls wird es immer wieder Leute geben, die mit dem Auto von sonstwoher (zum Beispiel vom verkehrstechnisch abgehängten Dorf) kommend parkplatzsuchend in der Jahnallee aufkreuzen, und da frage ich mich, wieso genau dann im Cottaweg die Schilder mit Halteverbot aufgeklappt werden? Weiß das jemand?

Die Mainzer Straße ist tatsächlich kein besonders geeigneter Parkplatz für Großereignisse im Stadion, dennoch sympathisiere ich nicht mit denen, die dort als Aufpasser die Polizei auf die Probe stellen. Und nein, ich möchte auch keine Fußballspielbesucherautos direkt in den parkähnlichen Anlagen sehen. Aber wenn ich mit dem Auto von sonstwoher auf die Kleinmesse fahre, und dann am Cottaweg genau zu der Zeit die Halteverbotsschilder ausgeklappt werden, dann kann ich mir auch vorstellen, die Nerven zu verlieren und über den Bordstein auf den schmalen Wiesenrand am Festplatz zu fahren.

Einstweilen Grüße aus CH

@Christian
Trotz begrenztem Platz in der Stadt legen sich die Einwohner immer mehr und größere PKW zu.
In den letzten zehn Jahren waren das zwischen 1700…4400 Stück pro Jahr mehr!
Ca. 235.000 PKW sind in Leipzig gemeldet!
Welche “Lösungen” soll denn die Stadt für das Verhalten der Bürger anbieten?
Parken auf Fußwegen und Radwegen erlauben?
Oder keine Fuß- und Radwege mehr bauen?
Oder Fuß- und Radwege zurückbauen?
Oder Straßen zu Parkplätzen umwidmen?
Woher soll kostenloser Platz für noch mehr PKW-Besitzer kommen?
Also auch rein praktisch, mal ohne finanziellem Hintergrund?
Ich erwarte als Bürger, dass die Straßenverkehrsordnung eingehalten wird. So wie auch der motorisierte Verkehrsteilnehmer davon ausgehen darf, dass Recht und Ordnung eingehalten werden.
Insofern ist die Arbeit des Ordnungsamtes legitim.
Ich weiß aber als Bürger auch, dass ich in einer Stadt weniger Platz für meinen Besitz habe, als auf einem großen Grundstück im Leipziger Land. Also muss ich mich arrangieren bzw. muss überlegen, was geht und was geht nicht so gut.
Die Frage ist, wie viel motorisierter Individualverkehr in einer dicht besiedelten Stadt – bei sich verringernden Platzverhältnissen – noch möglich ist.

Lieber Christian,
woher nehmen Sie die Erkenntnis, dass sich DIE Einwohner – schlussfolgernd meinen Sie alle Einwohner – immer größere Autos zulegen?
Lösungen? Parkausweis (funktioniert in anderen Städten wunderbar) oder quer zur Fahrbahn parken – dies natürlich nur bei entsprechendem Platzbedarf. Vorhandende Parkflächen nicht weiter reduzieren. Es gibt genügend Möglichkeiten, man muss nur wollen.
Ich verlange doch nicht, dass noch mehr Parkflächen zur Verfügung gestellt werden, ich verlange nicht, dass keine Fuß- und Radwege zurück gebaut werden. Ich verlange ein sinnvolles Miteinander. Sicherlich ist das Entsenden des Ordnungsamtes legitim – zeigt aber auch die Hilflosigkeit der Stadtoberen.
Die politische Führung der Stadt Leipzig hat sich doch den Zuwachs von Menschen in Leipzig gewünscht – unsere Stadt soll wachsen und immer mehr Menschen Platz geben. Dabei ist offensichtlich außer Acht gelassen worden, dass mehr Menschen auch mehr Autos bedeuten.

@Claudia

Trotz begrenztem Platz in der Stadt legen sich die Einwohner immer mehr und größere PKW zu.
In den letzten zehn Jahren waren das zwischen 1700…4400 Stück pro Jahr mehr!
Ca. 235.000 PKW sind in Leipzig gemeldet!

Welche “Lösungen” soll denn die Stadt für das Verhalten der Bürger anbieten?
Parken auf Fußwegen und Radwegen erlauben?
Oder keine Fuß- und Radwege mehr bauen?
Oder Fuß- und Radwege zurückbauen?
Oder Straßen zu Parkplätzen umwidmen?
Woher soll kostenloser Platz für noch mehr PKW-Besitzer kommen?
Also auch rein praktisch, mal ohne finanziellem Hintergrund?

Ich erwarte als Bürger, dass die Straßenverkehrsordnung eingehalten wird. So wie auch der motorisierte Verkehrsteilnehmer davon ausgehen darf, dass Recht und Ordnung eingehalten werden.
Insofern ist die Arbeit des Ordnungsamtes legitim.

Ich weiß aber als Bürger auch, dass ich in einer Stadt weniger Platz für meinen Besitz habe, als auf einem großen Grundstück im Leipziger Land. Also muss ich mich arrangieren bzw. muss überlegen, was geht und was geht nicht so gut.

Die Frage ist, wie viel motorisierter Individualverkehr in einer dicht besiedelten Stadt – bei sich verringernden Platzverhältnissen – noch möglich ist.

@György
“Keiner hat sich bisher an den immens weniger werden Grünflächen gestört. Keiner beschwert sich über immer weiter gehende Versiegelung von Flächen durch immer mehr Wohn- / Bürobauten”
Widerspruch! Die Grünen glaube ich haben doch sogar schon einen Antrag für eine Netto-Null-Versieglung der Stadt eingebracht. Gerade heute ein Artikel auf der L-iz über Rodungen. Der Ökolöwe protestiert bei gefühlt jedem Busch, der verschwindet.

WIDERSPRUCH!
Du glaubst oder du weißt?
Was hat dieser Antrag bisher gebracht? NICHTS! Jede erdenkliche Lücke wird versiegelt. Bäume werden durch die Stadt einfach trotzdem abgeholzt – auch während der Schutzzeit. Der Ökolöwe und der NABU reagiert meist erst nach Hinweisen. Die Stadt nimmt doch uns als Bürger schon lange nicht mehr war und ernst. Ein Stadtrat der Grünen sitzt übrigens im Aufsichtsrat der LWB…
Wie ist es eigentlich mit Dir? Hast du schon mal gegen die immer weiter gehende Versiegelung von Flächen protestiert?

@TLpz
Nein, abgeschafft werden soll der Individualverkehr nicht. Dem (motorisierten) Individualverkehr stehen überproportional viele Flächen zur Verfügung. Gefordert werden in der Regel mehr, und das auch noch kostenfrei. Im Artikel geht es darum, dass sich der motorisierte Individualverkehr Flächen aneignet, die für andere Verkehrsteilnehmer bestimmt sind. Und um eine Gruppierung die nicht möchte, dass diese Aneignung unterbunden wird. Das es bessere Angebote geben muss ist klar, darum geht es hier nicht. Wer von anderen Verkehrsteilnehmern fordert, dass diese sich gefälligst an die Verkehrsregeln halten sollen, darf das gerne auch selber tun. Egal wie viele Parkplätze es in einem Viertel gibt oder fehlen.

Deine Ausführungen halte ich für ein Gerücht, ansonsten sind die Anwohner – hier beispielhaft Klarastraße – nicht gezwungen, auf dem Fußweg zu parken. Schau dich gern mal in diesem Viertel um und dann verständigen wir uns nochmal, ob tatsächlich zu viele Flächen zur Verfügung stehen. Statt Lösungen für die Bewohner anzubieten – ich meine damit nicht das Parkhaus nebenan – soll nun das Ordnungsamt für Ordnung sorgen. Es ist doch ganz einfach so, dass die Stadt Leipzig gar keine anderen Ideen haben möchte außer das Ordnungsamt.
Natürlich soll der Individualverkehr abgeschafft, mindestens aber stark eingeschränkt werden – dies wurde und wird doch immer wieder kund getan.
Schau dir mal die Planung für den Umbau Dieskaustraße an – hier werden nach dem Umbau 65 Parkflächen weniger (vorher 130) da sein. Keine Parkfläche war hier zu viel. Als Argument führt die Stadt an, es kann ja in den Nebenstraßen geparkt werden. Du willst mir erzählen, der Individualverkehr soll nicht abgeschafft werden?

Hallo György,
Auch wenn die Motivation auf “Hä? Begründung!” zu antworten bisschen am unteren Ende meiner Skala ist…
“Wie meinen Sie das? Können sie die Konjunktive…”
Damit meinte ich: ich bin insofern bei Ihnen, dass es sicher so einige Fahrten von Autos gibt, die gut anders zurückgelegt werden könnten. Ein Beispiel, was ich besonders absurd fand: ein Nachbar, der mit seinem Auto 150 m Luftlinie (kein Scherz) zur Arbeit fährt. Weil er danach noch das Kind vom Kindergarten abholen fährt. Manchmal auch wenn das Kind bei der Mutter ist.

“Es taugt nicht mal als hypothetische Überlegung. ”
Begründung?”
Die folgte dann in meinem Text. Ihr Gedankenexperiment, was wäre wenn alle nur noch Auto fahren, entbehrt jeglicher Realität, denn es gibt immer Dinge, die man viel besser zu Fuß oder per Rad oder per ÖPNV erledigt. Mein Beispiel war der Weg in die Innenstadt.

“… in vielen, vielen Fällen einfach gar nichts mit den Umständen zu tun, unter denen man zu Fuß geht”
Hä? Begründung?”
Es ist einfach nicht immer praktisch oder günstig mit dem Auto zu fahren. Es liegt doch nun wirklich auf der Hand…und ja, in meinem Satz war ein Fehler drin. Verglichen werden sollte” Gehen” mit “Autofahren”, geschrieben hab ich leider was anderes. Pardon, das hat sicher verwirrt.

“Wiederholung Nummer 3: Welches Verkehrsmittel für die gleiche Situation bequem und sinnvoll ist, hängt von der Infrastruktur ab, und diese ist ziemlich ungerecht.”
Das hat nichts mit Gerechtigkeit zu tun, aber auch gar nichts. Und Ihre Feststellung, daß man nur die Dinge tut, die man auch leicht tun kann, ist nun zwar keine Tautologie (schönes Wort übrigens, passte aber glaube kürzlich nicht ganz) , sondern eine Selbstverständlichkeit, also verzichtbare Extraaussage: Wenn ich keinen Backofen mit mehreren kW Leistung habe, kann ich schwerlich einen Kuchen backen. Ohne Flugzeug schwerlich fliegen und ohne Schuhe…ach schenken wir uns das. Ja, wenn Sie Parkplätze reduzieren, wird Autofahren unattraktiver, auch wenn man flächendeckend Tempo 30 anordnet und was noch so für den “Umweltschutz” angedacht ist. Die Frage ist, will das die Mehrheit, und da würde ich mal sagen “naja”.

“… Rad- und Fußverkehrsplanung und -Bau investieren sollte. Bzw, was die “guten Gründe” sind, die dagegen sprechen.”
Also ich hab gesagt, dass die Stadt mit guten Gründen viel Geld für Kultur und Soziales ausgibt. Den Rest haben Sie verdreht.
Dass viele, viele Fußwege instandgesetzt werden müssen und dieses leider viel zu wenig passiert, stört mich in der Tat auch. Es ist ganz interessant mal einen Rollstuhlfahrer durch die Stadt zu schieben; man bekommt einen anderen Blick für das Thema “Gehwegzustand”.

Hallo Earlgrey,
““Autofrei” heißt, dass der MIV am Rand bzw. an zentraler Stelle abgestellt wird. Bei Neubauprojekten sind das Hoch- bzw. Tiefgaragen.”
Da bei verschiedenen Neubauprojekten auf eine reduzierte Anzahl von Stellplätzen bei den Genehmigungsprozessen geachtet wird (die Liz berichtete zum Beispiel über den bayerischen Bahnhof), dann stimmt das doch gar nicht, das die Autos einfach am Rand abgestellt werden können. Es ist eher so wie Claudia und Fra schreiben.
Und: wenn dann tatsächlich der von den Anwohnern befürchtete Parkdruck am Rand des neuen Wohngebietes kommt, wie wird die Liz dann berichten? Oh, wir haben uns geirrt? Oder “seht her, die Ewiggestrigen haben nichts kapiert!”? Seien wir gespannt. Vielleicht kommt ja alles ganz anders…

“Autofrei” heißt, dass der MIV am Rand bzw. an zentraler Stelle abgestellt wird. Bei Neubauprojekten sind das Hoch- bzw. Tiefgaragen. Im Gebiet selbst gibt es überwiegend Fuß- und Radverkehr.
Das ist übrigens keine neue Erfindung. Selbst zu DDR-Zeiten wurden die Großwohnsiedlungen so angelegt, dass zur Schule, Kita, Kaufhalle oder ÖPNV keine/ so wenig wie möglich Straßen überquert werden müssen.

@fra
> “Nein, abgeschafft werden soll der Individualverkehr nicht.” Wie steht es dann um die geplanten bzw. geforderten autofreien Quartiere in Leipzig.

Keine Ahnung. Aber auch ein autofreies Quartier bedeutet NICHT die Abschaffung des motorisierten Individualverkehrs!

“Nein, abgeschafft werden soll der Individualverkehr nicht.” Wie steht es dann um die geplanten bzw. geforderten autofreien Quartiere in Leipzig.

@Sebastian

“Es ist bestimmt so, daß einige Strecken per Auto auch genau so gut anders zurückzulegen wären.”

Wie meinen Sie das? Können sie die Konjunktive freundlicherweise auflösen bzw zumindest die unausgesprochenen Vorraussetzungen dafür nennen?

“Aber das ist nicht Amerika, und es ist einfach kein denkbares Beispiel, was Sie da vorlegen. Es taugt nicht mal als hypothetische Überlegung. ”
Begründung?

“Warum auch immer sämtlicher Fußverkehr mit in die Bilanzierung der Verkehrsarten fällt, aber dieser hat in vielen, vielen Fällen einfach gar nichts mit den Umständen zu tun, unter denen man zu Fuß geht”
Hä? Begründung?

“Und deswegen, auch weil Leute durchaus anderes als das Auto für die jeweilige Situation “bequem und sinnvoll” finden, gibt es den Mix der Verkehrsarten.”
Wiederholung Nummer 3: Welches Verkehrsmittel für die gleiche Situation bequem und sinnvoll ist, hängt von der Infrastruktur ab, und diese ist ziemlich ungerecht.

“für Kultur und Soziales wird ebenfalls viel Geld von der Stadt ausgegeben. Aus guten Gründen. Warum auch immer DAS der Punkt für Sie war, um etwas gegen Autos zu sagen.”
Vielleicht gehen Sie mal auf den Punkt ein und erklären mir, warum die Stadt nicht, sagen wir, 30% des Geldes für MIV-Planung und -Bau stattdessen in Rad- und Fußverkehrsplanung und -Bau investieren sollte. Bzw, was die “guten Gründe” sind, die dagegen sprechen.

@Claudia
“Keiner hat sich bisher an den immens weniger werden Grünflächen gestört. Keiner beschwert sich über immer weiter gehende Versiegelung von Flächen durch immer mehr Wohn- / Bürobauten”
Widerspruch! Die Grünen glaube ich haben doch sogar schon einen Antrag für eine Netto-Null-Versieglung der Stadt eingebracht. Gerade heute ein Artikel auf der L-iz über Rodungen. Der Ökolöwe protestiert bei gefühlt jedem Busch, der verschwindet.

@Claudia
Nein, abgeschafft werden soll der Individualverkehr nicht. Dem (motorisierten) Individualverkehr stehen überproportional viele Flächen zur Verfügung. Gefordert werden in der Regel mehr, und das auch noch kostenfrei. Im Artikel geht es darum, dass sich der motorisierte Individualverkehr Flächen aneignet, die für andere Verkehrsteilnehmer bestimmt sind. Und um eine Gruppierung die nicht möchte, dass diese Aneignung unterbunden wird. Das es bessere Angebote geben muss ist klar, darum geht es hier nicht. Wer von anderen Verkehrsteilnehmern fordert, dass diese sich gefälligst an die Verkehrsregeln halten sollen, darf das gerne auch selber tun. Egal wie viele Parkplätze es in einem Viertel gibt oder fehlen.

Leider beleuchtet dieser Artikel wieder einmal nur einseitig, die eine Verkehrswende in Leipzig aussehen kann. Es wird auf die Abschaffung des Individualverkehrs gezeigt. Der Individualverkehr wird sich nicht abschaffen lassen. Es ändert sich die Motorisierungsart. Das Auto wird weiterhin zum Stadtbild gehören. Allein durch die Forderung nach Bestrafung der Autobesitzer durch das Ordnungsamt werden die Probleme keinesfalls gelöst.
Es ist noch nicht allzu lange her, da haben wir für den Kauf eines Autos eine Prämie erhalten, da wurden durch die Stadt Leipzig und die LVB Straßenbahnlinien still gelegt. Bisher ist nichts weiter unternommen worden, dieses Liniennetz wieder zu erweitern. Im Gegenteil – teilweise fahren Busse und Bahnen im 15-Minuten-Takt. Umsteigeverbindungen sind so schlecht, dass einem die Bahn oder der Bus gerade vor der Nase wegfährt.
Seltsamerweise stören sich viele Kommentatoren an der PKW-Situation in Leipzig, fordern die Wende zu weniger PKW. Keiner hat sich bisher an den immens weniger werden Grünflächen gestört. Keiner beschwert sich über immer weiter gehende Versiegelung von Flächen durch immer mehr Wohn- / Bürobauten. AUCH DAS IST UNGESUND!

Hallo György,
“Jetzt überlegen Sie mal, wenn alle Menschen so dächten”
Es ist bestimmt so, daß einige Strecken per Auto auch genau so gut anders zurückzulegen wären. Aber das ist nicht Amerika, und es ist einfach kein denkbares Beispiel, was Sie da vorlegen. Es taugt nicht mal als hypothetische Überlegung. Warum auch immer sämtlicher Fußverkehr mit in die Bilanzierung der Verkehrsarten fällt, aber dieser hat in vielen, vielen Fällen einfach gar nichts mit den Umständen zu tun, unter denen man zu Fuß geht. Und deswegen, auch weil Leute durchaus anderes als das Auto für die jeweilige Situation “bequem und sinnvoll” finden, gibt es den Mix der Verkehrsarten. Ich finde es zum Beispiel bequem und sinnvoll in die Innenstadt das Rad zu nehmen, zum Einkaufen die Füße, und beides könnte das Auto nur beschwerlich und kostenmäßig ungünstig erledigen.
Die Kosten für ein neues Rad, weil mir mein altes letztens geklaut wurde, wie es so vielen Leuten passiert, sind da schwer einzupreisen.
P.S.,zu Ihrer Nebenfrage: für Kultur und Soziales wird ebenfalls viel Geld von der Stadt ausgegeben. Aus guten Gründen. Warum auch immer DAS der Punkt für Sie war, um etwas gegen Autos zu sagen.

Hallo Christian,
Was ist hier passiert? 😀
Der eine sieht mich “angefasst”, Sie meinen ich wäre irgendwie eingeschüchtert… Der nächste packt die Emoticonkiste aus. Ich finde, wir sollten das noch bis zur “100” auswerten, welche Emotionalisierung mir angetan wurde… Bis dahin gehts mir eigentlich ganz gut.

Es ist doch ok, wenn Ihnen die Stadt zu sehr mit Autos besetzt ist, und Sie sind ja auch nicht der Einzige. Aber man muss ja nicht so lange mit ausschweifenden Emotionalisierungen hantieren, bis die Ersten den Eindruck haben, wir würden in einem menschenfeindlichen Moloch leben (“die Stadt ist für die Menschen!”) und wenn nur endlich die ganze Industrie und am besten der Flughafen weg sind, das dann alles viel besser sei.
“Vor allem in einer Stadt muss Massentransportmitteln der Vortritt geschaffen werden.”
Da bin ich bei Ihnen. Da gibt es viel, viel Potential. Die Bahn kann zum Beispiel auf der Prager Straße sehr viel Potential heben, wenn sie einfach leiser, günstiger und häufiger fahren würde. Rein dafür müsste keine Spur weg an dieser Stelle, aber es wird so getan, als ob eine handbreit breitere Bahn die Verkehrswende bringen würde. Das ist Unsinn, denn Unterschied dürfte kaum jemand praktisch merken.
Wie oft die Bahn auf der Karl – Liebknecht Straße abseits der Haltestellen halten muss, ist echt der Kracher. Ist auf der Strecke nach Connewitz irgendeine Ampeloptimierung gemacht worden? Am Südplatz bremst die tonnenschwere Bahn oft bis zum Stillstand vor der Fußgängerampel. Nur um dann noch mal 30 m anzufahren. Mitten im Bremsbereich ein Trenner in der Leitung, der bei jeder einzelnen durchfahrenden Bahn einen zünftigen Funken mit Verschleiß am Stromabnehmer zieht.
Ganz ehrlich, der Fingerzeig auf die Autos ist mindestens phantasielos, in Bezug auf den ÖPNV. Sehr viel der Abneigung ist persönliche Einstellung.

Hallo Sebastian,
also meinen Beitrag fand ich jetzt durchaus inhaltlich gefüllt, als sich vom Wort ‘Asphaltpiste’ einschüchtern zu lassen.
Letztlich ist es ein Synonym für eine fast komplett versiegelte Verkehrsraumfläche.
Ihrem Beitrag entnehme ich, dass man ja gern am ÖPNV was verbessern darf, ABER man soll doch möglichst vieles am MIV so lassen, wie es ist. Oder? Man – auch ich – muss hier bereit sein, etwas vom Pfund der MIV-Wege abzugeben.
Vor allem in einer Stadt muss Massentransportmitteln der Vortritt geschaffen werden.

Ihr Beispiel mit der Aufenthaltsqualität ist zwar kein Argument in dieser Sache, aber auch ein Problem.
Siehe Lene-Voigt-Park. Nutzungsdruck. Der steigt übrigens noch mehr, wenn alle dafür zur Verfügung stehenden Flächen fortwährend zugebaut werden. Wobei das durchaus in das Thema einer ‘lebenswerten Stadt’ passt.

Ich denke, alle diese Themen werden in dieser Gesellschaft zu viel vom Wirtschaftsleben bestimmt.
Und wenn sich dort nichts ändert, hin zu einem bedachteren Umgang mit der Umwelt und der Menschen untereinander, dann werden ‘wir’ unseren Lebensraum noch weiter missbrauchen, zerrammeln und nicht wertschätzen.
Aber: man kann auch versuchen, dagegen etwas zu tun.

🙂

@sebastian
“Und klar, die üblichen Mittel zum unpraktisch – machen der angenehmen oder zeitlich sinnvollen Fortbewegungsmittel sind ungefähr bekannt.”

Ich interpretiere das mal so: Sie verstehen den MIV als angenehmes und zeitlich sinnvolles Fortbewegungsmittel und ich würde mich dafür einsetzen, diesen unpraktisch zu machen. Jetzt überlegen Sie mal, wenn alle Menschen so dächten und nicht 35% der Wege in Leipzig mittels MIV zurückgelegt würden, sondern 70%. So angenehm wäre das dann aufgrund des Dauerstaus nicht mehr und zeitlich sinnvoll auch nicht. Denn die Infrastruktur kann auch nicht beliebig skaliert werden.
Angenehm und zeitlich sinnvoll benötigt halt viele Vorraussetzungen. Die für den MIV beinhalten einfach u.a. viel Geld, sowohl bei der Stadt, die die Infrastruktur bereitstellt (nebenbei: kennt hier jemand eine Quelle, wie viel Geld genau jedes Jahr die Stadt Leipzig für Straßenbau ausgibt?), als auch bei den Menschen, die sich so fortbewegen wollen (mehrere tausend Euro Anschaffungskosten, je nach Distanz Verbrauchkosten und ein paar hundert Euro Wartungskosten im Jahr). Von den indirekten Kosten jetzt mal abgesehen.
Sind die infrastrukturellen Bedingungen anders, fällt auch die Entscheidung der Verkehrsmittelwahl im Schnitt anders aus. Extrembeispiele für unterschiedliche Verkehrsarten: Suburbia in Nordamerika, Vitoria-Gasteiz, Tokia, Niederlande, Kopenhagen.
Sie können ja gern behaupten, die Entscheidung für ein bestimmtes Verkehrsmittel sei demokratisch und damit ein ähnliches ideologisch aufgeladenes Buzzword anbringen, wie die gerne bemühte “Freiheit”. Sie müssen sich dann aber meinen Widerspruch gefallen lassen. Demokratisch ist da wenig, es hängt fast alles von der Infrastruktur ab. Und um mich noch einmal zu wiederholen: “Praktisch” ist der MIV in Leipzig auf Kosten der anderen Verkehrsarten.

“Die Stadt kann die Attraktivität des ÖPNV definitiv auch dann verbessern, wenn nicht überall eine Fahrspur weg kommt.”
Tautologie ohne Argumentationskraft. Aber was doch interessant ist: Die Stadtverwaltung hat sich jahrelang geweigert, mehr Planer für Radverkehr und ÖPNV einzustellen. Mit dem Argument, sie würden schon so viele Gehälter zahlen. Der Anteil der vollzeitäquivalenten Stellen für den Radverkehr im VTA beträgt jetzt, nachdem neue Radverkehrsplaner eingestellt wurden, 5%. Die Stadt konnte jahrelang und auch jetzt noch die Bedingungen anderen Verkehrsarten nicht merklich verbessern, weil das Budget hauptsächlich von den Planern für den MIV aufgebraucht wurde. D.h. die Erhaltung des Status Quo für den MIV frisst schon so viele Ressourcen, dass für den Rest nur Brosamen übrigbleiben.

Da ginge auch noch mehr, wenn ich das jetzt schon „entdeckt“ habe:

💥🚗🔥 👮🏼‍♀️ 🌈🌎

Hallo Ralf,
Der Beitrag war ja eine Antwort auf Christian und György. Da haben Sie zu viel hinein interpretiert. Und ich persönlich finde es schade, dass Sie entdeckt haben, dass das hier doch kein Nur-Text-Editor ist. Nichts für ungut.

Hallo Sebastian!
In Ihrem letzten Beitrag wirken Sie auf mich emotional sehr angefasst. Vielleicht verstehe ich da auch was falsch, auf keinen Fall möchte ich Ihnen zu nahe treten. Ich hoffe Sie wissen dass ich sehr gerne mit Ihnen die rhetorischen Klingen kreuze.

Das die Thematik emotional sehr aufgeladen ist haben wir beide ja auch bereits festgehalten. Mir gehen da auf jeden Fall regelmäßig die Pferde durch.
🐎💨

Wir teilen hier doch alle ähnliche Wünsche nach mehr echter ökologischer Nachhaltigkeit, Verkehrssicherheit, Lebensqualität, mobiler Flexibilität, Gesundheit. Das alles möglichst angenehm und zeitlich sinnvoll.

Da kommt natürlich vieles zusammen, aber ich für meinen Teil kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie es ohne deutliche, für viele sicher schmerzhafte, Einschränkungen für private Autofahrer funktionieren soll. Da kommt die Demokratie ins Spiel. So ein Glück 😉

Hallo György,
” Die meisten Menschen bewegen sich auf die Art und Weise fort, wie es für den Zweck und für sie am praktischsten ist, bzw. was sie denken was für sie am praktischsten ist.”
Ach, dann denken wir im Grunde gleich über die Willensfindung der Leute, also das “Wollen”. Und klar, die üblichen Mittel zum unpraktisch – machen der angenehmen oder zeitlich sinnvollen Fortbewegungsmittel sind ungefähr bekannt.

Hallo Christian,
“damit es aufrüttelt”
Eben! Genau das nervt. Und wenn man das ein oder andere rüttelnde Wort mal geraderückt, dann bleibt plötzlich nicht mehr viel übrig von Bettelampel, Blechlawine und Monsterblechdosen.
Die Stadt kann die Attraktivität des ÖPNV definitiv auch dann verbessern, wenn nicht überall eine Fahrspur weg kommt. Und dass man sowohl illegales parken Sanktionieren, als auch hier und da eine Möglichkeit schaffen kann, um den Druck zu senken “illegale” Dinge zu tun, schließt sich nicht aus. Die Gestaltung der Stadt über grüne Betonkübel hinaus würde ich dabei auch bevorzugen, allerdings hat man auch gesehen was mit der schönen Wiese an der Thomaskirche passiert ist, nachdem die Aufenthaltsqualität dort gut genug war. Und wofür der Schwanenteichpark eben leider auch genutzt wird.

Nun, der “Zwang”, ein Auto zu benutzen, ist teilweise sicher zutreffend. Allerdings ist auch die Bequemlichkeit ein Grund, diverse Wege damit zurückzulegen. Das wären Wege, die man reduzieren / einsparen könnte.
Wenn die Alternative Rad, Fuß oder ÖPNV gute Bedingungen bietet! Da werden viele meinen, “das ist mir nicht gut genug”. Zu Recht, da wir ja festgestellt haben, dass der öffentliche Verkehrsraum in den letzten Jahrzehnten vor allem für den MIV ausgebaut wurde. Also Straßen und Parkplätze. Hier muss wieder relativiert und mit Bedacht – auch auf den Klimawandel und Ökologie – zurück gebaut werden.
Ja, die Menschen “wollen” Auto fahren, aber das heißt nicht, das es für die lang angelegte Besiedlung unserer Erde oder etwas kleiner – das gute und nachhaltige Miteinander in einer im Platz begrenzten Stadt eine förderliche Entwicklung wäre! Um es mal etwas zu abstrahieren… Das Wachstum dieses Verkehrsmittels ist nicht gut für eine ausgewogene Entwicklung einer Stadt.
Wenn sie lebenswert bleiben soll. Wenn natürlich die Mehrheit einer Stadt DAS nicht will, kann man auch nichts mehr tun.

Man stelle sich vor, in den Jahren des Beginns der Bevorteilung des MIV hätte man den Platz genutzt, um viele Radwege oder ÖPNV-Wege einzurichten, Grünstreifen und Bäume zu erhalten, statt zu versiegeln. Gibt es dafür Beispiele in Deutschland?

Dann stellen wir nicht einfach einen Grünkübel hin oder pflanzen eine eingezwängte pflegeleichte Hecke und erwarten, dass sich der Fußgänger daran erfreut. Sebastian, Sie haben ja Recht, der Verkehrsraum ist nicht komplett asphaltiert, aber die Nutzung durch den MIV ist eindeutig übervorteilt. Ich wählte den Ausdruck, damit es aufrüttelt und man mal den Blick wieder etwas schärft. Vieles wird mit der Zeit normal, obwohl man sich vom sinnhaften Optimum immer weiter entfernt.
Ja, gerade der Augustusplatz ist furchtbar, eine Riesenkreuzung direkt am Eingang der befußten Innenstadt. Die Schienen laden für Radfahrer beim Kreuzen zum Hinfliegen ein und teilweise 8 Autospuren haben eher den Charme eines Autobahnkreuzes, statt einer Innenstadt! Oder beispielsweise die innere Jahnallee: das einzige Stückchen normale Erde befindet sich in Bauminseln.
Da ändert auch der Betonwassertrog nichts mehr.

“Warum gestalten wir uns die Stadt nicht attraktiver, ökologischer, oder einfach schön?”
Damit meinte ich “wieder” attraktivieren, nicht um Menschen anzulocken, sondern den Charme einer attraktiven und lebenswerten Stadt wieder herzustellen. Bspw. den MIV auf ein verträgliches Maß anpassen. Nachhaltige Dinge mehr fördern, wie Radfahren, ÖPNV, Grünanlagen sichern statt zu versiegeln.
Statt ‘sinnvoll’ wollte ich ‘nachhaltig” verwenden, aber leider ist der Begriff mittlerweile auch schon wieder inflationär vermurkst worden.

@Sebastian Sie schrieben:
“Wenn sich sehr viele Leute, aus eigenem Antrieb und ganz demokratisch (das war ja hier eines der entscheidenden Stichworte) fürs Auto entscheiden, dann hat das mit “wollen” in der Tat viel zu tun.”

Auf die Gefahr hin, mich zu wiederholen: die wenigsten Menschen gehen zu Fuß, fahren Fahrrad, Bahn oder Auto, weil sie es so “wollen”, also weil sie diese Fortbewegungsart an sich so mögen. Die meisten Menschen bewegen sich auf die Art und Weise fort, wie es für den Zweck und für sie am praktischsten ist, bzw. was sie denken was für sie am praktischsten ist.

Gedankenexperiment: Wie viele Menschen würden sich demokratisch fürs Auto entscheiden, wenn es nirgendwo Parkplätze gäbe? bzw. ist denn eine demokratische Wahl für den ÖPNV auf dem Land möglich? Die Vorraussetzungen hängen halt extrem von der Infrastruktur ab. Und diese ist einfach sehr ungleich.

Für rund 35% der Fahrten innert Leipzig fällt die Wahl auf den PKW. Im Angesicht der über Jahrzehnte ausgegebenen Summen, der eklatanten rechtlichen, finanziellen und planerischen Bevorzugung des MIV ist es nicht überraschend, dass diese Fortbewegungsart vielen für viele Zwecke das praktischste ist. Dass das zu Lasten sowohl der anderen Fortbewegungsarten als auch derjenigen geht, die kein Auto fahren können (Kinder, Menschen ohne Auto oder Führerschein) sollte nicht zu Debatte stehen.

Hallo Ralf,
Der öffentliche Raum wird, was die Nutzung durch Autos angeht, nicht “undemokratisch” genutzt. Das hat auch nichts mit “fair” oder “kapitalistisch” zu tun, oder was sich mancher im Zeitgeist heute noch so ausdenkt. Sich mit der Karre auf einen Zebrastreifen zu stellen, wie oft vor dem Konsum Grassistraße beobachtet, gehört natürlich mal geändert, klar.

Hallo Jo,
Das sehe ich genau so wie Sie!

Hallo Christian,
Auf meine Frage, auf welche Leipziger Straße sich denn ihre etwas eskalative Wortwahl “bis zur Hauswand hochgerüstete Asphaltpiste” bezieht, antworten Sie mit “na schauen Sie sich doch mal die Magistralen zum Zentrum an, oder gar selbst der Ring.”.
Wenn ich mir den Ring ansehe, dann ist gerade DER versehen mit breiten Fußgängerwegen, teilweise Grünanlagen zwischen Straße und Häusern, oder Pflanzenkübeln. Wenn zum Beispiel noch etwas in die Wartung der Gleise auf der Kreuzung Rossplatz investiert würde, oder der Schotter der Gleise am Gewandhaus einem Rasengleis weichen würde, wäre es wahrscheinlich sogar deutlich leiser dort als jetzt und damit auch die Aufenthalts- und Wohnqualität verbessert.

“Warum gestalten wir uns die Stadt nicht attraktiver, ökologischer, oder einfach schön?”
Ob der Stadt angesichts des Zuzuges und der deutlichen Mietsteigerungen wirklich Attraktivitätssteigerungen gut tun sei jetzt mal dahin gestellt, aber tatsächlich sehe ich auch enorm viel Potential für Schönheit und Ökologie. Möglich, dass sich unsere Ideen da nicht komplett decken.

“Weil wir die Organisation aller Dinge einfach nicht sinnvoller realisieren wollen!”
Plump gefragt: aber es ist nicht zufällig so, dass sich alles, was für die Welt die Bezeichnung “sinnvoll” verdient, an Ideen ausschließlich zwischen Ihren Schläfen befindet und anderes weg fällt?
Wenn sich sehr viele Leute, aus eigenem Antrieb und ganz demokratisch (das war ja hier eines der entscheidenden Stichworte) fürs Auto entscheiden, dann hat das mit “wollen” in der Tat viel zu tun.

@Sebastian: „ Sollten wir jetzt nur noch gesetzlich Vorgeschriebenes tun, oder wohin zielt der Stichpunkt, Ralf?“ Na kommen Sie, ich denke Sie haben mich schon richtig verstanden: „ Es geht hier um eine möglichst demokratische Nutzung des öffentlichen Raumes.“

@ Thomas_2:“ Das „Argument“, Parkplätze kämen ja nur einer Minderheit (35%) zu Gute und könnte man somit ruhig beschränken, ist auch zu schön um wahr zu sein.“
Hmm, den Satz, auf den Sie sich beziehen, habe ich wirklich nicht gut formuliert, da gebe ich Ihnen gerne recht. Die 35% beziehen sich meines Wissens auch nur auf den in Leipzig täglichen durchschnittlichen Verkehr, zugelassene Autos gibt es glaube ich deutlich mehr. Mir geht es natürlich nicht um die Beschneidung der Freiheit von Minderheiten. Mich stört die Summe der Privilegien für den MIV. Denn aus ihnen resultiert eine Benachteiligung der übrigen Mobilitätsformen, von den Auswirkungen auf Gesundheit usw. ganz zu schweigen.

Und Jo: Ich bin prinzipiell bei Ihnen, fahre selbst auch gelegentlich Auto.
„So zu tun, als ob alle Autofahrer für ungezügelte Autonutzung sein, ist also blödsinnig.“ Das hat hier aber auch niemand behauptet.

Danke Christian und Grüße an die Runde! 🚴‍♀️💨

Immer diese blödsinnige gegeneinander Ausspielen von Autofahrer vs. Rest der Welt. Ich habe ein Auto, was ich eigenverantwortlich parke. Wenn ich mich nicht an die Parkregeln halte, muss ich auch mit den Konsequenzen leben. Ich bin in der Sekunde, in der ich mein Auto verlasse, einfach nur Fußgänger und Anwohner. Natürlich ist es mir deshalb auch wichtig, dass die Gehwege nicht zugeparkt werden und gerade Kreuzungsbereiche für alle gut einsehbar sind. Das eine schließt das andere also nicht aus. So zu tun, als ob alle Autofahrer für ungezügelte Autonutzung sein, ist also blödsinnig.
Niemand will alle kostenlose Parkplätze abschaffen und niemand sollte ernsthaft dafür plädieren, dass unkorrektes Parken schon ok ist. Dann bitte auch bei Steuerhinterziehung nicht so pingelig sein.

Hallo Sebastian,
na schauen Sie sich doch mal die Magistralen zum Zentrum an, oder gar selbst der Ring.
Der Kern der Stadt – fußläufig erreichbar nur über einen vielspurigen Autoring, der direkt um die Innenstadt führt.
Viele Straßen sind bis an den Rand und auf den Zentimeter durchoptimiert, damit möglichst viele Autospuren nebeneinanderpassen. Nur noch wenig Grün, alles zugepflastert.
Das kann doch nicht unser – oder ist zumindest nicht mein – Wunschbild eines gemeinsamen! Verkehrsraums sein, welcher zwischen allen Gebäuden existiert. Zumal dieser Platz ja nicht nur für Verkehr vorgesehen ist, sondern auch als Aufenthaltsraum.
Warum gestalten wir uns die Stadt nicht attraktiver, ökologischer, oder einfach schön?
Weil wir die Organisation aller Dinge einfach nicht sinnvoller realisieren wollen!
Weil unsere Wirtschaft angeblich Unmengen an Wirtschaftsverkehr benötigt.
Weil jeder mit dem eigenen Auto durch die Stadt fahren möchte. Und es dann dort stehen lassen möchte, wo er denkt, das tun zu können.
Und weil das so ist, sieht es jetzt so aus, wie es ist.
Und es wird geschimpft über fehlende Parkplätze für immer größer werdende PKW.

Das „Argument“, Parkplätze kämen ja nur einer Minderheit (35%) zu Gute und könnte man somit ruhig beschränken, ist auch zu schön um wahr zu sein.
Werde ich mir für andere Diskussion auf jeden Fall merken. 🙂

Im Übrigen bin ich auch für eine stringentere Kontrollphilosophie. Es geht nicht an, dass alles zugeparkt wird.
Bei uns im Viertel sind alle verfügbaren nicht-öffentlichen Parkplätze vermietet. Geht bis 75 € pro Monat, selbst wenn man mehr bietet, bekommt man keinen. Förderung für weitere Parketagen unter einem Neubau um die Ecke wurde abgelehnt, weil die Stadt ja in 30 Jahren autofrei sein soll.

“Das Märchen: ‘Wenn sie doch nur dürften, dann würde an jeder Ecke ein Parkhaus stehen’, ist ein Märchen!”
Kenne ich gar nicht, die Geschichte. Wer hat die denn erzählt?
Was zumindest ich meinte war, dass bei neuen Wohnprojekten, die ja zumeist privat durchgeführt werden, die Anzahl der Stellplätze seitens der Stadt limitiert wird. Wenn ich mich richtig erinnere, war das zumindest bei den großen Themen bayerischer Bahnhof und Dölitz so. Mindestens beim ersten Beispiel handelt es sich um ein Gebiet mit hohem Parkdruck, aber Bedenken der Anwohner wurden abgewiegelt. Sowas wenigstens könnte die Stadt unterlassen, damit sich Zustände nicht verschlimmern.

Christian, welche “Asphaltpiste” (die Jüngeren unter uns: es ist wahrscheinlich “Straße” gemeint) ist in Leipzig denn bis an die Hauswand “hochgerüstet”?

Der Meinung von Ralf kann ich mich sehr gut anschließen. Die Nutzung des öffentlichen Raumes ist in den vergangenen Jahrzehnten (fast Jahrhundert) sehr zugunsten des Wirtschaftsverkehrs und MIV verschoben worden.
Schaut man sich alte Straßenbilder an und sieht jetzt die bis an die Häuserwände hochgerüsteten Asphaltpisten – es ist ist äußerst traurig. Jüngere Menschen kennen nur noch diesen Zustand und haben sich damit abgefunden. Was für eine viel höhere Aufenthaltsqualität möglich wäre!
Eigentlich mit DAS Argument für einen Wohnsitz in der Stadt. Den machen (parken) wir uns systematisch kaputt.
Dabei sieht man auch, das diese Entwicklung im Grunde “falsch” oder erheblich vom sinnvollen Zustand abgewichen ist.

Parkhäuser baut kein Investor mehr, da man mit Wohnraum mehr Geld verdienen kann.
Also zieht dieses Argument wirklich nicht.

“Administrativer Druck”.
Hm, Bedenken verstehe ich. Aber:
Wenn es die jetzige egoistische Vollkasko-Gesellschaft nicht auf die Reihe bekommt, nachhaltig und fair mit den zur Verfügung stehenden Ressourcen umzugehen bzw. sich an selbst vorgegebene Regeln zu halten, muss man “disziplinieren”. Das ist ja auch nichts neues und im Gesetz so vorgesehen, nur wenn es einen betrifft, wird halt gemault…

Das Märchen: ‘Wenn sie doch nur dürften, dann würde an jeder Ecke ein Parkhaus stehen’, ist ein Märchen!

“Realistischer Weise kann aber bereits jetzt davon ausgegangen werden, dass Quartiersparkhäuser in Bestandsquartieren nur im Einzelfall möglich und punktuell wirksam sind. Hintergrund ist, dass die Kosten für Grundstück, Bau und Betrieb zu Stellplatzkosten führen, die sich über eine monatliche Miete nicht amortisieren lassen, da Kosten des Investors einerseits und Zahlungsbereitschaft/Zahlungsmöglichkeit der potentiellen Nutzer andererseits sehr weit auseinanderfallen. Aus diesem Grund gibt es auch keine privaten Investitionsaktivitäten in diesem Bereich und Quartiersgaragen werden auch andernorts immer über Stellplatzablösegebühren (mit)finanziert oder sie sind Teil einer Gebietsentwicklung im großflächigen Wohnungsneubau. Zudem sind gerade auch in den hochverdichteten Gebieten mit Stellplatzmangel kaum Grundstücke ausreichender Größe für eine Quartiersgarage verfügbar und für den Grundstückseigentümer konkurriert die Nutzungsmöglichkeit Quartiersgarage auch in der Rendite mit zulässigen anderen Nutzungen auf dem Grundstück. Stellplatzablösegebühren stehen in Leipzig für solche Vorhaben mit gegenwärtig rd. 10 Mio. € zur Verfügung, jedoch gibt es seit Jahren keine Projekte für Parkierungsanlagen, die hier beantragt würden und die Mittel können nur in den Zonen ausgegeben werden, in denen sie auch eingenommen wurden.”
Aus dem Verwaltungsstandpunkt zum Antrag “Erstellung eines Parkhauskonzeptes für Leipzig”.

Seltsam, dass ausgerechnet der Baubürgermeister Änderungen im Vorgehen der Ordnungsbehörde verkündet. Stehen Personalveränderungen an?

Natürlich sollten die Gehwege frei bleiben von Autos und Radfahrern. Und es gibt auch keine gesetzliche Pflicht der Stadt für Parkplätze zu sorgen. Nebenbei gesagt ein interessantes Argument, tut die Stadt doch so manches nicht gesetzlich vorgeschriebenes, was den Bürgern zugute kommt. Sollten wir jetzt nur noch gesetzlich Vorgeschriebenes tun, oder wohin zielt der Stichpunkt, Ralf?

“Kommunen sind nirgendwo in Deutschland verpflichtet, Quartiersgaragen zu bauen. Das liegt überall in der Hand privater Investoren.”
Dann könnte man ja diesen privaten Investoren mal freie Hand lassen, statt sie in der Festlegung der Anzahl der Tiefgaragenplätze zu limitieren. Da man das Gegenteil tut (und von linksgrüner Seite her fordert), ist dieses Argument für mich vom Tisch.

Aus dem Artikel: „ Einen regulären Parkplatz für das Auto zu finden, ist nun aber Aufgabe des Autobesitzers. Und zur Wahrheit gehört auch, dass viele Leipziger sich gar nicht erst ein Auto angeschafft hätten, wenn das StVO-widrige Parken nicht in weiten Teilen des Stadtgebietes jahrelang geduldet worden wäre.“

Das sehe ich genauso. Weder Staat noch Stadt sind gesetzlich verpflichtet für jeden privaten PKW einen Parkplatz vorzuhalten. Es geht hier um eine möglichst demokratische Nutzung des öffentlichen Raumes.

Schwarzparken ist eine Ordnungswidrigkeit und muss entsprechend sanktioniert werden. Hier geht es auch um die Glaubwürdigkeit unserer Rechtsprechung.

Von den zahllosen Privilegien des individuellen Automobilverkehrs profitiert eine Minderheit, laut l-iz 35% des gesamten Straßenverkehrs in Leipzig.

Das ist weder ökologisch noch ökonomisch, dafür aber unsozial und ungesund.

Dieser längere Meinungsbeitrag läßt mich kopfschüttelnd zurück. Denn der Gedanke, daß ein endlich durchgreifendes Ordnungsamt uns allen eine seit Jahrzehnten geraubte Aufenthaltsqualität in der Großstadt Leipzig zurückgeben könnte, noch ergänzt durch die damit verbundene Forderung nach Umdenken und Verlassen alter Gewohnheiten, macht mir Angst. Umdenken durch adminstrativen Druck? Ich bitte Sie!

Und es ist auch nicht so, daß der Autor nicht auch stichhaltige Argumente hätte. Aber nur auf die KfZ-Halter zu zeigen, reicht mir wenigstens nicht. Auch wenn die Versuchung groß ist, sich damit als Inkarnation des Guten zu fühlen.

“Entweder hat die CDU-Fraktion 2018 geschlafen und nicht mitbekommen, was es heißt, wenn eine Stadt wie Leipzig das Verkehrssystem für ÖPNV und Radverkehr deutlich ausbauen will. Oder sie lebte in der Vorstellung, das ginge auch dann, wenn der seit sieben Jahrzehnten bevorteilte motorisierte Individualverkehr keinen Straßenraum abgeben müsste.”

Ach, die CDU musste sich gar nicht entscheiden. Sie hat einfach beides gemacht.

Schreiben Sie einen Kommentar