Einkaufen in der Leipziger Innenstadt – das war für viele Leipzigerinnen und Leipziger einst ein richtig großes Erlebnis. Doch die Corona-Jahre haben der Anziehungskraft der Leipziger City gewaltig geschadet, auch wenn 2022 die Leipziger wieder häufiger in die Innenstadt fuhren. Doch einst attraktive Läden sind verschwunden, in Gaststätten ist das Personal Mangelware geworden. Was viele Leipziger weiterhin vom regelmäßigen City-Besuch abhält.

„Die positive Entwicklung in der Kurzfristperspektive kann nicht darüber hinwegtäuschen, wie groß die Umwälzungen der Corona-Pandemie für Handel und Gastronomie in Leipzig waren“, stellt nun auch der Bericht zur Bürgerumfrage 2022 fest. „Zum Jahresende 2022 geben 39 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger an, dass sie seltener in der Leipziger Innenstadt einkaufen als vor der Corona-Pandemie. 41 Prozent geben an, dass sie seltener gastronomische Einrichtungen in der Stadt aufsuchen.“

Man hielt sich wegen der Ansteckungsgefahr doch lieber im Freien auf: „Mit der Pandemie erlebten die öffentlichen Grünanlagen einen Nutzungszuwachs. Auch 2022 geben die Befragten an, Grünanlagen weiterhin häufiger aufzusuchen.“

Aber es ist nicht nur die Corona-Pandemie, die das Verhalten der Leipziger verändert hat. Etwa, was auch das Leipziger Wirtschaftsdezernat besorgt. Denn auch 2022 ging der Einkauf langlebiger Waren in der Innenstadt weiter zurück, denn mit den Corona-Einschränkungen haben sich immer mehr Leipziger angewöhnt, sich solche Waren online zu bestellen und vom Paketboten nach Hause bringen zu lassen. Die Online-Händler haben also weitere große Marktanteile dazugewonnen.

Wie hat sich das Einkaufs- und Nutzungsverhalten der Leipziger infolge von Corona verändert? Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2022
Wie hat sich das Einkaufs- und Nutzungsverhalten der Leipziger durch Corona verändert? Grafik: Stadt Leipzig, Bürgerumfrage 2022

„Die Innenstadt ist dabei spätestens seit der Corona-Pandemie und dem sprunghaften Anstieg des Online-Handels im Fokus, denn ihre Attraktivität als Magnet lebt einerseits von der Besucherfrequenz“, stellt der Bericht zur Bürgerumfrage fest. Aber für Kultur und Vergnügen sieht der Bericht wieder eine Rückkehr zu alten Gewohnheiten.

Beim Einkaufen aber nicht: „Erfreulich ist, dass der Besuch der Innenstadt für fast alle betrachteten Anlässe im Vergleich zu 2021 wieder zunimmt. So geben aktuell 71 Prozent der Leipzigerinnen und Leipziger an, die Leipziger Innenstadt mindestens einmal im Monat zum Ausgehen (Essen, Trinken, Feiern) aufzusuchen. Vor Jahresfrist waren dies nur 65 Prozent. Ihre Funktion als Ort von Unterhaltung (+10 Prozentpunkte) oder zum Flanieren (+11 Prozentpunkte) hat die Innenstadt zumindest teilweise wieder zurückgewonnen.

Ein Hinweis auf die anhaltenden Herausforderungen, vor der der Innenstadthandel steht, sind die leicht rückläufigen Anteile bei der Nutzung von Fachgeschäften (-3 Prozentpunkte).“

Lediglich die Leipzigerinnen und Leipziger, die sowieso öfter zum Einkauf in die Innenstadtgeschäfte fuhren, taten dies 2022 noch etwas häufiger. „Die Leipzigerinnen und Leipziger, die die Innenstadt für Einkäufe nutzen, gehen im Jahresvergleich auch etwas häufiger in die entsprechenden Geschäfte. Die Frage, ob die Vielnutzer/-innen von Fachgeschäften die etwas gesunkenen Nutzerzahlen insgesamt ausgleichen können, kann mit den im Rahmen der Kommunalen Bürgerumfrage erhobenen Daten nicht beantwortet werden.“

Die Sorge steht also im Raum. Und Verwaltung und Ratsversammlung stehen vor der großen Herausforderung, wie die City wieder zu einer Einkaufsattraktion werden kann.

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Das Problem ist doch nicht auf Leipzig beschränkt. Erst haben die großen Filialisten alle kleinen Einzelhändler verdrängt, jetzt sterben die Filialisten weil der Online-Handel denen die Kundschaft wegnimmt. Gute serviceorientierte Einzelhändler werden davon nicht betroffen sein. Nur können die halt nicht die horrenden Ladenmieten in Innenstädten zahlen. Die Filialisten wiederum haben das Problem der besch… Servicekultur und des eher beschränkten Angebots. Der Einzelhandel in DE (ich vergleiche den oft mit O/SO-Asien, wo ich häufiger bin) ist so was von schlecht.

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