Was LZ-Leser Richard Rudolph da seit geraumer Zeit als Anwohner der Rietschelstraße vor Augen hat, wird in Leipzig immer mehr zum Problem. „Seit über einem Monat liegt an der genannten Stelle ein zerstörter Altkleidercontainer, um den sich zunehmend ein regelrechter Müllhaufen bildet. Dort sammeln sich inzwischen alte Kleidung, Matratzen, Stühle und sogar Elektrogeräte.“

Das Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie (LfULG) bestätigt jetzt in einer Auswertung für das Jahr 2024 dieses Problem. Aber in keiner sächsischen Stadt ist es so groß wie in Leipzig. Eigentlich ging es in der Meldung des LfULG um die nun veröffentlichte „Siedlungsabfallbilanz 2024“ für Sachsen.

Die Zahlen waren erst einmal ganz unspektakulär: Sachsens Haushalte erzeugten im Jahr 2024 rund 1,61 Millionen Tonnen Abfälle. Das entspricht einem Anteil von 397 Kilogramm Haushaltsabfällen pro Kopf, zwei Kilogramm mehr als im Jahr zuvor. Das klingt nach einer Zunahme, ist aber eher nur ein statistischer Ausschlag.

Denn tatsächlich gingen die Abfälle aus privaten Haus halten und Kleingewerbe in den letzten Jahren spürbar zurück. 2020 und 2021 lag die Gesamtmenge noch über 1,7 Millionen Tonnen, mittlerweile pendelt sie um die 1,6 Millionen Tonnen.

Entwicklung der Abfallmenge aus Haushalten und Kleingewerbe in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, Siedlungsabfallbilanz 2024
Entwicklung der Abfallmenge aus Haushalten und Kleingewerbe in Sachsen. Grafik: Freistaat Sachsen, Siedlungsabfallbilanz 2024

Bezogen auf die jeweilige Abfallart sind pro Kopf 121 Kilogramm Restabfall, 172 Kilogramm Wertstoffe, 76 Kilogramm Bioabfälle, sowohl aus der Biotonne als auch aus der Grünabfallsammlung, 28 Kilogramm sperrige Abfälle und ein Kilogramm schadstoffhaltige Abfälle entsorgt worden, so das LfULG.

Die durchschnittliche Abfallgebührenbelastung im Jahr 2024 betrug 74 Euro pro Einwohner. Im Schnitt musste damit jeder 1,42 Euro pro Woche für die Abfallentsorgung zahlen. Das sind zehn Cent mehr als im Jahr 2023. Und das hat Gründe. Nicht bei den Bürgern, die ihren Müll ordentlich in die Tonne geben, sondern bei den Leuten, die ihn des Nachts einfach in öffentlichen Räumen entsorgen.

Illegal entsorgter Müll – vor allem in Leipzig

Die gestiegenen Abfallgebühren sind unter anderem Ausdruck der Zunahme illegal entsorgter Abfälle in den letzten Jahren, stellt das LfULG fest. Die Kosten für die Beräumung durch die Landkreise, kreisfreien Städte und Abfallverbände haben eine neue Dimension erreicht: Sie lagen im Jahr 2024 bei 2,3 Millionen Euro.

Das Sächsische Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass kommunale Sammel- und Entsorgungsangebote meist gebührenfrei sind und für eine ökologische und ordnungsgemäße Entsorgung von Abfällen zur Verfügung stehen.

Illegale Ablagerungen von Abfall verschmutzen nicht nur die Umwelt und Ökosysteme, sie sind auch eine Verschwendung von Ressourcen und bergen Gesundheitsrisiken für Menschen und Tiere. Wer Abfälle illegal entsorgt, muss mit einem Bußgeld rechnen. Je nach Tatbestand können Verstöße mit bis zu 100.000 Euro geahndet werden.

Zudem kann die illegale Ablagerung von Abfällen, die zu einer Verunreinigung der Luft, des Bodens oder von Gewässern führt, nach § 326 Absatz 1 Strafgesetzbuch (StGB) strafbar sein und mit einer Geldstrafe oder Freiheitsstrafe von bis zu fünf Jahren geahndet werden.

Wer illegale Ablagerungen von Abfällen beobachtet, kann diese bei den örtlich zuständigen Landratsämtern bzw. kreisfreien Städten melden.

Illegal entsorgter Müll in Sachsen 2024. Grafik: Freistaat Sachsen, Siedlungsabfallbilanz 2024
Illegal entsorgter Müll in Sachsen 2024. Grafik: Freistaat Sachsen, Siedlungsabfallbilanz 2024

Die Zahlen, die die „Siedlungsabfallbilanz 2024“ dann freilich offeriert, sprechen eine eigene Sprache. In keiner anderen sächsischen Stadt wird Müll in solchen Mengen illegal „entsorgt“ wie in Leipzig: Allein 3.791 Tonnen sperriges Gut waren es in Leipzig 2024, so viel, dass die Stadtreinigung beim Abholen des Mülls gar nicht mehr hinterherkommt.

Weit hinter Leipzig folgt dann erst Chemnitz mit 882 Tonnen, weit vor Dresden mit 395 Tonnen. Aber selbst Elektrogeräte werden in Leipzig im Straßenraum entsorgt – 153 Tonnen allein 2024. Und das, obwohl man die Geräte an jedem Wertstoffhof der Stadtreinigung Leipzig kostenlos abgeben kann.

Es geht bei der illegalen Müllentsorgung gar nicht ums Geld, sondern um die Faulheit der Täter, die meinen, man könne den eigenen Müll einfach an der Straße „entsorgen“. Doch die Entsorgung kostet trotzdem Geld – und zwar Geld, das dann alle mit den steigenden Müllgebühren bezahlen.

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Es gibt 30 Kommentare

https://www.lvz.de/lokales/leipzig/vermuellte-altkleidercontainer-in-leipzig-so-will-die-stadt-das-problem-in-den-griff-bekommen-XV6ESCXDSJELPBDEKTDCQENE5E.html

Die Diskussion hier hat das andere Leipziger Medienhaus erreicht.

Ein paar Aufkleber werden das Problem bestimmt lösen und die Stadt wird wieder sauberer.
Selbst in dem Bericht wird Möckern, wie bereits von mir, genannt.
Haben wir in Leipzig nicht Mülldetektive? Ich wage zu behaupten, dass sich einfach die die Lauer legen in diesem Stadtteil lohnen würde um die besagten Bußgelder auch tatsächlich zu verhängen.

Ich nehme an, daß es erforderlich ist, bei “Rudis” Statement, daß man vielleicht “den Müll also auch als Chance/Potential begreift”, etwas um die Ecke zu denken. Bei den Kleiderhaufen materialisiert sich wie in einem Brennglas eine Menge an Mischungen individueller oder gesellschaftlicher Probleme. Mal als Beispiel: wenn also ein gute, unverdrießliche Putzfee käme und wie von Geisterhand alles täglich manierlich an den Kleidercontainern aufräumen würde (was ja ab und zu in etwa tatsächlich passiert), dann wäre das Ex-und-Hopp-Kleidungsthema kaum noch sichtbar. Nun könnte man einwenden, was es denn die Leute anginge, was so alles wegfliegt, der Restmüll wird ja schließlich auch kaum zur Schau gestellt. Aber wenigstens für eine Weile, wie wir es nun haben, ist es schon recht aufschlußreich, erstens was alles so wegfliegt, und dann wie indolent die Leute beim Hinterlassen der Klamotten sind. Vermutlich aber herrscht die Angst, daß im Falle, die Kleidung flöge weiter in den Hausmüll, die Tonnen nicht mehr gelehrt werden und man bei sich zu Hause an irgendeinen Pranger gestellt wird. Daher hinterlassen die Leute nun unter allen Umständen ihre ausrangierten Klamotten, ob kaputt oder noch brauchbar, am Rotkreuzcontainer (oder von welchen Organsisationen die Container sein mögen, die die inzwischen sehr undankbare Aufgabe haben, sich mit Alttextilien zu befassen), auch wenn der bereits übergequollen ist.

Ähnlich läuft es bei ausrangierten Weihnachtsbäumen: in meiner Wohnortnähe ist eine etablierte Stelle, an der man Altglas sortiert in Containern zertrümmern kann, da war vor paar Jahren immer saisonal eine Stelle gleich daneben, wo man alte Bäume ablegen konnte. Irgendwann fiel es der Stadtreinigung ein, dort keine Altbäume mehr einsammeln zu wollen, man brachte ein Schild an, daß die Leute hier bitte keine Baumskelette mehr ablegen mögen. Das ficht aber niemanden an, im Gegenteil, alljährlich häufen sich dort Dutzende Altbäume. Was lernt (sic!) uns das?

Und überdies: ich stimme ausdrücklich der Meinung “Als Großstadtbewohner lebt man allerdings deutlich entspannter, wenn man sich mental auch an Großstadt anpasst.” zu! Und das betrifft nicht zuletzt die verschiedenen Ausprägungen des rollenden und ruhenden Verkehrs.

Ist mir egal, ob das jemand spießig findet, wenn ich Müll auf den Straßen scheiße oder das Geschmiere (manche nennen es Graffiti) zum Kotzen finde.
Ich weiß auch gar nicht, was Müll / Verlotterung mit Klein- oder Großstadt zu tun haben soll. Gerade in der Großstadt gibt es doch mannigfaltige Möglichkeiten in kurzer Reichweichte, um seinen Müll korrekt zu entsorgen.

Zwischen “Spießbürgerlichkeit” und “sozialem Miteinander” gibt es ja wohl noch einen großen Unterschied; dem stimme ich zu.

Aber mich würde doch immer noch Urs’ Lösung interessieren – wie sieht es aus?
Sie verhohnepiepeln die “Verlotterung”, sind aber zu bräsig, etwas dagegen zu tun?
Oder ist Ihnen das alles egal?

>”Der Vorwurf der Spießbürgerlichkeit ist da nicht mehr von der Hand zu weisen. Da fehlt jetzt im Prinzip nur noch das Preußische in der Diskussion “Zucht und Ordnung”. Als Großstadtbewohner lebt man allerdings deutlich entspannter, wenn man sich mental auch an Großstadt anpasst, den Müll also auch als Chance/Potential begreift und nicht Kleinstadt/Dorf hinsichtlich Ordnung und Sauberkeit erwartet bzw. als Maßstab anlegt.”
Sorry, Rudi, das ist zu billig! Mit Zucht und Ordnung hat das hier überhaupt nichts zu tun. Sondern mit dem sozialen Miteinander, mit dem sich die Mitglieder der Gesellschaft begegnen. Natürlich erwartet hier keiner die Sauberkeit einer Kleinstadt oder eines piefigen Dorfes. Das heißt aber nicht, dass man Gerümpel, kaputte Fahrräder oder liegengelassenen Hundekot akzeptieren muss! Die alten Sofas stehen eben nicht da weil sie noch zu gut sind zum wegwerfen, sondern weil einige zu faul sind, Ihren Müll zu entsorgen. Ja, es mag Geschenkekisten geben, wo noch akzeptables Zeug drin ist und um die sich jemand kümmert. Aber Lampen mit zerbrochenen Schirmen? Schuhe mit abgebrochenem Absatz? Bücher nach einem Regenguss? Das Armutsargument zählt irgendwann auch nicht mehr. Bei nahezu jeder Möbellieferung wird Altmaterial mitgenommen. Für ein paar Euro kommt auch die Stadtreinigung und holt 4 Kubikmeter ab. Und wenn man wirklich Guterhaltenes weitergeben möchte, gibt es unzählige kostenfreie Plattformen im Internet dafür.
Letztendlich zahlen alle anderen die Kosten für die Entsorgung dieser PRIVATgegenstände! Das muss ich nicht hinnehmen, mit Zucht und Ordnung (mit Ordnung vielleicht, aber nicht in dem Kontext) hat das aber bei weitem nichts zu tun!

Selbstverständlich kann man das Entsorgen von Müll im öffentlichen Raum benennen. Das passiert hier doch auch gerade. Es war schon wiederholt Thema im Stadtrat und auch in der LVZ. Ich erinnere da gern an den Artikel “Achtlos weggeworfener Unrat auf Leipzigs Straßen nimmt zu” von Andreas Richter, 11. Mai 2000. Das Thema ist nicht neu – sondern vielmehr alt und auch niedrigschwellig genug, dass da jede und jeder mitdiskutieren kann.
Was man allerdings auch im Hinterkopf behalten sollte, wenn man sich beim Müll im öffentlichen Raum dermaßen “reinkniet”: Der Vorwurf der Spießbürgerlichkeit ist da nicht mehr von der Hand zu weisen. Da fehlt jetzt im Prinzip nur noch das Preußische in der Diskussion “Zucht und Ordnung”. Als Großstadtbewohner lebt man allerdings deutlich entspannter, wenn man sich mental auch an Großstadt anpasst, den Müll also auch als Chance/Potential begreift und nicht Kleinstadt/Dorf hinsichtlich Ordnung und Sauberkeit erwartet bzw. als Maßstab anlegt.

Danke, Sebastian, das haben Sie sehr treffend formuliert.

Und um Urs’ Argumente aufzugreifen:
Wenn jegliche “historische Verlotterung” als Rechtfertigung und Referenz dienen soll, heutige Probleme einfach hinzunehmen, dann ist es tatsächlich schlecht um unsere / Ihre Ansprüche an ein gemeinschaftliches Miteinander bestellt.

Ich bin der Meinung, dass nicht nur künstliche Intelligenz, sondern auch gesellschaftliches Bewusstsein und Rücksichtnahme sich weiterentwickeln können, und müssen.
Warum also keine Erwartungen an Menschen richten? Warum keine Mindeststandards?
Die zunehmende Verwahrlosung von Umgangsformen, etwa das achtlose „Entsorgen“ von Möbeln oder Müll im öffentlichen Raum, finde ich erschütternd und man sollte das benennen dürfen.

Andernorts funktioniert das doch auch. Da würde sich bspw. niemand trauen, einen Zigarettenstummel auf der Straße liegenzulassen.

Natürlich lässt sich das Problem nicht mit Zuständigkeits-Ping-Pong lösen.
Aber Hand aufs Herz: Was wäre Ihr Ansatz, solche Missstände wirksam zu reduzieren oder zumindest abzumildern?

Hallo Urs,
> “Mit einem Aufeinanderzeigen wird es nicht besser werden.”
Da bin ich völlig bei Ihnen. Aber ging es hier um bestimmte Gruppen, auf die gezeigt wird? Gut, im zweiten Beitrag ging es um Bauarbeiter im Allgemeinen, und schon im Dritten wird auf Arme und ihr Sortierverhalten gezeigt. Allerdings nicht um sie zu kritisieren, sondern mal wieder aus Verständnis. Ich hab bis jetzt nicht verstehen können, was an der Erwartung respektlos sein soll, dass unbrauchbare Dinge wieder in den Kleidercontainer hineingeworfen werden, nachdem alles rausgeholt wurde. Dieses mitunter extrem ärgerliche Verständnis, dieses Weglassen jeglicher Erwartung den Leuten gegenüber, dieses Daueranwenden psychotherapeutischer “alles-Gut!” Strategien, das hat sooo viele negative Einflüsse in großen Teilen dieser Gesellschaft. Man muss nicht alles tolerieren, die ein oder andere Erwartung hat absolut Sinn. Es ist für mich in Ordnung, wenn bettelarme Leute ihre Strategien haben, um auch mal über der Legalitätsgrenze dafür zu sorgen, dass sie über die Runden kommen. Aber man muss dabei nicht soweit sinken, dass einem alles egal ist.
Hier kommt paarmal die Woche einer mit dem Fahrrad und Anhänger, der die Altpapiercontainer zu tiefnächtlicher Stunde aufmacht und Brauchbares rausholt. Das macht er leise und sauber, und ich hab nicht nur einmal beobachtet, wie er Fetzen die daneben fielen wieder hinein gab. Dafür war er Achtsam und bückte sich und schloss den Container wieder. Es hat ausschließlich mit Sozialisation und innerer Einstellung zu tun.

Und der Unterschied zwischen direktem Möbeltausch im Dorf von Haushalt 1 nach Haushalt 2 im Vergleich zu “auf die Straße damit” ist die persönliche Verantwortung. Und das Endresultat auf der Straße. Ich stelle noch mal die Frage aus dem vorigen Beitrag:
“Gibt es immer jemanden, der sich für die “alten” Möbel interessiert und dafür seine noch schlechteren Möbel hinstellt?”

Das ist mal eine sehr interessante Diskussion.
Ich bin diesmal sehr viel bei Urs – wo uns doch sonst nicht so viel verbindet.
Die Diskussion zeigt sehr schön, dass hier einige Leute keine Vorstellung davon haben, was Armut bedeutet und wie der Alltag armer Leute aussieht. Die Erinnerungen an die Mangelwirtschaft in der DDR sind offensichtlich auch nicht mehr so präsent.
Als in den späten 1980ern eine Frau im Dorf meiner Oma “neue” Möbel (vermutlich Erbschaft) bekam, wanderten aus ihrer Wohnung Möbel in die Wohnung meiner Oma. Meine Oma trennte sich dann von ein paar Möbeln, die wir bekamen, wir gaben ein paar Möbel an Nachbarn weiter.
So ungefähr läuft das auch heute noch in manchen Ecken der Stadt. Nur dass es heute den Tausch über die Straße gibt.

Ohjeh, die gesellschaftliche Verlotterung findet selbstverständlich vielfältigen Ausdruck im Großen und im Kleinen. Nicht zuletzt in Dekadenz und dergleichen mehr. Verlottert war es mindestens hie und da in dieser Stadt seit ich denken kann. Scherben auf Trottoirs und Radwegen sind seit Ewigkeiten Alltag. Immer wieder warfen und werfen Leute ganze Velos ins Elsterflutbecken oder andere Wasserläufe. Kronkorken “zieren” die Parkwiesen, Exkremente und sonstig Unschönes sind in der Stadt unübersehbar. Umgestürzte und gefledderte Velos und E-Trottis allerorten. Und nun die Klamottenberge!

Hinsichtlich Teilnahmslosigkeit sang die Zürcher Band “Baby Jail” 1990 (in einem etwas krasseren Zusammenhang, naja): “Dräck vun dän andere isch nöd min Dräck, Dräck vun dän andere butz i ned wäg.” https://youtu.be/OdkIZh3oLB8

Mit einem Aufeinanderzeigen wird es nicht besser werden. Es würde nur eine Art behördliche oder andere institutionelle Großzügigkeit helfen, aber die ist nicht in Sicht. Stattdessen wird bestimmt ein Zuständigkeits-Pingpong beginnen.

Hallo Rudi,
Aber genau das ist der Fehler. Es ist doch einfach einzusehen, dass es auf diese Art dann irgendwann aussieht wie bei den Flodders. Oder gibt es immer jemanden, der sich für die “alten” Möbel interessiert und dafür seine noch schlechteren Möbel hinstellt?

Bei den Wohnungsberäumungen von Oma, Mutters voriger Wohnung und Uromas Wohnung wurde uns in der Sozialmöbelstation jedes Mal gesagt, dass die tendenziell betreffende Klientel sowas aus den 90ern nicht möchte. Es soll auf den Sperrmüll. Also ich glaube nicht so richtig, dass bei Wind und Wetter auf der Straße abgestellte Möbel dafür interessant sind und infrage kommen. Was Christian eben schrieb, das kann ich nur unterstreichen.

Sebastian, die “neuen” Möbel kommen oft auch von der Straße, sind aber in einem besseren Zustand oder funktionaler/schöner.
Die trägt man dann ggf. 2 Straßenecken bis nach Hause und bis in die Wohnung. Die alten Möbel wandern dann auf die Straße.

Man sollte bei der ganzen Diskussion über „Müll auf der Straße“ eines klar festhalten: Dafür ist nicht die Stadt verantwortlich, sondern die Menschen, die ihn dort abladen!

Die Vorstellung, die Kommune müsse sich schon irgendwie um all das kümmern, wozu man selbst keine Lust hat, ist Ausdruck einer gesellschaftlichen Verlotterung.
Eigenverantwortung und Rücksicht – eigentlich simple Grundregeln des Zusammenlebens – scheinen vielen abhandengekommen zu sein.

Und zum „Kleidercontainer-Spin“:
Ein Kleidercontainer ist kein öffentlicher Tauschtisch. Er ist normalerweise verschlossen, und was hineingegeben wurde, bleibt auch darin. Es ist ausdrücklich nicht gestattet, irgendwelche Gegenstände daneben abzustellen. Wer das dennoch tut – egal ob an Containern, an Straßenecken oder in Wohngebieten – handelt rücksichtslos und, ja, asozial.
Das hat weder etwas mit Armut noch mit Solidarität zu tun, sondern schlicht mit fehlendem Verantwortungsgefühl.

@Urs
Es war jetzt nicht mein Ansinnen, die Bedürftigkeit von Menschen in Armut zu kritisieren, ich kritisiere die Firmen die für die Container zuständig sind. Die Container werden teilweise Nachts angefahren und dann von 12 Säcken einer mitgenommen.
Am Konsum in Möckern liegt ein “Schlachtfeld” um den Container. Da liegt Müll auf 20 qm verteilt. Egal wer der Verursacher ist, es ist nicht gut.

@EarlGrey.
Die Hundesteuer ist nicht Zweckgebunden für das Thema Hund und alle damit einhergehenden Themen. In der Kommunikation der Thematik wurde auch an keiner Stelle thematisiert, dass man damit stärker gegen “Nicht-Wegräumer” vorgehen kann und wird, sondern lediglich dass man dem Haushalt Mehreinnahmen beschert.
Bei den Themen der Stadtverwaltung werden mehr Kontrollen ganz hinten stehen, insofern sich die Problematik aufgeschobener/gestrichener Infrastrukturprojekte in Sachen Verkehr oder z.B. Schule nicht durch Zauberhand auflösen. Es geht nur darum Löcher zu stopfen, den Ansatz kann ich auch verstehen, muss ich aber nicht Gutheißen.

Aha, da fehlt Geld für Kontrollen aber die Hundesteuer darf nicht angepasst werden, damit mehr Geld da ist für Kontrollen.

Ähm, mir schwant, daß dieser Thread durch eine kleinere Kette von Mißverständnissen einen seltsamen Spin bekommen hat: es ging weniger darum zu beklagen oder gutzuheißen, daß Arme maßgeblich den Zustand der Kleidersammelcontainer und deren Umfeld verursachen. Vielmehr möchte wenigstens ich nicht, daß man von denen, die sich die abgeworfenen Batzen an Klamotten nach etwas Brauchbaren durchsuchen, auch noch eine besondere Sorgsamkeit verlangt, etwa die durchsuchten Berge neu zu ordnen.

Gibt es eine Statistik bzgl. der Altkleidercontainer wie es aussieht, seit dem dies die Stadt nicht mehr übernimmt?
Im Nordwesten gleichen die Container einer Müllhalde. So extrem ist es mir vorher im Nordosten der Stadt nicht aufgefallen.
Meine gefühlte Wahrnehmung entspricht der, dass die Container deutlich seltener geleert werden und (das ist kein Gefühl) dass dann vor allem nicht alles mitgenommen wird. In Möckern werden die Container zum Teil angefahren und dennoch nicht oder nicht vollständig geleert sondern die Rosinen gepickt.
Nicht entsorgter Hundekot ist ebenfalls ein großes Problem. Hier gibt es vor allem gigantische Unterschiede in den Stadtteilen. Da helfen leider nur stärkere Kontrollen und drastische Strafen, nicht aber eine vermeintliche Erhöhung der Hundesteuer um den Haushalt zu bereichern. Der Dreck isthier zwar da und ein großes Ärgernis, führt aber nicht zu mehr Reinigung und damit steigenden Kosten.
Genauso stärker sollte man Gebiete um Kleingartenvereine kontrollieren, denn nicht selten werfen die Kleingärtner Ihren Müll einfach in die angrenzenden Hecken.

Ich habe die Tage etwas von einem skandinavischen Start-Up gelesen, welches Automaten herstellt, bei dem Krähen Zigarettenstummel gegen Futter tauschen können. Es ist also scheinbar einfacher, dass man Tieren das aufräumen beibringt als zu verhindern das Raucher Ihre verdammten Stummel auf die Gehwege oder noch besser in die Natur werfen.

Da für stärkere Kontrollen allerdings kein Geld da ist, müsste man eine Strategie mal relativ weit oben auf die Agenda packen, denn die Vermüllung ist bereits da und macht Leipzig weniger lebenswert.

Wer seinen Müll nicht korrekt entsorgt, ist ein Asozialer.
Egal, ob materiell arm oder materiell reich, egal welche Nationalität oder Status.

Das beginnt beim Wegschmeißen eines Taschentuchs auf den Boden, der Hundscheiße, die liegenbleibt, geht zu Verschenke-Kisten, die nicht wieder entfernt werden, bis hin zum “Daneben-Stellen” an (Kleider-)Containern und Müll-Abladen im Wald.

Warum soll ich irgendwen verstehen wollen, der seinen Müll nicht korrekt entsorgt?
Räumt euren Müll einfach weg.

Verstehe ich Sie richtig? Sie möchten Verständnis für die Gruppe Leute aufbringen, und dieses Verständnis von der Gesellschaft verlangen, die bei Essen aus Geldnot spart, aber bei Amazon Möbel bestellt? Gibt es das überhaupt? Und wenn es das gibt, warum sollten dann nicht noch 50 Euro für einen Transporter übrig sein, oder 20 Euro Spritgeld für jemanden, der einen Kombi hat, damit der alte Kram zum Werststoffhof kommt?
Von Seiten der Verständnisvollen geht es doch hier darum, dass es Leute gäbe, die nicht anders KÖNNTEN als Müll abzulagern. Und ich finde keinen Grund, abseits von eigener Einstellung oder “Mindset”, der dafür zählt. Erst recht nicht, wenn wir diese Gründe auf die Mengen beziehen, um die es im Artikel geht.

@Sebastian: “Tja, wie sind die Möbel denn in die Wohnung hinein gekommen?” – Kostenloser Lieferdienst z.B. durch Amazon. D.h. kostenlos ist der Tod, die Kosten zahlen wir alle.

“Da bucht man sich eben einen Transporter” – und wovon soll man den bezahlen, wenn man schon auf Essen verzichtet, weil das Geld nicht reicht?”
Tja, wie sind die Möbel denn in die Wohnung hinein gekommen?
Wir hatten auch kein Auto und bis in mittleren 90er auch kein Telefon. Auch die Großeltern nicht. Die Uroma nicht. Nirgendwo lag Sperrmüll herum, oder Lumpen. Das lässt sich alles lösen, auch ohne Transporter. Und wie schon gesagt, der große Teil des Mülls um den es geht, der hat mit “Habenichtsen” nichts zu tun.

@TLPZ
Mir scheint, dass du keine Ahnung von Armut hast. Armut beginnt eben nicht erst, wenn man sich das neueste Smartphone nicht leisten kann.
Sehr vielen Menschen fehlt schlichtweg die Möglichkeit ihren Sperrmüll zum Wertstoffhof zu bringen. Sie haben dafür weder die “Produktionsmittel” noch die sprachlichen Voraussetzungen die Abholung zu beantragen – auch das ist Armut. “Da bucht man sich eben einen Transporter” – und wovon soll man den bezahlen, wenn man schon auf Essen verzichtet, weil das Geld nicht reicht?
Bildungsarmut ist in Leipzig übrigens auch ein sehr großes Problem. Wer weiß denn, dass der alte Herd vom Lieferanten des neuen mitgenommen werden kann – allerdings nicht, wenn man ihn über Amazon bestellt.
Faulheit spielt sicherlich auch bei manchen Fällen eine Rolle. Es dürften aber die wenigsten sein. Viele Leute stellen ihren “Müll” vor die Tür, weil sie davon ausgehen, dass der “Müll” zu gut für die Entsorgung ist und andere das noch gebrauchen können. Das ist in sehr vielen Fällen auch tatsächlich der Fall. Man kann das ganz gut auch daran sehen, dass der “Müll” vom Freitag am Sonntag deutlich weniger geworden ist.

Naja, also wenn etwas in Leipzig wirklich sehr gut funktioniert, dann ist es die kostenlose, unkomplizierte Abgabe von Müll. Ich bin auch schon mit fremden Kennzeichen vorgefahren, und konnte immer alles abgeben. Früher mit dem Abfallkalender (?), heute ohne jegliche Dokumente oder Papiere.
Ich kann das auch nicht verstehen, was für Müllberge herumliegen. Neben den Altkleidercontainern zur Zeit am Meisten. Wenn man da noch Dinge dazulegt, dann hat das alles nichts mit arm oder unterpriveligiert oder ähnlich zu tun. Mehr als “Bequemlichkeit” fällt mir da nicht ein.

Die Zahlen lassen sich aber nicht mit “Faulheit” oder “Asozial” erklären! 3800 Tonnen (Tonnen!!!) Rest- und Sperrmüll in Leipzig gegenüber 395 Tonnen in Dresden, aber kein einziges Autowrack während es in Dresden 669 Wracks waren!
Ist das Folklore? Das ergibt doch erstmal überhaupt keinen Sinn!

Was “Faulheit” angeht, meine Frau hat mal versucht 3 lfm alten lackierten Holzgartenzaun loszuwerden. Das war ein halber Tag mit dem Auto damals nach Seehausen, um dies Häufchen Holz teuer entsorgen zu lassen. kein Wunder dass ich schon oft irgendwo an Feldwegen Haufen von Gipskartonresten, Gartenzäunen und ähnlich eingestuftem Bauabfall gefunden habe.

@Urs
Die illegalen Müllablagerungen haben nichts mit Armut zu tun. Es ist einzig Faulheit derer, die ihn dort platzieren. Das ist in etwa genauso wie die, welche die Hinterlassenschaften ihrer Hunde auf den Gehwegen belassen oder schlimmer noch, in Kotbeutel packen und dann trotzdem an den Straßenrand werfen. Irgend ein Dulli wird es schon wegmachen…

In meiner Kindheit gab es noch die volkstümliche Bezeichnung “Lumpenmann” für den lokalen Betreiber einer sog. “Sero”-Annahmestelle. Zum nämlichen Lumpenmann trugen oder karrten die Leute neben Altglas (für das pro Stück fünf Pfennige gezahlt wurde und das einer Wiederverwendung zugeleitet wurde) darüber hinaus Altpapier, Weißblech und eben Lumpen hin. Daraus wurde mindestens Putzwolle hergestellt.

Heute sind die Leute mit allerlei verwirrenden Regularien konfrontiert, zudem hatte man anscheinend eingeübt, daß Alttextilien im Haumüll zu enden hätten, aber nun heißt es, derlei sei nicht länger statthaft. Die Rotkreuzcontainer nun für weithin Lumpen zu mißbrauchen, ist grotesk. Habenichtsen abzuverlangen, gefälligst Altkleiderhaufen manierlich zu durchwühlen, ist praxis- oder weltfremd. Die armen Schweine, die etwa in den Gebüschecken vorm ‘Astoria’ einige Behelfszelte hingestellt haben und dort direkt am Ring unter offenen Himmel campieren, möge bitte niemand mit Sozialisierung kommen.

Als ich vor vielleicht 10 Jahren mal auf einer Barmherzigkeitsveranstaltung für Obdachlose im Advent mithalf, vermißte ich plötzlich meinen Anorak; in Unkenntnis hatte ich den an Haken gehängt, die für Spendenkleidung vorgesehen waren. Ich hatte etwas Mühe den Anorak wiederzubekommen, jemand hatte ihn bereits eingepackt gehabt.

Es gibt elementare Not in Leipzig, und krasse gesellschaftliche Widersprüche und Kontraste. Ab und zu wird das direkt oder indirekt sichtbar. Armut zu bekämpfen ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.

Torsten – bei allem Respekt, aber wenn man Container nach etwas Brauchbarem durchsucht, muss man nicht alles davor liegenlassen!
Das hat nichts mit Armut zu tun, sondern mit Sozialisierung.

Bei den ganzen Sofas, die ja nicht mit einem Fingerschnips auf dem Fußweg landen, wünschte ich mir manchmal die Kripo, die anhand eines Fingerabdrucks den Verursacher ordentlich zur Kasse bittet.
Es gibt Sperrmüllplätze (wenn auch mittlerweile weniger) – so etwas muss nicht sein. Das ist asozial.

Genauso wie letztens ein Radfahrer im Lene-Voigt-Park, den ich sah, der seinen Hausmüll gerade unter den Vogelschutz eines öffentlichen Papierkorbs quetschte.

Was denken Sie denn, warum es zu solchen Müllablagerungen kommt und was aus dem Verständnis dafür folgen sollte?

Dazu kommen noch in die Armut getriebene Menschen, die die Container mehr oder weniger systematisch nach guten Kleidungsstücken durchsuchen und Unbrauchbares davor liegen lassen. Dieses Verhalten in die Nähe von Faulheit zu rücken, ist völlig respektlos.

Ja. Je nach Wohnlage kannst du beobachten, wie die Bauarbeiter ihre sämtlichen Altlasten mal eben in die Baumscheibe stellen und dann nach Hause fahren. Als nebenan die Mieter auszogen, haben sie alles, was nicht in den Transporter passte neben die Haustür gestellt. Auch schön: Als der Nachbarhof vom Müll befreit wurde, war unserer anschließend voller Müll und der kam einem doch sehr vertraut vor. Der sah irgendwie so aus wie der vom Nachbarhof.

Hat Mensch mal beobachtet, wie es zu solchen Müll-Ablagerungen kommt? Nicht um das zu bestrafen, sondern um es zu verstehen?
Begriffe wie “aus Faulheit” und “Bürgern, die ihren Müll ordentlich in die Tonne geben” lassen mich vermuten, dass hier sehr viel vermutet und sehr wenig gewusst wird.

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