Nicht jedes Gerücht, das Anfang März durch die Gazetten waberte, hat sich bestätigt. Aber bestätigt hat sich ja mittlerweile, dass OBM Burkhard Jung seinen Zugriff auf die Stadtholding LVV (Leipziger Gruppe) deutlich verstärken wollte. Mit der Wahl von Michael Theis, dem Geschäftsführer der Wasserwerke, zum Sprecher der LVV-Geschäftsführung wurde am 23. März der erste Nagel eingehauen. Das Weitere war ja schon angekündigt.

Denn in der bisherigen Struktur hatte der Sprecher der LVV-Geschäftsführung auch die wichtigsten Aufsichtsratsposten in den Tochterunternehmen inne. So übte er praktisch doppelte Kontrolle aus – über Geschäftsführung und über Aufsichtsrat.

Was möglicherweise Sinn machte beim Umbau der Holding, die immer mehr Leitungsfunktionen, die vorher in den Einzelunternehmen oft doppelt und dreifach geführt wurden, zentral in der LVV bündelt. Ziel war ja allein durch Synergieeffekte eine Kostenersparnis von 10 Millionen Euro im Jahr.

Aber so richtig zufrieden mit der Struktur war OBM Burkhard Jung in den letzten Jahren nicht mehr. Sein Vorschlag, den er zuerst den Fraktionsvorsitzenden erläuterte, zielte dann auch auf eine Umorganisation der LVV-Führung und eine Stärkung der städtischen Kontrolle.

Und damit hat die Wahlentscheidung vom Donnerstag, 5. April, zu tun.

Da hat der Aufsichtsrat der Leipziger Stadtwerke Uwe Albrecht zum neuen Vorsitzenden des Aufsichtsgremiums gewählt und damit zum Nachfolger von Dr. Norbert Menke, der seit dem 23. März nicht mehr LVV-Geschäftsführer ist.

„Als Vertreter der Anteilseigner im Gremium gestaltet der Leipziger Bürgermeister für Wirtschaft und Arbeit die Entwicklung der kommunalen Stadtwerke bereits seit vielen Jahren aktiv mit. Die Neuwahl war durch die Mandatsniederlegung des bisherigen Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Norbert Menke erforderlich geworden“, erklärt der Aufsichtsrat der SWL.

Der Anteilseigner ist natürlich die Stadt Leipzig, der die Stadtwerke gehören.

Und die Stadtwerke sind – trotz allen Orakelns in den vergangenen Jahren – immer noch der große Geldbringer für die LVV.

In seiner Sitzung am 5. April hat der Aufsichtsrat der Leipziger Stadtwerke beschlossen, der Gesellschafterversammlung die Feststellung des Jahresabschlusses 2017 in vorgelegter Form zu empfehlen: „Das Jahresergebnis 2017 ist ein Erfolg der Stadtwerke und wird, wie in den Vorjahren, detailliert zur Bilanz-Pressekonferenz der Leipziger Gruppe im Juni vorgestellt werden. Dennoch sieht sich der Aufsichtsrat des Unternehmens schon jetzt zu der Klarstellung veranlasst, dass von einer Liquidierung stiller Reserven zur Verbesserung der Bilanz, wie jüngst verschiedentlich kolportiert, keine Rede sein kann.“

Ja, das war dann eines der Gerüchte, die nicht zutrafen. Genauso wenig wie das Gerücht, die polnische Beteiligung an der GPEC solle auf Wunsch des OBM verkauft werden. Das wurde ja mittlerweile auch dementiert. Die GPEC liefert seit einigen Jahren regelmäßig ihren Anteil zum Gewinn der Stadtwerke – da macht es nur Sinn, diese Beteiligung zu verkaufen, wenn man wirklich stur ein rein kommunales Unternehmen haben möchte. Der Riesenkrach um die vielen Tochterfirmen der Tochterfirmen de LVV liegt ja nun ein paar Jährchen zurück und hatte zuletzt noch den Verkauf von Perdata und Hl komm zur Folge.

Ganz so undurchdringlich war das Firmengeflecht der städtischen Unternehmen nie. Und viele Tochterfirmen machen schon deshalb Sinn, weil sie auch nach Bundesrecht unterschiedlich behandelt werden, obwohl sie eigentlich zu einem Dienstleistungspaket dazugehören.

Der Presse – wie man liest – wird das Konzernergebnis erst im Juni bekanntgegeben. Aber wenn von einem guten Ergebnis die Rede ist, dürfte der Gewinn wohl wieder über 60 Millionen Euro liegen und die Finanzierungsspielräume der LVV stabilisiert haben.

„Dank erster Erfolge aus den aktuellen Veränderungsmaßnahmen im Unternehmen konnte erneut ein gutes Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit erwirtschaftet werden – trotz der Herausforderungen der Energiewende und dem schwierigen Marktumfeld. Dafür dankt der Aufsichtsrat den Mitarbeitern und der Geschäftsführung der Stadtwerke“, so der Aufsichtsrat, der ab jetzt vom Wirtschaftsbürgermeister geleitet wird.

Bei den Leipziger Verkehrsbetrieben (LVB), wo Norbert Menke ebenfalls Aufsichtsratsvorsitzender war, übernimmt, wie man hört, Finanzbürgermeister Torsten Bonew diesen Posten.

Grüne äußern ihr Unverständnis über den angekündigten Umbau der LVV-Chefetage

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