Am 28. Juni wurde – mit der Bilanz der Leipziger Stadtholding LVV – auch die Bilanz der Wasserwerke Leipzig vorgestellt. Die hatten einmal mehr ein handfestes Ergebnis von 30 Millionen Euro vorgelegt. Und das, obwohl die Trinkwasserpreise stabil blieben. Die steigende Einwohnerzahl macht sich auch positiv bei den Leipziger Wasserwerken bemerkbar.

Die Zahl der versorgten Einwohner ist um 11.500 auf 688.600 erneut angestiegen. Die abgesetzte Trinkwassermenge erhöhte sich um etwa eine halbe Million Kubikmeter auf nunmehr 31,2 Millionen Kubikmeter. Was auch mit einem leicht steigenden Pro-Kopf-Verbrauch zu tun hat, worüber Ulrich Meyer, Technischer Geschäftsführer der Kommunalen Wasserwerke Leipzig (KWL), besonders froh ist.

Denn selbst beim Trinkwasser machte sich jahrelang bemerkbar, dass die Leipziger im Schnitt miserabel wenig verdienten. Also haben sie auch beim Wasser gespart und seltener geduscht oder gebadet. Zeitweilig lag der Pro-Kopf-Verbrauch nur bei 85 Liter pro Tag.

Mittlerweile ist er auf etwas über 92 Liter angestiegen. Auch das hilft im operativen Geschäft der Wasserwerke: „Im operativen Geschäft haben die Wasserwerke ihre Qualität und Stabilität zuverlässig unter Beweis gestellt. Das Ergebnis der operativen Geschäftstätigkeit verbesserte sich auf 30,1 Millionen Euro. Das des Vorjahres war durch einmalige Sondereffekte belastet gewesen“, meldet die LVV.

Im Vorjahr waren unterm Strich nur 24 Millionen Euro übrig geblieben. Wobei das „nur“ eine Übertreibung ist. Denn seit der Geschäftsführer nicht mehr da ist, wegen dem der große Prozess mit der Schweizer UBS in London stattfand, haben sich die Gewinne der Wasserwerke deutlich über 20 Millionen Euro stabilisiert, was die LVV mit dem Ergebnis der Stadtwerke zusammen problemlos in die Lage versetzt, die Querfinanzierung der LVB mit 45 Millionen Euro jedes Jahr zu sichern.

Gezittert hat man eigentlich nur immer wegen des Prozessausgangs in London wegen der von Klaus Heininger 2006 und 2007 mit der UBS ausgehandelten CDO/CDS-Transaktionen, die die Wasserwerke am Ende bis zu 500 Millionen Euro hätten kosten können, wenn die Richter gegen Leipzig entschieden hätten.

Aber der Urteilsspruch von 2014 blieb auch in den Folgeinstanzen bestehen. Im April 2018 war endgültig klar, dass Leipzig den Prozess gewonnen hat.

Offen ist nur noch die Frage: Bekommen die Wasserwerke die verauslagten Gerichtskosten vom Prozessgegner voll erstattet? Das wird auch im Geschäftsbericht zumindest zurückhaltend kommentiert. Immerhin sind bis 2017 über 16 Millionen Euro an Prozesskosten für die Wasserwerke aufgelaufen. Die sind ja in den Vorjahren immer aus dem jährlichen Geschäftsergebnis abgezweigt worden. Wenn die UBS sich nicht bereit zeigt, die volle Summe anzuerkennen, kann es durchaus noch zu einer weiteren Verhandlung zur Klärung des Betrages kommen.

Und wiederaufgenommen wird jetzt auch der zwischenzeitlich auf Eis gelegte Prozess mit der LBBW, mit der die Wasserwerke aus demselben Grund im Streit lagen wie es mit der UBS der Fall war. Nur hatten die sächsischen Richter im Fall LBBW gegen die Wasserwerke entschieden, gestanden aber zu, dass der Fall direkt vom Londoner Prozessausgang abhängt, denn so gründlich wie die Londoner Richter haben sich die sächsischen Gerichte noch nie mit den seltsamen Finanzkonstrukten beschäftigt, die dem UBS-Deal zugrunde lagen. Man richtet sich also im Fall LBBW nach dem Londoner Urteil und will ihn jetzt auch gerichtlich entsprechend zu Ende bringen.

Damit das Londoner Verfahren nicht gefährdet wird, hatte der Zweckverband für Wasserversorgung und Abwasserbeseitigung Leipzig-Land (ZV WAll), der rund ein Viertel an den Wasserwerken besitzt, in den letzten Jahren übrigens auf Gewinnausschüttungen verzichtet. Die bekommt der ZV Wall jetzt aus dem Gewinn von 2017 natürlich ausbezahlt, erklärte Michael Theis, Vorstandssprecher der LVV, am 28. Juni. Immerhin handelt es sich um nennenswerte 10 Millionen Euro.

Und dann merkt man natürlich beim Blick in den Geschäftsbericht, dass es auch den Wasserwerken ganz ähnlich geht wie den Stadtwerken, den LVB oder der Stadt Leipzig selbst: Es fällt auch ihnen immer schwerer, ihre geplanten Investitionen auch alle umzusetzen.

„Mehr als 350 Bauprojekte setzten die Wasserwerke 2017 um. Insgesamt betrug das Investitionsvolumen rund 54,4 Millionen Euro (Vorjahr: 52,3 Millionen Euro). Allein 50,8 Millionen Euro wurden für die Erneuerung der Netze und -anlagen verwendet“, hatte die Konzernmutter LVV gemeldet.

„Neben den mit Stadt und Verkehrsbetrieben koordinierten Großprojekten waren die Arbeiten am Stauraumkanal in der Richard-Lehmann-Straße/B2, die Renovierung des zweiten südlichen Hauptsammlers Clara-Zetkin-Park, die Reparatur der Ostringleitung im Bereich AST Holzhausen und die Fortsetzung des Investitionsprogramms zur Ertüchtigung der Brunnenfassungen an den Wasserwerken Canitz und Thallwitz Meilensteine bei der Modernisierung der Infrastruktur.“

Geplant hatte man aber mit Investitionen in Höhe von 70,6 Millionen Euro. Denn auch bei den Wasserwerken steht ein gewaltiges Investitionsprogramm an, das bis 2030 umgesetzt werden soll – immer mit dem Hintergrund, dass die Stadt Leipzig bis dahin auf 700.000 Einwohner anwächst. 960 Millionen Euro wollen die KWL deshalb bis 2030 verbauen. Dazu gehören auch das ambitionierte Sanierungsprogramm für die Abwasserkanäle und die Investitionsoffensive für das Trinkwassernetz.

Und ein ganz besonderes Projekt steckt ja mitten in den Vorbereitungen: „Zur Absicherung langfristiger Ver- und Entsorgungssicherheit unter Berücksichtigung aktueller Bevölkerungsprognosen kommen tragfähigen Zukunftskonzepten eine immer größere Bedeutung zu. Mit der Umsetzung des unternehmensweiten Zukunftskonzeptes zur strategischen Ausrichtung der Trinkwasserproduktion und -verteilung und den laufenden Planungen für die Kapazitätserweiterung im Klärwerk Rosental haben die Wasserwerke zwei wesentliche Großprojekte weiter vorangebracht.“

Weiter vorangebracht bedeutet im Fall des Klärwerks vor allem: Umweltverträglichkeitsprüfungen. Denn das Klärwerk liegt ja nicht nur mitten in einem sensiblen Naturschutzgebiet, es beeinflusst auch die ganze Wasserqualität und den Wasserhaushalt von Weißer Elster und/oder Neuer Luppe. Bis nach Sachsen-Anhalt hinein, sagt Ulrich Meyer.

Und man kann jetzt schon davon ausgehen, dass auch alle Entscheidungen zur Renaturierung der Nordwestaue eine Rolle spielen werden. Die Stadt Leipzig tanzt zwar noch lauter Eiertänzchen um das Projekt „Lebendige Luppe“. Aber selbst die Landesbehörden sind mittlerweile sehr nachdenklich geworden über diesen überhaupt nicht zielführenden Eingriff in die Burgaue, ohne dass die Fließverhältnisse in der gesamten Nordwestaue überhaupt geklärt sind.

Es kann also noch dauern.

Baubeginn für den ersten Bauabschnitt „Biologie“ im Klärwerk Rosental soll 2020 sein. Die anderen Baustufen werden dann – so Ulrich Meyer – vor allem im Zeitraum 2023 bis 2028 stattfinden. Insgesamt wird der Ausbau des Klärwerks rund 90 Millionen Euro kosten.

Und noch ein Punkt im Geschäftsbericht macht nachdenklich, denn die Wasserwerke hatten eigentlich mit einer stärkeren Steigerung des Umsatzes gerechnet. Im Vergleich zum Vorjahr war dieser Umsatz von 145,1 auf 150,9 Millionen Euro gewachsen. Geplant hatte man mit 152,5 Millionen. Und das Jahresergebnis vor Gewinnabführung an LVV und ZV Wall sollte nicht nur bei 30 Millionen Euro liegen, sondern bei 43 Millionen.

Wahrscheinlich ist es wirklich realistischer, mit 30 Millionen Euro zu rechnen und Geduld zu haben mit einer Stadt, in der zwar die Bevölkerung wächst, aber das Einkommensniveau der meisten Bewohner den Betrieb eines Swimmingpools nicht darstellbar macht.

Leipziger Gruppe schafft für 2017 wieder ein positives Ergebnis über 30 Millionen Euro

Leipziger Gruppe schafft für 2017 wieder ein positives Ergebnis über 30 Millionen Euro

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