In diesem Jahr können einige Akteure der Buchwelt in Mitteldeutschland ihr 75. Unternehmensjubiläum feiern, weil sie alle 1946 gegründet wurden. Neben dem Buchverlag für die Frau und dem Mitteldeutschen Verlag ist das auch die Leipziger Kommissions- und Großbuchhandelsgesellschaft mbH (LKG). Sie wurde am 14. Juni 1946 in Leipzig gegründet. Damit wurde der Grundstein dafür gelegt, dass LKG heute – 75 Jahre später – eine der traditionsreichsten Verlagsauslieferungen Deutschlands ist.

Außerdem ist sie die einzige in den neuen Bundesländern sowie eine der letzten großen, traditionsreichen Firmen in der Region Leipzig, die etwas mit Büchern zu tun hat.

Die Geschichte von LKG

Nach vielen erfolgreichen Jahren als Monopolist in der DDR war die LKG nach der politischen Wende 1990 jedoch auch erst einmal vom Aus bedroht. Die Lagerflächen waren mit unverkäuflichen Beständen blockiert, Verlage kündigten die Auslieferung, die Remittenten überstiegen zeitweilig das Auslieferungsvolumen.

Die EDV-Anlagen waren den Anforderungen nicht gewachsen, wichtige Mitarbeiter/-innen wanderten gen Westen ab. Die LKG schrumpfte von ca. 1.200 Mitarbeiter/-innen auf 60 bis 80 Mitarbeiter/-innen, und von 32 Standorten in und um Leipzig blieb 1995 nur der heutige Standort Rötha übrig. Die Verhandlungen mit der Treuhand zur Privatisierung des Unternehmens zogen sich bis 1992 hin, endgültig wurde die LKG erst 1995 privatisiert.

Um die Liquidität des Unternehmens zu sichern, wurden unkonventionelle Wege beschritten. In der Tschechoslowakei erzielte bedeutende Export-Erlöse aus Bücherlieferungen waren nach der Währungsreform unkonvertierbar geworden. Diese Erlöse wurden über ein Importgeschäft mit tschechischem Bier („Bierverlag“) in der neu gegründeten Gesellschaft THAG (Transport- und Handelshaus) zurückgeführt.

In der Rubikon Buchhandelsgesellschaft wurden von Verlagen und Buchhandlungen als unverkäuflich deklarierte Bestände sowie günstige Zukäufe in eigenen Geschäften in Leipzig, Dresden und Berlin umgesetzt. Die Grundstücksgesellschaft „Volckmar-Karree“ generierte Mieteinnahmen in den zunehmend nicht mehr benötigten Flächen. Damit gelang es der LKG, sich wirtschaftlich einigermaßen über Wasser zu halten.

1992 gelang nach der Reprivatisierung wieder der Aufschwung. Verlage kehrten zurück, neue Verlagsmandanten kamen hinzu. 2002 konnte mit dem Einzug des Ravensburger Buchverlages ein Meilenstein in der Firmengeschichte gesetzt werden. Daraus resultierten Gebäude-Neubauten, und auch neue Technik hielt Einzug. Im Jahr 2004 kam mit Sheepworld der erste größere Nonbook-Verlag zu LKG. Das steigende Volumen wurde und wird bis heute mit sehr motivierten Mitarbeiter/-innen und Führungskräften bewältigt.

Zurück am alten Standort in der Prager Straße

LKG gehört also auf keinen Fall zum „alten Eisen“ im Osten, sondern ist mit fast 200 Mitarbeiter/-innen an den Standorten Rötha/Espenhain (seit 1995) und Leipzig (seit März 2021 wieder am alten Standort im LKG Carré in der Prager Straße) modern, offen, nachhaltig sowie zukunftsorientiert aufgestellt und versteht es, die eigene Unternehmenstradition mit der Vision, neue Wege zu gehen, zu vereinen.

Stichpunkte hierbei wären e-Commerce und unser Online-Buchhandel buchwasgutes.de – Deutschlands erster Online-Shop, der bei jedem Kauf die lokalen Buchhandlungen finanziell unterstützt.

Die alte Werbung für LKG am Stammhaus in der Prager Straße. Archivfoto: Ralf Julke
Die alte Werbung für LKG am Stammhaus in der Prager Straße. Archivfoto: Ralf Julke

Vier Fragen an Katharina Salomo, LKG-Kommunikation

Wie soll denn nun am 14. Juni gefeiert werden? Wird das Haus geflaggt und die Blaskapelle spielt?

Lange sah es ja so aus, als wären coronabedingt am Jubiläumstag selbst gar keine Feierlichkeiten planbar. Nun aber hat sich die Lage merklich entspannt. Glücklicherweise können wir daher am kommenden Montag kurzfristig zumindest eine interne Jubiläumsfeier für die LKG-Mitarbeiter/-innen ausrichten. Die offiziellen und aufwendigeren Feierlichkeiten in größerem Rahmen wurden schon vor einiger Zeit auf den September gelegt und sollen jetzt in der Zeit vom 20. bis 24. September stattfinden.

Und auch virtuell möchten wir ab nächste Woche feiern und unser 75. Jubiläum dazu nutzen, unseren Verlagen auch einmal DANKE zu sagen und diese in den Mittelpunkt zu stellen. Unter dem Motto „Einzeln sind wir Bücher, gemeinsam ein Bestseller“ sind rund um den 14. Juni unter anderem Social-Media-Aktionen geplant, in denen unsere Verlage die Hauptrolle spielen.

Denn alle haben ganz wunderbare und vielfältige Bücher im Programm, die von LKG gemeinsam (gebündelt) deutschland- und weltweit an Handels- und Endkund/-innen ausgeliefert werden. Wir wollen zeigen, dass der Blick auf die Bücher unserer Verlage sowie ganz besonders auch der Blick auf die Menschen „hinter den Büchern“ überaus lohnenswert ist.

Welche Gründe gab es für den Rückzug in die Prager Straße? Nostalgie? Oder ein besonderes Angebot des Vermieters?

Bei dem Büro in Leipzig handelt es sich um eine zusätzliche Arbeitsstätte, die wir angemietet haben, da unsere Belegschaft stetig wächst. Wir freuen uns sehr, mit diesem Schritt auch qualifizierte Mitarbeiter/-innen gewinnen zu können, denen für die Fahrt nach Rötha/Espenhain kein Auto zur Verfügung steht. Das Gleiche gilt für Student/-innen, die die LKG als Werkstudent/-innen unterstützen, die aber eben auch oftmals (noch) keinen Führerschein haben.

Aus diesen Gründen wollte Frank Schulze zusätzliche Arbeitsplätze direkt in Leipzig schaffen – dass dies nun gerade direkt im LKG-Karree (Prager Str. 12a) geklappt hat, ist sehr charmant und hat natürlich auch mit seiner Verbundenheit mit der „alten Wirkungsstätte“ der LKG zu tun.

Und wie viele Mitarbeiter/-innen arbeiten jetzt jeweils in Rötha und in Leipzig? Und welche Aufgaben werden in Leipzig erfüllt?

Bei LKG sind derzeit fast 200 Mitarbeiter/-innen beschäftigt. Der größte Teil am Standort Rötha/Espenhain. Im Leipziger Büro gibt es derzeit etwa 10 Arbeitsplätze. Diese werden von Mitarbeiter/-innen des Vertriebes und des LKG-Kundenservice genutzt.

Und wie schätzt Frank Schulze die Zukunft ein? Ich denke nur an die unheimliche Konkurrenz von Amazon und das Sterben vieler kleiner Buchhandlungen. Kann sich LKG in einer Welt behaupten, in der ein solcher Koloss wie Amazon das Kaufverhalten der Leser verändert?

Der klassische Buchhändler bzw. Buchhändlerin wandelt sich zum Medienhändler. Diese Entwicklung vollzieht die LKG mit. Unsere Verlage stehen weiter im Mittelpunkt. Das Buch wird bei uns das Hauptthema bleiben, die Vertriebskanäle erweitern sich jedoch stark in den Online-Handel und in Multimärkte.

Dem müssen wir in unseren Prozessen Rechnung tragen – und das tut die LKG auch. Wir arbeiten beispielsweise konsequent daran, den steigenden Bedarf von Sendungen an Endkund/-innen effizienter zu bewältigen.

Der stationäre Buchhandel ist dabei aber auch weiterhin einer unser wichtigster Partner. Die LKG unterstützt daher die lokalen Buchhändler/-innen beispielsweise mit ihrer Onlineplattform www.buchwasgutes.de

Die Intention der Plattform ist es, keine Konkurrenz, sondern eine Erweiterung des stationären Buchhandels darzustellen. Das heißt, dass die Kund/-innen, die es vorziehen, ihre Bücher komplett online zu kaufen, dies weiterhin tun können, aber dabei zusätzlich die Möglichkeit haben, eine Buchhandlung ihrer Wahl zu unterstützen – und das deutschlandweit.

Somit kann sogar bei jedem Kauf eine andere Buchhandlung gewählt werden. Es gehen 20 Prozent des Verkaufspreises an die ausgewählte Buchhandlung, für die der komplette Prozess mit keinerlei Aufwand und Kosten verbunden ist. Mehr denn je ist es ja derzeit wichtig, auf die unabhängigen Buchhandlungen und Independent-Verlage hinzuweisen, die mit ihrer Arbeit einen wichtigen Teil zur Vielfalt in der Buchbranche beitragen.

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Keine Kommentare bisher

Remittenten (mit hartem d), Carré (mit Doppel-Er). Heute Tag der Tippfehler?

Schade, dass für das Jubiläum die Leuchtreklame wohl nicht zum Leuchten gebracht wird? Das LKG-Gebäude gehört anscheinend nicht mehr der LKG.

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