Über 30 Selbstständige verschiedenster Berufe folgten am Mittwoch, 4. August, der Einladung zu einem informativen Treffen im Haus der Selbstständigen (HDS) in der Leipziger Jacobstraße. Erstmals konnte eine solche Veranstaltung im HDS – natürlich unter Einhaltung aller Corona-Regeln – realisiert werden, denn seit Projektstart im vergangenen September hatten alle bisherigen Angebote virtuell stattfinden müssen.

Entsprechend groß war die Freude unter allen Gästen, sich „in echt“ wiederzusehen oder neu kennenzulernen. Auch die Neugier auf das HDS und seine Ziele war deutlich spürbar. Gerade unter den Mitgliedern der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft ver.di ist die Erwartungshaltung hoch, denn ihre Gewerkschaft ist an der Gestaltung des Projekts maßgeblich beteiligt.

Dem kam das Veranstaltungsformat entgegen: Unter dem Motto „HDS meets ver.di“ war die erste AustauschBar vor allem zum gegenseitigen Kennenlernen und „Beschnuppern“ der neuen Institution für Initiativen und Netzwerke Solo-Selbstständiger konzipiert.

Auch wenn die Einladung breit gestreut worden war, kamen mehrheitlich gewerkschaftlich organisierte Solo-Selbstständige, von denen sich einige zweimonatlich zu einem offenen ver.di-Stammtisch in der Hafenbar in der Südvorstadt treffen. Dazu kamen einige hauptamtliche Gewerkschafter/-innen, unter ihnen die stellvertretende ver.di-Landesleiterin für Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen, Ines Kuche.

Nach der Begrüßung stellte Projektkoordinatorin Gerlinde Vogl das HDS und sein sechsköpfiges Team, seine Aufgaben und Ziele vor. Lebhaft wurde nachgefragt, denn viele der Gäste hatten vermutet, dass im HDS auch Einzelanfragen bearbeitet und persönliche Beratung angeboten werde.

Vesna Glavaski, bei ver.di angestellte Gewerkschaftssekretärin im HDS-Team, stellte klar: „Das HDS unterstützt in erster Linie bereits entstandene Netzwerke und Initiativen von Solo-Selbstständigen.“

Gerlinde Vogl (Mitte) begrüßte die Gäste in den Räumen des HDS und stellte das Projekt vor. Foto: Lasch / Vogt
Gerlinde Vogl (Mitte) begrüßte die Gäste in den Räumen des HDS und stellte das Projekt vor. Foto: Lasch/Vogt

So fanden u. a. schon mehrere virtuelle Treffen von jungen Genossenschaften im handwerklichen Bereich statt. Neben dem Austausch von bereits bestehenden Zusammenschlüssen wird vor allem auf Wissenstransfer und weitere Vernetzung gesetzt.

So dreht sich z. B. die erste Folge des HDS-Podcasts um Genossenschaften und die Fallstricke bei der Gründung; in der zweiten Ausgabe, die in den nächsten Tagen on air geht, gibt es ein Gespräch mit einer Mitbegründerin der Berliner Weiberwirtschaft eG. Im HDS-Blog finden sich weitere Beiträge über Genossenschaften.

„So entstehen Wissensbausteine, die wir in einem nächsten Schritt auf einer virtuellen Lernplattform nutzbar machen werden“, erklärte Glavaski. Auch ganz praktisch könne das HDS unterstützen: „Für eure Treffen oder Veranstaltungen stellen wir euch einen großen Raum inklusive Technik kostenlos zur Verfügung. Es braucht nur eure Anmeldung, ein kleines Konzept und die Terminabsprache mit uns“, erläuterte die Vesna Glavaski das Angebot.

Danach war viel Freiraum für Gespräche und Austausch. Manche diskutierten darüber, wie sie sich gemeinsam in ihrer Gewerkschaft für die Verbesserung ihrer Arbeitsbedingungen einsetzen können. Auch die vielfach ausgebliebene staatliche Unterstützung in der Corona-Zeit war ein großes Thema. Der eine musste notgedrungen Hartz-IV beantragen, die andere hat nun mit Rückzahlungen zu tun, weil der blanke Lebensunterhalt in den Hilfsgeldern nicht berücksichtigt wurde.

Die Gewerkschaft versucht hier, mit Informationen (und notfalls auch mit Rechtsschutz) zu unterstützen. Der Corona-Infopool auf der Webseite der Selbstständigen in ver.di gehört zu den umfangreichsten und aktuellsten Datensammlungen für Solo-Selbstständige in diesem Problemfeld. Die wichtigsten Fragen zu Soforthilfe-Rückforderungen werden u. a. hier beantwortet.

Beim Ausklang des lebhaften Abends war die einhellige Meinung aller Beteiligten: Die Premiere ist gelungen; das Format der AustauschBar im HDS sollte unbedingt fortgeführt werden. Das Projektteam nimmt dieses Feedback gern auf: Vorausgesetzt, dass keine neuen Corona-Restriktionen kommen, wird die zweite AustauschBar-Ausgabe noch für dieses Jahr geplant.

Aktuelle Informationen und Hinweise auf Veranstaltungen gibt es immer auf der Webseite des HDS und auf Facebook. Der neue HDS-Newsletter ist gerade in Arbeit und wird am 17. August ausgesandt bzw. ist auf der Webseite abrufbar.

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