Erneut muss der 1. FC Lok klare Kante gegen Teile seiner Zuschauer zeigen. Nach den Böllerwürfen gegen RB Leipzig II haben die Vereinsgremien der selbsternannten „Fanszene Lok Leipzig“ die Privilegien entzogen. Die Zäune am Dammsitz werden wieder erhöht, Verkaufsstände nicht mehr gebilligt.Choreografien dürfen nicht mehr auf dem Vereinsgelände erstellt werden. In der Schlussphase des Spiels landeten zwei Böller in unmittelbarer Nähe des Schiedsrichter-Assistenten, dessen Hörfähigkeit laut Schiedsrichter-Sonderbericht eingeschränkt wurde. Als Wiederholungstäter droht Lok erneut ein Geisterspiel.

Obwohl die Böllerwerfer noch nicht von der Polizei ermittelt wurden, haben die Vereinsgremien des 1. FC Lok drei Sofortmaßnahmen getroffen. Bis auf Weiteres werden der selbsternannten „Fanszene Lok“ die Privilegien entzogen. Die Fangruppierung darf keine Fanartikel auf und vor dem Gelände mehr verkaufen, Choreografien darf keine Fangruppierung mehr auf dem Geländes des Clubs erstellen und die Zäune des Dammsitzes werden wieder erhöht. Das sind die Ergebnisse „mehrtägiger Beratung“ beim 1. FC Lok.

Die „Fanszene“ steht seit dieser Saison am Tor 1 auf dem Dammsitz, direkt neben dem Spielertunnel, von wo aus in der Schlussphase neben Böllern auch Becher mit Kies sowie Feuerzeuge in Richtung Schiedsrichter-Assistenten geworfen worden waren. „Hierbei nahmen sie [die Werfer/Anm. d. Red.] billigend in Kauf, den Linienrichter, den Mannschaftsbetreuer René Gruschka und die Rollstuhlfahrer bzw. unsere Lok-Fans mit Handicap, die im Innenraum des Stadion sitzen, zu verletzen“, heißt es in der Erklärung des Vereins. Schiedsrichter-Assistent Steffen Hösel hatte zuvor bei Angriffen des 1. FC Lok mehrmals seine Fahne gehoben und damit Abseits angezeigt. Grobe Fehler hatte Hösel allerdings nicht gemacht.

Da einige Fans versuchten, den Zaun zu überklettern, wird dieser wie im restlichen Stadion nun wieder um eine Stufe erhöht. Der Entzug des Verkaufsrechts und auch das Ende von Choreografie-Malereien auf dem Gelände wird mit Sicherheitsrisiken begründet. „Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sind über diesen Weg einige unerlaubte Gegenstände in diesen Block gelangt.

Dieses Risiko will der 1. FC Lok in Zukunft ausschließen und untersagt allen Fangruppen die Nutzung von Räumlichkeiten auf dem Vereinsgelände.“ Zudem habe die „Fanszene Lok“ die Vereinbarungen rund um den Verkauf von Fanartikeln mit dem Lok-Logo nicht eingehalten. Nach L-IZ.de-Informationen geht es dabei auch um eine ausgemachte Beteiligung des Vereins am Verkaufserlös.

Der durch einen Knaller verletzte René Gruschka wird auf der Bank des 1. FC Lok behandelt. Foto: Jan Kaefer
Der durch einen Knaller verletzte René Gruschka wird auf der Bank des 1. FC Lok behandelt. Foto: Jan Kaefer

Weiter heißt es in der Erklärung: „Der 1. FC Lok behält sich weitere Maßnahmen vor, sobald das Sportgerichtsurteil rechtskräftig ist. Falls Täter ermittelt werden, wird der 1. FC Lok gegen diese Personen umgehend bundesweite Stadionverbote auf mehrere Jahre verhängen.“ Das Strafmaß reicht von einer Geldbuße bis hin zu einem Geisterspiel. Durch die Vorfälle in Erfurt im Juni 2015 (Spielabbruch/Anm. d. Red.) gilt Lok trotz aller seitdem getroffenen Maßnahmen und dem positiveren Image beim Fußballverband noch nicht als unproblematischer Verein.

Schiedsrichter Oliver Lossius hatte im Schiedsrichter-Sonderbericht, der L-IZ.de vorliegt, vermerkt, dass Steffen Hösel nach den Böllerwürfen mit Hörbeeinträchtigungen bis eine Stunde nach Spielende zu kämpfen hatte. Der Schiedsrichter bemängelte zudem, dass es auch beim Abgang des Schiedsrichter-Teams zu weiteren Angriffen „in Form von Wurfgeschossen“ kam.

Die offen und ehrliche Mitteilung des Clubs vom Mittwoch endet mit den Worten: „Der 1. FC Lok steht für Emotionen pur und geht den oftmals steinigen Weg der Mitbestimmung und intensiven Kommunikation. Genau das schätzen viele Fans, Mitglieder und auch Beobachter des Probstheidaer Fußballs. Repressive Maßnahmen sind etwas, die niemand mag. Aber wir müssen nach den Vorkommnissen am Sonntag alles versuchen, um solche Kriminelle, die die Gesundheit anderer bewusst gefährden, auszugrenzen. Wenn wir das nicht tun, dann setzen wir die Arbeit der Jugendtrainer, der Platzarbeiter, aller Ehrenamtler und Angestellten, der Sponsoren und Förderer leichtfertig aufs Spiel.“

In eigener Sache – Eine L-IZ.de für alle: Wir suchen „Freikäufer“

Eine L-IZ.de für alle: Wir suchen „Freikäufer“

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar