Sichtbarkeit und Vermittlung waren an diesem Morgen die Worte der Stunde, als sich im Kupfersaal die neue Koordinatorin für Nachtleben in Leipzig, Kristin Marosi, vorstellte. Die 33-Jährige setzte sich zwischen insgesamt 34 Bewerber*innen vor einem Expert*innengremium durch, bestehend aus vier Mitgliedern des NachtRats und der Vorstandsvorsitzenden des LiveKommbinat Leipig e.V..

Gemeinsam mit Nils Fischer, dem Fachbeauftragten für Nachtkultur, bildet sie in Zukunft die Doppelspitze der Botschaft der Nacht. Mit auf dem Podium in der Kupfergasse saßen außerdem Katrin Gruel vom LiveKommbinat Leipzig e.V., Pia Eigenstetter vom NachtRat Leipzig sowie Kulturbürgermeisterin Skadi Jennicke (Die Linke).

Genaugenommen hatte Marosi ihre Arbeit bereits Anfang August aufgenommen, erste Kontakte geknüpft und künftige Arbeitsfelder ermittelt: „Ein Monat klingt wie eine lange Zeit dafür, sich ‚reinzufinden‘, ist es aber nicht.“ Das liegt auch an der Fülle der Aufgaben und Akteur*innen, die in die Gestaltung des Leipziger Nachtlebens eingebunden sind.

Die Wünsche, Interessen und Probleme der Mitglieder des NachtRates, der sowohl Clubs, Livespielstätten, Kollektive, Künstler*innen und Veranstalter*innen als auch die Drugscouts, die Aidshilfe und die Industrie- und Handelskammer (IHK) unter sich vereint, landen künftig auf dem Tisch von Kristin Marosi. Ihre Aufgabe ist es weiterzuvermitteln, zu verbinden und Lösungsansätze zu erarbeiten, aber auch, das Leipziger Nachtleben für die Öffentlichkeit sichtbarer zu machen.

Wer bezahlt’s?

Damit übernimmt sie endlich im Hauptamt eine Aufgabe, die bis dato einzig ehrenamtlich ausgeführt wurde. „Wir alle wissen, dass das Ehrenamt nur bis zu einer bestimmten Grenze belastbar ist“, stellte Nils Fischer auf dem Podium nochmal klar. Trotzdem: Ziemlich genau zwei Jahre hat es gedauert, bis die Doppelspitze komplettiert und die Stelle der Nachtkoordinatorin besetzt werden konnte.

Allerdings war seit der Konzeption der Botschaft der Nacht in 2019 klar gewesen, dass ein Duo mit der Koordinierung der Leipziger Nachtkultur betraut sein sollte. Das Problem bei der Umsetzung lag bisher in der Finanzierung. Auch derzeit ist die Stelle der Koordinatorin des Nachtrates noch befristet bis Ende 2024. Die Mittel dafür hatten die Stadtratsfraktionen Die Linke, Bündnis 90/ Die Grünen und SPD mit einem Antrag für den Leipziger Doppelhaushalt 2023/2024 gefordert, welchem im März 2023 zugestimmt wurde.

Dass der NachtRat auch über 2024 hinaus eine Koordinatorin oder einen Koordinator an seiner Seite hat, wird ebenfalls eine von Marosis Aufgabenstellungen sein. „Ganz grundsätzlich besteht natürlich die Frage der Verstetigung der Stelle.“ Mit der Akquise und Abwickelung von Fördermitteln hat sie Erfahrung, arbeitete bisher als Geschäftsführerin einer bundesweit arbeitenden Organisation für das Eindämmen von Falschinformationen.

Auch in der Zusammenführung von Akteur*innen aus unterschiedlichsten Bereichen ist sie geübt, was schlussendlich auch eine der Stärken war, die Marosi zur Wunschkandidatin des Auswahlgremiums machten.

„Ich hoffe, dass durch die Vervollständigung der Doppelspitze weiter dazu beigetragen werden kann, die Mechanismen der Nachtkultur zu verstehen und auch dazu anzuerkennen: Die Nachtkultur ist ein wichtiger Aspekt unserer Kulturstadt und für viele ein zentrales Element, um nicht nur zum Studieren nach Leipzig zu kommen, sondern auch hier zu bleiben.

Diese Erkenntnis muss in der Verwaltung und auch in der Stadtgesellschaft noch weiter ankommen. […] Was wir bislang geschafft haben, kann sich sehen lassen“, freute sich Skadi Jennicke. Man denke an die Erstellung des Leipziger Kulturkataster oder das Freiflächenkonzept für Outdoor-Parties.

Den inzwischen entstandenen Dialog zwischen Verwaltung und Kulturakteur*innen sieht Jennicke als Erfolg und auch als Notwendigkeit, um an einem Strang zu ziehen bei der Bewältigung auftretender Hürden. Als ein Beispiel nennt sie die Drucksituation für Clubs, die von ihren Standorten verdrängt werden, aber auch Themen wie Lärmschutz oder Gewaltprävention.

Wer weiß davon?

Noch einmal zurück zur Sichtbarkeit, für Marosi einer der zentralsten Aspekte zur Stärkung und Wertschätzung der Leipziger Nachtkultur: „Nachtleben ist ja nicht nur Clubkultur, es ist viel mehr. Wann beginnt das Nachtleben und seine kulturellen Angebote? […] Wir wollen das Bewusstsein dafür mehr öffnen. Auch Personen, die kurz vor Mitternacht aus dem Gewandhaus mit der Straßenbahn nach Hause fahren, sind Teil des Nachtlebens.“ Sie verweist auch auf die Homepage des NachtRates, über die sich beispielsweise auch Anwohnende über Lärm von nebenan beschweren können.

Wie die Arbeit der Botschaft der Nacht noch besser nach außen getragen werden kann, ist laut Marosi auch Teil der Strategieplanung für die kommenden Monate. „Wir müssen natürlich eingehen auf die verschiedenen Zielgruppen, die jeweils auf andere Art und Weise abgeholt werden wollen und müssen. Natürlich braucht es dafür langfristig mehr als eine Website.“

Mehr Informationen zur Arbeit des NachtRates gibt es hier: https://www.nachtrat-leipzig.de/
oder per Instagram unter https://www.instagram.com/nachtrat_leipzig/

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