Oft muss es ja schnell gehen mit dem Essen. Man hat Hunger, es ist schon spät, oder man hat nicht viel Zeit für ein richtiges Kochvergnügen. Was tun? Zu Fast Food greifen? Den Pizza-Boten kommen lassen, schnell mal zum Döner-Imbiss springen? Aber Fast Food ist doch ungesund! – Nicht immer, meint Carola Ruff. Und schon gar nicht, wenn man es selbst herstellt.

Denn all das, was man an der Ecke kaufen kann, und von dem man nicht immer weiß, wie und wo es hergestellt wurde (bei den guten Läden erfährt man es), ist im Ursprung ganz normale Küche. Schnelle Küche. Keine Frage. Die gab es sogar schon im alten Rom, kann die Autorin feststellen, die die Einführung in ihr Büchlein auch wieder mit einer Reise in die Vergangenheit unserer Küche verbindet.

Und als die großen antiken Städte entstanden, waren Küchen ganz unübersehbar ein Luxusgut. Selbst betuchte Bewohner von Pompeji holten sich ihr warmes Essen augenscheinlich von der nächsten Garküche. Oder sie schickten ihre Sklaven, es zu holen. Denn in den ausgegrabenen Bürgerhäusern waren keine Küchen nachweisbar. Aber die steingebauten Garküchen an den Ecken waren eindeutig als solche zu identifizieren.

Diese Art der Außen-Verpflegung blieb nicht nur auf den antiken Raum beschränkt. Mobile Garküchen im Freien gehören noch heute zum normalen Straßenbild in den meisten Ländern der Erde. Und einige der heute auch beliebten Schnell-Produkte stammen aus dieser Tradition.

Natürlich hat sie Carola Ruff auch mit aufgenommen in ihr Buch, denn die Fast-Food-Angebote der Gegenwart fallen durch ihre riesige internationale Vielfalt auf. Und schon lange sind die amerikanischen Fast-Food-Konzerne nicht mehr diejenigen, die den Trend bestimmen. Eher haben sie mit einem miserablen Image zu kämpfen – auch und gerade wegen der Tatsache, dass viele ihrer industriell vorgefertigten Produkte echte Dickmacher sind.

Zumindest, wenn man sich nur noch davon ernährt. Was augenscheinlich bei vielen heutigen Amerikanern und Europäern der Fall ist. Bequemlichkeit trifft sich mit Konditionierung. Denn wenn man auf diese speziellen Big-Foods geeicht ist, dann sucht man eher keine gesünderen Alternativen.

Ist der Hamburger deshalb ungesund? Nicht unbedingt, schreibt Carola Ruff. Denn wenn man dieses schnelle Ding mit dem Hackfleischklops zwischen Brötchenhälften selbst herstellt, kommen ja etliche der Zusatzstoffe, die im industriellen Aufback-Brötchen enthalten sind, gar nicht erst hinein. Und man kann sich seinen Hamburger selbst gestalten – sogar das Ham ersetzen, wenn man will. Und schnell geht es trotzdem. Jeder sein eigener heimischer McKlops.

Nach dem kurzen Streifzug durch die Geschichte, bei dem die Autorin auch die Herkunft der heute beliebtesten Mitnehm-Speisen kurz streift, geht sie dann flott über zum Rezeptteil, in dem sie allen Ungläubigen zeigt, wie man sich alle die Berühmtheiten von der Straßenecke selbst herstellen kann – von der Pizza, die in den 1960er Jahren ihren Siegeszug in deutschen Städten antrat, über den Broiler, den Hotdog, die Currywurst und die Quiche bis zu den vielen Abwandlungen, die manchmal anders heißen, aber genauso schnell herbeizuzaubern sind – man denke nur an Flammkuchen und Zwiebelkuchen.

Da merkt man schon beim Blättern, dass man da einen kleinen Schatz besitzt, aus dem man schöpfen kann – nicht nur an Abenden, an denen man eigentliche keine große Lust zum Kochen hat, aber dennoch etwas Herzhaftes auf den Teller möchte. Das meiste ist geradezu ideal für kleine Partys. Auch solche, bei denen vor allem Leute kommen, die das Schlachten von Schweinen und Rindern nicht so toll finden. Das meiste funktioniert auch völlig vegetarisch.

Außer Gyros vielleicht.

Aber schon beim Döner und den Tacos fällt jedem Freund herzhafter Gemüse sofort eine deftige Füllung ein, die völlig ohne Mastbetriebe auskommt. Oft merkt man beim Experimentieren erst, dass einige ältere Völker (nicht alle) bei der Erfindung ihrer Street-Food doch schon sehr klug und clever waren. Wenn man fleischlose Füllungen phantasievoll würzen und umwickeln kann, sind der Gaumenfreude kaum noch Grenzen gesetzt, ob man es nun mit Tacos versucht, mit Wraps oder selbst gemachten Pommes.

Und da ist Carola Ruff noch lange nicht fertig mit all den essbaren Exoten, die mit all den Menschen zu uns einwandern, die in unseren Städten Imbisse und Bars aufmachen. Einen kleinen Länderschwerpunkt gibt es bei den türkischen Spezialitäten, bevor es zur Geschichte des Grillhähnchens geht, zu griechischen Salaten und dem, was manche Leute närrisch machen kann, weil es so knusprig und süß ist: Crepes, Pancakes und Churras.

Hinterher hat man so eine Ahnung, was mittlerweile alles los ist auf unseren Straßen und warum man in einer richtigen Stadt ruhig das Gefühl haben darf, dass die ganze Welt im Kleinen da ist und ihre exotischen Gerüche verbreitet.

Und das Büchlein tröstet auch jene, die ihre Vielfalt nicht gleich vor der Nase haben, jetzt aber schnell unbedingt eine dieser Köstlichkeiten auf den Tisch haben wollen. Man kann sie tatsächlich alle selber machen. Und dabei auch was Gesundes zwischen die Zähne kriegen. Fast Food an sich muss nicht dick machen. Wer es sich selbst herstellt, merkt schnell, dass es fast immer auf das Wie ankommt. Und einen Sinn dafür, dass man die echten Fettmacher problemlos fortlassen kann.

Carola Ruff Fast Food selbst gemacht, Buchverlag für die Frau, 5 Euro.

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