Kann man eigentlich die Funktionsweise eines Automaten umdrehen? Zum Beispiel die eines Flaschenautomaten. Da steckt man ja leere Pfandflaschen rein und der Automat macht „Tut“. Aber wie wäre das, wenn man einen Automaten für volle Flaschen baut, der sich mit einem „Tut“ für leckere Limo bedankt? Fuchs und Ferkel kommen in den Geschichten von Bjørn F. Rørvik, die Claudia Weikert illustriert hat, auf so manche verrückte Idee.

Wie eben richtige Kinder. Denn sie sehen die Welt noch nicht so verbissen wie die Erwachsenen, für die so ein „Tut“ eher ein elektronisches Registriergeräusch ist, damit die Oma vorm Automaten weiß, dass der Automat die Pfandflasche auch gezählt hat. Aber was wäre, wenn das „Tut“ eine Belohnung wäre? Oder ein gepfiffenes Liedchen? Irgendetwas, mit dem der Automat seine Freude darüber kund tut, dass er gerade etwas Leckeres bekommen hat?

Und zwar nicht nur Limonade, sondern auch Kaugummi, Kekse und Kuchen? Also lauter Dinge, die Fuchs und Ferkel gerne fressen? Natürlich wäre das ein anderer Automat. Aber Fuchs weiß natürlich sofort, wie man so einen Automaten bauen müsste. Und er baut ihn mit Ferkel zusammen.

Mit allem, was dazu gehört: Schokoladenschublade, Kuchenfach, Kaugummiklappe und zwei großen Öffnungen für Limonade und einem schönen Pfeifrohr. Wer leckere Sachen reintut, soll ja auch richtig belohnt werden.

Klappt doch!

So stellt man sich Automaten vor. Warum kommen die großen Leute eigentlich nicht auf solche Ideen?

Vielleicht haben sie ja Gründe. Denn ehrlich gesagt: Es sind lauter süße Sachen, die sich Fuchs und Ferkel mit ihrem Automaten verschaffen wollen. Also wie richtige Kinder, da kann es auch nie genug Kuchen, Limo und Schokolade sein. Man kann gar nicht genug davon bekommen, auch wenn man hinterher immer Bauchschmerzen hat.

Und irgendwie scheint die Sache mit dem Tutomaten im Tierwald sogar zu funktionieren. Mama Kuh hat jedenfalls sofort begriffen, wofür man hier ein fröhliches Tuten bekommen kann. Aber wie das so ist in der Welt: Andere begreifen es einfach nicht. Etwa die drei Pappenheimer, die tatsächlich glauben, man könnte auch mit dem kleinsten Pappenheimer bezahlen.

Oder der Plumpwicht, der sowieso immer alles falsch versteht und jedes Mal wütend reagiert. Die Plumpwichte gibt es also nicht nur im schönen deutschen Wald. Die gibt es auch in Norwegen.

Da haben die Vorleser also so einiges zu erklären, wenn die Kinder, denen man diese neue Fuchs & Ferkel-Geschichte vorliest, wissen wollen, was denn eigentlich der Plumpwicht ist. Und ob es den auch hier bei uns um die Ecke gibt. Und warum Plumpwichte so sind, wie sie sind. Das erkläre mal einer.

Doch dann ist er Schrott

Den hinterher ist ja der schöne Tutomat kaputt. Das kennen Kinder ja aus dem Kindergarten und vom Spielplatz. Und Erwachsene kennen das auch aus dem Erwachsenenleben. Immer wieder kommt so ein Plumpwicht und macht alles kaputt. Und zerstört damit anderen Leuten allen Spaß und alle Freude.

Auch wenn die Geschichte für Fuchs und Ferkel sogar gut ausgeht. Denn – wie erwähnt – Mama Kuh hat sehr wohl begriffen, worum es beim Tutomate eigentlich geht. Das kann man Automatenbauern zwar nicht erklären, die Automaten eben nicht so bauen, dass die Leute damit ihren Spaß haben. Aber warum sollte es keine Automaten geben, mit denen man einfach Spaß hat, weil sie fröhlich tuten und pfeifen?

Das wäre eigentlich eine ganz wichtige Frage. Denn ganz bestimmt gibt es viele Leute, die sich freuen würden, wenn sie für einen großen Batzen leckerer Schokolade jede Menge Tuten und Pfeifen bekommen. Denkt man sich so. Man entdeckt ja beim Vorlesen auch ein bisschen seine eigene Kinderseele wieder. Und ein paar von den neckischen Ideen, die man einst für die Lösung aller Weltprobleme hielt.

Und vielleicht wäre ja der Tutomat so eine Lösung: Flasche Limo ins Fach stellen und schon macht es fröhlich „Tut“ oder aus dem Pfeifrohr käme gar ein gepfiffenes Liedchen. Zumindest, solange den kleinen Burschen im Tutomaten nicht die Luft ausgeht.

Bjørn F. Rørvik, Claudia Weikert „Fuchs & Ferkel. Der Tutomat“ Klett Kinderbuch Verlag, Leipzig 2024, 16 Euro.

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