Seit Ende November dient das im Herbst 2021 im Klett Kinderbuch Verlag in Leipzig erschienene Buch „Die besten Weltuntergänge“ als Vorlage für rechte Hate Speech gegen die Klett-Autorin Andrea Paluch und ihren Mann Robert Habeck. Und gleichzeitig als Beispiel für Kritik an der aktuellen Bundesregierung und hier vornehmlich der Partei Bündnis 90/Die Grünen. Dabei werden Auszüge aus dem Buch in absurde, verschwörerische, kausale Zusammenhänge gestellt, die mit dem Buch nichts zu tun haben, wehrt sich der Verlag gegen den Missbrauch.

Zur LZ-Rezension kommt man direkt über diesen Link.

Die Stellungnahme des Verlages:

Was ist passiert?

Am 22. November wurde eine tendenziöse Rezension zum Buch auf apolut.de, der neuen Webseite von Verschwörungsideologe Ken Jebsen, veröffentlicht und von dort auf verschiedenen Kanälen geteilt, unter anderem auf Telegram und X.

Die massive Weiterverbreitung hat zur Folge, dass Online-Plattformen, auf denen das Buch vorgestellt und gelistet ist, mit negativen Kommentaren und persönlichen Beleidigungen geflutet werden. Die Kommentarfunktion von Amazon wurde inzwischen aufgrund der gehäuften 1-Sterne-Bewertungen durch Amazon deaktiviert.

Seitdem erhalten auch wir im Verlag immer wieder Mails, in denen wir beschimpft werden. Vorläufiger Höhepunkt ist ein Videobeitrag bei Compact TV, dem Video-Kanal des Compact-Magazins, das 2021 vom Verfassungsschutz als „gesichert rechtsextrem“ eingestuft wurde (veröffentlicht am 13.12.23). Dabei werden von Moderator Paul Klemm und Dr. Stephanie Elsässer neurechte Theorien verbreitet und mit Fantasien über unser Buch und die Autorin verknüpft.

Die tatsächlichen Inhalte des Buches und seine Aussage werden dabei weitgehend ignoriert; vermutlich wurde das Buch nicht einmal in Gänze zur Kenntnis genommen.

Worum geht es im Buch?

„Die besten Weltuntergänge“ versammelt zwölf ganz verschiedene, frei fantasierte Szenarien für die Zukunft unseres Planeten. Manche sind bedrückend, andere beglückend. All diese Vorstellungen bieten Kindern und Erwachsenen Gesprächsanlässe und Räume für Gedanken zur Frage „Wie wollen wir leben?“.

Was ist der Hauptvorwurf?

„Dieses Buch macht Kindern Angst.“

Die Wahrheit ist: Dieses Buch macht eher Erwachsenen Angst als Kindern. Für die ist es nämlich ein wahrer Gesprächs- und Fantasie-Anknipser. Es öffnet Möglichkeiten, es zeigt, dass wir unsere Zukunft selbst in der Hand haben, und es stellt Bild für Bild die Frage: Wie hättest du es denn gerne? Was könnte passieren? Was wäre schlimm, was wäre toll?

Die tatsächliche Wirkung des Buches auf Kinder

Viele Kinder sind offener und stabiler, als besorgte Erwachsene oft denken. Sie reden sehr gerne über die verschiedenen Szenarien, auch und gerade über die schlimmen. Denn ihnen entgeht ja nicht, was in der Welt los ist. Wir finden, dass Kinder auch Bücher brauchen, die das für sie aufnehmen, Denkschranken öffnen und Gesprächsanlässe dazu geben – dies ist solch ein Buch.

Wir freuen uns, wenn wir zum Beispiel von einer Lehrerin erfahren, dass sie es für jedes Thema in ihrem Grundschul-Sachunterricht gut gebrauchen kann, weil es so viel Anknüpfungspunkte für ihren Stoff bietet. Und wir freuen uns noch mehr, wenn sie berichtet, dass die Kinder ihrer Klasse es jeden einzelnen Tag aus dem Regal ziehen, aufschlagen und angeregt darüber reden.

Warum so viel Hass auf ein Kinderbuch? Warum gerade jetzt, obwohl das Buch schon länger auf dem Markt ist?

Manche Kinderbücher sind wie Seismografen. Erwachsene reagieren auf sie besonders empfindlich, wenn sie Wahrheiten enthalten oder Fragen stellen, die sie lieber von Kindern fernhalten wollen (vielleicht auch, weil sie sich ertappt fühlen?). Wenn die Autorin dann auch noch die Frau eines der im rechten Milieu meistgehassten Politikers ist, gibt es offenbar keine Hemmungen mehr.

Hier geht es gar nicht vorrangig um unser Buch, das mutmaßlich sehr viele der Kritiker/-innen nicht gelesen haben. Wir wehren uns trotzdem dagegen. Denn das Buch wird benutzt, um falsche Behauptungen und Hass zu verbreiten.

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