Die Corona-Pandemie hat so einiges an die Oberfläche gekehrt, darunter gleich mehrere sehr problematische Seiten unserer Gesellschaft. Eine davon ist die latente Wissenschaftsfeindlichkeit in Teilen der Gesellschaft, die leider auch mit einem anderen Phänomen zusammenhängt: der fehlenden naturwissenschaftlichen Bildung, worauf viele Leute sogar noch stolz sind. Zeit für ein echtes Pamphlet.

So bezeichnet der Wissenschaftshistoriker Ernst Peter Fischer seine Streitschrift selbst. Eine Schmähschrift, wie es Pamphlete meistens sind, ist sein Text nur zum Teil. Obwohl er natürlich Bildungspolitiker/-innen zuhauf finden würde, die es sich lustvoll zu schmähen lohnte.

Nicht nur völlig überfordert von ihrem Amt, sondern auch leider naturwissenschaftlich völlig unbeleckt. Was Gründe hat. Ein Buch über die Bildungskarrieren deutscher Politiker/-innen wäre ein ganz eigenes Projekt. Aber auch das müsste auf ein Thema eingehen, das für Fischer im Mittelpunkt seines Debattenbeitrags steht: Allgemeinbildung.

„Allgemeinbildung ist ein unscharfer und uneinheitlich definierter Begriff“, behauptet der entsprechende Wikipedia-Artikel dazu. Und bestätigt damit einerseits Fischers Analyse – und erweist sich gleichzeitig selbst als Ergebnis fehlender Allgemeinbildung.

Naturwissenschaften gehören zwingend zur Allgemeinbildung

Denn über den Begriff mag man streiten – aber schon die verlinkten Begriffe zeigen, dass der Ersteller des Artikels nicht mal nachgedacht hat über den Begriff und seinen notwendigen Inhalt. Denn dann kommt man um das Humboldtsche Bildungsideal nicht herum.

Auch in diesem Wikipedia-Artikel gibt es einige falsche Bezüge. Aber der wesentliche Kern wird dort zitiert: „Ein autonomes Individuum soll ein Individuum sein, das Selbstbestimmung (Autonomie) und Mündigkeit durch seinen Vernunft­gebrauch erlangt.“

Es geht die ganze Zeit um das Ideal der Aufklärung – den gebildeten, in seinem Handeln souveränen Menschen, der sich seines eigenen Verstandes zu bedienen weiß (Kant). Weshalb Bildung einer der zentralen Kampfbegriffe der Aufklärung war. Und ist. Bis heute.

Was sich auch in dem letztlich nur noch nervenden Kampf um Meinungsfreiheit niederschlägt. Gerade die Leute, die – was Grundlagenwissen anbetrifft – am unbelecktesten sind, brüllen am lautesten, sie würden in ihrer ach so wertvollen Meinungsfreiheit beschränkt.

Nicht mal merkend, dass sie gerade die Meinungsfreiheit dazu nutzen, über den Verlust ihrer Meinungsfreiheit öffentlich zu jammern.

Aber meinen kann jeder alles. Jeder darf zu allem eine Meinung haben. Aber: Das ist keine Grundlage für eine fundierte Teilhabe an der öffentlichen Debatte. Die Grundlage jeder souveränen Teihabe am gesellschaftlichen Gespräch ist Wissen.

Fischer schreibt dazu den schönen Satz, mit dem er in diesem Fall auch die Medien kritisiert, quasi in einem Abwasch mit dem Vorzeige-Philosophen Jürgen Habermas, in dessen Schrift „Strukturwandel der Öffentlichkeit“ es „mehr um die veröffentlichte Meinung und weniger um das offen zugängliche Wissen, das dazugehört und vorher vorhanden sein und erworben werden sollte“, geht.

„Was den erwähnten Wandel angeht, so tragen nicht zuletzt die Medien dazu bei, da in dem von ihnen ausgelösten Zeitalter der Information Meinung und Wissen nicht mehr zu unterscheiden sind.“

Meinen ist nicht Wissen

Das klingt hart. Ist aber so. Und trägt dazu bei, dass eine Menge Leute glauben, es würde völlig ausreichen, eine Meinung als Fähnchen in den Wind zu halten, aber von den Dingen selbst überhaupt keine Ahnung haben zu müssen.

Wozu, wie Fischer ausführt, auch die Bildungsreformen der 1970er Jahre beigetragen haben, die das Kind gleich mit dem Bade ausgeschüttet haben, den klassischen humanistischen Bildungskanon abgeschafft haben und an seine Stelle eben keinen neuen Kanon gesetzt haben, sondern Beliebigkeit und – leider – eine extreme Ökonomisierung von Schule und Lehrplaninhalt.

Man wagt das Wort Bildung an dieser Stelle gar nicht mehr in den Mund zu nehmen, denn es ist seitdem nicht mehr Ziel der Veranstaltung. Und wie akzeptiert dieses Produktionsverfahren Schule längst ist, zeigen die regelmäßig veröffentlichten INSM-„Bildungsmonitore“, auf die sächsische Kultus-Minister/-innen immer so stolz sind, weil sie selbst nie begriffen haben, was Bildung ist.

Allgemeinbildung schon gar nicht, die nun einmal erreichen soll, dass ein Mensch zumindest ahnt, in was für einer Welt er lebt. Und wenigstens ein Grundverständnis davon hat, wo es zumindest ein kleines bisschen naturwissenschaftliches Verständnis braucht – wie eben in der Corona-Pandemie, als auf einmal Wissen über Viren, Immunsysteme, Pandemien usw. erforderlich war, um wenigstens zu begreifen, was vorging.

Dass ein erklecklicher Teil der Gesellschaft sogar noch stolz darauf war, dieses Wissen zu ignorieren und für bloße Meinung zu erklären, sagt eine Menge. Auch über die Wirkung von Medien, die eigentlich seit Jahrzehnten Quatsch promoten wie etwa „Bild dir deine Meinung“. Als wäre Meinung etwas, das es zu erwerben gelte, und nicht Wissen.

Erst Wissen ermöglicht Teilhabe

Aber Meinung ist eben nicht der Weg zur Teilhabe, auch wenn das allerlei Mitmenschen glauben. Souverän auch als Bürger einer Demokratie wird man erst durch Wissen (was mit dem Gerede über Kompetenzen angerichtet wird, beschreibt Fischer ebenfalls).

Denn erst, wenn der Mensch ein grundlegendes Wissen über all das hat, was sein Leben in dieser Zeit ausmacht, hat er darin auch Orientierung. Aber genau das wurde durch Bildungsreformen, die allesamt nie ein Bild von der heute notwendigen Allgemeinbildung hatten, systematisch demoliert.

Fischer: „Einen mühevoll erarbeiteten und seit Jahrhunderten historisch erfolgreichen Prozess, der den Menschen die genussvolle Teilhabe am Kulturgeschehen ermöglichte, ließ man vor aller Augen zu einem ökonomischen Produktionsfaktor verkommen, der nur noch der Vorbereitung auf einen künftig auszuübenden Beruf diente.“

Und ausgerechnet jene Wirtschaftsverbände, die immerfort mehr Wirtschaft und Berufsvorbereitung im Lehrplan der Schulen fordern, jammern seit Jahren, dass sie mit immer mehr der produzierten Schulabgänger nichts anfangen können.

Eben auch, weil ihnen die wesentlichen Grundlagen der Allgemeinbildung fehlen. Wer aber so orientierungslos in die Welt gespuckt wird, der wird kein mündiger Bürger. Der rennt jedem Rattenpfeifer hinterher und glaubt jeden Bockmist.

Und oft genug wird er auch Chefkommentator einer großen deutschen Zeitung mit dem elitären Verachtungsblick auf die ganzen naturwissenschaftlichen Fächer, die er schon früh abgewählt hat in der Schule. Dass es in Deutschland seit Hegel einen regelrechten Dünkel in deutschen Eliten gibt, was die popligen und aus ihrer Sicht so unwichtigen Naturwissenschaften betrifft, ist Fischer Anlass genug für einige sehr deftige Schmähungen. Aber recht hat er.

Das falsche Bild der kopernikanischen Wende nach Freud

Auch in einem anderen Punkt hat er recht, den heute ausgerechnet die Theologen wieder besetzt haben, weil es ihnen gelungen ist, in all diesen philosophischen Seiltänzereien zumindest den unbelesenen Journalisten einzureden, mit der Aufklärung wäre den Menschen nicht nur die moralische Dimension abhandengekommen, sondern auch das Staunen über die Welt. Und außerdem seien sie gekränkt, mehrfach gekränkt inzwischen.

Da wird dann nachgeplappert, was vor über 100 Jahren Sigmund Freud über die Kopernikanische Wende gesagt hat, es sei eine „kosmologische Kränkung“ gewesen. Und seither türmen – naturwissenschaftlich meist völlig ungebildete Leute – die sogenannten „Kränkungen der Menschheit“ übereinander.

Und stellen damit die Erfolge der Naturwissenschaften völlig auf den Kopf, reden ihren Lesern geradezu ein, dass sie alle zutiefst gekränkt sein sollten, weil diese Wissenschaftler die „Krone der Schöpfung“ in den letzten 500 Jahren Stück für Stück aus der Mitte der Welt gestoßen haben. Von der Entzauberung der Welt ganz zu schweigen. Was natürlich gequirlter Quatsch ist.

Und wer sich auch nur ein bisschen mit all den Wissenschaften beschäftigt hat, die heute unter den Kränkungen geführt werden, der weiß, dass sie genau das Gegenteil bewirkt haben. Sie haben – um bei Kopernikus zu bleiben – den Menschen überhaupt erst in himmlische Sphären erhoben und ihm sichtbar gemacht, wie faszinierend und unermesslich groß der Kosmos ist.

Auch Darwins Evolutionstheorie war nie eine Kränkung – außer für evangelikale Fundamentalisten, die geradezu eine schäumende Angst davor zu haben scheinen, die kleine enge Weltvorstellung der Bibel zu verlassen.

Die Naturwissenschaften haben die Welt eben nicht ihrer Geheimnisse und ihrer Schönheit beraubt. Im Gegenteil. Fischer spielt es mit Einsteins Relativitätstheorie, der Physik des Lichts und lauter frechen Physikerfragen durch, wie sehr die Naturwissenschaften in Wirklichkeit das Staunen und Fasziniertsein von der Welt regelrecht befeuert haben.

Die faszinierenden Grenzen unserer Erkenntnisfähigkeit

Und da er sich auch mit den Leiden der Forscher beschäftigt, die allzu oft auch scheitern beim Entschlüsseln und Begreifen scheinbar simpler Naturphänomene, bekommt man auch gleich noch eine Ahnung von der Begeisterung, die scheinbar strohtrockene Fächer aus der Schule in Wirklichkeit entfachen könnten.

Wenn denn nur die Lehrpläne anders wären und Naturwissenschaften anders vermittelt würden. Doch wie auch Fischer feststellt, schafft es unser Schulsystem hervorragend, Kindern, die allesamt von Grund auf neugierig sind auf alles, was es über die Welt zu wissen gibt, frühzeitig einen Abscheu vor allen, wirklich allen Naturwissenschaften einzupflanzen.

Sodass nur die, die sich wirklich nicht entmutigen lassen, dranbleiben und am Ende eines jener hochspezialisierten Fächer studieren, die sie da hinbringen, wo die Welt von Morgen entwickelt wird. Denn auch das stimmt – und in fast keinem Geschichtsbuch ist das so zu lesen: Der menschliche Fortschritt entsteht weder in Philosophenstuben noch Ministerkabinetten, auch wenn die staubigen Herren dort genau das glauben.

Er entsteht in Experimentierwerkstätten und Entwicklungslaboren. Unsere ganze, mit scheinbar unbegreiflicher Technik ausgestattete Welt ist völlig undenkbar ohne all die Ergebnisse der Naturwissenschaften der letzten 300 Jahre und ihrer Umwandlung in technische Anwendungen. Unser Gesundheitssystem übrigens auch nicht.

Natürlich haben die meisten Menschen keine Phantasie. Sie können sich nicht mal vorstellen, wie ihre Vorfahren vor 300 oder 500 Jahren lebten, wie karg, ärmlich und unwissend.

Ganz bestimmt kein leichter Stoff

Dass Naturwissenschaften kein leichter Stoff sind, das ist Fischer nur zu bewusst. Man muss sich anstrengen, um wenigstens ansatzweise zu verstehen, was Newton, Planck, Einstein oder Darwin eigentlich herausgefunden und in Thesen formuliert haben.

Wobei die meisten Lehrer ihren Schülern nicht mal beibringen, was eine These ist und warum ausgerechnet Naturwissenschaftler Leute sind, die selbst die eigenen Forschungsergebnisse anzweifeln. Anders übrigens als die großmäuligen deutschen Philosophen, die vom deutschen Feuilleton so gern gefeiert werden.

Weshalb Fischer auch zu Recht fragt, warum in Deutschland so wenige Biografien bedeutender Naturwissenschaftler geschrieben werden. Und das, obwohl die Titel, die dann zumeist aus dem englischen übersetzt auch in Deutschland verkauft werden, regelmäßig zu Bestsellern werden.

Denn natürlich verlieren eine Menge Menschen trotz negativer Erfahrungen in der Schule ihre tatsächliche Neugier nicht, alles Wissenswerte über die Welt erfahren zu wollen. Und viele erkennen sich wieder in diesen zweifelnden, sogar verzagenden Nobelpreisträgern, wenn ihnen die Lösung einer Lebensfrage einfach nicht gelingen will.

Einen Teil seines Buches widmet Fischer auch dem Scheitern der deutschen Wissenschaftskommunikation in den letzten 20 Jahren, obwohl diverse Initiativen vom Staat mit Millionen an Fördergeldern gepampert wurden. Aber das Scheitern liegt eben auch im Unwissen der Initiatoren, die sich nicht mal die Zeit genommen haben darüber nachzudenken, was eigentlich nicht funktioniert und warum nicht.

Da ist man dann in der deutschen Förderpolitik, die selbst keinen Maßstab hat für das Relevante und das Herbeigeschwafelte. Und dabei funktioniert lebendig aufbereitete Wissenschaftsvermittlung, wie ja der erfolgreiche Kanal von Mai Thi Nguyen-Kim und mittlerweile auch ihre Fernsehsendung beweisen.

Lohnt es sich noch Wissenschaftler:in zu werden? | Mai Thi Live | Terra X

Und Fischer geht auch auf ähnliche erfolgreiche Fernsehformate der Vergangenheit ein – etwa die Sendungen von Heinz Haber und Hoimar von Ditfurth. Wobei natürlich die Frage berechtigt ist, die er stellt: Erreichen diese Angebote nicht auch wieder nur jene kleine, naturwissenschaftlich gebildete Elite, die sich sowieso schon für Forschung und Wissenschaft begeistert? Eine kleine Elite, die zumeist auch in den Unternehmen und Forschungseinrichtungen arbeitet, wo die Forschung für die Zukunft vorangetrieben wird?

Ein kleiner, wissender Kreis – während die Mehrheit der Bürger bestenfalls das Sensationelle an Wissenschaftsnachrichten goutieren – Schwarze Löcher, Saurier, Weltuntergänge und dergleichen – aber nicht einmal mehr eine vage Vorstellung davon hat, wie selbst die simpelsten Geräte in ihrem Haushalt funktionieren, wie Energie fließt, wie Wetter und Klima entstehen oder Viren funktionieren.

Die faszinierende Unfassbarkeit der Welt

Wobei Fischer ja mit einem gewissen Schalk schreibt, denn er weiß ja, dass alle Antworten, die Forscher finden, nur noch immer mehr Fragen nach sich ziehen. Und dass sie, je besser sie die Phänomene der Wirklichkeit beschreiben können, in immer fantastischere Regionen vorstoßen, in denen immer schwerer überhaupt noch zu beschreiben ist, was dort eigentlich vorgeht.

Sie sind in vielen Forschungsbereichen längst dort, wo ihnen die Grenzen menschlicher Erkenntnisfähigkeit nur zu deutlich werden, egal, ob das in der atomaren oder subatomaren Welt ist oder bei der Erforschung dessen, was in unserem Gehirn passiert, wenn wir sehen und denken.

„Wissenschaft zu verstehen heißt, immer das stets sich neu zeigende Geheimisvolle in den Dingen und den dazu angebotenen Erklärungen aufzuspüren, über diese zunehmend mysteriöser werdende Fülle zu staunen und sie zum Anlass zu nehmen, eigene Fragen zu formulieren, um herauszufinden, was man selbst wirklich wissen will und womit man sich zufriedengibt“, schreibt Fischer.

Wobei er eher von den Wissenschaftler/-innen schreibt, sie sich nicht zufriedengeben. Und so mancher wird sich mit seinen höchst kindlichen Fragen wiederfinden, etwa wenn er mit Newton darüber grübelt, wie es eigentlich kommt, dass der Apfel immer nach unten fällt. Ja, wie funktioniert Gravitation? Wie funktioniert Licht? Wie funktioniert das Smartphone in der Hand?

Wir sind umgeben von Geräten, deren Funktionsweise wir nicht mal verstehen. Und die viele Menschen auch gar nicht verstehen wollen, was wieder Fischer nicht versteht. Denn letztlich macht sich da eine gewaltige, in Bequemlichkeit gemummte Mehrheit abhängig von einer kleinen Elite, die eben nicht nur die Technologien unserer Zeit entwickelt, sondern damit auch bestimmt, wohin sich die Menschheit entwickelt.

Denn die ganzen wirklich wichtigen Revolutionen in der Menschheitsgeschichte haben nicht tapfere Barrikadenkämpfer ausgelöst, sondern technische Innovationen. Neue Technologien haben den Horizont der Menschen immer wieder erweitert und ihm gezeigt, was noch alles möglich ist – und warum die alten Ammenmärchen nicht stimmen.

Bildung stellt Machtverhältnisse infrage

Und die jeweils von der Dummheit (beziehungsweise Blödheit, wie Fischer schreibt) der Menschen profitierenden Mächtigen wussten meist sehr genau, dass es vor allem Wissen, Technologie und Bildung sind, die ihre mühsam zusammengekittete Macht gefährden.

Weshalb eigentlich das Ideal einer aufgeklärten Gesellschaft sein müsste, alle ihre Mitglieder bestmöglich zu bilden, ihnen also eine wirklich gute und breite Allgemeinbildung mitzugeben. Was unsere Gesellschaft nachweislich nicht tut. Denn auch in ihr gibt es Profiteure, denen es zugutekommt, wenn die meisten Menschen nur bequeme Konsumenten werden und nicht hinterfragen, was mit ihnen geschieht.

Der Effekt, so Fischer: „In den westlichen Gesellschaften sei keine ‚knowledge economy‘ am Werk, sondern vielmehr eine ‚Ökonomie der Ignoranz‘“, schreibt er mit Bezug auf die slowenische Philosophin Renata Salecl. „Die Ahnungslosigkeit des Publikums macht es auf jeden Fall leichter, die Wissenschaft zu verteufeln.“

Denn es ist diese Ignoranz, aus der sich Macht generiert. Mit unwissenden Menschen kann man machen, was man will. Sie hinterfragen es nicht oder glauben bestenfalls an irgendwelche geheimnisvollen Gurus. Und viel lieber lenken sie sich mit allem ab, was Arbeit, Spiel und Konsumwelt an Ablenkung zu bieten haben.

„Müßiggang scheint den meisten Menschen nicht zu behagen“, stellt Fischer fest. „Sie wissen offenbar nur wenig mit sich anzufangen, es sei denn, dass sie über ausreichend Bildung verfügen. Denn wer viel weiß, will immer noch mehr wissen, und langweilig wird ihm nie.“

Ernst-Peter Fischer Wider den Unverstand Hirzel Verlag, Stuttgart, 20 Euro.

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