Was stellen eigentlich Katzen an, wenn ihre Menschen außer Haus sind? Das verraten die Biester natürlich nicht, wenn man dann geschafft von der Arbeit nach Hause kommt. Sie tun dann immer ganz harmlos, als hätten sie nur die ganze Zeit brav auf dem Sofa gelegen und sich die Pfoten geleckt. Dass da doch einiges zu Bruch oder in Fetzen gegangen ist, während die Stubentiger allein in der Wohnung waren, das merkt man dann erst später.

Kann aber keinen Übeltäter dingfest machen. Denn in Harmlos-Gucken sind Katzen unübertroffen.

Aber kein Mensch glaubt wirklich, dass sie den ganzen Tag nur schlafend auf dem Sessel verbracht haben. So sieht auch der Sessel nicht aus. Und da unterscheiden sich englische Katzen nicht das Schnurrhaar von deutschen Katzen. Monika Filipa jedenfalls entlarvt hier das schnurrige Getue dieser felligen Mitbewohner, die sich wahrscheinlich schon in dem Moment, wo ihr Mensch aus der Haustür geht, Gedanken darüber machen, was sie jetzt den lieben langen Tag alles anstellen können.

Und Monika Filipa kennt da kein Pardon – sie zeigt alles, was diese Plüschtiger so treiben. Nicht ganz ohne Sympathie für diese kleinen Teufel in allen Farben des Wolle-Korbes. Denn sie nutzt die Gelegenheit nicht nur zur Aufdeckung unheimlicher Vorgänge in der menschverlassenen Wohnung.

Sie porträtiert die listigen Täter auch mit der überschäumenden Freude am Tuschkasten. Denn ihre Katzen sind nicht grau, auch nicht weiß oder schwarz. Es sind Katzen wie aus dem Märchenbuch, in allen Farben, die der Wollvorrat so hergibt. Echte Charaktere eben, denen man den harmlosen Schlaf auf dem Lieblingssessel sowieso nicht zutraut. Also Tiere wie unsereins – stets auf Abenteuer aus. Sehr menschliche Abenteuer, wie man so beim Blättern durch diese mit liebevoller Wucht gezeichneten Seiten erfährt.

Echte Ninjas

Von Ausbaldowern der ersten Idee in jedem einzelnen Katzenkopf über die Verwirklichung in einem geschäftigen Treiben, das einen durchaus an die wilderen Tage der Menschen erinnern darf, die sonst in dieser Wohnung zugange sind. Aber wie gesagt: Jetzt sind einmal die Katzen dran. Und kein Kind, das mit seinem erwachsenen Vorleser in die Geschichte eintaucht, wird auch nur dazu neigen abzustreiten, dass Katzen genau das tun, was sie hier tun, wenn niemand da ist, der ihnen eins auf die Pfoten geben kann.

Sie sind eben echte Ninjas. Und wenn sie einen später angucken, mit diesem hinterlistigen Piratenblick, weiß man, dass alles stimmen muss, was man sich über ihr wildes Treiben in Abwesenheit der menschlichen Mitbewohner erzählt. Wirklich alles. Und da Katzen ein feines Schnurr-Gefühl dafür haben, wann ihre Menschen des abends wieder heimkommen, ist ihr ganzes Treiben natürlich genau getimed.

Wenn der Schlüssel im Schloss rasselt, enden alle Heimlichkeiten wie auf einen Schlag, flitzen die Biester wieder in ihre Ausgangsstellung im Sessel, ruckeln sich zusammen, strecken sich und gähnen und geben dem Heimkommenden das untrügliche Gefühl, dass sie die ganze Zeit in diesem Sessel gelegen und geschlafen haben.

Wer’s glaubt, kennt seine Katzen nicht.

Und wer zwar einen Verdacht hat, es aber trotzdem nicht glauben will, dem erzählt Monika Filipina in diesem Buch alles, wirklich alles, was die Tierchen so treiben, während man andernorts im Schweiße seines Angesichts das Geld verdient, um diesen ewig hungrigen Fellknäueln ihre Lieblingsspeise kaufen zu können. Denn nach all dem, was sie den ganzen Tag getrieben haben, fressen sie natürlich nicht alles.

Nur das, was ihnen nach der ganzen Aufregung noch Appetit macht. Und wenn es nicht im Napf ist, sind sie sieben Wochen und drei Tage beleidigt. Das weiß auch jeder Katzenhalter. Und hier erfährt er eben auch, warum das so ist und warum man sich vielleicht doch ein paar Sorgen machen sollte, wenn man Schnurr und Mauz den ganzen Tag über allein in der Wohnung zurücklässt.

Monika Filipina „Alles über Katzen“ Katapult Verlag, Greifswald 2025, 16 Euro.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar