Im Jahr 2001 wurde das erste Vorkommen der Nymphenfledermaus (Myotis alcathoe) in Europa entdeckt. 2008 wurde sie erstmalig im Colditzer Forst und somit für Sachsen nachgewiesen. Bis 2010 kamen durch gezielte Netzfänge mehrerer ehrenamtlicher Fledermausschützer rasch neue Nachweispunkte hinzu. Diese Dynamik ist in den vergangenen Jahren allerdings merklich zurückgegangen. Das will der NABU Sachsen nun ändern.

Deswegen hat der Umweltverband das Fachbüro hochfrequent mit der Suche des Fünf-Gramm-Winzlings im Mulde-Lösshügelland zwischen Colditz und Leisnig beauftragt.

„Die bisherigen Erfassungsdaten belegen, dass die Nymphenfledermaus im Freistaat mit Schwerpunkten in Westsachsen und dem Dresdner Raum vorkommt“, schildert Marco Roßner, Projektverantwortlicher beim Fachbüro hochfrequent. „Neue, bis dato noch unveröffentlichte Daten mit ersten konkreten Nachweisen für Wochenstubenkolonien aus dem Wermsdorfer Wald, dem Kohrener Land, der Westlausitz und Chemnitzer Raum deuten aber an, dass das aktuell inselhafte Verbreitungsmuster sehr wahrscheinlich ein Ausdruck von Erfassungsdefiziten ist. Weitere Vorkommen sind in nahezu allen Landesteilen zu erwarten, sofern geeignete Lebensräume vorhanden sind.“

Die Nymphenfledermaus gilt als ausgesprochen waldgebunden, wird sogar als spezialisierte Urwaldfledermaus bezeichnet, und ist demnach genauso anspruchsvoll wie die bei uns seltene Bechsteinfledermaus. Da der Freistaat eher waldarm ist, wird vermutet, dass die Nymphenfledermaus in den kleinen, forstlich schwierig zu bewirtschaftenden und daher nur extensiv genutzten Tälern ein Refugium gefunden hat. Auch gilt es zu hinterfragen, ob die Fledermausart so stark an (Alt-)Eichen bzw. Eichenbestände als Quartierstandort gebunden ist, wie bislang in der Literatur häufig beschrieben.

Das Fachbüro hochfrequent aus Leipzig ist selbst schon seit mehreren Jahren auf der Jagd nach der Nymphenfledermaus im Freistaat. Ab sofort werden die Fledermausspezialisten für den NABU Sachsen bis Mai 2023 unter anderem die Besiedlungsdichte, das Quartierspektrum, die Bestandszahlen und die Raumnutzung der seltenen Fledermausart in den Wäldern und Tälern des Mulde-Lösshügellandes näher untersuchen.

„Neue Informationen sollen das Verständnis für die Lebensraumansprüche entscheidend erweitern und damit zielgerichtete Schutzbemühungen unterstützen“, erklärt Roßner. Die Erfassung wird gefördert durch das Entwicklungsprogramm für den ländlichen Raum im Freistaat Sachsen 2014-2020 aus Mitteln des Europäischen Landwirtschaftsfonds.

Dem NABU Sachsen ist der Schutz von Fledermäusen ein großes Anliegen. So engagierte sich der Landesverband zum Beispiel von 2018 bis 2020 im Projekt „Quartierpaten für Fledermäuse gesucht“ für die Stärkung des Ehrenamts im Fledermausschutz. Quartierpaten wurden dafür in der Erfassung und Betreuung von Fledermausbehausungen angeleitet.

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