Mit dem „Forschungsportal BACH“ wurde von der Gemeinsamen Wissenschaftskonferenz (GWK) von Bund und Ländern jetzt auch ein Projekt bewilligt, das in einem Zeitraum von 25 Jahren erstmals sämtliche verfügbaren, archivalischen Quellen zur gesamten Musikerfamilie Bach digital erschließen und öffentlich zugänglich machen soll. Die ganze Bach-Familie? Die ganze.

Das Projekt der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig mit Sitz am Bach-Archiv Leipzig ist Teil des Akademienprogramms, das als derzeit größtes geistes- und kulturwissenschaftliches Langfrist-Forschungsprogramm der Bundesrepublik Deutschland von Bund und Ländern getragen und von der Union der deutschen Akademien der Wissenschaften koordiniert wird.

Mit modernsten Methoden auf den Spuren der Bach-Dynastie

Von Stammvater Veit Bach bis hin zum letzten komponierenden Enkel Johann Sebastian Bachs; vom 16. bis ins frühe 19. Jahrhundert: In einem innovativen digitalen Portal sollen ab Januar 2023 sämtliche erhaltenen Dokumente der einflussreichsten Musiker-Dynastie der Musikgeschichte verfügbar gemacht werden.

Seien es Briefe, Anstellungsurkunden, Besoldungsvermerke, Diskussionen mit Zeitgenossen: Erstmals in der Geschichte der Bach-Forschung werden die in Bibliotheken, Archiven und Privatbesitz verstreut überlieferten Materialien in ihrer Gesamtheit zusammengetragen, digital erfasst, nach wissenschaftlichen Gesichtspunkten erschlossen, kommentiert und gebündelt in einem Online-Portal bereitgestellt.

Dabei kommen neueste Methoden der digitalen Geisteswissenschaften zum Einsatz, kündigt die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig an, vor allem die automatische Texterkennung für alte Handschriften werde im Projekt genutzt und permanent weiterentwickelt. Neue Erkenntnisse zu Wasserzeichen, Papiersorten und auch zur Schreiberhanderkennung können dazu beitragen, dass überlieferte Bach-Werke eindeutig zugeordnet werden können.

Korrespondenzen durch ganz Europa

Die Korrespondenzen, die im Projekt erschlossen werden, reichen dabei durch ganz Europa. Neben Faksimiles der Originalquellen, Kommentierungen und Zusammenfassungen werden auch Kontextdokumente digital erschlossen. Damit bietet das „Forschungsportal BACH“ für Wissenschaft und interessierte Öffentlichkeit eine einzigartige Quellensammlung zur Kultur- und Sozialgeschichte der verschiedenen Jahrhunderte, beispielsweise zu den Lebensverhältnissen von Stadtpfeifern im 17. und 18. Jahrhundert, bis hin zu ästhetischen Diskursen aus der Zeit der Aufklärung.

„Das Forschungsportal BACH eröffnet der Bach-Forschung neue Perspektiven. Nachdem in der fruchtbaren Kooperation von Bach-Archiv Leipzig und Sächsischer Akademie der Wissenschaften im Rahmen des drittmittelgeförderten Projekts Bach-Repertorium sämtliche Kompositionen von Mitgliedern der Musikerfamilie Bach erschlossen wurden, wird nunmehr die Erkundung, Sicherung und Auswertung der archivalischen Zeugnisse im Vordergrund stehen. Wir hoffen, der musikwissenschaftlichen Forschung hiermit neue Impulse zu geben. Ich freue mich auf die Zusammenarbeit unserer Institutionen“, erklärt Prof. Dr. Peter Wollny, Direktor des Bach-Archivs Leipzig und Projektleiter des zukünftigen Akademieprojekts.

Vierteljahrhundertprojekt startet bereits 2023

Auch der Präsident der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Prof. Dr. Hans Wiesmeth, ist glücklich über das neue Akademievorhaben: „Ich freue mich, dass die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig mit diesem Vorhaben im und auch gemeinsam mit dem Leipziger Bach-Archiv ein neues Kapitel in der Bach-Forschung beginnen kann.“

Das Projekt beginnt Anfang 2023 und hat eine Laufzeit von 25 Jahren.

Der vollständige Projekttitel lautet: „Forschungsportal BACH. Innovative Dokumentation der Lebens- und Wirkungsgeschichte der Musikerfamilie Bach von den Anfängen bis 1810. Feldforschung – Online-Edition – Digitales Archiv.“

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