Eigentlich kann man zur jüngsten Meldung aus dem sächsischen Kultusministerium nur sagen: Die Luft ist raus. Sieben wertvolle Jahre wurden verschenkt und vertrödelt, um den Lehrermangel wirklich ernsthaft lösen zu wollen. Und Christian Piwarz (CDU), der das Amt seit Dezember 2017 verwaltet, ist nicht zu beneiden. Wenn er diesen Scherbenhaufen aufgeräumt bekommt, hat er wirklich eine große Tat getan.

Denn so schlecht gelang es dem Kultusministerium noch nie, die offenen Lehrerstellen zu besetzen: Von 660 freien Stellen konnten nur 622 besetzt werden. Nur 323 ausgebildete Lehrerinnen und Lehrer hatten sich überhaupt beworben, nur 237 konnten am Ende tatsächlich eingestellt werden, weil viele Lehrer ihre Bewerbung dann doch noch strichen.

Eindeutiges Zeichen dafür, dass Sachsen mit der seit 2011 währenden Hängepartie etwas geschafft hat, wozu man niemanden beglückwünschen kann: Es hat ein Schulsystem bekommen, das für angehende Pädagogen nicht mehr attraktiv ist.

Entsprechend trocken fällt der Kommentar von Petra Zais, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, aus: „Die mehrfache Verschiebung des angekündigten Maßnahmepakets zur Lehrergewinnung liegt in den Händen der CDU-SPD-Koalition. Die Eltern interessiert der interne Koalitionsstreit wenig. Sie erwarten zu Recht, dass den vollmundigen Ankündigungen der Regierung Kretschmer endlich Taten folgen.“

Die Meldung des Kultusministeriums vom 28. Februar:

Kultusminister zu aktuellen Lehrereinstellungen: „Das Ergebnis ist ernüchternd“

Nicht alle freien Lehrerstellen konnten zum zweiten Schulhalbjahr 2017/2018 besetzt werden. Der Anteil der Seiteneinsteiger an den Einstellungen hat sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum erheblich erhöht. Das sind zum jetzigen Zeitpunkt die vorläufigen Ergebnisse des Einstellungsverfahrens zum Februar.

660 freie Stellen sollten besetzt werden, davon 217 an Grundschulen, 208 an Oberschulen, 92 an Gymnasien und 83 an Förderschulen. Darüber hinaus wurden für 60 Stellen Lehrerinnen und Lehrer für Berufsbildende Schulen gesucht. Nach einer vorläufigen Auswertung hatten sich insgesamt rund 2.100 Personen beworben, darunter lediglich 323 grundständig ausgebildete Lehrer. Doch nicht alle ausgebildeten Lehrkräfte hielten ihre Bewerbung aufrecht. Entsprechend fiel das Einstellungsergebnis aus.

Nach derzeitigem Stand des Einstellungsverfahrens konnten 622 Stellen besetzt werden, davon 237 Stellen mit grundständig ausgebildeten Lehrkräften und 385 Stellen mit Seiteneinsteigern. Damit hat sich der Anteil von Seiteneinsteigern an den Einstellungen mit 62 Prozent gegenüber Februar 2017 deutlich erhöht. Damals betrug der Anteil rund 30 Prozent.

„Das Einstellungsergebnis ist ernüchternd“, kommentiert Kultusminister Christian Piwarz die Zahlen. Dabei wiege bereits schwer, dass nicht alle Stellen besetzt werden konnten. Große Sorge bereite zudem der hohe Anteil von Seiteneinsteigern. „So sehr ich die Expertise der Seiteneinsteiger schätze und dankbar dafür bin, dass wir die neuen Kolleginnen und Kollegen an den Schulen haben, es muss aber unser Ziel sein, die freien Stellen mit denjenigen zu besetzen, die dafür ausgebildet wurden. Wir müssen Neulehrern dringend ein besseres Angebot unterbreiten und ältere Lehrkräfte mit finanziellen Anreizen und Entlastungen zusätzliche Motivation verschaffen. Es ist fünf nach zwölf“, so der Kultusminister.

Im Einzelnen sehen die Einstellungszahlen wie folgt aus: Bei Grundschulen konnten von 217 freien Stellen 196 besetzt werden. An Oberschulen sind von 208 Stellen 206 und an Gymnasien von 92 Stellen 78 besetzt worden. Bei Förderschulen konnten alle 84 Stellen besetzt werden und bei den Berufsbildenden Schulen blieben von 60 Stellen zwei unbesetzt.

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