Diesen Samstag, am 1. Juli findet das WordCamp Leipzig statt, eine Konferenz für alle, die das Content-Management-System WordPress weiterentwickeln oder WordPress in ihrem Unternehmen oder auf den privaten Webseiten für die Organisation und Darstellung von Inhalten nutzen. Was aber macht eine Software wie WordPress aus, dass es sich lohnt, einen Tag lang darüber zu sprechen?

Vielleicht ist es gerade jetzt, wo überall von der sogenannten „Künstlichen Intelligenz“ die Rede ist, also von Prozessen, in denen der Mensch nur noch als Referenz, nicht aber mehr als steuernde Macht beteiligt zu sein scheint, an der Zeit den Mensch in der Software hervorzuheben. Über WordPress und die Kultur dahinter sprach ich mit Robert Windisch, einem der Organisatoren des WordCamp Leipzig.

20 Jahre WordPress 

Vor 20 Jahren nahm Matt Mullenweg den Code von „b2“, einer Software zur Verwaltung von Blogeinträgen, fügte Verbesserungen und funktionale Erweiterungen hinzu und erstellte damit die erste Version von WordPress. Heute werden mit WordPress mehr als 40 % aller weltweit erreichbaren Webseiten betrieben. Zählt man nur die Webseiten, die auch tatsächlich ein Content-Management-System (kurz: CMS) verwenden, kommt man sogar auf einen Marktanteil von über 60 %.

Blättert man in den Internet-Archiven der Jahre 2002 und 2003, sieht man, Matt Mullenweg war damals selbst aktiver Blogger, schrieb nahezu täglich, manchmal sogar mehrere Einträge, und nutzte für dieses von ihm öffentlich geführte Tagebuch selbst das Blog-CMS b2.

Im Januar 2003 schrieb Matt Mullenweg in seinem Blog: „Das Dilemma der Blogging-Software. […] Meine Blogging-Software ist seit Monaten nicht mehr aktualisiert worden, und der Hauptentwickler ist verschwunden, und ich kann nur hoffen, dass es ihm gut geht. Was ist zu tun? […] Glücklicherweise steht b2/cafelog unter der GPL, was bedeutet, dass ich die bestehende Codebasis verwenden könnte, um einen Fork zu erstellen […]. Ich habe beschlossen, dass dies der Weg ist, den ich gehen möchte, jetzt brauche ich nur noch einen Namen.“ Am 27.05.2003 wurde WordPress in seiner ersten Version offiziell veröffentlicht.

„Five for the Future“

Steffen Peschel: Die General Public License, kurz GPL, ist eine Open Source-Softwarelizenz, die ganz offensichtlich eine wichtige Rolle dabei spielt, dass WordPress heute das ist, was es ist. Matt Mullenweg schrieb 2003 davon, dass es ihm die Möglichkeit gab, den Code von b2 nutzen zu können. War das nur für den Start von WordPress wichtig oder spielt die Idee von Open Source und die GPL noch heute eine wesentliche Rolle und wenn ja, welche?

Robert Windisch: Open Source ist nicht mehr wegzudenken aus dem Leben vieler Menschen. Von Telefonen, über Autos und dem Internet hat sich diese Entwicklungsart basierend auf Zusammenarbeit durchgesetzt. WordPress wird von vielen Freiwilligen und Firmen weiterentwickelt, um allen Menschen zu helfen sich auszudrücken und Inhalte zu veröffentlichen.

Dies alles geschieht öffentlich, um alle daran teilhaben zu lassen und die Möglichkeit zu bieten sich zu beteiligen. Für uns ist das gegenseitige Unterstützen beim Erreichen von Zielen Teil unserer Kultur und basiert auf dem Open Source Gedanken der Zusammenarbeit.

Steffen Peschel: Sind alle, die WordPress für ihre Webseiten nutzen, automatisch Teil der Open Source-Community und entsteht dabei auch eine Verantwortung, etwas zurückzugeben?

Robert Windisch: Die Menschen, die WordPress benutzen, sind dazu eingeladen sich einzubringen. Wir haben eine Initiative namens „Five for the Future“, mit der mehr Benutzer in Mithelfende verwandelt werden sollen. Es gibt viele Wege sich zu beteiligen, dabei geht es nicht nur um Softwareentwicklung, sondern auch um die Zusammenarbeit bei Veranstaltungen oder z. B. unserem Fotoverzeichnis, wo gemeinfreie Bilder hochgeladen werden können, um weltweit in anderen Webseiten eingesetzt zu werden. Dabei steht der Austausch, Lernen und Verbesserung der Lösung im Vordergrund.

Steffen Peschel: Was erwartet die Teilnehmenden beim WordCamp am Samstag und kann man sich noch anmelden?

Robert Windisch: Wir haben verschiedene Themen wie Neuerungen in WordPress, Strategien für erfolgreiche WordPress-Projekte, Umsetzung von barrierefreien Webseiten und z. B. Datenschutz & KI. Wir richten uns an normale Webseitenbenutzer und Menschen, die gern in diesem Bereich etwas dazu lernen möchten.

Unsere Veranstaltung findet im Ost-Passage Theater statt und bietet durch den Fokus auf kulturelle Zusammenarbeit die perfekte Überschneidung mit der kostenfreien Open-Source-Lizenz und Mission von WordPress. Mit dem Eintrittspreis von 9 Euro setzen wir auch ein Zeichen für Offenheit.

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