Es war eine nüchterne Bekanntmachung, die das Kulturdezernat am 22. November zur Ratsversammlung einreichte: "Die Ratsversammlung nimmt zur Kenntnis, dass Herr Dr. Arne Ackermann mit Wirkung vom 1. Januar 2013 zur Landeshauptstadt München versetzt wird." Versetzt klingt gut. Der Bursche geht Leipzig nach gerade einmal sechs Jahren schlichtweg verloren.

“Mit Beschluss der Ratsversammlung am 18. Januar 2006 wurden Herrn Dr. Arne Ackermann mit Wirkung vom 1. Mai 2006 die Aufgaben als Leiter der Leipziger Städtischen Bibliotheken übertragen. Herr Dr. Ackermann wurde zunächst als Bibliotheksrat (A 13 BBesG) von der Stadt
Frankfurt am Main nach Leipzig versetzt und auf der Grundlage der Beschlussfassungen der Ratsversammlung unter Beachtung der laufbahnrechtlichen Fristen befördert, zuletzt zum Leitenden Bibliotheksdirektor (A 16 BBesG)”, gab das Kulturdezernat trocken bekannt. “Herr Dr. Ackermann hat sich bei der Landeshauptstadt München als Leiter der Münchner Stadtbibliothek beworben. Der Stadtrat der Landeshauptstadt München hat der Besetzung der vakanten Position mit dem Beamten bereits zugestimmt. Die Landeshauptstadt München und Herr Dr. Ackermann bitten vor diesem Hintergrund um dessen/eine Versetzung mit Wirkung vom 1. Januar 2013. Entsprechend den vorgenannten Anträgen wird Herr Dr. Arne Ackermann zur Landeshauptstadt München versetzt.”

In München wird Ackermann (47) Nachfolger von Amtsinhaber Dr. Werner Schneider, der im November in den Ruhestand ging. Deswegen hatten die Münchner auch schon rechtzeitig ein Bewerbungsverfahren gestartet. Für das “größte kommunale Bibliotheksnetz Deutschlands” wollte man einen der Besten haben.

Der in Slawistik promovierte Arne Ackermann hatte sich in einem mehrstufigen Auswahlverfahren durchgesetzt. Am 27. Juni entschied sich der Münchner Stadtrat für den Bibliothekschef aus Leipzig. Der sich mit seiner Arbeit für die neue Stadtbibliothek augenscheinlich Meriten in ganz Deutschland verdient hat. Die war zwar noch nicht fertig, wurde erst am 27. Oktober endlich eröffnet. Aber dass Ackermann und seine Frauschaft dafür die besten Bibliotheken Europas bereist hatten, sprach sich herum. Alle großstädtischen Bibliotheken stehen vor der Aufgabe, sich immer weiter zu modernisieren und den modernen Leserinteressen und die optimalen Bedingungen zu schaffen.

Arne Ackermann war vor seiner Berufung nach Leipzig von Mitte 2002 bis Mitte 2006 in leitender Funktion in der Stadtbücherei Frankfurt tätig.”Mit Herrn Ackermann haben wir eine Persönlichkeit gewinnen können, bei der die strategische Weiterentwicklung der Münchner Stadtbibliothek in guten Händen ist”, erklärte Münchens Kulturreferent Dr. Hans-Georg Küppers die Wahl. “Sein ausgeprägtes Serviceverständnis, Mut zu Innovationen und ein hoher Qualitätsanspruch zeichnen ihn in seinen bisherigen Tätigkeiten aus. Er ist ein Nachfolger, der nahtlos an die großen Erfolge von Dr. Werner Schneider in den vergangenen beiden Jahrzehnten anknüpfen kann.”

Und Dr. Arne Ackermann freut sich auch: “Es ist schön, die weitere Entwicklung der Münchner Stadtbibliothek mitgestalten zu können. Ich freue mich, die Kolleginnen und Kollegen kennenzulernen, um gemeinsam mit ihnen die Ziele für die Zukunft zu erarbeiten.”

Die Münchner Stadtbibliothek verzeichnete im vergangenen Jahr über 4,5 Millionen Besucherinnen und Besucher. Die Leipziger kommt – im Vergleich – auf rund 900.000.

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Zu Ackermanns Erfolgen gehört nicht nur der nach modernen Gesichtspunkten erfolgte Umbau der Bibliothek am Wilhelm-Leuschner-Platz. Er hinterlässt auch eine belastbare Bibliotheksentwicklungskonzeption bis 2015. Und per Stadtratsbeschluss steigen auch endlich wieder die Erwerbsetats für neue Medien. Ein Thema, um das Ackermann 2006 bei Amtsantritt noch richtig Sorgen hatte. Sorgen, die er aus Frankfurt schon kannte, wo man die Stadtbibliothek auch als Sparmodell entdeckt hatte.

Aber die seltsame Informationsvorlage des Kulturdezernats klingt nicht gerade so, als hätte man jetzt vorgesorgt. Der Münchner Stadtratsbeschluss liegt seit Juni vor. Ist die Stelle überhaupt schon ausgeschrieben? – Unter den Stellenausschreibungen der Stadt findet man zwar die Stelle eines/einer Amtsleiter/-in Stadtkasse. Die Amtsleitung für die Städtischen Bibliotheken scheint ab 1. Januar nun freilich vakant.

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