Die Welt ändert sich. Und am aufgeschlossensten für neue Entwicklungen sind natürlich junge Leute. Sie gehen mit neuen Techniken und Informationsangeboten lockerer um als Ältere. Und wer ihre Nutzungsgewohnheiten abfragt, der kann so eine Ahnung bekommen, wie die Medienwelt der nahen Zukunft aussehen könnte.

In der jüngsten Leipziger Jugendstudie wurde auch nach der Mediennutzung der Leipziger Jugendlichen gefragt. Und zwar nicht nur nach den genutzten Medien, sondern auch der Nutzungshäufigkeit und dem Einfluss auf Bildung und Karrierechancen.

Aber das mit den Medien ist schon ein markantes Bild, auch wenn es nicht allzu sehr verblüfft.

Denn dass die 12- bis 19-Jährigen eher nicht auf Zeitungen und Zeitschriften stehen, das hat sich ja herumgesprochen. Wo noch die Elterngeneration mit allerlei peppigen Jugendmagazinen aufwuchs, spielt im Leben der Leipziger Schüler logischerweise Elektronik die Hauptrolle, möglichst mobile.

Internet (100 %) und Handy bzw. Smartphone (99 %) gehören praktisch zum Alltag der älteren Schüler. Dort sind sie täglich zu über 60 % mindestens 2 Stunden zugange, eher 4 Stunden und noch mehr. Unübersehbar haben sich diese Geräte zu den grundlegenden Kommunikationsmitteln entwickelt, die nebenbei auch noch informieren, Musik und Videos bieten, Spiele wohl auch.

Wobei da so eine kleine Überraschung ist: Online-Spiele sind nur für 35 % der Befragten das tägliche Vergnügen. Damit kommt dieses Hobby deutlich hinter so klassischen Vergnügen wie CD-, MP3- oder Schallplatten-Hören, was für 57 % der jungen Leute tägliches Vergnügen ist. Aber deutlich vor dem mittlerweile in den Rang eines „Alten Mediums“ abgerutschten Radiohören (27 Prozent) und in etwa gleichauf mit dem Berieselungsmedium Fernsehen – 54 % der jungen Leute tun sich das noch täglich an, was natürlich verblüfft. Da hätte man mehr erwartet. Aber eine mögliche Erklärung: Die meisten Bewegtbilder holen sich junge Leute heutzutage aufs Smartphone. 7 % verzichten schon gänzlich auf das TV in ihrem Leben.

Wobei auffällt: Die Mediennutzung der jungen Leute differenziert sich immer mehr. 24 % haben auch mit Computer- und Online-Spielen nichts am Hut. 19 % kommen gar nicht auf den Gedanken, das Radio anzuschalten.

Was immerhin eine Größe ist, denn der Anteil von jungen Leuten, die keine Bücher lesen, liegt mit 17 % sogar niedriger. Was ja in Zeiten der Buchmesse eine gute Nachricht ist. Denn ganz und gar mit Elektronik allein wollen auch Leipzigs Jugendliche ihren Alltag nicht gestalten. Möglich, dass die Verlage einfach auch nur mit kluger Wahl und guten Autoren immer wieder neue Neugier aufs Buch erzeugen.

Die meisten jungen Leute lesen zwar seltener – so in der Spanne von selten bis mehrmals pro Woche (insgesamt 62 %), aber 20 % sind echte Vielleser und beschäftigen sich jeden Tag – teilweise viele Stunden lang – mit Büchern.

Weniger glücklich dürften die Produzenten von Zeitschriften sein, denn 31 % der jungen Leute (noch in den 1980er Jahren undenkbar) lesen niemals eine Zeitschrift – also auch keins der extra für junge Leute produzierten Hefte. Und auch sonst tun das 40 % eher selten. Der jugendliche Zeitschriften- und Magazine-Leser ist quasi am Verschwinden. Nur noch eine winzige Gruppe von 4 % blättert jeden Tag durch bunte Hefte.

Bei Zeitungen besteht diese Restgruppe auch nur noch aus 4 %. 45 % der Jugendlichen lesen niemals Zeitungen, 31 % geben „seltener“ an.

Was zwar tragisch ist (aber eine jugendgerechte Zeitung haben wir wirklich ewig nicht gesehen), aber kein Informationsverlust. Denn die täglichen Kosthappen an Information, die sich die Alten aus dem Fernsehen holen, bekommen die jungen Leute ja übers Mobilgerät. Sofern sie der ganze Kladderadatsch noch interessiert.

Die „Alten Medien“ sind also bei Jugendlichen so ziemlich out, nur zwischen 8 bis 14 % zeigen sich da noch als Vielnutzer. Es gibt zwar leichte Nutzungsunterschiede bei Schülern verschiedener Schultypen, aber nicht so gravierend, dass man über das genutzte Medium auf Schultyp oder Lernprobleme schließen könnte.

Und auch das tröstet: Vielnutzer all der zeitverschlingenden Medienangebote haben keine schlechtere Zukunftserwartungen als Wenignutzer. Die flippige Technik lenkt zwar ab, macht aber augenscheinlich nicht dumm.

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