Markkleeberg schon 825 Jahre alt? Oioioi, da wurde man als Leipziger doch aufmerksam, als die Stadt am Montag, 29. Juni, die Einladung zur Festwoche "825 Jahre Ersterwähnung Markkleeberg" verschickte. Denn offiziell ist die Stadt im Leipziger Süden erst 1934 gegründet worden. Damals als Zusammenschluss der Orte Oetzsch-Markkleeberg und Gautzsch. Und - das darf man nicht vergessen - auch als Reaktion auf den zunehmend spürbarer werdenden Eingemeindungsdruck der großen Stadt Leipzig.

Die hatte – auch mit der Eingemeindung von Abtnaundorf, Knautkleeberg, Schönau und Thekla im Jahr 1930 ihre Bevölkerungszahl auf 718.200 hochgeschraubt. Die nächsten Eingemeindungen waren schon in Verhandlung und mit Knauthain und Lauer, die beide 1936 nach Leipzig eingemeindet wurden, kamen die Einschläge den stolzen Dörfern im Leipziger Süden immer näher.

Die einzige Chance zu vermeiden, in den nächsten Jahren einzeln von der wachsenden Großstadt vereinnahmt zu werden, bestand darin, sich zusammen zu tun und gemeinsam eine eigene Stadt zu gründen. Die Tendenzen dazu hatte es schon vorher gegeben. 1915 hatte sich Oetzsch (das zuvor schon Raschwitz aufgenommen hatte) mit dem alten Markkleeberg zusammengetan, dem, das jetzt mit seinem 825. Geburtstag auftaucht. Zusammen hatten sie 6.800 Einwohner, also rund ein Drittel der Stadtbewohner, die 1934 gezählt wurden.

Der Rest kam dann mit dem wesentlich größeren Gautzsch dazu. Und wäre die Fusion nicht in der NS-Zeit erfolgt, hätte wohl auch Gautzsch den Stadtnamen ergeben. Doch der Name stammt aus dem Slawischen. Das wollten die damaligen Machthaber nicht und wählten lieber den Namen des kleineren, von deutschen Siedlern gegründeten Markkleeberg. Im Namen steckt die Ritterfamilie von Cleberg, die damals in der Region heimisch war.

Doppeltes Pech für die Große Kreisstadt am See: Gautzsch ist urkundlich noch viel länger belegt. 961 taucht es auf als Erwähnung in einem Unterstellungsverhältnis zum Burgward Zwenkau. Hieße die Große Kreisstadt Gautzsch, könnte sie munter immer 54 Jahre vor Leipzig ihre jeweiligen Feste zur Ersterwähnung feiern. Das wäre frech und wohl auch schön. Vor allem auch, weil dann die Straßenbahn Linie 9, wie es sich gehörte, nach Gautzsch fahren würde und nicht in ein diffuses Markkleeberg-West. Das Rathaus von Markkleeberg steht übrigens in Oetzsch.

Tatsächlich ins alte Markkleeberg fährt die Straßenbahn Linie 11. Schloss, Torhaus und Auenkirche gehören zum alten Markkleeberg. Und deshalb steht das Schloss auch im Mittelpunkt der Festwoche zur 825-jährigen Ersterwähnung Markkleebergs.

Das Festprogramm

4. Juli, 18 Uhr: Sommernachtsball im Schlosspark Markkleeberg

6. Juli, 19 Uhr: Vortrag “…aus Markkleebergs Vergangenheit” im Schloss Markkleeberg

10. Juli, 18 Uhr: Rundgang in Alt-Markkleeberg mit Kirchenführung, Treffpunkt vorm Torhaus Markkleeberg

11. Juli, 19 Uhr: Musik in der Auenkirche, Leitung Susanne Blache

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Ralf Julke über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar