Einige Verleger aus der Leipziger Vergangenheit werden immer wieder erwähnt als Beleg dafür, was für eine Buchstadt doch Leipzig einmal war. Andere werden kaum genannt, selbst wenn sie zu ihrer Zeit auf ihrem Gebiet Rang und Namen hatten. Dazu gehört auch Otto Spamer, der den Kindern seiner Zeit ein Begriff war, denn ihre reich bebilderten Sachbücher kamen aus seiner „Bücherfabrik“. Die Leipziger Buchwissenschaftler widmen dem Mann deshalb im Schulmuseum eine eigene Ausstellung.

Am Donnerstag, 6. Februar, um 17 Uhr eröffnet im Leipziger Schulmuseum die neue Sonderausstellung „Otto Spamers Bücherfabrik | Sachbuchwelten für die Jugend“. Wer sich einstimmen will, kann vorher ja mal einen Abstecher machen zur Littstraße 7–9. Da gibt es noch eine Erinnerung an Otto Spamer, nämlich den von ihm 1873–1878 erbauten Spamers Hof, der zwar bei Fertigstellung dem Verlag ein repräsentatives Zuhause gab, 20 Jahre später aber schon zu klein war, sodass der Verlag in den Täubchenweg umzog.

Aber die Ausstellung würdigt ja Otto Spamer auch als Jubilar, denn am 29. August 1820 wurde er in Darmstadt geboren. Am 27. November 1886 starb er in Leipzig. Wo er beerdigt wurde, verrät freilich nicht mal die Allgemeine Deutsche Biografie.

Otto Spamer war ein wichtiger Leipziger Verleger und ein Wegbereiter des modernen Sachbuchs für Kinder und Jugendliche, stellen die Ausstellungsmacher fest. Bis zum 4. September stellt die Ausstellung den Unternehmer und sein Wirken anlässlich seines 200. Geburtstages vor. Sie ist eine Kooperation der Buchwissenschaft mit der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig und gehört zum Jahr der Industriekultur in Sachsen.

Ein Erfinder des modernen Sachbuchs für junge Leute

Die Ausstellung legt den Schwerpunkt auf Spamers beliebte Sachbücher für Kinder und Jugendliche. In ihnen geht es um Luftschiffe, Tiefseetaucher, ferne Inseln, Vulkane, Kängurus, Nordlichter, Puppenspiele, Backanleitungen und vieles mehr. Von den Titeln verkaufte der Verlag Auflagen in Millionenhöhe.

Das Besondere der Spamer-Bücher: Der Text wird von vielen, teils farbigen Abbildungen begleitet. Außerdem beeindrucken die Aktualität und Bandbreite der behandelten Themen. Damit gelang dem Verleger eine neuartige, anschauliche Art der Wissensvermittlung. „Sie machte ihn zu einem der Erfinder des modernen Sachbuchs für Kinder und Jugendliche“, so Wiebke Helm, Kuratorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät.

Heute ist kaum noch bekannt, dass die Firma von Otto Spamer zu den wichtigsten Verlagen im Kaiserreich zählte. Sie unterhielt europaweit Geschäftsverbindungen. Zum Unternehmen gehörten eine Buchbinderei, eine Druckerei und grafische Werkstätten. Spamer nutzte technische Innovationen, um Bücher massenhaft herzustellen. In der Ausstellung können die Besucher einen Blick in den Verlag werfen und die Arbeitsschritte bis zum fertigen Buch interaktiv kennenlernen.

Otto Spamer (1820–1886)

2020 jährt sich der 200. Geburtstag von Otto Spamer. Der Buchhändler und Verleger wurde in Darmstadt geboren. Er absolvierte eine Ausbildung zum Buchhändler. Nach verschiedenen Stationen machte er sich in Leipzig selbstständig. Im März 1847 gründete er die Verlagsbuchhandlung Otto Spamer, die er bis zu seinem Tod führte.

Spamer entwickelte ein Gespür für Trends und die ansprechende Präsentation von Wissen. So verlegte er bald mit großem Erfolg und seine Firma konnte wachsen. Davon zeugt das noch heute erhaltene Unternehmensgebäude Spamers Hof in der Leipziger Littstraße.

Am 6. Februar beginnt die Ausstellung „Otto Spamers Bücherfabrik | Sachbuchwelten für die Jugend“ im Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig. Den Auftakt bildet eine Vernissage.

Die Ausstellung öffnet bis zum 4. September 2020 ihre Türen für Besucher. Sie richtet sich insbesondere an Kinder und Familien sowie Buchinteressierte und wird von einem vielfältigen Rahmenprogramm begleitet. Im Mittelpunkt stehen Sachbücher für Kinder und Jugendliche aus dem Verlag von Otto Spamer. Noch heute beeindrucken sie durch ihre vielen Illustrationen zu allen möglichen Themen.

Otto Spamer war in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine Schlüsselfigur der Buchstadt Leipzig. Die Ausstellung stellt den Verleger vor, gibt Einblicke in die Verlagsgeschichte und zeigt Bestseller und Fundstücke aus Archiven.

Den Rundgang des jungen Publikums begleitet der Laufbursche August. Die etwa 13-jährige Figur schuf der Leipziger Illustrator Felix Hille. „Sie beruht auf einem Botenjungen, der seinerzeit tatsächlich für Spamer arbeitete“, so Patricia Blume, Kuratorin und Buchwissenschaftlerin.

Zur Ausstellung gehört ein Kreativ-Bereich. Hier können junge Besucherinnen und Besucher aktiv werden. Außerdem wird für Kinder und Jugendliche sowohl im Winter als auch im Sommer ein Ferienprogramm angeboten.

Während der Leipziger Buchmesse gibt es eine Mitmachlesung und eine Familienführung. Zur Museumsnacht stehen Werkstattgespräche mit einer Leipziger Illustratorin auf dem Programm. Die Abschlussveranstaltung findet anlässlich des 200. Verlegergeburtstages während der Tage der Industriekultur am 3. September statt.

Die Ausstellung gehört zum Programm des Jahres der Industriekultur 2020 in Sachsen. Sie entstand in Zusammenarbeit mit dem Schulmuseum – Werkstatt für Schulgeschichte Leipzig. „Wir freuen uns, die Sonderausstellung beherbergen zu dürfen, weil das Thema besonders gut in unsere Präsentation von Schulgeschichte passt“, so der Leiter des Schulmuseums, Dr. Thomas Töpfer.

Die Ausstellung wird gefördert vom Dezernat Kultur der Stadt Leipzig und von der Gesellschaft der Freunde und Förderer der Buchwissenschaft Leipzig. Patricia F. Blume und Wiebke Helm haben sie kuratiert. Das Projekt ist eine Kooperation der Buchwissenschaft und der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig. Die Ausstellung entstand gemeinsam mit Studierenden der Buchwissenschaft.

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