Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Heute geht es um ein Gotteshaus in Brandis östlich von Leipzig. Die Stadtkirche zu Brandis ist das Kirchengebäude der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Brandis bei Leipzig im Landkreis Leipzig.

Das Gotteshaus war ursprünglich eine romanische Chorturmkirche, deren Chor Ende des 15. Jahrhunderts erweitert wurde. Seit 1529 ist es evangelisch-lutherisch. 1570 wurden die Brauthalle und die Sakristei angebaut. Das Kirchenschiff der Saalkirche ist flach gedeckt, die Turmhalle ist kreuzgratgewölbt, der Chor hat ein Netzgewölbe.

Die urkundliche Ersterwähnung der Kirche von Brandis stammt aus dem Jahr 1121. Aus romanischer Zeit stammen noch Mauerwerksreste des Längsschiffes und die Turmvierung. Romanische Putzreste sind an der östlichen Turmseite im Dachstuhlbereich zu finden; ein kleines romanisches Fenster an der Südseite des Längsschiffes wurde bei der Kirchensanierung nach 1961 freigelegt.

Altarraum und Sakristei stammen aus spätgotischer Zeit, etwa aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. An der Nordseite des Altarraumes ist ein Sakramentshäuschen, daneben ein Epitaph mit dem Bildnis eines Kindes im geistlichen Gewand, wohl Wolf Ditterich von Korbitz.

Das Querschiff an der Südseite des Turmes stammt aus dem 16. Jahrhundert. Unter dem Anbau liegt die verschlossene Patronatsgruft. An der Ostseite dieses jüngsten Anbaues (Brauthalle) findet sich ein Epitaph für eine böhmische Exulantin, die 1681 in Brandis verstarb.

Blick zu Empore und Orgel (Ghostwriter123, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58571787)
Blick zu Empore und Orgel (Ghostwriter123, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58571787)

1637 und 1696 erlebte Brandis zwei große Stadtbrände. 1633 starben 325 Personen an der Pest. Etwa im Jahr 1700 erfolgte die Neuausstattung des Kircheninneren mit Altar, Kanzel, Patronatsloge und Orgel, hauptsächlich durch Stiftungen des Patronatsherren Krafft Burchhard von Bodenhausen.

1732 wurde die Kirche barockisiert: Auf dem Turmquader entstand ein Oktogon (achteckiger Turmabschnitt) mit Welscher Haube, Turmkugel und Wetterfahne. 1741 wurde in den Kirchturm eine Uhr eingebaut, die inzwischen elektrisch betrieben wird. Der Taufstein stammt aus dem Jahr 1886.

Die Jahreszahlen der wichtigsten Bau- und Erhaltungsmaßnahmen an und in der Kirche Brandis sind: 1927 Einbau der Gasheizung, 1961–1967 Außenrenovierung, 1962 Restauration der Orgel, 1967–1971 Innenrenovierung, 1984 Elektrifizierung des Geläutes, 1992–1993 Turmsanierung, 1994–1996 Dachstuhlsanierung und Neueindeckung sowie 1997–1999 Außensanierung.

Im Jahr 2020 begann die Innensanierung; die letzte Auffrischung war zwischen 1967 und 1971. Die Beleuchtung, die Lautsprecheranlage und ein Teil der Elektrik wurden erneuert, die Heizung erweitert sowie die Innen- und Außentüren repariert. Wände, Empore und Bänke wurden neu gestrichen. Die Gesamtkosten betrugen mehr als 400.000 Euro.

Altar (Ghostwriter123, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58571791)
Altar (Ghostwriter123, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58571791)

Am Ostersonntag, 4. April 2021, wurde die Innensanierung mit der Wiederweihe der Kirche offiziell abgeschlossen. Die dortige Fotoausstellung „Gesichter und Geschichte(n)“ war Auftakt der kirchlichen Veranstaltungen zur 900-Jahr-Feier der Stadt Brandis (Jubiläum am 5. Juni 2021). 2023 wurde die Außensanierung abgeschlossen.

Orgel

1705 baute der fast 80-jährige Orgelbaumeister Christoph Donat aus Leipzig eine Orgel für die Brandiser Kirche. Sie hat zwei Manuale, Pedal und 16 Register. Das Instrument hat musikhistorisch einen besonderen Wert, da es den Übergang vom Frühbarock zum Hochbarock belegt und die älteste zweimanualige Orgel mit Zwillings-Windlade in Sachsen ist.

Im Laufe der vergangenen 300 Jahre gab es mehrfach Veränderungen und Reparaturen der Orgel. 1962 gab es die vorletzte größere Reparatur, die Leipzigs Orgelbaumeister Hermann Lahmann vornahm. Dabei wurde das Pedalwerk hinter die Orgel versetzt.

Etwa die Hälfte der ursprünglichen Orgel von Christoph Donat ist erhalten und wurde bei der Restaurierung von Orgelbaumeister Georg Wünning aus Großolbersdorf von 2006 bis 2007 überarbeitet, repariert und teilweise ergänzt. Die Balganlage auf dem Kirchenboden zur Windversorgung wurde im gleichen Zeitraum instand gesetzt.

Orgel (Ghostwriter123, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58570360)
Orgel (Ghostwriter123, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=58570360)

Um den vollen Klang der Orgel wiederherzustellen, wurden außer den neun originalen Registern von Donat auch fünf Register aus der Zeit von Lahmann wieder eingebaut. Die Wiederweihe erfolgte am zweiten Advent 2007 mit Festgottesdienst und Orgelkonzert. Die gegenwärtige Disposition ist das Ergebnis zahlreicher Umdisponierungen. Es ist noch etwa die Hälfte des Pfeifenwerks von Donat erhalten, die Stimmtonhöhe ist gis¹ (448 Hz).

Jetzt wurde damit begonnen, die Versetzung des Pedalwerks von 1962 rückgängig zu machen und den vorigen Zustand wiederherzustellen.

Geläut

Das Geläut besteht aus drei Bronze-Glocken: sie wurden in den Jahren 1483 (Schlagton h´), 1785 und 1927 gegossen. Die beiden letztgenannten wurden 1955 umgegossen, da die große Glocke einen Sprung hatte und die mittlere klanglich verändert werden sollte. Ihren Umguss realisierte die Glockengießer-Familie Schilling aus Apolda – sie erklingen seitdem mit den Schlagtönen fis′ und a′.

Kirchenchor Brandis

Im Jahr 1884 wurde der Kirchenchor Brandis gegründet – er begeht jetzt mit einem Festkonzert und einer Festschrift sein 140-jähriges Jubiläum.

Koordinaten: 51° 20′ 4″ N, 12° 36′ 36,7″ O

Stadtkirche Brandis auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Stadtkirche_Brandis

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