Kirchenbauwerke gehören zu vielen Ortschaften. Sie sind bekannt als Wahrzeichen, Ortsmittelpunkt oder Orientierungsmarke. Die Gotteshäuser haben architektonisch, kunsthistorisch und regionalgeschichtlich vielfältige Bedeutung. Heute geht es um ein Gotteshaus am südöstlichen Stadtrand von Leipzig. Die Kirche Holzhausen ist das Kirchengebäude der Evangelisch-Lutherischen Landeskirche Sachsens in Holzhausen, dem Stadtteil am südöstlichen Stadtrand von Leipzig.

Sie steht direkt auf Holzhausens Hauptstraße – diese schlängelt sich beidseitig mit je einer Fahrspur am quer zur Fahrtrichtung erbauten Gotteshaus vorbei. Das Gotteshaus steht unter Denkmalschutz.

Geschichte

Die erste urkundliche Erwähnung Holzhausens stammt aus dem Jahr 1289. Was für einen Sakralbau es damals gab, ist nicht überliefert.

In Leipzig fiel die Kirchgemeinde in den Jahren 1529 bis 1539 auf, weil zahlreiche Bürger Leipzigs immer wieder sonntags nach Holzhausen unterwegs waren. Sie gingen zu den dortigen evangelischen Gottesdiensten. Grund dafür war: Holzhausen und Zuckelhausen zählten damals zum Amtsbezirk Grimma und damit zum Kurfürstentum Sachsen, wo die Reformation seit Ende der 1520er Jahre galt.

Der Prediger Stephan Schönbach – aus Leipzig vertrieben, weil er dort Luthers Wort verkündet hatte – soll dort als erster evangelischer Pfarrer in Holzhausen angestellt gewesen sein. Doch 1540 wurde Holzhausen wieder Filialkirche von Probstheida – es mangelte am Geld für den eigenen Pfarrer. 1916 wurde Holzhausen mit der Filiale Zuckelhausen zur eigenen Pfarrstelle.

Das kriegsbeschädigte Gotteshaus im Jahr 1815. Historische Abbildung: J. J. Wagner, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72626810
Kriegsbeschädigtes Gotteshaus im Jahr 1815. Historische Abbildung: J. J. Wagner, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=72626810

Bauwerk und Ausstattung

Die Kirche ist als rechteckiges Langhaus mit Satteldach sowie quadratischem Westturm mit Zwiebelhaube und Laterne gestaltet. 1677 gab es einige kleinere Umbauten. 1768 erfolgte ein großer Umbau, bei dem wohl nur wenig fehlte, um vom Neubau der „zu enge gewordenen“, ursprünglichen Kirche sprechen zu können.

In den Kämpfen der Völkerschlacht wurde die Kirche Holzhausen 1813 ein Opfer des Kriegsgeschehens und brannte bis auf die Grundmauern nieder. Die Kirchgemeinde baute die Kirche neu auf und weihte sie zum Erntedankfest 1818, aus Kostengründen ohne Kirchturm. Knapp 40 Jahre später – am ersten Advent 1857 – wurde der Turm vollendet und 2013 saniert.

Der Innenraum der Saalkirche ist in Weiß, Rosé, Apfelgrün und Gold klassizistisch gestaltet und neugotisch ausgestattet, es gibt eine dreiseitige Empore. Die Kirchenfenster entwarf Professor Schulze aus Leipzig, sie wurden 1913 von der Firma Stockinger angefertigt.

Ein Torbogen vor der Südseite der Kirche erinnert an das ursprüngliche Dreier-Ensemble von Kirche, Friedhof und Kirchschule – er trägt seit 1954 eine Gedenktafel an die Völkerschlacht. Der Torbogen wurde nach Weihnachten 2004 Opfer eines Sturmes und 2005 originalgetreu wiederaufgebaut.

Torbogen vor der Kirche. Foto: Colomen, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68106210
Der Torbogen vor der Kirche. Foto: Colomen, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68106210

Orgel

Die Orgel schuf 1831 Orgelbaumeister Johann Carl Friedrich Lochmann (1779–1838) aus Delitzsch. Das Instrument hat ein Manual, Pedal und zwölf Register.

1958 wurde es von Hermann Lahmann aus Leipzig generalüberholt und 2005/2006 von Restaurator Volker Wiesner aus Holzhausen restauriert.

Geläut

Das Glockengeläut besteht seit dem 20. Oktober 2013 wieder aus drei Bronze-Kirchenglocken. Die älteste mit dem Ton c″ +7 schuf Johann Carl Berger (1777–1821) aus Leipzig 1819; die beiden anderen mit den Tönen f′ +8 und a′ +4 goss Peter Grassmayr aus Innsbruck 2013.

Die Glocke von 1819 soll laut Überlieferung aus einer nach der Völkerschlacht gefundenen Kanone als kleinste von drei Glocken für Holzhausen gegossen worden sein.

Die beiden größeren Bronze-Glocken mussten als sogenannte „Metallspende des deutschen Volkes“ in den beiden Weltkriegen als Rohstoff für Rüstungszwecke abgegeben werden. Nach dem Ersten Weltkrieg kehrten sie unversehrt in den Kirchturm zurück, doch dem Zweiten Weltkrieg fielen sie zum Opfer.

Eine Gedenktafel an die Völkerschlacht. Foto: Colomen, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68106212
Gedenktafel an die Völkerschlacht. Foto: Colomen, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=68106212

1957 wurden zum 100. Turmbau-Jubiläum von Schilling & Lattermann zwei Ersatzglocken gegossen, wegen Materialmangels waren es Eisenhartgussglocken. 2013 wurden der Glockenstuhl sowie die Uhr- und Glockenstube saniert.

Kirchgemeinde

Das Gotteshaus wurde 1393 zur Filialkirche von Wachau; von 1500 bis 1529 war es Filialkirche der Kirche Probstheida und gehörte von 1540 bis 1916 erneut zur Kirche Probstheida. Sie war eigenständige Pfarrkirche von 1529 bis 1540 sowie von 1916 bis 2001 als Kirchgemeinde Holzhausen.

Bis Ende 2020 bestand ein sogenanntes Schwesterkirchverhältnis mit Probstheida-Störmthal-Wachau. Die Kirche Zuckelhausen ist Filialkirche der Kirche Holzhausen von 1529 bis 1540 gewesen sowie erneut seit 1916.

Seit 1. Januar 2021 gehört die Kirche Holzhausen zum Alesius-Kirchspiel Leipzig.

Koordinaten: 51° 18′ 32,1″ N, 12° 27′ 53,5″ O

Kirche Holzhausen auf Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Kirche_Holzhausen_(Leipzig)

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