So viele Demonstrationen an einem Wochenende gab es schon lange nicht mehr: Klimakrise, Wohnen, Ukrainekrieg, Feminismus und Kapitalismus gehören zu den Themen. Vor allem eine anarchistische Demo am Sonntagabend könnte Konfliktpotential bieten. Außerdem: Der Wohnraum für privat untergebrachte Geflüchtete aus der Ukraine wird offenbar knapp und etwa 2.500 Beschäftigte in Gesundheitsbereichen in Leipzig sind ungeimpft. Die LZ fasst zusammen, was am Freitag, dem 29. April 2022, in Leipzig, Sachsen und darüber hinaus wichtig war.

Leipzig steht nach längerer Zeit mal wieder vor einem größeren Demowochenende. Insgesamt mindestens ein Dutzend Versammlungen sind für Samstag und Sonntag angekündigt – davon fünf am Samstag und sieben am Sonntag.

Start ist um 8 Uhr

Am Samstag geht es schon früh los. Das Bündnis „Leipzig fürs Klima“ ist ab 8 Uhr an der Sachsenbrücke im Clara-Zetkin-Park am Start und der Verein „Superblocks Leipzig“ beginnt um 9.30 Uhr in der Hildegardstraße im Leipziger Osten. Er möchte dort seine Arbeit vorstellen und das Konzept der Superblocks – kurz gesagt: verkehrsberuhigte Wohngebiete – vorstellen.

Der erste von zwei Aufzügen startet um 10 Uhr am Südplatz. Von dort aus möchte das „Bündnis für Selbstbestimmung“ gegen radikale Abtreibungsgegner/-innen zu Felde ziehen. Ziel ist das Salzgässchen. Dort, genauer in der Alten Börse am Naschmarkt, findet von 13 bis 17 Uhr eine Fachtagung des „Bundesverband Lebensrecht“ statt.

Anfang der Woche hatten mehrere Organisationen – darunter das Conne Island, die Frauenkultur und die feministische Bibliothek MONAliesA – einen Offenen Brief an die Alte Börse gerichtet und gefordert, Abtreibungsgegner/-innen „keine Plattform“ zu bieten. Am späten Donnerstagabend folgte dann ein Text auf Indymedia, wonach die Alte Börse großflächig mit roter Farbe besprüht worden sei.

Ukrainekrieg und linke Konkurrenz

Ein weiterer Aufzug am Samstag widmet sich erneut dem Ukrainekrieg. 14 Uhr ist Start auf dem Augustusplatz, wo die Demonstration gegen 17 Uhr auch wieder enden soll. Das Motto lautet: „Runter von der Bremse! Für eine konsequente Unterstützung der Ukraine!“

Der Sonntag, also der 1. Mai, steht dann ganz im Zeichen von Versammlungen, in denen es sich um Themen wie Arbeit und Kapitalismus dreht. Unter anderem die Linkspartei und der DGB rufen zu Versammlungen auf. Beides gegen Mittag.

Ab 15 Uhr konkurrieren dann zwei linke Bündnisse um die Gunst der Interessierten. Während die „Rote Wende“ vom Markt in den Clara-Zetkin-Platz laufen möchte, plant unter anderem das „Solidaritätsbündnis“ einen Aufzug vom Südplatz ins Rabet. Ab 18 Uhr ist zudem noch eine anarchistische Demonstration geplant.

90 Prozent der Ukrainer/-innen privat untergebracht

Unterdessen droht sich die Situation der ukrainischen Geflüchteten zu verschlechtern. Nach mehreren Wochen, in denen es in Sachen Unterbringung eher ruhig geworden war, deuten sich nun Engpässe an. Laut einem LVZ-Artikel von heute sind bislang bis zu 10.000 Menschen aus der Ukraine in Leipzig untergekommen – rund 90 Prozent von ihnen privat.

Mittlerweile neigen sich die Angebote für private Unterbringungen jedoch dem Ende entgegen. Zudem wohnen viele Ukrainer/-innen nun schon seit vielen Wochen – teilweise seit zwei Monaten – in privaten Wohnungen. Vielerorts dürften in so langer Zeit auch Konflikte entstanden sein. Der Bedarf an eigenem Wohnraum für ukrainische Geflüchtete dürfte in den kommenden Wochen also deutlich ansteigen.

Neuigkeiten gibt es auch von einem anderen großen Thema: Coronakrise. Der MDR hat in sächsischen Landkreisen eine Umfrage durchgeführt, wie viele Beschäftigte im Gesundheitswesen noch ungeimpft sind. Von 277.000 Beschäftigten wurden 23.497 als ungeimpft gemeldet, also weniger als zehn Prozent. Allerdings könnte die Zahl noch steigen. In Dresden sind es mit knapp 5.000 etwa doppelt so viele wie in Leipzig mit etwa 2.500 Personen.

Holocaust-Gedenken, Marktschreier und Polizeieinsatz

Worüber die LZ heute berichtet hat: über den Holocaust-Gedenktag, der unter anderem in Leipzig gestern mit einer Demonstration in die Innenstadt stattfand, über die geplante Umgestaltung der Merseburger Straße in drei bis vier Jahren und über einen Bildungskongress, der nächste Woche in Halle und Leipzig stattfinden soll.

Was heute außerdem wichtig war: Boris Becker wurde in London zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, das Redaktionsnetzwerk Deutschland berichtet über #MeToo in der Bundestagsfraktion der Linkspartei und vor dem Völkerschlachtdenkmal waren wieder einmal die „Marktschreier“ zu Gast.

Markt am Völki. Foto: LZ

Was am Wochenende passieren wird: Die Polizei bereitet sich anlässlich zahlreicher Demonstrationen auf einen Großeinsatz vor (siehe oben). Eventuell könnte wieder ein Polizeihubschauer die gemütliche Atmosphäre stören.

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