Am heutigen Freitag, 15. Februar, eröffnet im Bachmuseum am Thomaskirchhof die Sonderaustellung „Hof-Compositeur Bach“. Sie entführt in jene Welt, die oft zu verschwinden scheint hinter den großen Kirchenkompositionen des Leipziger Thomaskantors, der sich Zeit seines Lebens auch um den Ehren-Titel eines Hof-Komponisten bewarb. Zeitweilig war er ja selbst als Hofkapellmeister angestellt – in Weimar und Köthen. Und auch seine Hof-Musik begeistert bis heute.

Johann Sebastian Bach legte höchsten Wert auf gute Beziehungen zu Fürsten. Ein Drittel seines Berufslebens wirkte der Komponist an mitteldeutschen Residenzen. Auch als Leipziger Thomaskantor sammelte er höfische Ehrentitel. Eine Sonderausstellung des Bach-Museums Leipzig stellt ab dem 15. Februar Bachs Kompositionen in den Kontext des höfischen Lebens voller Regeln und Zeremonien. Im Zentrum stehen originale Handschriften seiner festlichen und virtuosen Hofmusiken.

Im Zeitalter des Barock war Musik im höfischen Alltag allgegenwärtig – in der Kirchen-, Tafel- und Kammermusik, zu rauschenden Bällen, Maskeraden und Umzügen, im Hoftheater und bei der fürstlichen Jagd. Neben dem tonangebenden Dresdner Hof leisteten sich auch viele kleinere Höfe eigene Hofkapellen, einen Hofkapellmeister sowie einen Hoforganisten. Politisch meist unbedeutend, entfalteten diese Höfe Glanz und Pracht auf dem Gebiet der Kultur.

Johann Sebastian Bachs Biografie spiegelt die Dichte kleiner Residenzen in Mitteldeutschland wider. Er wirkte als Hoforganist und Konzertmeister in Weimar (1708-1717) sowie als Kapellmeister in Köthen (1717–1723). 1729 wurde er zum Sachsen-Weißenfelsischen Hofkapellmeister ernannt, 1736 verlieh ihm schließlich der Dresdner Hof den Titel „Hof-Compositeur“. Doch wie verlief eine fürstliche Festmusik eigentlich? Wer waren Bachs Auftraggeber und welche Pflichten hatte er zu erfüllen?

Video: Youtubechannel des Bach-Archiv Leipzig

Zeit seines Lebens schuf Bach glanzvolle, innovative Kompositionen für Feste, Hofgottesdienste, Empfänge oder zur Tafel, Huldigungsmusiken und Musik für fürstliche Kenner. Die neue Ausstellung „Hof-Compositeur Bach“ präsentiert zahlreiche wertvolle Handschriften dieser Werke und erzählt deren Entstehungsgeschichte, darunter die Brandenburgischen Konzerte, die Messe in h-Moll, die Jagdkantate sowie die erst 2005 vom Bach-Archiv entdeckte Arie Alles mit Gott und nichts ohn’ ihn. Eine Fürstengalerie, Tafelgegenstände und historische Schriften wie das „Mandat wider das unbefugte Trompeten-Blasen“ führen in die Welt des Hofes ein.

Ergänzt wird die Schau durch interaktive Elemente und Klangbeispiele. Kerstin Wiese, Leiterin des Bach-Museums: „Zahlreiche Hörstationen bringen Bachs Musik zum Klingen. Eine Medienstation lädt dazu ein, in Bachs Notenhandschriften zu blättern, seine Aufführungsorte in Weimar und Köthen näher kennenzulernen oder ein amüsantes Quiz zu lösen.“

Die Kabinettausstellung wird bis zum Ende des Bachfestes Leipzig 2019 gezeigt, das vom 14. bis 23. Juni stattfindet und ebenfalls unter dem Motto „Hof-Compositeur Bach“ steht. Bachs Werke für die Höfe werden in vier Reihen präsentiert, die für Bachs Schaffen in Weimar, Köthen, Dresden und Berlin stehen. Eine fünfte Reihe präsentiert Werke höfischer Musiker, die für Bach eine besondere Bedeutung hatten. Es musizieren internationale Gast-Interpreten sowie der Thomanerchor und das Gewandhausorchester zu Leipzig. Der Vorverkauf für das Bachfest Leipzig 2019 läuft.

Kabinettausstellung „Hof-Compositeur Bach“: 15. Februar bis 23. Juni 2019 im Bachmuseum.

Die Ausstellung wird gefördert vom Packard Humanities Institute, Los Altos, Kalifornien.

 

 

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