„Wir schauen auf 20 Jahre Krieg zurück. Auslöser waren die Anschläge von 9/11. Können wir mit dieser Erfahrung so weitermachen oder sind wir endlich in der Lage aus der Geschichte zu lernen?“, fragte sich Yadegar Asisi, als er sein neues Großprojekt im Panometer Leipzig begann. Auch 20 Jahre später erinnert sich jeder, der damals alt genug war, an die Ereignisse des 11. September 2001. Doch ist uns auch gänzlich bewusst, welche weitreichenden Folgen der Schicksalstag mit sich zog und sich nach wie vor auf unsere Gegenwart auswirkt?

Während wir die Nachwirkungen meist nur wie ein entferntes Medienecho wahrnehmen, sind diese für die Opfer der Anschläge und insbesondere der darauffolgenden Kriege nach wie vor bittere Realität. Selten führten Ereignisse eines einzigen Tages zu dermaßen gravierenden Nachwirkungen.

Yadegar Asisis neues Ausstellungsprojekt „New York 9/11“ möchte das politische und
gesellschaftliche Denken und Handeln sowie unsere Wahrnehmung hinterfragen. Es zeigt die häufig vergessene Seite des Leids und führt die langanhaltenden Auswirkungen der Terrorakte vor Augen. Das Projekt wird am 9. April im Panometer Leipzig eröffnet.

Die Ausstellung erstreckt sich über fünf weitläufige Räume im Außenrund des Panometers
und nimmt die Besucher mit auf den Weg durch die vergangenen 20 Jahre. Raumbeherrschende Installationen zeigen die tiefgreifenden Folgen von 9/11 und sollen begreiflich machen, in welcher Konsequenz die Leben abertausender Menschen weltweit nach wie vor von diesem Tag geprägt sind. Die großen, komplexen Themen wie Kriegsführung, Kapitaleinsatz, Flucht und Vertreibung werden dabei genauso sichtbar wie ausgewählte Einzelschicksale.

Kontrolle des Probedrucks des Panoramas NEW YORK 9/11. Foto: Asisi
Kontrolle des Probedrucks des Panoramas NEW YORK 9/11. Foto: Asisi

Im Kontrast hierzu zeigt eine 32 Meter hohe Panorama-Installation das Gebiet rund um das World Trade Center am Morgen des 11. September 2001. Die Ereignisse des Terroranschlags selbst sind nicht zu sehen. Stattdessen befinden sich die Besucher plötzlich inmitten einer bunten, geschäftigen und friedlichen Szenerie: dem Morgen unmittelbar vor den Angriffen.

Ein typischer Herbsttag in Manhattan. Menschen jeglicher Herkunft eilen in ihre Büros, warten vor den Takeaways und strömen in Massen aus den U-Bahn-Ausgängen. Der Himmel ist wolkenlos und klar, Piloten nennen diese Wetterlage „severe clear“, harte Klarheit, mit unendlicher Sicht. Eine idealtypische Großstadtidylle. Nach dem Gang durch die vorherigen Ausstellungsräume ein surrealer Moment – und ein Rückblick auf eine vermeintlich heile Welt.

Und 20 Jahre später steht die Frage: „Sind wir uns der verheerenden Folgen des Anschlags wirklich bewusst?“

Aktuell wird im Panometer Leipzig noch „Carolas Garten – Eine Rückkehr ins Paradies“ gezeigt, das seit Januar 2019 die Besucher in die exotische Makro-Welt des heimatlichen Gartens entführt und noch bis zum 27. März zu sehen sein wird. Bis zum 8. April bleibt das Panometer dann für die Umbaumaßnahmen geschlossen.

Am 9. April wird dann „New York 9/11“ eröffnet.

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