Tasteninstrumente Johann Sebastian Bachs – sind nicht im Original überliefert. Dank einer Schenkung der britischen Unternehmerfamilie Kohn sind die ältesten Abschriften der Suiten nun in Leipzig vereint und erstmals öffentlich zugänglich: Ab heute werden die vier Manuskripte von der Hand des Bach-Schülers Heinrich Nikolaus Gerber in der Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig gezeigt.

Johann Sebastian Bachs (1685–1750) sogenannte „Englische Suiten“ gehören zu den Meisterwerken der späten Weimarer und frühen Köthener Jahre des Komponisten. Den um 1724/1725 von Bachs Privatschüler Heinrich Nikolaus Gerber in Leipzig angefertigten Abschriften von vier der Suiten kommt eine besondere Bedeutung zu: Es handelt sich um die frühesten bekannten Quellen der Kompositionen, die direkt unter den Augen des Thomaskantors entstanden sein müssen.

Handschriften galten als verschollen

Die Handschriften Gerbers galten jahrzehntelang als verschollen. Später befanden sie sich im Privatbesitz des britischen Pharmakologen, Musikers, Bach-Liebhabers und Mäzens Sir Ralph Kohn (1927–2016), der in Leipzig als Kind eines jüdischen-orthodoxen Textil-Kaufmanns geboren wurde. 1933 musste Ralph Kohn mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten aus Leipzig fliehen, blieb seiner Geburtsstadt und ihrer reichen Musiktradition jedoch zeit seines Lebens emotional verbunden.

Am Donnerstag, dem 1. Februar, präsentierte der Direktor des Bach-Archivs Leipzig, Prof. Dr. Dr. h. c. Peter Wollny, die vier Quellen erstmals der im Rahmen eines Pressetermins der Öffentlichkeit.

„Sir Ralph Kohn war Gründungsmitglied des Kuratoriums der Stiftung Bach-Archiv Leipzig und hatte diesem 2011 zwei der Abschriften übertragen. In diesem Jahr erhielten wir von seiner Tochter Michelle Kohn die beiden anderen zum Geschenk“, berichtet Prof. Dr. Peter Wollny. „Ich bin der Familie Kohn zutiefst dankbar, dass wir so die Möglichkeit haben, diese vier bedeutsamen Quellen erstmals und vereint öffentlich in der Schatzkammer des Bach-Museums Leipzig zeigen zu können.“

Bach und das Bach-Archiv

Das Bach-Archiv Leipzig versteht sich als musikalisches Kompetenzzentrum am Hauptwirkungsort Johann Sebastian Bachs. Sein Zweck ist, Leben, Werk und Wirkungsgeschichte des Komponisten und der weit verzweigten Musikerfamilie Bach zu erforschen, sein Erbe zu bewahren und als Bildungsgut zu vermitteln.

Im Bewusstsein der Bedeutung Bachs erfüllt es im historischen Bosehaus am Thomaskirchhof einen umfassenden und vielfältigen Auftrag für eine breite internationale Öffentlichkeit. Zugleich leistet es damit einen Beitrag zur Profilierung der Musikstadt Leipzig, deren kulturelle Identität der Name Bach maßgeblich prägt.

Das Bach-Archiv ist Mitglied der Konferenz Nationaler Kultureinrichtungen und gehört zu Deutschlands „Kulturellen Leuchttürmen“. Es zählt laut einer von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien erstellten Studie zu den „wichtigsten gesamtstaatlich bedeutsamen Kultureinrichtungen“ in den neuen Bundesländern.

Ab dem heutigen 2. Februar werden die „Englische Suiten“ in der Schatzkammer des Bach-Museums ausgestellt.

Empfohlen auf LZ

So können Sie die Berichterstattung der Leipziger Zeitung unterstützen:

Redaktion über einen freien Förderbetrag senden.
oder

Keine Kommentare bisher

Schreiben Sie einen Kommentar